Ziele

Auf Kurs

Es ist vollbracht.

Im Januar 2018 betrat ich den hiesigen Kaeseladen.
Mein erster Impuls: „Ich will ALLE Kaesesorten essen!!!“
Mein zweiter Impuls: „Wie kann ich dieses Ziel tatsaechlich erreichen und wie werde ich wissen, dass ich es erreicht habe?“
Mein dritter Impuls: „Ich fuehre eine alphabetische Liste der Kaesesorten, die ich in diesem Laden gekauft und dann verkoestigt habe. Mit einer kurzen Bemerkung, wie sie mir gefallen haben, damit ich weiss ob ich sie im Angebot wieder kaufen sollte. Damit ich nicht im Schuldturm ende, ist mein woechentlichs Kaesebudget mein errechneter Brutto-Stundenlohn.“

26 Monate spaeter.

Ich bin auf Reihe, habe das letzte Stueck Kaese erworben, das noch nicht in meiner Liste aufgefuehrt war. Jetzt umfasst diese Liste 315 alphabetisch geordnete Sorten Kaese mit jeweils einer kurzen, subjektiven Bewertung meinerseits.

Die Verkaeufer im Kaeseladen sind zu guten Freunden geworden. Freunde, die besorgt sind, was denn jetzt geschieht, wenn ich mein Ziel erreicht habe. Ob es mir langweilig wuerde, denn erst in drei Wochen kommt eine Lieferung mit neuen Sorten.

Freunde, denen ich augenzwinkernd antworte, dass ich nun endlich diejenigen Kaesesorten essen kann, die mir gut geschmeckt haben.

Seit einem Monat laufe ich in meiner Mittagspause woechentlich die knapp fuenf Kilometer in die Innenstadt in meiner Mittagspause. Dort lasse ich mich mit Bagels und Kaese beladen und laufe zurueck ins Buero. Zurueck zum Buero geht es stetig bergauf, so spare ich mir die Anschaffung einer Bleiweste zu Trainingszwecken. Fresswesten sind viel praktischer.

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Die Eigentuemerin des Kaeseladens bestueckt meine Laufweste mit leckerem Kaese.

Fuer mich ist dieses Verhalten logisch. Ich moechte alle Kaesesorten gegessen haben um die bestmoegliche Kaufentscheidung treffen zu koennen. Dann erstelle ich einen Plan, wie ich dieses Ziel sinnvoll erreichen kann. Und anschliessend befolge ich den Plan ohne gross drueber nachzudenken. Ob das jetzt zwei Monate oder 87 dauert, ist dabei egal, denn ich bin auf Kurs.

Dennoch sorgt mein Vorgehen oft fuer Erstaunen. Scheint es etwas zu stringent oder obsessiv? Wuerde ich es nicht mehr geniessen, wenn ich einfach die Kaesesorten kaufen wuerde, nach denen mir gerade der Sinn steht?

Noe.

Ich bin schon gespannt, was ich als naechstes Ziel auserwaehlen werde… erst nach meinem Berglauf-Marathon Ende Juni hoffentlich. Denn zur Zeit bin ich voll ausgelastet mit der Befolgung meines Trainingsplans. Diese Woche werde ich insgesamt 61 Kilometer laufen. Das ist schon mehr als doppelt soviel wie die Wochenleistung, ueber die ich vor 2,5 Monaten noch schwer gestoehnt habe.

Eine tolle Erfahrung die zeigt, wie anpassungs- und steigerungsfaehig der Koerper doch ist, wenn man ihn regelmaessig fordert. Mein armer Koerper, den ich jahrzehntelang als Mittel zum Zweck angesehen habe. Jetzt moechte ich ihn gern artgerechter bewegen und auslasten. Es haengt doch alles zusammen: Koerper, Geist und Seele.

Und Kaese haelt alles zusammen. 🙂

Brief an das alte und neue Jahr

2019, du verruecktes Jahr!

Als ich mit meinem Bruder ueber dich schrieb, zu der Zeit hattest du noch gar nicht begonnen, schien es als sei nicht viel los mit dir. Eventuell wollten wir nach einem Haus Ausschau halten, aber ansonsten war nichts geplant. Und das hatte schon die Jahr zuvor nicht geklappt.
Aber du, 2019, hattest andere Plaene fuer uns und das war genau richtig so.

Du hast uns Plaene schmieden lassen fuer ein Tiny House und lange damit gewartet, uns mit der Praxis starten zu lassen. Mittlerweile kam Huendin Arma zu uns und ist nun Teil der Familie. In nur zwei Monaten zimmerten wir eine Art Haus zusammen, in das wir auch gleich zogen und in dem wir uns nun sehr wohl fuehlen. Zum ersten Mal nach drei Jahren ging es fuer einen kurzen Besuch nach Deutschland zurueck. Ich habe eine rueckwirkende Befoerderung erhalten. Wir waren erfolgreich auf der Jagd. Und ich konnte dabei sein, als mein Freund Marc gestorben ist.

Hier ist mein Lieblingsbild des Jahres:

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Unser Tiny House am Morgen nach dem Umzug auf unserem unbestellten Acker bei strahlendem Wetter. Arma posiert davor. Tyrel schlaeft drinnen (nicht im Bild).

Dass wir unser kleines Haus so schnell gebaut haben, dazu noch einen super Stellplatz bei netten Leuten gefunden, und den Umzug hinter uns haben…
Dieses Bild zeigt fuer mir, dass es sich lohnt, wenn man alles dafuer gibt, ein Ziel zu erreichen. Auch wenn es unerreichbar scheint und man sich fragt, ob man lieber auf Nummer Sicher gehen und es nicht wagen sollte.
Doch, da steht tatsaechlich ein Haus.

Also stehst du, 2019, im Zeichen des Schaffens und des Neuanfangs. Aber auch der Freundschaft und des Abschieds. Oder ist der Abschied immer auch ein Neuanfang?

Jedenfalls bedanke ich mich ganz herzlich bei dir! Du bist ein Jahr, an das ich mich gerne erinnern werde.

Jetzt kommen wir zu dir, 2020.
Im Gegensatz zu 2019 hab ich schon jetzt eine Menge vor mit dir. Ich hoffe, das ist dir recht.

Hoffentlich bereitest du uns im Fruehjahr ein guenstiges Wetter. Dann werde ich den Acker bestellen. Ausserdem habe ich befruchtete Huehnereier bestellt, die meine Vermieterin ausbrueten wird. Also genauer gesagt die Brutmaschine der Vermieterin wird die Eier ausbrueten. Und dann werden wir ploetzlich einen Schlag neuer Tiere um uns herum haben. Ein Huehnerstall muss noch geplant und gebaut werden. Zusammen mit so vielen anderen Dingen. 2020, ich hoffe du gibst mir die Kraft und den Raum, unsere kleine Landwirtschaft voranzutreiben.

Apropos Kraft… und Ausdauer. Die werde ich auch im Sommer gebrauchen koennen. Denn da nehmen Tyrel und ich an einem Berglauf teil. Eigentlich ist es ein ueber 80 km langes Ultrarennen. Aber Tyrel und ich bilden ein Staffelteam. Das heisst fuer jeden bleibt in etwa ein Marathon ueber. Nur dass dieser Marathon steil bergauf und -ab fuehrt, sowie durch Fluesse und auf unwegsamen, da weglosen, Bergruecken entlang.

Ich war sogar bei einem Physiotherapeuten um zu sehen, ob mein Koerper fuer so eine Leistung geeignet ist. Praktischerweise haelt dieser Therapeut den aktuellen Streckenrekord und kennt sich aus. Ergebnis: Dagegen spricht nichts, ich muss nur viel trainieren. Langsam soll ich meine woechentliche Laufleistung steigern, bis ich Ende April 80 (!) Kilometer in der Woche laufen soll. Natuerlich verteilt ueber mehrere Laeufe und kein Lauf sollte laenger als ein Drittel der Wochenleistung sein.
Ab Mai sollte ich nur noch 50 bis 60 km pro Woche laufen, dafuer aber zusaetzlich 100 km radfahren.
Ach und dazu kommen noch ein bis zwei Wanderungen pro Woche mit moeglichst viel Steigung und einem beschwerten Rucksack.

Keine Ahnung, ob das klappt. Es scheint so viel und so unerreichbar. Aber so schien es auch vor anderthalb Jahren, 10 km am Stueck laufen zu koennen. Und das ist jetzt gar kein Problem mehr.

Im Herbst steht dann fuer Tyrel hoffentlich eine Veraenderung an, denn er moechte eine Berufsausbildung beginnen. In Nordamerika bedeutet das in Vorleistung zu gehen und einen Kurs am College zu belegen. Dafuer darf man gut bezahlen und darauf hoffen, im Anschluss einen Arbeitgeber zu finden, der einen Auszubildenden sucht. Dort lernt man dann eine Menge Praxis (waehrend man fuer einen geringen Lohn einfach normal im Betrieb, wenn auch unter Aufsicht, arbeitet), bevor man wieder ans College fuer die Theorie geht.
Doch zuvor muss Tyrel noch Aufnahmepruefungen schreiben und bestehen.

Hoerst du, 2020?
Du wirst ein guter Naehrboden sein fuer Wachstum, Entwicklung und die Erfuellung von Traeumen. Ich freu mich wirklich auf dich und werde versuchen, deine Tage und Stunden mit viel Freude und Leben zu fuellen.

Sei bitte genauso gut zu meinen Freunden, meiner Familie und meinen Lesern. Gib allen gute Gesundheit und eine Neugier, sich in kleine oder grosse neue Abenteuer zu wagen. Denn das Leben ist so schoen und spannend, wenn man es nur laesst!

Bis gleich! 🙂