Wildtier

Der Zauber des Yukon

Der Dichter Robert W. Service lebte zu Zeiten des Goldrausches im Yukon. Er verfasste die Zeilen, die den Geist des Yukon nach Meinung der Ortsansaessigen am besten fangen konnte. Eine gelungene deutsche Uebersetzung des Gedichts „Spell of the Yukon“ habe ich auf die Schnelle nicht finden koennen, es handelt aber vom Zauber, das von diesem Land ausgeht. Ein Zauber, der viele Menschen hier her zieht und sie nicht loslaesst, wenn sie einmal hier waren.

Dass dieser Zauber durch das Internet uebertragbar ist, war mir neu. Doch es scheint so zu sein, habe ich durch meine Erzaehlungen und Bilder sirenenartig doch schon ein oder zwei Freunde zu Besuch in meine neue Heimat gelockt. 😉 In diesem Monat haben mich meine Freunde Anke und Jens besucht, die eine 17-jaehrige Flugzeugabstinenz beendet haben, um in das weite, abenteuerliche Land einzudringen.

Am letzten Tag haben wir zusammengesessen und resuemiert. Was war nicht so schoen? Das Zimmer in der Gastwirtschaft war ein wenig klein. Und die Klos sind doof, eine riesige Schuessel voller Wasser, bei der man meist mehrmals spuelen muss um alle Spuren zu beseitigen. Und was war das Schoenste?

Die Wanderungen.

Was hinter diesen beiden Worten steckt, versuche ich mit ein paar Bildern zu untermalen. Jeder, der schon mal Urlaubsbilder geschossen hat, weiss, „Das kommt gar nicht so rueber auf dem Bild“. Eine Ahnung kann man trotzdem bekommen. 🙂

Weiterhin, und nicht mit Bildern belegt, haben wir unter anderem:

  • Adlerfedern gesammelt.
  • Der Weisheit einer indianischen Medizinfrau gelauscht.
  • Baerenbraten genossen.
  • Auf dem Pferderuecken das Land erkundet.
  • Lokale Koestlichkeiten probiert.
  • Ueber Anstiege gestoehnt.
  • Ausblicke genossen.
  • Einen Wolfspelz geknuddelt.
  • Baerenspray gesprueht, nur als Test.
  • Dosen geschossen.
  • Einen hervorragenden Glen Els vernichtet.

Und vor allem gemerkt, wie toll es ist, gute Freunde zu haben. Egal, wo die sich die meiste Zeit ueber aufhalten. 🙂

Vielen Dank fuer die Zeit, ihr zwei und auf bald!


Nachtrag: Eine schoene Zusammenfassung aus der Sicht der Besucher:

So schnell vergeht die Zeit: ein halbes Jahr haben wir drüber gesprochen das wir uns bald sehen – und jetzt ist die Zeit schon wieder rum und wir haben die erste Nacht zu Hause verbracht.

Überrascht muß ich sagen: Es ist Sch.. kalt hier! So kalt war es im Yukon nicht. 😉

Wir hatten eine tolle und wundervolle Zeit bei und mit Euch und haben jetzt eine Haufen Erlebnisse und Eindrücke die verarbeitet werden wollen; mit Kopf und Herz :-). Es hat so viel Spaß gemacht, es war auf jeden Fall nicht der letzte Trip in eure Richtung und beim nächsten Mal wird auf jeden Fall der Umweg über Großstädte eingespart 😉
Jetzt kann ich auch ergänzend zu Deinem bzw. unserem Resümee der letzten Urlaubstage noch ergänzen:
Vielen Dank
  • Für Deine Führungsqualitäten in der Weite des Yukons 🙂
  • An Tyrel, für Zeit und Schweiß bei der Kurzeinführung in „Yukon-Life“, einschließlich Pick-up fahren 🙂
  • Für die Ausflüge in die regionale Küche, einschließlich Bärenbraten (er hat zwei neue Fans)
  • Für die schönen gemeinsamen Wanderungen und Abendessen, bei denen wir viel geschnauft und gelacht haben
Folgende Vorstellungen bzw. Wünsche konnten wir in der Zeit bei Euch umsetzen:
  • Einmal stundenlang durch die kanadische Weite reiten; quer durch Wälder, Bäche, Moorgebiete ohne einer anderen Menschenseele zu begegnen
  • Wanderungen durch wunderschöne Landschaften
  • Viel von der einheimischen Tierwelt zu sehen. Einschließlich Adlern, Bären und Luchse im Garten
  • Picknicken am Yukon, begleitet vom grünblauen Strom unter strahlender Herbstsonne
Und, eigentlich ganz ungeplant, noch wunderschöne tanzende Nordlichter gesehen!!!
Diese Dinge habe ich für mich mitgenommen:
  • Acht Stunden im Westernsattel sind auch für den geübten Po eine Herausforderung 😉
  • Ich bin mutiger als ich dachte – aber immer noch leicht zu erschrecken (Vielen Dank an die Joggerin auf dem Auriol-Trail, die sich vermutlich immer noch über die „hopsende“ Touristin scheckig lacht)
  • Ich kann schießen – und sogar treffen
  • Ich mag Fell – auch wenn es nicht mehr maunzt oder bellt
  • Und ICH WILL EIN GROSSES AUTO… 😉 (Der Link zum RAM-Händler steht – allerdings die Anfrage für einen Tank-Kredit auch…) Zum Einstimmen läuft jetzt schonmal der Country- und Oldiesender im ollen Kombi
Es war also eine tolle Zeit und ist unbedingt zum Nachahmen zu empfehlen!!!
Wir wünschen Euch eine schöne und erlebnisreiche Auszeit, ohne Löcher in Boot oder Kanu und viel Erfolg beim Befüllen der Gefriertruhe!

Bis bald, seid fest gedrückt und herzlich gegrüßt

Von Sugar-Anke und Wander-Jens (der jetzt drängelt, das wir wandern gehen, damit er Jerky essen kann, weil das auf einer Wanderung dazu gehört 🙂 )

Unerwuenscher Besuch zum Jubilaeum Teil 2

Heute Nacht haben wir also gezeltet. Ganz abenteuerlich im Wohnzimmer. Nach drei Stunden Schlaf bin ich zur Toilette und nach sechs Stunden war die Nacht dann vorbei.

Die Canada Day Parade muss heute ohne uns auskommen. Mir ist es wichtiger, dass wir etwas aufraeumen und in ein schoeneres Haus zurueckkehren als das gestern abend der Fall war.

Dank Gabis Kommentar bin ich motiviert, vielleicht ein paar Pflanzen zu retten. Und tatsaechlich, zwei Tomaten und zwei Chilis koennen sich mit ganz viel Lebenswillen vielleicht nochmal berappeln. Ich besorge zwei grosse Toepfe und gruende zwei Pflanzen-Wohngemeinschaften. Jetzt muss ich sie nur noch angiessen und das mache ich besser draussen, damit ich den Teppich nicht flute.

Direkt vor der Haustuer giesse ich die traurig wirkenden Pflanzen – Da scheppert es im Vorgarten! DIE BAERENFALLE!!!

Ich stuerme zurueck ins Haus und reisse Tyrel vom Staubsauger weg. Wir schnappen unsere bereit stehenden Schrotflinten, laden Munition durch um im Ernstfall direkt schiessen zu koennen. Dann gehen wir im weiten Bogen um die Falle herum. Etwas bewegt sich darin und es scheint nicht unser Fuchs Skinny zu sein. Wir schauen, ob die Tuer der Falle richtig eingerastet ist, alle drei Laschen muessen eingehakt sein. Scheint der Fall zu sein. Dann kommen wir naeher. Sehen durch die Loecher im Metall einen Umriss. Es ist tatsaechlich ein Schwarzbaer in die Falle getappt. Ganz friedlich labt er sich am Biberfleisch, das in einem grobmaschigen Sack am Ende der Falle haengt und den Mechanismus ausgeloest hat. Scheint ein echter Leckerbissen zu sein!

Schliesslich gehen wir wieder ins Haus. Verrueckte Welt! Ich muss erstmal aufs Klo, doch es wartet nicht gerade eine angenehme Atmosphaere auf mich.

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Der Baer hat im Bad die ganze Duschwand herausgerissen und ein Fensterpanel zersplittert.

Duschen geht heute wohl nicht – da haben wir eine gute Ausrede, heute in den heissen Quellen zu baden. 🙂

Unerwünschter Besuch zum Jubiläum

Es ist Mitternacht. Heute bin ich seit zwei Jahren in Kanada.

Eigentlich wollte ich mich nach einer guten Mütze Schlaf in Ruhe hinsetzen und mein zweites Jahr resümieren.

Doch gerade kommen wir nach Hause von einen schönen Abendessen mit James. Komisch, die Eingangstür ist blockiert, war der Wind so stark, dass die Holzblöcke einfach umgefallen sind? Wir versuchen, die Tür zu entsperren und zu öffnen, dabei knallt mir Tyrel die Tür volle Elle an den Kopf. Sauer gehe ich in den Vorraum und schließe die Haustür auf.

Was… Warum ist der Abstelltisch umgeworfen? Und so viel liegt auf dem Boden… Ich verstehe nichts und starre auf das Chaos.

„Das ist ein verdammter Einbruch, schnell weg hier!!!“ Tyrel zieht mich am Arm wieder nach draussen.

„NICHT LAUFEN! Geh einfach zum Auto und setz dich rein! Ich hole die Schrotflinte aus meinem Auto.“

Wir gehen ums Haus. Jemand hat die Insektennetze herunter gerissen. Das Schlafzimmerfenster steht komplett offen. Tyrel brüllt ins offene Fenster und horcht. Nichts regt sich.

Schließlich betreten wir das Haus durch die Haustür. Tyrel ruft und lauscht. Ich halte Abstand.

Chaos. Die Kettensäge ist noch da. Alles andere auch. Und Bärenscheiße. Gegessen hat er nichts, nicht einmal die Mülltüte mit den Küchenresten durchwühlt. Der Kühlschrank ist geschlossen. Die Dusche ist zerstört. Ein Sofa angenagt. Ein Fenster kaputt. Viel kleine Sachen.

 

Wir telefonieren mit unserer Hausverwaltung, unserem Vermieter und schließlich der Jagdbehörde. Ein Schwarzbär hat in unserer Gegend schon viel Schaden angerichtet. Erst heute war er bei unserer Hausverwalterin auf der Veranda und hat sich von Menschen nicht stören lassen.

Der Herr von der Jagdbehörde kommt gleich vorbei und stellt eine Bärenfalle auf. Wenn wir den Bären sehen, sollen wir ihn sofort erschießen und nicht erst versuchen, zu verjagen.

Wo oder ob ich heute schlafen werde, weiß ich noch nicht.

Happy Canada Day!

Update: Dave von der Jagdbehörde ist mit uns durch das Haus gegangen, hat Haarproben mitgenommen. Dass Bären in Häuser einbrechen, ist mehr als unüblich. Oft plündern sie Hütten im Nirgendwo. Aber erst, wenn seit Monaten kein Mensch mehr drin war und es nicht mehr nach Mensch riecht. Dieser Bär hatte aber wohl Angst bekommen, als er im Haus war. Daher hat er nichts gegessen, wollte einfach nur raus aus irgendeinem Fenster und hat dabei ne Menge zerstört. Und uns in den Flur geschissen.

Dave holt jetzt eine Bärenfalle, die derzeit eine Strasse weiter steht, um ebendiesen Meister Petz zu fangen. Die Bärenfalle wird nun in unseren Vorgarten gestellt.

Ob sie auch Köder in die Falle legen, frage ich.

Ja, ne Menge!

Und was für Köder?

Einen Haufen Biberfleisch. Das sind die fettigsten Tiere, die hier rumlaufen.

Wird der Bär getötet, wenn er in die Falle getappt ist?

Ja, er ist gefährlich und kann nirgendwo freigelassen werden ohne dass er andere Menschen gefährdet.

Ist es sicher, heute Nacht hier zu schlafen?

Ja, der Bär würde wahrscheinlich gleich reißaus nehmen, wenn er euch hört oder riecht. Ausserdem wurde er nicht dafür belohnt, hier einzubrechen. Er hat nichts gegessen, hat kein positives Erlebnis gehabt. Wenn er nochmal in die Nähe kommt, würde er eher in die Falle gehen.

 

Ich habe beschlossen, heute zu zelten. Im Wohnzimmer. Nur im Innenzelt, so können wir sehen, was draussen los ist. Und die 688632 Moskitos, die jetzt unsere Mitbewohner geworden sind, saugen uns nicht leer.

Was für ein Jubiläum. Ich baue dann mal ein Zelt im Wohnzimmer auf. Kann die Situation aber schon wieder positiv sehen. Nichts wirklich Schlimmes ist passiert. Wir müssen morgen nicht arbeiten. Und lustigerweise hat der Bär unsere beiden Schwarzbärenfelle von der Wand gerissen, den Grizzly, Wolf und das Bison aber hängen lassen. Dieses Mal 1:0 für den Bären!

Liebe Grüße und macht euch keine Sorgen, mir geht es gut. 🙂