Sommer

Huettenzauber

Ende September 2021.

Das oertliche College bietet Gartenhuetten zum Verkauf an. Die Huetten wurden als Lernobjekt von angehenden Zimmermannazubis errichtet und jetzt sollen sie an den Meistbietenden verkauft werden um die Materialkosten wieder reinzuholen.

Das Mindestgebot ist niedrig – wahrscheinlich beziehen sich die Materialkosten auf Preise vor 2020. Eventuell noch abschreckend ist die Tatsache, dass die Huette innerhalb von 72 Stunden nach Auktionsende vom Gelaende selbst abzutransportieren ist.

Tyrel und ich beschliessen, ein niedriges Gebot fuer jeweils eine Huette abzugeben – hoffentlich bekommen wir eine von beiden!

Huette 1: Satteldach, Tuer und Fenster auf gegenueberliegender Seite.
Huette 2: Pultdach und Scheunentor.

Wir bekamen beide.

Die Kreditkarten gluehten. Doch wir waren uns einig, dass es eine sinnvolle Investition ist, die wir da taetigen. Ein wenig Ausweichraum ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn man seit gut zwei Jahren mit Hund zusammen auf ca. 12 Quadratmetern lebt. Und so haette jeder seinen eigenen Raum, der je nach Belieben gestaltet werden kann. Tyrel schwebte ein Werkzeugraum mit Werkbank vor. Mir eher eine Art Studio mit Holzofen.

Der Umzug gestaltete sich abenteuerlich. Wir liehen uns einen geeigneten Anhaenger samt Truck. Dann mussten die Huetten per Winde knirschend auf den Haenger gezerrt und festgezurrt werden.

Der Schotter knirscht und die Huette naehert sich dem Anhaenger.

Wieder Zuhause angekommen stellte sich die Frage, wie Huette Nummer 1 vom Haenger runtergezogen wird. Es war nichts in der Naehe, woran man eine Winde befestigen koennte.

„Komm, wir machen es wie die Rednecks!“, schlug ich vor. Und gesagt getan, unser Truck wurde als Zugpferd eingespannt und zog die Huette vom Anhaenger. Dabei mussten wir uns beeilen, da es zu regnen anfing und wir uns nicht festfahren wollten, daher gibt es keine Bilder von der Aktion.

Ausserdem gab es noch die zweite Huette zu transportieren und es wurde bereits Abend.

Schliesslich war es stockdunkel, als wir mit Huette Nummer 2 Zuhause ankamen. Dieses Mal funktionierte meine Idee mit dem Truck nicht, da nicht genuegend Platz vorhanden war.

„Wie bekommen wir diese Huette jetzt vom Haenger?“, fragte ich Tyrel.

„Ganz einfach: So, wie die alten Aegypter es damals gemacht haben!“, antwortete er ganz selbstverstaendlich.

Nun dachte ich eigentlich, dass ich in der Schule ganz gut aufgepasst hatte, wenn wir im Geschichtsunterricht mal wieder das alte Aegypten besprachen. Aber wie die alten Aegypter damals Gartenhuetten vom Anhaenger runterbekommen haben, das wollte mir einfach nicht einfallen.

Waehrend ich meinen Kopf kratzte, zersaegte Tyrel einen Besenstiel in mehrere Rundhoelzer. Dann zauberte er eine riesige Brechstange hervor und hob die Huette damit an waehrend ich die Rundhoelzer vorsichtig unter die Huette plazierte. Tyrel sorgte mit der Brechstange fuer Anschub, bis der bewegliche Teil des Anhaengers kippte und die Huette die schiefe Ebene runterrollte. Die Huette stand nun mit einer Kante auf dem Feld und mit dem Rest noch auf dem gekippten Haenger.

Da wechselten wir unsere Strategie von „Aegypter“ zu „Magier“ und zogen den Anhaenger geschwind unter der Huette weg.

Umzug vollendet.

Tyrels Huettenausbau war einfach: Werkbank rein, Werkzeuge rein, Schloss vor, fertig.

Ich begann damit, Isolierung in die Waende zu stecken.

Huette von innen, Glasfaserisolierung wird zugeschnitten und an die Holzstaenderzwischenraeume angepasst.

Doch dann waren es ploetzlich -25 Grad und in unbeheizten Raeumen zu arbeiten machte wenig Spass.

Dann versank alles im tiefen Schnee.

Dann verbrachte ich jede freie Minute damit, fuer den Ultramarathon zu trainieren.

Dann war klar, dass ich den Ultramarathon nicht laufen koennen werde und ich versuchte den Sommer so gut wie moeglich zu geniessen.

Und dann… Dann war es Anfang August und ich schrieb mit meinen lieben Freunden Anke und Jens, die mich aus Deutschland besuchen kommen in weniger als einem Monat. Zweimal werden sie bei uns uebernachten.

Hmm…

Fuer sie waere es auch okay, im Zelt zu schlafen. Aber ich weiss: Wenn ich die Huette nicht vor ihrer Ankunft winterfertig kriege, dann steht sie einen weiteren Winter ungenutzt herum und ich aergere mich sieben Monate lang darueber, dass ich sie nicht rechtzeitig ausgebaut habe.

Also, vier Wochen lang Arschbacken zusammenkneifen und zimmern bis der Arzt kommt und sehr gestresst sein? Oder vier Wochen lang den kurzen Sommer geniessen und dann im Winter die Entscheidung bereuen?

Der geneigte Leser wird ahnen, dass ich mich fuer die stressige Variante entschieden habe. Wenn ich zwischen Stress/Erschoepfung und Reue waehlen muss, dann waehle ich Stress/Erschoepfung. „Was waere, wenn…“ oder „Haette ich doch mal…“, damit kann ich schlecht umgehen. Dann lieber mit nem Flachkoepper in das naechste Wahnsinnsprojekt.

Wobei diese Dinge immer in folgenden Phasen in meinem Kopf ablaufen:

  1. Soo schwer kann das doch gar nicht sein. Ich muss doch keinen Raketenantrieb konstruieren. Dem Inschenoer ist nichts zu schwoer.
  2. Ich eigne mir die Theorie an und fuchse mich ins Thema ein. Dabei habe ich einige Aha-Momente und alles klingt gut, logisch und machbar.
  3. In der Praxis ist letztendlich doch alles ganz anders und einige Dinge gehen auch gruendlich schief. Hier verzweifele ich gern und moechte eigentlich alles hinschmeissen.
  4. Ich bin komplett gestresst aber bin zu stur um tatsaechlich aufzugeben. Damit muesste ich mir naemlich eingestehen, dass Phase 1 nicht der Wahrheit entspricht.
  5. Irgendwie kriege ich es tatsaechlich hin und verdraenge Phasen 3 und 4 nach einigen Wochen. Was in Erinnerung bleibt, sind Phasen 1, 2 und 5. Was mich in der Zukunft wieder dazu verleitet, Phase 1 einzulaeuten.

Gerade bin ich in Phase 4. Mein Koerper droht mir schon mit einer bevorstehenden Erkaeltung, falls ich mein Pensum nicht zurueckschraube. Aber ich versuche zu vertroesten: Bitte, bitte, halte noch ein paar Tage durch. Ich trinke auch ganz viel Tee!

Was in den letzten drei Wochen geschah, folgt in einer Bilderschau.

Waende fertig isoliert, das zukuenftige Schornsteinloch eingerahmt und das Dach mit Styroformplatten vorisoliert.
Das Dach mit Glasfaser fertig isoliert, Dampfsperre eingebaut.
Dampfsperre abgeklebt.
Waende und Decke mit Sperrholz verkleidet.
Decke und drei von vier Waenden gestrichen, Eine Box mit Lueftungsschacht gebaut, auf der irgendwann der Holzofen stehen soll.
Ofenunterlage vorbereitet um eine Betonschicht draufzugiessen.
Ofenunterlage samt Betonschicht stehen.
Fliesen sind auf der Ofenbox verlegt, hier noch ohne Moertel.
Fliesen auf Ofenbox sind verfugt, letzte Wand ist gestrichen (ein bisschen mehr als ich dachte) und Hitzeschutzschild zurechtgeschnitten und lackiert.
Feuerschutzbox fuer die Ofenrohrinstallation ist drin und ein Loch ist im Dach an passender Stelle. Befestigung fuer Hitzeschutzblech angebracht.
Selfie im nigelnagelneu installierten Schornstein.
Schornstein mit saemtlichen Schutzblechen. Sieht im Bild schief aus, ist er aber nicht.
Huette mit Schornstein und rauchig posierender Wolkenformation.
Schornsteininstallation von innen, links unten im Bild Frischluftzugang.
Hitzeschutzblech installiert, Decke um den Schornstein isoliert und verkleidet, Ofen samt Box auf Schornstein ausgerichtet, Bodenbelag angefangen zu verlegen.

Jetzt sind noch ganze zwei Tage uebrig, bis meine Freunde ankommen und in der Huette naechtigen. Meine Prognose ist, dass die Huette bis dahin schlafbar ist, das Grundstueck und unser Haus aber aussehen, als wenn ne Bombe eingeschlagen hat. Naja, man muss eben Priotitaeten setzen.

Blick vom Dach: Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Wenn ich den Beitrag so schreibe, merke ich erst, dass ich doch ne ganze Menge geschafft habe. Gar nicht schlecht, dafuer dass ich alles ganz alleine geplant und ausgefuehrt habe. So neben Arbeit, Sport, Japanischkurs und sonst allem. Es war aber ne schwere Geburt – vor allem die Schornsteininstallation so als Hoehenaengstler. Ausserdem wurde ein wichtiges Teil, das ich online bestellt habe, in falscher Groesse geliefert. Da musste ich mir was anderes einfallen lassen und habe in der Stadt Sonderteile anfertigen lassen, damit es doch weitergehen kann. Meist gibt es ja doch ne Loesung, wenn man fleissig sucht.

Vorgestern ging es mit Hahn Daisy steil bergab. Sein gesundes Bein schien eine Infektion bekommen zu haben, sodass er nur noch mit grosser Muehe aufstehen konnte. Ich habe ihm einen weiteren Tag Gnadenfrist gegeben, aber quaelen soll er sich ja nicht. Gestern war es unveraendert. Da hiess es Abschied nehmen.

Danke Daisy, fuer die schoene Zeit! Du warst ein toller Hahn zu deinen Hennen und nie gemein zu Menschen. Es tut mir Leid, dass ich es nicht geschafft habe, dich gesund zu pflegen. Ich werde dich immer als stolzen, schwarzen Gockel in Erinnerung behalten!

Hahn Daisy auf letzter Fahrt.

Da wir mit dem Huehnerblut nicht unnoetig Kojoten und Nachbarshunde zum Huehnerstall locken wollten, hat Daisy eine erste und letzte Quadfahrt in die Wildnis gemacht. Dort fand er ein schnelles Ende im Stil der franzoesischen Revolution.

Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, warum ich einen Blogbeitrag schreibe statt den Bodenbelag in der Huette zuende zu verlegen. Hierfuer gibt es mehrere Gruende:

  • Seit meinem letzten Beitrag ist schon wieder viel Zeit vergangen,
  • In dieser Zeit habe ich es wieder kaum bis gar nicht geschafft, Emails zu beantworten,
  • Somit wollte ich ein Lebenszeichen senden und bestaetigen, dass es mir gut geht (wenn auch leicht gestresst),
  • Ausserdem werde ich in den naechsten Wochen wieder nicht dazu kommen einen Beitrag zu schreiben,
  • Weil in den Wochen wieder viel geplant ist,
  • Sodass ich vom Huettenausbau vielleicht gar nicht berichten wuerde
  • Und dann waeren die Erinnerungen floeten gegangen, obwohl sie doch vielleicht interessant sind (jedenfalls fuer mich).

Was mir in diesen Tagen besonders viel Freude bereitet, sind die Mohnblumen, die ich in einem meiner Beete ausgesaeht habe. Eigentlich war ich kein grosser Mohnfan. Er ist halt rot und welkt schnell. Aber diesen Sommer hat er mich in seinen Bann gezogen. Seht selbst!

Morgensonnenmohn.
Nur vier Bluetenblaetter und doch so viel Ausdruck!
Frisch erwacht und noch ein wenig zerknittert.
Vielfalt in Farbe und Form.
Bluetenblaetter wie aus feinstem Seidenpapier.

Trotz allem Stress, dem man sich so macht, lohnt es sich immer, kurz anzuhalten und zu staunen. 🙂

Sommerupdate

Es folgt ein Lebensupdate, geordnet nach Themenbereichen.

Schilddruese

Mit einer geringen Dosis Schilddruesenhemmer landete ich innerhalb von wenigen Monaten in einer Schilddruesenunterfunktion. Auf die rasante Gewichtszunahme und ausbleibende Periode haette ich verzichten koennen, doch im direkten Vergleich bevorzuge ich die Schilddruesenunterfunktion gegenueber der -ueberfunktion. Wenigstens fuehlt man sich nicht mehr Tag und Nacht, als ob man kurz vorm Herzinfarkt steht.

Jetzt nehme ich eine noch geringere Dosis an Schilddruesenhemmern ein und wandele an der unteren Grenze des Normalbereichs an Schilddruesenhormonen. Ich bin also guter Hoffnung, dass die Dosis bald weiterhin reduziert oder ausgeschlichen werden kann.

Schienbeine

Es laeuft nicht, aber es geht. (Haha.)

Woechentlich besuchte ich meinen Physiotherapeuten, den man hier uebrigens aus eigener Tasche bezahlt. Zusammen versuchten wir die richtige Mischung aus Ruhe und Belastung zu finden, denn einerseits moechte man die Beinchen nicht weiter stressen, andererseits brauchen sie Stress um Muskeln und Knochendichte aufzubauen.

Nach Monaten der Wanderung auf dem Grat zwischen Be- und Entlastung haben wir heute entschieden, die Beine nicht mehr zu belasten mit Treppensteigen, Spruengen und anderem, sondern komplett ausheilen zu lassen, bis sich mein ganzes System beruhigt hat.

Weiterhin bleibt es fuer mich ein Sommer ohne Laufen und ohne grossartige Wanderungen. Das ist ab und an noch schwierig fuer mich.

Berg, von unten statt von oben fotografiert.

Doch mein Physiotherapeut riet mir, im Fitnesscenter schwere Gewichte zu stemmen, um Muskeln aufzubauen, die die Knochen unterstuetzen. Naja… Bislang habe ich in meinem Leben mir ganze drei Mal einen Knebelvertrag im Fitnesscenter angelacht und bin nach zwei Monaten nicht mehr hingegangen, das letzte Mal vor ca. 10 Jahren. Dann habe ich mir selbst versprochen, das nie wieder zu versuchen, da es einfach nicht klappt. Was mich dazu motiviert, Sport zu treiben ist erstens das Draussensein und zweitens, die Sportart alleine ausueben zu koennen – ohne jemand anderes zu sehen. Klappt beides nicht im Fitnesscenter.

Trotzdem gehe ich jetzt zweimal woechentlich genau dorthin und stemme schwere Eisen. Geaendert hat sich meine Einstellung zum Thema Motivation. Ich bin nicht motiviert, dorthin zu gehen. Aber ich weiss, dass es gut fuer mich und meinen Koerper ist. Daher mache ich es einfach. Bislang, seit fuenf Wochen, klappt es – trotzdem habe ich eine Zehnerkarte statt einem Jahresvertrag. 😉

Ausserdem mache ich eine Einheit Krafttraining Zuhause am Wochenende und dreimal in der Woche meine Physiouebungen. Einmal in der Woche ging ich die Endlosstreppe hoch- und runter, doch das lasse ich bis auf Weiteres sein. Alles, was darueber hinausgeht an sportlicher Betaetigung ist Bonus und nur aus Spass an der Freude zu verrichten. 🙂

Treppe, immer noch scheinbar endlos im Sommer.

Sprachen

Was ich hier bislang noch nicht erwaehnt habe: Seit Dezember lerne ich nebenbei noch Japanisch. Weil ich anscheinend nicht genug ausgelastet bin in meinem Leben. 😀 Nein, eigentlich stand das schon lange auf meiner Liste an Dingen, die ich gerne machen wuerde. Und dann hat mir ein Freund Ende letzten Jahres erzaehlt, dass der Japanisch-Kanadische Verein im Yukon online Japanischunterricht anbietet und bald ein neuer Anfaengerkurs beginnt. Also habe ich mich einfach dafuer angemeldet, zusammen mit vier anderen Personen. Irgendwann wuerde ich gern Japan bereisen, am liebsten mit dem Rad. Und dann moechte ich mich wenigstens ein bisschen verstaendigen koennen. Das wuerde ich sonst so schade finden, in einem fremden Land zu sein und keine echte Verbindung mit der Bevoelkerung aufbauen zu koennen – ja nicht einmal nach dem Weg fragen zu koennen. Ich weiss, man kann auch in sein Handy quatschen und das automatisch uebersetzen lassen. Aber fuer mich waere es wichtig, eine persoenliche, direkte Verbindung herzustellen mit meinem Gespraechspartner. Vor allem, wenn man abseits der touristischen Gebiete unterwegs sein moechte, kommt man mit Englisch nicht weiter.

Habe ich nicht Franzoesisch gelernt? Stimmt. Jedoch wurde mein zweiter Kurs wegen der ersten Covidwelle nach der Haelfte abgebrochen, woraufhin die frankokanadische Vereinigung eine Rueckerstattung oder Gutschrift versprach. In meinem Abschlusszeugnis stand dann auch, dass ich den Kurs wiederholen muesste, da nur die Haelfte stattfand. Macht Sinn.

Als es wieder moeglich war, sich in Kurse einzuschreiben, fragte ich an, wie es mit einer (teilweisen) Gutschrift aussaehe, da ich ungern den vollen Preis des Kurses zweimal bezahlen moechte. Vor allem vor dem Hintergrund, dass auch dieser Kurs jederzeit wieder abgeblasen werden koennte. Die Antwort lautete, dass man es sich anders ueberlegt haette und es keinerlei Gutschriften oder Rueckerstattungen gaebe.

Diese Haltung kann sich die Vereinigung deshalb erlauben, da ca. 90% der Teilnehmer im oeffentlichen Dienst taetig sind und die Regierung den Kurs direkt bezahlt. Ich als blechende Minderheit zaehlte nicht. Und als Konsequenz zahlte ich nicht mehr.

Je garde mon argent – Ich behalte mein Geld. Soviel steht fest.

Irgendwann wuerde ich meine Franzoesischkenntnisse gern weiter ausbauen, aber nicht mehr mit der Vereinigung. Und erstmal steht Japanisch auf der Speisekarte.

Der Kurs laeuft gut – abgesehen von der Tatsache, dass die anderen vier Teilnehmer mittlerweile alle das Handtuch geworfen haben. xD Mein Lehrer hat sich aber dazu bereiterklaert, mich auch alleine weiter zu unterrichten, wofuer ich sehr dankbar bin.

Es ist ein ganz schoener Batzen, das zu lernen, das stimmt. Und es wird wahrscheinlich viele Jahre dauern, bis ich genuegend Schriftzeichen lesen kann oder mich in einem Gespraech nicht voellig blamieren werde. Aber das ist fuer mich kein Grund, es nicht zu tun. Solange ich am Tag noch 30 Minuten uebrig habe um am Handy rumzudaddeln oder mir ne Dokumentation auf Youtube anzugucken, habe ich auch Zeit, 30 Minuten lang japanische Grammatik, Schriftzeichen und Vokabeln zu lernen.

Der Japantrip steht auch noch in den Sternen, eigentlich wollte ich schon im Sommer 2011 dort hin. Irgendwann wird es schon klappen. Und bis dahin bin ich gespannt, wie weit mich 30 Minuten am Tag bringen werden. 🙂

Arma findet, dass 30 Minuten taeglich immer uebrig sind – vor allem zum Spielen!

Landwirtschaft

Den Huehnern geht es soweit gut, nur Hahn Daisy ist derzeit in Einzelhaft. Er rannte wahnsinnig schnell hinter einer Henne her und verletzte sich dabei am Bein, wobei nichts gebrochen zu sein scheint. Seitdem faellt es ihm schwer, zu gehen. Er sitzt also in einem Kaefig im Stall in der Hoffnung, dass das Bein genug ruhen kann um zu heilen. Einmal am Tag nehme ich ihn nach draussen, zur Physiotherapie. Und eigentlich hat er vorsichtige Fortschritte gemacht – nur heute morgen schien er wieder weniger belastbar. Hmm… Seine Gnadenfrist ist noch nicht abgelaufen.

Hahn Daisy, in Schieflage.

Mein Gemuesegarten waechst und gedeiht. Meine Top 3 vom letzten Jahr, Gruenkohl, Dill und Moehren, habe ich besonders reichlich ausgesaeht. Derzeit essen wir fast taeglich einen Trog voller Mikro-Moehren plus Moehrengruen, denn die Moehrchen muessen dringend vereinzelt werden. Ich verschenke auch viel Gruenfutter an Freunde, das macht mir besonders viel Spass, die strahlenden Gesichter zu sehen! 🙂

Huehner, futtern ausgeduennte Radieschen (links/mittig) und tarnen sich im Sandbad (rechts).

Doch die Moehren muessen dringend noch schneller verwertet werden. Vielleicht mache ich eine Grossaktion am Wochenende und verarbeite sie eimerweise zu Pesto. Das koennte ich einfrieren und haette auch im Winter noch was davon!

Selbst gezogene Mohnbluete nach einem Regenschauer.

Wellness

Nach drei Jahren Bauzeit haben die heissen Quellen im Yukon ihre neue Anlage geoeffnet! Statt der schimmligen Umkleide und dem Betonrechteckpool oeffnete im Mai eine Wellnessanlage mit mehreren Becken, Ruheraeumen, Saunas und allem Pi Pa Po. Die oeffentliche Meinung zu dem Projekt war eher abgeneigt – vor allem, als verkuendet wurde, dass die Anlage nur fuer Erwachsene zugaenglich ist um eine entspannende Atmosphaere zu gewaehrleisten.

Doch jeder, mit dem ich gesprochen habe, fand es gut, nachdem man es selbst erlebt hat. Man fuehlt einfach, wie viel Herzblut in dem Projekt steckt. Eine echt tolle Anlage, die sich auch im internationalen Vergleich nicht verstecken braucht.

Postkartenansicht von einer kleinen Wanderung: Berge, Seen, Tannen, Wolken.

Bei meinem zweiten Besuch im Mai fragte ich die asiatisch aussehende Mitarbeiterin am Empfang nach ihrem Namen. Der klang wiederum Japanisch. Ich fasste mir also ein Herz:

„日本人ですか?“ (Bist du Japanerin?)

”はい、日本人です…” (Ja, bin ich…)

“日本語を勉強します!“ (Ich lerne Japanisch!)

„Wow, dein Japanisch ist voll gut!“

„Dankeschoen!“

„Die Person hinter dir in der Schlange ist auch Japanerin!“

„初めまして!よろしくお願いいたします!“ (Freut mich, euch kennenzulernen. Bitte seid nett zu mir! [Ungefaehre Uebersetzung – unbedingt noetig zu sagen, wenn man sich im Japanischen vorstellt])

Natuerlich habe ich mich bei der letzten Einlage verbeugt und bin dann mit rotem Kopf zur Dusche geeilt. Ausserhalb meines Kurses habe ich mein Japanisch noch nie versucht bei Muttersprachlern anzuwenden. Trotzdem bin ich froh, es versucht zu haben!

Nach der Dusche ging es fuer mich zum langsamen Garen in den Pool und dann noch in die Holzofensauna, dort schwitze schon eine weitere Person.

Und diese Person fing auf einmal an zu reden.

„Wie lange lernst du denn schon Japanisch?“

Oh, es war die Person, die in der Schlange hinter mir stand! Wir sprachen also und hatten eine angeregte und interessante Unterhaltung, bis ich dringend nach Hause musste. Handynummern wurden vorher noch ausgetauscht.

Was seitdem geschah: 絵里 (uebertragen Eri, aber ausgesprochen eher wie Ellie) und ich sind mittlerweile gute Freunde und einen Tag nach unserem Treffen in der Sauna ist ebendiese abgebrannt. Verletzt wurde niemand, mittlerweile haben die heissen Quellen auch wieder geoeffnet, nur eben ohne Saunas. Die muessen erst wiedererrichtet werden – dieses Mal mit korrekter Kamininstallation.

Spanferkel, gegrillt beim Mittsommerfest der Nachbarn (nicht im Saunafeuer).

Sommer

Wie jedes Jahr sind die Naechte kurz bis nicht vorhanden, genauso verhaelt es sich mit dem Schlaf, da man ALLES machen moechte, was man sich im Winter ertraeumt hat. Und nebenbei hat man ja auch noch zwei Jobs und nen Kuebel voller Hobbies, siehe oben. Ach und dann moechte ich ja auch noch auf alle Emails zeitnah antworten und diesen Blog fuehren… *schwitz*

Einfach mal unerreichbar sein – Tyrel fuehrt das Boot aus.

Etliche Emailantworten bin ich schuldig, das tut mir auch leid. Da dachte ich mir jetzt, ich schreibe mal wieder eine superlange Blogemail an alle, die es interessiert. Dann schaffe ich es vielleicht auch wieder, mein Postfach aufzuraeumen, weil dies die Einzelemailantwort erheblich verkuerzen sollte. Es besteht also noch Hoffnung. 🙂

In der Zwischenzeit: Ich habe mich sehr ueber deine Email gefreut und ich mag dich immer noch supergerne und denke oft an dich!! Ungelogen – das gilt auch fuer viele liebe Freunde, die mir keine Emails schreiben! 😀

Eine wilde Orchidee, die ich am Wegesrand fand.

Also, was mache ich denn so, wenn ich nicht arbeite, Sport treibe, Arzttermine wahrnehme, Japanisch lerne, im Garten arbeite, stricke oder in heissen Quellen rumduemple?!

Packrafting

Eigentlich stehe ich nicht so sehr auf Anglizismen, ich rede so schon den ganzen Tag nur Englisch. Daher versuche ich moeglichst, deutsche Woerter zu benutzen, wenn ich Deutsch rede oder schreibe. Aber Packrafting? Hmm…

Ein Packraft ist ein leichtes, aber stabiles und robustes Schlauchboot, das zusammengerollt wenig Gewicht und Packmass aufweist. Somit ist es gut geeignet fuer alle Wasseraktivitaeten, bei denen es eher unhandlich ist, ein grosses Boot oder Surfbrett mitzubringen. Ich liebaeugle schon seit zwei Jahren mit der Idee, mir ein Packraft zu bestellen. Leider sind diese Boote aber recht teuer und haben auch lange Lieferzeiten, sodass ich es mir immer ausgeredet habe.

Doch Anfang Februar fasste ich mir ein Herz und etliche Dollar und klickte meine Bestellung zusammen. Ende Juni wurde das gute Stueck endlich geliefert.

Packraft, tarngruen.

Mein erstes kleines Abenteuer startete direkt von meiner Haustuer aus. Ich wanderte mit Tyrel und Arma ein paar Kilometer zum nahegelegenen Fluss, pumpte das Boot mit dem dazugehoerigen Luftsack auf und liess mich treiben.

Besonders freute ich mich auf eine bestimmten Streckenabschnitt, den ich gerne mit dem Rad aufsuche und von dort auf den Fluss starre. So war die Aussicht am Tag zuvor mit dem Rad:

Ein schmaler Weg auf einem Grat zur Aussichtsplattform.
Aussicht auf Fluss und Fahrrad.
Ein Gewitter ist im Anflug.

Vom Fluss aus bo(o)t sich folgende Ansicht am Folgetag:

Weniger spektakulaer, aber immer noch schoen.

Um mehr Sicherheit auf dem Wasser zu haben, meldete ich mich zu einem viertaegigen Packraftingkurs an. Bei unserem ersten geplanten Treffen entschloss sich Eri spontan dazu, sich auch zum Kurs anzumelden! Darueber habe ich mich sehr gefreut – so schnell kann es manchmal passieren, dass Fremde zu Freunden werden. 🙂

Eri und ich beim Packraftingkurs.

Leider gibt es vom Kurs selbst keine Bilder. Wir waren damit beschaeftigt, nicht zu ertrinken und wollten ungern unsere Handykamera beim naechsten Badegang Koenig Triton weihen. Aber wir haben viel gelernt und unsere Grenzen ausgelotet. Letztes Wochenende ging es dann zur Bewaehrungsprobe und wir unternahmen einen gemeinsamen Packraftingtrip zusammen mit Paddelnovizen Tyrel und Bella. Das war eine wirklich schoene Erfahrung und alle sind erfolgreich durch die Wildwasserpassage der Schwierigkeitsstufe II bis III gepaddelt.

Bella mit Packrafts vor dem Beginn unserer Tour.
Ich, paddelnd.
Eri, fast am Ende des Trips.

Und sonst so?

Ja weiss ich auch nicht. Hab ich was vergessen? Bestimmt.

Macht nichts, jetzt habt ihr ne ungefaehre Idee davon, was ich so treibe.

Und bei euch so? Was macht der Sommer? 🙂

See, nicht vereist!

Sommer

Rasch, rasch

Mit dem Kescher

Fange die Momente ein!

Gruen und wuchernd,

Rot und voll,

Bunt und wuselnd,

Gold und warm.

Davon hat’s noch nicht genug –

Muss doch reichen

Fuer die Tage

Wenn die Sterne wieder strahlen.

Wenn die Nasenhaare frieren,

Wenn der Ofen wieder brennt.

Dann, nur dann

Spinn ich die Faeden

Der fluechtigen Waerme

In ein seelenwaermendes Garn.

Essbare Blueten in Garten: Kornblumen, Veilchen, Stiefmuetterchen, Katzenminze.
Mein Rucola blueht und ich finde die weissen Blueten so wunderschoen.
Reiche Ernte: laenglich-blaue haskap berries oder Honigbeeren.
Selbst die Bergziege im Tiergehege zieht das Winterfell aus.
Malen mit Filzstiften: Der Takhini River.
Mein Gemuesegarten samt Regenbogen.
Im Ueberfluss wachsende highbush cranberries, eine Art des Schneeballs.
Auf der Hauptstrasse in Whitehorse: Fussgaengerueberweg in deutschen Nationalfarben.
Ich versuche mich an Stand Up Paddling – Paddeln im Stehen.
Arma, guter Laune beim Spaziergang.
Senfblueten in meinem Feld.
Fireweed (Weidenroeschen) in meinem Haferfeld.
Sahne schlagen ohne Strom mit Akkubohrmaschine.
Das Ergebnis: Haskap-Mohn-Eiscreme, selbstgemacht.
Selbstgegrillte Pizza mit Salami, Zwiebeln, Kaese, eingelegten Gurken, eingelegten Pfefferschoten und Dill.
Ich, bemehlt, beim Pizza backen.
Arma und ich machen Pause vom Wandern auf einer Steilwand.
Lohnende Aussicht mit Berg und Tal.

Donnerstags

Heute mal ein Alltagsbeitrag von mir – genau so wie es mein Bruder Johannes gern liest. 🙂

Mein Lieblingstag in der Woche ist zur Zeit der Donnerstag. Da ich nur noch 30 Stunden bei der Airline arbeite, arbeite ich meist montags bis mittwochs je acht und dann donnerstags nur schlappe sechs Stunden. Freitag ist dann Fleischtag, aber der kurze Donnerstag hat es mir angetan. Es folgt mein Donnerstagsbericht, am Beispiel des Donnerstags letzter Woche.

Der Wecker klingelt um 5:06 Uhr. Die Sonne scheint noch nicht, dafuer ist die Sommersonnenwende schon zu lange her. Doch es ist angenehm-blau-daemmrig im sonst so roten Zelt.

Blick an die Zeltdecke, getaucht in ein samtig-blaues Licht.

Leise faengt es an zu nieseln und ich strecke mich noch ein wenig. Nieselregen auf dem Zelt, das loest bei mir ein ganz wohliges Gefuehl aus. Ich bleibe noch etwas laenger liegen und lese ein wenig auf meinem Handy.

Als ich mich schliesslich aus dem Schlafsack pelle, haben sich die feinen Sprenkel auf der Plane in ein rhythmisches Trommeln verwandelt. Zum Glueck habe ich meinen Hut mit ins Zelt genommen!

Draussen lass ich als erstes die Huehner aus dem Stall. Wenigstens moechte ich ihnen die Moeglichkeit geben, ein- und auszukehren wie es ihnen beliebt. Wie jeden Morgen stroemen die Huehner in den Auslauf. Doch heute flattern sie nicht mit den Fluegeln, sondern sie schuetteln sich. Ich wuensche einen guten Morgen und ziehe weiter.

Ein Outhouse steht im Walde, ganz still und stumm.

Dann geht es weiter aufs Plumpsklo, oder Outhouse. Dank der transparenten Kunststoff-Wellplatten als Dach ist es drin genauso hell wie draussen. Ausserdem verstopft es nie und eine Klobuerste ist auch nicht notwendig.

Schliesslich mache ich mich im Tiny House fertig fuer den Tag und fahre gen Arbeit. Auf halber Strecke zeichnen sich auch endlich die Berge hinter den Wolken ab, die normalerweise das Panorama unseres Feldes bilden.

Bergkulisse hinter Regen, Highway und gerissener Windschutzscheibe.

In meinem Buero angekommen giesse ich meine Tomatenpflanzen und bin anschliessend fuer ein paar Stunden produktiv. Bis ich meine verlaengerte Mittagspause nehme und aus dem Buero laufe, zu den nahegelegenen Mountainbiketrails. Auf halber Strecke treffe ich meine Freundin und wir laufen eine gute Strecke zusammen ueber Stock und Stein. Normalerweise stolpere und falle ich oefters, doch heute nicht – obwohl es immer noch regnet. Dafuer werden wir beide von einer Wespe gestochen.

Durch die Feuchtigkeit leuchten die Farben im Wald und alles duftet herrlich. Meine Freundin und ich fuehlen uns gluecklich und sind dankbar, dass wir diese schoene Gegend an einem Donnerstagvormittag nutzen koennen, ohne dafuer extra irgendwo hinfahren zu muessen!

Zurueck im Buero ist kaum noch etwas von meinen Wochenstunden uebrig. Ich arbeite waehrend ich mein mitgebrachtes Mittagessen verspeise (zwei Schraubglaeser mit ueber Nacht eingeweichten Haferflocken, Nuessen und Beeren und ein Stueck Kaese). Dann packe ich schon bald zusammen und duese in Richtung Stadt, denn donnerstags besuche ich meine Freunde im Kaeseladen!

Zwar ist mein Portemonnaie nach dem Besuch im Kaeseladen leichter, doch meine Schritte sind es auch. Und dass, obwohl ich eine schwere Tuete trage.

Der naechste Stopp ist der Bauernmarkt, der donnerstags ab 15 Uhr stattfindet. Besucher des Marktes stehen in Schlangen und muessen sich vor Eintritt die Haende desinfizieren. Doch die Stimmung ist gut – der Markt gehoert hier zum Sommer dazu und findet nur ca. vier Monate lang statt im Jahr. Ausserdem hat es aufgehoert zu regnen!

Ich umgehe die lange Schlange des Standes „meiner“ Biofarm und stelle mich von der anderen Seite an. Waehrend ich mich nach dem Wohlbefinden von Hahn Clover erkundige (blendend) wird mein gruener Einkaufskorb beladen mit den Leckereien dieser Woche und einem Flugblatt; dann bin ich schon wieder auf dem Weg. Bezahlt habe ich fuer die ganze Saison im Vorraus im Fruehjahr. Aussuchen, was ich bekomme, kann ich mir nicht. Jeder bekommt das Gleiche. Eine prima Gelegenheit, neue Rezepte auszuprobieren mit Gemuesesorten, die sonst nicht im Einkaufswagen landen wuerden.

Skeptisch sehe ich auf das riesige Buendel Mangold. Zusammen mit meiner Schwester und Cousine habe ich mir frueher haarstraeubende Gute-Nacht-Geschichten ausgedacht. Eine Geschichte, die sich ueber mehrere Abende erstreckte, handelte vom Sandmaennchen, der auf dem Mond riesige Tanks voller Mangold-Erbrochenem lagerte. Gekauft habe ich Mangold daher selbst noch nie. Doch zum Glueck schlaegt das beiliegende Rezept der Woche etwas mit Mangold vor – ich muss mir also keine Gedanken machen.

Ich schlendere noch eine Runde ueber den Markt (wegen der Sicherheitsvorkehrungen nur im Uhrzeigersinn erlaubt), kaufe noch ein, zwei Leckereien und schiesse ein Foto fuer euch.

Gemuesiger Einkauskorb vor Marktszene. Orangene Pylone zeigen den korrekten Abstand beim Schlangestehen an den jeweiligen Staenden an.

Auf dem Parkplatz im Auto nasche ich ein Eis, das den Weg in meinen Einkaufkorb gefunden hat. Dann fahre ich nach Hause.

Dort werde ich begruesst von Arma, die umgehend das Baeuchlein zum sofortigen Streicheln freigibt und bewirbt. Dem kann ich natuerlich nicht widerstehen. Die Einkaeufe werden grob verstaut und Arma und ich schauen nach den Huehnern.

Nach Regen lieben es die Huehner, den Erdboden aufzukratzen und sich ausgiebig zu waelzen. Es macht grossen Spass, sie zu beobachten!

Doch Arma und ich gehen eine Runde durch das Feld und spielen ausgiebig „Hol das Stoeckchen“.

Arma beim aufgeregten Apportieren. Mein Vater findet, die sieht Knecht Ruprecht von den Simpsons aehnlich. Nach diesem Bild gibt es keinen Widerspruch mehr – sogar die Comicaugen sind vorhanden.

Anschliessend schluepfe ich in Gummistiefel und bewaffne mich mit Schaufel, Besen und Schubkarre. Donnerstags wird der Huehnerstall ausgemistet.

Huehnerstall vorher und nachher. Bis auf die fehlenden Federn im Stroh kein grosser optischer Unterschied, doch der frische Stall duftet herrlich.

Nach der Stallsaeuberung verbringe ich noch etwas Zeit mit meinen fedrigen Freunden.

Irgendwann grummelt mein Bauch; ich folge dem Ruf und bereite das Abendessen im Haus zu. Es gibt herzhafte Mangold-Muffins, wie das Rezept der Woche meiner Gemuesekiste vorschlaegt. Waehrenddessen lerne ich eine neue, englische Vokabel. Das Rezept verlangt nach der Haelfte des beiliegenden „summer savory“ Buendels. Ein Kraut, sieht so aehnlich aus wie Rosmarin aber kann ich nicht direkt zuordnen.

Das Internet loest auf: Es ist Bohnenkraut! Das habe ich in Deutschland geliebt, aber nur getrocknet gekannt.

Waehrend der Zubereitung fragt mich Tyrel fuenf Mal aufgeregt, ob ich wirklich herzhafte Muffins zubereite. Ich mache eine mentale Notiz, dass ich ihm damit anscheinend eine Freude machen kann.

Die Muffins sind superlecker, genau wie der Burrata-Kaese, der das Abendessen abschliesst. Ich verbringe noch Zeit mit Tyrel, wir tauschen uns ueber unseren jeweiligen Tag aus und schauen gemeinsam lustige Bilder im Internet an.

Schlussendlich liege ich wieder im Zelt. Die Sonne scheint noch, die Stimmung ist eine andere als noch heute Morgen. Ich schliesse meine Augen und versuche das Zappen des elektrischen Zauns zu zaehlen aber komme nicht weit, bis ich einschlafe.

Zelt am Abend. Mein Innenschlafsack haengt noch an der Lampe zum Lueften.

Habt einen schoenen Donnerstag! 🙂

Unerwuenscher Besuch zum Jubilaeum Teil 2

Heute Nacht haben wir also gezeltet. Ganz abenteuerlich im Wohnzimmer. Nach drei Stunden Schlaf bin ich zur Toilette und nach sechs Stunden war die Nacht dann vorbei.

Die Canada Day Parade muss heute ohne uns auskommen. Mir ist es wichtiger, dass wir etwas aufraeumen und in ein schoeneres Haus zurueckkehren als das gestern abend der Fall war.

Dank Gabis Kommentar bin ich motiviert, vielleicht ein paar Pflanzen zu retten. Und tatsaechlich, zwei Tomaten und zwei Chilis koennen sich mit ganz viel Lebenswillen vielleicht nochmal berappeln. Ich besorge zwei grosse Toepfe und gruende zwei Pflanzen-Wohngemeinschaften. Jetzt muss ich sie nur noch angiessen und das mache ich besser draussen, damit ich den Teppich nicht flute.

Direkt vor der Haustuer giesse ich die traurig wirkenden Pflanzen – Da scheppert es im Vorgarten! DIE BAERENFALLE!!!

Ich stuerme zurueck ins Haus und reisse Tyrel vom Staubsauger weg. Wir schnappen unsere bereit stehenden Schrotflinten, laden Munition durch um im Ernstfall direkt schiessen zu koennen. Dann gehen wir im weiten Bogen um die Falle herum. Etwas bewegt sich darin und es scheint nicht unser Fuchs Skinny zu sein. Wir schauen, ob die Tuer der Falle richtig eingerastet ist, alle drei Laschen muessen eingehakt sein. Scheint der Fall zu sein. Dann kommen wir naeher. Sehen durch die Loecher im Metall einen Umriss. Es ist tatsaechlich ein Schwarzbaer in die Falle getappt. Ganz friedlich labt er sich am Biberfleisch, das in einem grobmaschigen Sack am Ende der Falle haengt und den Mechanismus ausgeloest hat. Scheint ein echter Leckerbissen zu sein!

Schliesslich gehen wir wieder ins Haus. Verrueckte Welt! Ich muss erstmal aufs Klo, doch es wartet nicht gerade eine angenehme Atmosphaere auf mich.

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Der Baer hat im Bad die ganze Duschwand herausgerissen und ein Fensterpanel zersplittert.

Duschen geht heute wohl nicht – da haben wir eine gute Ausrede, heute in den heissen Quellen zu baden. 🙂

Hausmannskost

Der Yukon haengt Deutschland durch die Zeitverschiebung 9 Stunden hinterher. Es dauert hier auch laenger, bis der Sommer sich endlich zeigt. Aber endlich Ende Juni bluehen die vielen Wildrosen. Wahrscheinlich haben sie eine Symbiose mit den zigtausenden Moskitos gebildet, die nur darauf warten, dass man sich einer Rose naehert, um ihren suessen Duft einzuatmen. Daraufhin wird man naemlich von den Moskitos ausgesaugt.

Neben den Moskitos tummeln sich auch andere Tierchen im Garten: Nach der zufaelligen Jagd sind noch zweimal Baeren durch unseren Garten getrollt. Ein groesserer Schwarzbaer stand direkt vor der Haustuer und erspaehte eine Bewegung von mir, dann nahm er Reissaus. Eine Baerenmutter mit zwei Baerenkindern inspizierte unser Kanu. Tyrel bestand darauf, ihnen eine schlechte Erinnerung an Menschen mit auf den Weg zu geben. Mit Gummigeschossen und Leuchtfeuer bewaffnet ging er der Familie nach (nicht zur Nachahmung empfohlen!). Als sie keine direkte Angst vor ihm zeigten, zimmerte er der Mutter Baer ein Gummigeschoss auf den behaarten Hintern. Daraufhin verstaute sie kurzerhand ihren Nachwuchs auf dem naechsten Baum und streifte die naechsten Stunde allein durchs Unterholz um unser Haus herum.

Sommer. 🙂

In wenigen Monaten ist schon wieder bitterer Winter. Da muss ich von den Erfahrungen des Sommers ein wenig zehren. Also liegt es nahe, dass man so viel wie moeglich vom Sommer konserviert! Okay, ein Schwarzbaer liegt schon auf Eis. Auf getrocknete Muecken in meinen Backwaren als Sommerandenken kann ich muehelos verzichten. Was koennte ich noch bewahren…

Rosen!

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Zartrosa Tupfen bilden die bluehenden Rosen in der gruenen Vegetation unserer Einfahrt.

Hinterm Haus, an der Einfahrt, an der Strasse, ueberall bluehen die Wildrosen derzeit. Ich werde die Blaetter konservieren und an einem kalten Wintertag einen schoenen Kaiserschmarrn mit Rosenbluetenmarmelade geniessen!

Die Ausruestung fuer das Rosenbluetenblaettersammeln steht auch schon fest: Schrotflinte mit Gummigeschoss und Baerenspray gegen die grossen Tiere, langaermlige Kleidung, Handschuhe, Muetze und Kopfnetz gegen die kleinen.

Bekleidet wie ein ein Fremdenlegionaers-Imker trete ich vor die Haustuer. Eins muss man den Muecken lassen, sie sind kreativ und lassen sich nicht von klobig wirkender Kleidung von ihrem Ziel abbringen. Die Handschuhe waren wohl nicht mueckendicht, an meiner linken Hand werde ich spaeter 26 Einstiche zaehlen. Zum Glueck schwelle ich kaum an. Schnell reicht es mir auch mit der Sammlerei und ich beschliesse, genug gesammelt zu haben. Baeren kamen nicht vorbei.

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Meine Ausbeute an Blueten und ich. Habe gerade noch versucht, die Muecken zu vertreiben, um meine Hand beim Bedienen des Handys zu schuetzen. Doch neben meiner Nase erkennt man das unscharfe Uebel des Sommers: Eine fette Muecke!!

Wichtig, bevor man das Haus betritt: Kleidung abstreifen, damit man moeglichst wenig Muecken mit sich hereintraegt. Dann folgt eine Inspektion der doch recht hastig gesammelten Bluetenblaetter. Ein paar Kaefer transportiere ich auf einigen Blaettern wieder nach draussen – und lasse weitere Muecken hinein.

Doch endlich steht ein Topf mit Rosenblaettern und Wasser auf dem Herd und koechelt und duftet auch bald verfuehrerisch vor sich hin.

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Alles rosig im Topf.

Nach 10 Minuten des Koechelns muss der Zucker und Zitronensaft hinzugefuegt werden.

Der Zucker…

Oha. Ich hab doch nur unraffinierten, braunen Zucker im Haus! Naja, hilft ja nichts, rein damit.

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Das wars dann mit rosig. Der Topfinhalt sieht aus, als wuerde man Innereien in Lebertran aufkochen.

Da stehe ich vor meinem Herd, schaue auf das Ergebnis meiner Kuechenkunst… und kann nicht mehr aufhoeren zu kichern. 🙂

Abgefuellt in Glaeser wird das Ganze trotzdem. Es ist zu allem Uebel noch nicht mal fest geworden. Aber es wird schon dafuer reichen, sich vielleicht einen Tee zu suessen.

Auf jeden Fall sind heute Sommererinnerungen konserviert worden!

Dämmerung

Morgens um vier bis fuenf Uhr sind die schoensten Sonnenaufgaenge zu sehen. Zum Glueck bin ich dann schon auf! 🙂

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Der Himmel faerbst sich in den Farben der deutschen Nationalflagge.

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Ein weites Feld, eine Bergkette wie ein Scherenschnitt und gluehend rote Wolken ueber einem goldenen Band.

Die Tage sind lang, hell, warm und voller Aktivitäten.

Der Morgen ist frisch, hell und still. Ich strecke mich für einige Minuten und starte in den jungen Tag.

Selbst, wenn ich schlafen gehe, scheint er noch nicht müde zu sein. Jetzt verprassen wir die ganzen Sonnenstunden, mit denen wir im Winter unser Sparschwein dick gefüttert haben.

Und wir genießen.

Wenn wir den ganzen Trubel langsam satt haben, kommt pünktlich der Herbst und bringt andere Schönheit direkt vor unsere Haustür.

Hier bin ich.

Zufahrt

Mittlerweile bin ich richtig in meinem neuen Alltag angekommen.

Lange Arbeitstage, dazu Erledigungen in der Stadt, Fahrtzeiten und zuhause dann kochen, essen und schlafen. Das Wochenende dient zur Entspannung, Wanderungen stehen auf der Agenda und das Geniessen der Natur.

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Ein Krokus steht im Walde ganz still und stumm.

Es faellt mir schwer, regelmaessig Zeit zu finden um Emails zu schreiben und zu bloggen. Draussen ist Sommer und ich habe das Gefuehl, schon durch die Arbeit genug Zeit vorm Computer zu verbringen. Vielleicht versuche ich einfach mal, kleinere Beitraege und Emails zu verfassen und nicht immer etwas Allumfassendes auszuarbeiten.

Heute waren wir beim Woodlot. Im Dezember sperrte die Forstbehoerde leider das Gebiet, da die Zufahrtstrasse unter einer meterdicken Schicht Eis vergraben war. Aus dem Hang neben der Strasse sprudelte auch bei -40 Grad noch ein kleines Rinnsal, das fuer den Trick sorgte. Da wir mittlerweile schon einige Tage um die 20 Grad hatten, fuhren wir vor Ort, um uns ein Bild von der Lage zu machen.

Der erste Abschnitt der Strasse machte noch einen guten Eindruck. Doch dann kamen wir zum Ort des Problems und es ist nach wie vor vorhanden. Fast einen Meter dick ist die Eisdecke auf der Strasse. Durch diesen Gletscher maendern einige Minifluesse voller Schmelzwasser.

Die Atmosphaere im abgebrannten Wald gefaellt mir nach wie vor unheimlich gut.

Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis wir wieder Holz machen koennen. Bis dahin warten hoffentlich noch einige Abenteuer auf uns. 🙂

Habt eine gute Woche und viele Gruesse aus dem Yukon!

Projekt Elchkanu Tag 0

Nach ziemlich genau zwei Jahren verbringen Tyrel und ich wieder einen Urlaub zusammen. Nicht nur ein paar Tage frei zusammen zu Hause oder ein verlaengertes Wochenende wo hin. Nein, wir fahren in den Urlaub. Besser gesagt paddeln wir in den Urlaub. Mit einem Kanu. In dem neben einer Menge Ausruestung auch ein Gewehr mitschwimmt, das gerne auf einen Elchbullen zielen wuerde.

Fuer alle Nicht-Freunde von blutigen Bildern: Ich werde wie gewohnt in der Ueberschrift ankuendigen, falls es besagte Bilder zu sehen geben sollte. Bei einer Jagd ist der Ausgang ungewiss. Und das ist auch gut so, wie ich finde.

Unsere Kanutour verlaeuft von Johnson’s Crossing ueber die Fluesse Teslin und Yukon nach Carmacks, wo wir dann nach 380 km paddeln unseren Truck abholen, den wir bei einem Bekannten geparkt haben.

Tag 0

An Tag 0 stehen wir frueh auf in unserem gemuetlichen Blockhaus, um alles fuer unseren Trip zusammenzupacken. Die letzten beiden Wochen waren neben der Arbeit gesaeumt von Einraeumen und Putzen des neu bezogenen Hauses, sowie Vorbereitungen auf die Kanujagd. Und heute? Heute ist es endlich so weit!

Beim Rein- und Rausgehen dekorieren wir den gesamten Teppichboden mit Laub. Doch das kann mir nicht die Stimmung verhageln, schliesslich ist die Vorfreude zu gross. „Wieviele paar Socken nehme ich mit? Wie kalt wird es wohl werden? Brauchen wir wirklich so viele Kaesemaccaroni?!“ Zum Glueck habe ich einen Wildnisguide geheiratet und keinen Philosophen – so bleibt das Packen pragmatisch und effizient.

Trotzdem dauert das Packen einige Stunden, bis alles sinnvoll in grossen Plastikkisten verstaut ist. Spritz- und Regenwassergeschuetzt, sowie einfach zu handhaben. Das Kanu noch auf den Truck gehievt und festgezurrt und schon geht es los in Richtung Johnson’s Crossing. Nein, eigentlich noch nicht ganz, denn wir muessen noch in der Stadt anhalten und Erledigungen machen. Vielleicht noch einen kleinen Burger essen. Na gut. 🙂

Die Fahrtzeit nutze ich, um einen Blogbeitrag zu verfassen und ein paar hastig getippte Emails zu verschicken. Und nach ein paar Stunden sind wir auch schon in Johnson’s Crossing angekommen und blicken auf den Teslin River.

Auf dem Bild mit der Bruecke ist ersichtlich, dass die Sonne guelden scheint und lange Schatten wirft. Aus den paar Stuendchen hier und da ist naemlich fast der ganze Tag geworden und die Sonne geht bald unter.

„Hier paddeln wir nach links den Fluss herunter!“ spricht Tyrel.

„Bist Du sicher?! Die Stroemung scheint nach rechts zu gehen.“

„Das ist nur der Wind. Schmeiss einen Stock ins Wasser und Du wirst sehen, dass er nach links getrieben wird.“

*platsch* *Stock treibt nach rechts*

„Okay, dann ist es wohl ein staerkerer Wind. Also was machen wir jetzt? Wenn wir lospaddeln, muessen wir uns sehr bald einen Platz zum Schlafen suchen, weil es schon so spaet ist… Ich waere aber auch fuer Dich bereit, eine Nacht im Motel zu schlafen.“

„Muss wegen mir nicht sein. Wir koennen campen.“

„Die Sache ist nur, dass wir dann alle unser Sachen morgens wieder verstauen muessen, bevor wir zum Fluss fahren. Frueh starten koennen wir dann wohl nicht.“

„Na gut, wir koennen ja mal nachfragen, ob die noch ein Zimmer haben.“

Tatsaechlich war das Motel ausgebucht, hat dann aber noch bewerkstelligt, ein Zimmer fuer uns freizuschaufeln indem es drei Gaeste in ein Zimmer gequetscht hat.

Im Zimmer steht… ein angeschlossener Fernseher! Tyrel und ich gucken uns an, und beschliessen die Kiste anzuschalten. Immerhin haben wir seit 16 Monaten nicht mehr fern gesehen. Das Programm erscheint uns doch etwas surreal. Ein Tierarzt versucht, ein Pferd zusammenzuflicken, nachdem es vom Stier aufgespiesst wurde. Dann eine Tieraerztin mit einem Hund im kritischen Zustand, der es auch leider nicht schafft. Alle paar Sekunden andere Kameraeinstellungen, Einblendungen und alle paar Minuten Werbung. Schliesslich ein Brautmodeladen, in dem Braeute mit zu teuren weissen Einmalprodukten um die Gunst von Freunden und Familie werben. Die Verkaeufer treten als Vermittler und Psychologe auf, alle Teilnehmer der Show werden anscheinend alle zwei Minuten seperat interviewed, damit man jedes Drama herauskitzeln kann.

Die Kiste schalten wir aus, anscheinend haben wir nichts Wichtiges verpasst waehrend unserer Abstinenz. Ich flechte mir stattdessen in langer Unterwaesche meine Haare in losen Zoepfen ueber die Ohren. Gegen Filz, fuer warme Ohren!!

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In Wollunterhose mit Eingriff sitze ich auf meinem Motelzimmerbett und freue mich. Ueber die neue Peruecke und auf den bevorstehenden Trip.

Schliesslich loeschen wir das Licht und wuenschen uns eine gute Nacht. Was wird mich wohl morgen erwarten? Jedenfalls kein Spuelklo mehr! Ich bin gespannt aber schlafe direkt ein, den Wecker klingelt morgen frueh.

Mit den Augen des Bruders Teil 1

Wie ich vor einiger Zeit schon angedeutet habe, kamen mich im September mein Bruder und seine Frau besuchen. Wir nennen sie mal Johannes und Sarah. Weil mir die Namen gefallen. Und weil sie tatsaechlich so heissen. 😉

Johannes und Sarah kamen also Anfang September aus dem weit entfernten Deutschland in den Yukon geflogen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht mal 48 Stunden unser neues Haus bezogen und ich mir die Finger blutig geputzt. Aber mutig, wie sie waren, wollten sie trotzdem schon bei uns uebernachten. Kein Problem. Eine Fahrt in die Stadt innerhalb der 48 Stunden hat die noetigen Utensilien besorgt.

September kann hier durchaus schon Schnee liegen. Auf jeden Fall aber im Oktober, wie der Blick auf den matschig-weissen Schneebelag vor dem Fenster zeigt. Johannes und Sarah aber verbrachten fast die gesamte Zeit bei unverschaemt gutem Wetter.

Freundlicherweise wurden mir die Urlaubsbilder zur Verfuegung gestellt, damit ich ueber meine Welt aus einer weiteren Perspektive berichten kann. 🙂

Das Haus und Grundstueck

Mein Haus habe ich ja bereits in einem Beitrag vorgestellt. Allerdings gibt es hier nochmals einen Einblick.

Auch vor und hinter dem Haus gibt es noch eine Menge zu entdecken. Direkt neben dem Hauseingang laedt ein Gasgrill mit Sitzecke zu Stunden der froehlichen Voellerei in den ca. 5 Monaten Nicht-Winter des Jahres ein. Hinten im Garten wartet ein Gewaechshaus darauf, im naechsten Fruehling belebt zu werden (und ich weiss ja jetzt auch, wie, hihi!). Und vor unseren grossen Fenstern gibt es reichlich Stellen, in denen im Winter beduerftige Voegel gegen Essensmarken eine kernige Mahlzeit erhalten.

Auch ein Fluesschen ist direkt am Haus zu finden. Grosse Faenge darf man hier nicht erwarten, jedoch ist das Gluggern schoen anzuhoeren. Ich bin schon gespannt, ob der Fluss im Winter ganz bis unten hin durchfriert oder weiterhin mit Glucksen geschaeftigt ist unter dem Eispanzer.

Ist man gewillt, ein paar Meter zu gehen, trifft man schnell auf einen kleinen Huegel, von dem man einen wunderbaren Ausblick auf die umgebende Landschaft hat. Fuer den Yukon untypisch sind hier die vielen Flaechen, die sich fuer Landwirtschaft und Weiden eignen. Das unter anderem diese Tatsache hat Whitehorse mit der Zeit den Titel der Hauptstadt des Yukon eingebracht. Nur hier war es naemlich moeglich, einen grossen Flughafen zu errichten, der im Laufe des zweiten Weltkrieges von den Amerikanern zu militaerischen Zwecken genutzt wurde.

Whitehorse und Umgebung

Natuerlich wurden viele Ausfluege unternommen nach in die Stadt Whitehorse und die weitere Umgebung. Besonders gefiel der Yukon River, dessen Farbe ich auch einfach nur toll finde. Hier einige Eindruecke von Spaziergaengen.

Eine Sehenswuerdigkeit schloss leider kurz vor dem Besuch die Tore fuer die Wintersaison: Die SS Klondike. Nach dem Goldrausch befoerderte der Schaufelraddampfer Waren flussaufwaerts nach Dawson und kam beladen mit Erzen und manchmal auch Gold zurueck 🙂 Nun ruht er in Whitehorse und gibt Touristen einen Eindruck der damaligen Transportmittel.

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Die SS Klondike ist ein Schaifelraddampfer mit erstaunlich wenig Tiefgang!

Trotz des geringen Tiefgang des Schiffes lief die SS Klondike auf eine Sandbank des sich staendig veraendernden Yukon Rivers auf und wurde stark beschaedigt. Der Oberbau wurde nach Whitehorse gebracht und auf einen nachgebildeten Unterbau gesetzt. Der echte Unterbau ruht noch immer auf der besagten Sandbank und kann bei Niedrigwasser von Kanufahrern auf dem Yukon River besichtigt werden.

Weiter geht es in Teil 2. 🙂