Urlaub

Vorbereitungen

Auch dieses Jahr werden wir uns einen Urlaub goennen. Grosszuegig werden fuenf von acht jaehrlichen Urlaubstagen von mir verbraten. Wir werden wieder auf einem Fluss fernab jeder Zivilisation auf Jagdglueck hoffen. Letztes Jahr hatten wir dahingehend keinen Erfolg, aber dafuer trotzdem eine unvergesslich schoene Tour.

Samstag soll es losgehen. Es folgt eine Chronologie der Vorbereitungen:

Juni 2018: Tyrel und ich beschliessen, dass wir nach einen kleinem Aussenbordmotor Ausschau halten werden auf dem Gebrauchtmarkt. Das Paddeln machte zwar Spass, mit einem Elch im Schlepptau haben wir es jedoch nicht ausprobiert, koennte eine Herausforderung darstellen.

Juli 2018: Aussenbordmotor gefunden und erstanden innerhalb des gesetzten Budgets. Tyrel zimmert kurzerhand eine Vorrichtung fuer das Kanu zusammen, mit der wir den Motor am Kanu betreiben koennen. Um die Balance zu bewahren wird an der anderen Kanuseite eine Haltevorichtung fuer einen Benzinkanister angebracht. Erste Fahrversuche auf dem See vielversprechend.

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Unser scheddriges Kanu mit toll entworfener Holz-Haltevorrichtung fuer Motor und Benzin am Heck.

August 2018: Ich krame meinen Elbsegler aus einem grossen Plastikcontainer und richte den Sitz der Harzer Wandernadel darauf. Mein Fischertuch mit Knoten wird auch herausbefoerdert. Jetzt wird es ernst!

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Voll ausgeruestet: Kaeptn Lu sticht in See.

Gegen Ende einer schoenen Fahrt auf einem See stellen wir zwei Dinge fest: Erstens leckt unser Kanu mittlerweile betraechtlich und zweitens laeuft der Motor nicht mehr und wir muessen gegen den Wind zurueckpaddeln. Vorbei die sorglosen Stunden auf glattem See:

September 2018:

Woche 1: Tyrel drueckt mir eine Schleifmaschine in die Hand und zeigt mir, wo der Dremel liegt. Anscheinend habe ich ein bisschen zu viel geklugscheisst (oder kluggeschissen?!) wie eine professionelle Fiberglass-Reparatur aussehen wuerde: Erst die ganze Farbe abschleifen, dann alle Risse im flachen Winkel herausfraesen, damit man die Lagen Fiberglas und Epoxidharz nacheinander schoen hineinlegen und dann abschleifen kann. Tyrel nimmt den Aussernborder komplett auseinander und stellt fest, dass der Vergaser versifft ist und die Nadel hakt. Alles wird gereinigt und zusammengebaut, Testlaeufe in einer mit Wasser gefuellten Muelltonne sind vielversprechend.

Woche 2: Ich schleife, bis ich die Schleifmaschinen durch das Geruettel nicht mehr festhalten kann. Und dann spaeter wieder. Das Kanu steht mittlerweile im Vorbau vor Regen geschuetzt, zur Haustuer muss man sich daran entlangschlaengeln. Schliesslich fraese ich Loecher ins Kanu. Ganz schoen viele. Und kratze mich dann erstmal am Kopf.

Woche 3: Trotz der Tatsache, dass ich eigentlich jede freie Minute mit  meinem lieben Besuch verbringen moechte, nehme ich mir etwas Zeit und spachtel die ersten Lagen Fiberglas und Harz auf die Fehlstellen. Es ist kalt draussen und ich hoffe, dass das dem Aushaerten nicht im Wege steht.

Woche 4: Jetzt aber schnell, in einer Woche wollen wir doch schon los auf den Fluss! Ich lehne einen Besuch bei Freunden ab, um mehr Lagen Fiberglass und Harz aufzutragen. Gnubbelig steht mittlerweile alles ab, wo mal ein Loch war. Trotzdem scheint noch Licht durch die Stellen. Naja, ein Fenster ist ja schliesslich auch dicht, obwohl Licht durchscheint, oder? ^^‘ Unser Freund James bietet uns an, dass wir sein Boot fuer unsere Tour leihen koennen.

Woche 5:

Montag: Morgens gehen wir einkaufen und schmeissen eine Ladung Uncle Ben’s Fertigreis und Knorr Beilagen-Fertiggerichte in den Einkaufswagen, damit wir dieses Jahr keine Kaesenudelvergiftung erleiden muessen. Wir entscheiden uns, das Boot von James lieber direkt zu kaufen. Den zugehoerigen Motor nehmen wir aber nicht. Zum einen reicht das Budget nicht dafuer aus, zum anderen ist sein Motor ein Langschaftmotor, wobei wir fuer unsere Tour einen Kurzschaft brauchen. Sonst werden wir mit dem Propeller das Flussbett pfluegen anstatt voranzukommen. Abends setzen wir voller Vorfreude Boot und Motor in den See ein. Zum Glueck fahren wir gegen den Wind, nach kurzer Zeit versagt der Motor. Es scheint, als ob der Vergaser unter Last keine Kompression hinbekommt (Riss im Gehaeuse, Dichtung defekt oder sonst was) und ausserdem nicht bestaendig im Leerlauf ist (vielleicht hakt der Schwimmer wieder?). Wir paddeln zurueck, sofern das mit zwei Rudern ohne Dolle (Ruderlager) moeglich ist. Eigentlich stossen wir uns vom Grund mit den Rudern ab statt zu paddeln. Tyrel meint, dass das doch gut klappt und wir gar keinen Motor brauchen fuer die Flusstour, wofuer er von mir einen finsteren Blick erntet. 76% des Blickes liegen darin begruendet, dass ich ihm insgeheim vorwerfe, keine Snacks mitgebracht zu haben obwohl ich Hunger habe. Das kann ich ihm aber nicht sagen, weil ich ja a)tens vorher was essen oder b)tens selbst etwas mitbringen haette koennen.

Dienstag: Tyrel arbeitet spaet. Den Morgen verbringt er damit, mir Nachrichten auf die Arbeit zu schreiben mit dem Inhalt, dass wir sehr wohl das Boot ohne Motor auf dem Fluss navigieren koennen. Schliesslich findet er eine Moeglichkeit, die Dollen im vorhergesehenen Platz zu befestigen, mit einem Stueck Vinylschlauch. Anschliessend schleift er meine Reparaturstellen am Kanu ab, damit auch das Kanu theoretisch einsatzbereit ist und Teil unseres Plans werden koennte. Ich biete an, dass ich die Schleifarbeiten beende, sobald ich zu Hause bin. Tyrel lehnt mein Angebot ab und leert stattdessen eine Tuete Katjeskrams als Belohnung. Ich komme irgendwann nach Hause, putze die Wohnung und stille mein Beduerfnis, einen Blogbeitrag ueber das ganze Chaos zu verfassen.

Punkte, die bis Samstag noch ausstehen:

  1. Entscheiden, ob wir mit Boot oder Kanu und mit welcher Fortbewegungsart den Fluss erzwingen wollen (aktueller Stand: Boot mit Ruder und Paddel).
  2. Punkt Nummer 1 auf einem See ausprobieren, ob zielfuehrend.
  3. Packen, packen packen und dabei nichts vergessen, gleichzeitig darauf achten, dass man auch alles irgendwie verstauen und vertaeuen kann.
  4. Den Truck in unseren Zielort fahren und bei einem Bekannten parken, dann gemeinsam mit dem Auto zurueck.

Fuer die vier Punkte haben wir noch drei Abende Zeit, wovon wir einen Abend Besuch haben und Tyrel einen Abend spaet arbeiten muss.

ABERT: Es wird. 🙂 Dieser Urlaub ist wohlverdient. Und wenn ich den Fluss herunterschwimmen muss, ich werde ihn geniessen!

Eine Woche Yukon

Eine Woche Yukon nur? Das lohnt doch nicht… denkste! Meine Freundin Dinah hat den Selbstversuch gewagt und ihn nicht bereut.

Eine Woche nach dem Baerenbesuch stand sie auf der Matte. Zwar unterbreitete sie das Angebot, uns bei der Baerenkotbeseitigung im Flur zu helfen, doch die meisten Spuren konnten wir schon beseitigen. Nur die Dusche war noch nicht funktionstuechtig, aber wofuer gibt es eigentlich die heissen Quellen? 🙂

Viele Seen, Berge und Fluesse haben wir in den ersten Tagen besichtigt. Schwierig ist es nur, das Fotomotiv zu waehlen, denn irgendwie sind hier die meisten Ausblicke Postkarten-geeignet.

Die schoenste Farbe hat meiner Meinung nach immernoch der Yukon River. Je nach Lichteinfall scheint er mehr gruenlich oder blaeulich zu schimmern.

Bei der ganzen Knipserei bin auch ich mal spontan fotografiert worden. Das passiert sonst eher selten.

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Ich stehe immer parat… am Fotoapperat!

Auf dem Weg nach Carcross haben wir dann beschlossen, Dinah auch mal arbeiten zu lassen in einem kanadischen Traditionsberuf.

Erst fanden wir uns in der kleinsten Wueste der Welt wieder und dann im Streichelzoo. Ziemlich abwechslungsreich die Ecke um Carcross!

Mein persoenliches Highlight war unser Ausflug nach Haines, was in Alaska liegt. Yukon liegt ja an der Grenze zu Alaska und Alaska scheint Kanada ne ganze Menge Kueste geklaut zu haben. Das Meer ist nur ein paar Stunden Fahrt von Whitehorse entfernt, doch da der Kuestenstreifen zu Alaska gehoert, muss man dafuer das Land verlassen und in die USA einreisen. Fuer kanadische Staatsbuerger ist das kein grosses Problem. Deutsche brauchen jedoch ein spezielles Visum fuer die USA und muessen bezahlen, dazu noch Formulare ausfuellen und und und.

Zum Glueck stiessen wir auf zwei knuffige US-Grenzbeamten auf dem Weg nach Haines. Diese gute Erfahrung hat mindestens zwei meiner drei bisher schlechten Erlebnisse mit US-Beamten wieder wettgemacht.

Haines ist ein niedliches, kleines Fischeroertchen mit Hafen direkt an einer Bucht. Da mein Auto nicht abschliessbar ist und wir vorhatten im Wagen zu naechtigen und uns nicht tagsueber um unsere Sachen sorgen wollten, haben wir uns auf einen Wohnmobilplatz direkt am Wasser gestellt.

Wir hatten Glueck und kein Kreuzfahrschiff legte an, als wir da waren. Dann ist das kleine Fischerdoerfchen ueberlaufen mit Horden von Gaesten.

Eine Attraktion in Haines ist das Eagle Preserve, in dem Wildvoegel gehalten werden, die wegen dauerhafter Einschraenkung nach Verletzungen nicht wieder ausgewildert werden koennen. Wir haben es puenktlich zur Adlerfuetterung geschafft.

Doch auch in der Natur koennen in Haines zahlreiche Adler bewundert werden.

Sogar einen jungen Grizzlybaeren konnten wir in Haines erblicken. Einen Tag vorher hatte jedoch schon ein Schwarzbaer direkt hinter unserem Auto die Strasse ueberquert. Davon existieren allerdings keine Bilder, wir haben den Augenblick einfach genossen.

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Neugieriger Baer im Strassengraben.

Am Tag unserer Rueckfahrt wollten wir noch die mueden Beinchen strecken bevor wieder fuenf Stunden Autofahrt angesagt ist. Kurzerhand stiefelten wir einen Weg entlang, der vielversprechend aussah. Keine Ahnung wie viele Kilometer die Strecke lang ist, wenn das Schild Meilen anzeigt. irgenwann wird man schon ankommen.

Irgendwann ging es dann bergauf. Und bergauf. Und weiter bergauf. Jedes Mal, wenn man einen Huegel erklimmt, wird deutlich, dass sich dahinter noch weitere Huegel verbergen. Berge motivieren mich sehr, umdrehen kommt nicht in Frage! Dann wuerde ich mich die naechsten Tage nur wundern, welche tolle Aussicht ich jetzt verpasst habe.

Trotz der Tatsache, dass es sich um Dinahs erste richtige Wanderung handelte, machte sie gut mit. Ich wandere zwar viel und gerne, bin aber zweimal hingefallen und einmal umgeknickt. Koerperklaus laesst gruessen. Aber macht nichts, ich stehe einfach wieder auf und hab trotzdem Spass.

Endlich ging es dann auch nicht mehr hoeher und wir wurden mit einer tollen Aussicht auf Haines und die umgebenden Berge belohnt. Leider war schon eine gefuehrte Gruppe auf dem Gipfel aber so konnte wenigstens jemand ein Bild von uns schiessen.

Wieder in Kanada haben wir Halt gemacht bei den Million Dollar Falls. Wir erspaehten zwar keine Muenzen, dafuer glitzerndes Wasser neben einem gepflegten Campingplatz.

Leider stand Fuchs Louie ja nicht mehr auf der Besuchsliste. Er ist seit ueber einem halben Jahr nicht aufgetaucht. Ein Abend bei James zeigte aber, dass bereits Louie junior seinen Job uebernommen hat und gerne fuer ein Fotoshooting zur Verfuegung steht.

Im Vorbeifahren sahen wir dann noch eine Moeglichkeit der Moewenbekaempfung.

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Ein Adler hat eine Moewe erlegt und wird sich gleich ans Essen machen.

Schliesslich stand nur noch auf Dinahs Liste, dass sie einen Elch sehen moechte. In freier Wildbahn konnten wir da leider nichts herzaubern, aber wozu haben wir schliesslich das Wildlife Preserve in Whitehorse?

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Dinah mit Elchkuh.

Die Woche ging schnell vorbei. Doch viele neue Eindruecke wurden gewonnen und die Seele konnte etwas durchatmen. Das ist doch die Hauptsache, egal ob das in zwei Jahren gelingt, in einer Woche oder vielleicht nur in den 6 Minuten, in denen du diesen Beitrag gelesen hast. 🙂

Wieder da aus der Senke!

Alles neu macht der August – neuer Job, neuer Stellplatz vom Wohnwagen und neuerdings auch kein Richard mehr in Kanada zu Besuch.

Aber freundlicherweise gewaehrt uns der gute Richie einen Einblick in das, was er so alles im Yukon an Ein- oder auch Ausblicken gehabt hat.

Mit einem Mopped hat er fuer einen Monat des Yukon und auch Teile Alaskas unsicher gemacht. Wenn das nicht nach Postkartenbildern riecht!!!

Vor etwas ueber einem Jahr habe ich zudem meine Haarpracht gekuerzt – und zum Glueck nach einem Jahr daran gedacht, ein Vergleichsbild zu schiessen!

Fazit: Am Modestil hat sich nicht viel geaendert. Dunkle Hose, Guertel, schwarzes Tank Top und Bundeswehrhemd drueber. Die Haare sind wieder laenger aber insgesamt sehe ich… irgendwie geloester aus. Und… Ich habe ein Muttermal?! Ach nee doch nicht ^^

Nachdem ich jetzt schon die ersten Tage im neuen Job verbracht habe und das groesste Schlafdefizit vom Umzug nachholte, werde ich dann auch hoffentlich wieder oefteriger zum Schreiben kommen. Auch ueber den neuen Job 🙂