Jagdschein

Jagdgedanken

Ahornsirup auf mein Haupt!
In meinem vorigen Beitrag habe ich doch glatt behauptet, dass hier alles voller Pappeln ist. Lurchi hat zurecht darauf hingewiesen, dass in den Rocky Mountains doch Aspen Trees wachsen, die im Herbst (Mitte August) gelb werden. Korrekt. Es handelt sich um Aspen Trees, zu deutsch Espe oder auch Aspe. Schockschwere Not! Für mich waren das astreine Pappeln mit pappeligen Blättern und einem noch pappeligerem Stamm.
Weitere Investigationen ergaben zum Glück, dass die Espe auch Amerikanische Zitterpappel genannt wird. So war mein Selbstbild fast wieder hergestellt und ich kann meinem liebsten hamburger Dendrologenpärchen doch noch unter die Augen treten. 🙂

Anke zu Ehren ein paar frühherbstliche Ansichten (gelb = Herbst) inklusive Regenbogen. 🍃🍁🌈

Viele Wanderungen treiben mir regelmäßig den Schweiß aus jeder Pore. Doch am Ende wie auch mittendrin entschädigt die Aussicht für alle Mühen. Und ganz irgendwann wird bestimmt auch meine Kondition nachkommen… Wenn sie mich endlich eingeholt hat. So lange sichte ich halt Bärenspuren.

Inzwischen habe ich meinen Jagdkurs bestanden und einen Jagdschein für small game, also Kleinwild, erhalten. Großwild darf ich erst jagen, wenn ich für mindestens ein Jahr hier wohne. Kleinwild schließt Kaninchen, Erdhörnchen, Stachelschwein ein und große Vögel, die das ganze Jahr über hier leben. Das sind die verschiedenen Arten von Grouse und Ptarmigan (Das P ist stumm). Google klärt mich auf, dass Ptarmigan dem Alpenschneehuhn und Grouse der Familie der Raufußhühner entspricht. Ich finde, es sind einfach Moorhühner.

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Sprüche Grouse getarnt. Zugegeben, sie geben sich nicht besonders viel Mühe.

Bestimmt denken sich jetzt einige „Jagen ist voll doof, warum soll man die armen Tiere töten?“ Meine Frage dazu: „Isst du Fleisch?“
Falls nein: Ok, ich verstehe deinen Standpunkt und wir haben verschiedene Meinungen.
Falls ja: Wenn man Fleisch ist, nimmt man in Kauf, dass Tiere dafür getötet werden. Wenn ich in den Discounter gehe und mir 500 Gramm Putenbrust kauft, handle ich Meinung nach ethisch nicht korrekter als ein Jäger. Die Pute wurde unter fragwürdigen Bedingungen in kürzester Zeit hochgezogen, um dann auf jeden Fall getötet zu werden. Ich weiß nicht, welches Futter und welche Medikamente die Pute bekommen hat und wieviel Bewegung. Und wahrscheinlich will ich es auch gar nicht wissen.
Wenn ich in den Wald gehe und mir ein Grouse schieße, dann habe ich es getötet. Und ich finde, das bringt die Realität des Fleischkonsums, die so anonymisiert wurde, näher. Wer Fleisch ist, der tötet dafür Tiere. Direkt oder indirekt. Um das Grouse tut es mir trotzdem leid, es hat Pech gehabt. Aber es hat ein schönes Leben in Freiheit gehabt und durch sein Opfer habe ich etwas zu essen. Also bin ich dankbar und werde nichts Essbares von ihm verschwenden.
Die Pute aus dem Discounter hingegen tut mir nicht leid. Ich habe das Fleisch schließlich gekauft (und es war schon tot!), also kann ich damit machen, was ich will. Und wenn ich doch nur 300 Gramm brauche, wandert der Rest halt in den Müll.

Wahrscheinlich habe ich zu viel Zeit um mir Gedanken zu machen und ethische Diskussionen mit mir selbst zu führen. Aber es fühlt sich gut an. Und wenn ich etwas für mich als wahr entdeckt habe, möchte ich mich auch danach richten. Trotzdem kaufe ich noch Fleisch im Supermarkt. Aber ich muss sagen, mein Umgang damit und meine Einstellung dazu haben sich geändert.

Da ich noch auf meinem Waffenschein warte, kann ich bis jetzt nur eine Waffe tragen oder handhaben, wenn Tyrel in unmittelbarer Nähe ist. Ich habe einige Schießübungen mit einer .22 Rifle gemacht und eine Dose Jalapeños erlegt. So macht Jagen auch endlich für Vegetarier Sinn! 🙂
Die Zahl .22 gibt das Kaliber an, also den Durchmesser des Schießrohrs. .22 bedeutet 0,22 inch, was 5,6 Millimeter entspricht. Das heißt die Kugel als auch der Lauf (Schießrohr) haben einen Durchmesser von 0,22 inch. Nicht sehr groß aber für Kleinwild genau richtig. Ich mag diese Waffe von James. Vielleicht leier ich sie ihm aus den Rippen, wenn ich meinen Jagdschein habe. So lange begnüge ich mich damit, meinem Mann beim Quad fahren ab und an die Büchse zu halten. Nicht zum Jagen, aber man sagt so ein .308 Kaliber sei effektiver als das Otto-Normal-Bärenspray im Falle eines Falles. Juhu, ein Redneck-Bild! 🙂

Übrigens wird der Spinat hier noch höchstpersönlich von Popeye beworben. So gehört sich das!

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Eisrausch im Yukon

Vor ein paar Tagen haben wir einen Tagesausflug nach Alaska gemacht. In den kleinen unteren Schnipsel von Alaska, Skagway. Von dort sind vor gut 100 Jahren die meisten Goldsucher gestartet. Sie kamen mit Schiffen von San Francisco oder anderen Orten der Westküste an und mussten sich im Winter mit einer Tonne gesetzlich vorgeschriebener Ausrüstung auf den weiten Weg zu den Quellseen des Yukon machen. Dort zimmerten sie sich ein Floß und brachen pünktlich mit dem Aufbrechen Seen im Frühling in den Norden auf in Richtung Dawson. Der meistgegangene Weg ist der Chilkoot Trail, der schon lange zuvor von den Indianern (hier heißen sie politisch korrekt First Nations) als Handelsweg genutzt wurde. Heute ist der Wanderweg eine Touristenattraktion. Man braucht spezielle Erlaubnisscheine um den Weg zu wandern und muss sich an den Zeitplan halten. Denn die Campingplätze sind vorgeschrieben mit Vorrichtungen, um keine Bären mehr als nötig anzulocken. Der Chilkoot Trail wird von den meisten Wanderern in ca. 4 Tagen begangen.

Deb, ihr Sohn Emerson und ihre Hunde Kiji und Roxy haben sich auch angemeldet für den Chilkoot Trail. Und wir haben sie die ca. 2 Stunden Fahrtzeit hingefahren, dafür die Spritkosten erhalten und einen schönen Tag gehabt. 🙂

Die Landschaft ist wirklich unwahrscheinlich schön, allerdings selbst im Sommer unwegsam, windig und kalt. Wie muss es den Goldsuchern erst ergangen sein?

Die restliche Zeit habe ich viel gelernt. Und gestern schließlich meinen Schusswaffen-Sicherheitskurs absolviert. Den benötigt man, um Waffen zu kaufen und transportieren zu dürfen. In Kanada beschränkt sich der Transport allerdings entweder zum Schießstand oder zur Jagd. Und mit dem normalen Kurs sind nur zugelassene Jagdwaffen eingeschlossen, das heißt Schrotflinten und Gewehre, wobei es da auch Einschränkungen gibt. Nach 7 Stunden Unterricht und Handling der verschiedenen Arten der Gewehre gab es einen schriftlichen und einen praktischen Test. Den praktischen Teil habe ich sogar mit 100 % bestanden! 😄✨🔫 Jetzt heißt es also Papierkram einreichen und warten.

Jagen darf ich allerdings erst, wenn ich den Jagskurs bestanden habe am 13.8.. Und solange ich meinen Erlaubnisschein für die Waffen nicht habe, darf ich nur in unmittelbarer Nähe von jemandem schießen, der so einen Schein besitzt. So geschehen an einem anderen Tag am Schießstand. Für meine ersten Schießversuche gar nicht schlecht: ohne Sucher nur mit Kimme und Korn auf 100 yards Entfernung, ca. 100 Meter.

Tyrel besitzt ein halbautomatisches Gewehr, das heißt wenn eine Kugel abgefeuert wird, wird die nächste Patrone automatisch nachgeladen. Ich finde Gewehre vom Typ bolt action vom Handling her gut (laut Internet Kammerverschluss auf deutsch). Schöne Mechanik, kann ich sehen und verstehen, macht einen robusten Eindruck. Wir gucken mal, vielleicht kann ich demnächst auch mal so ein Gewehr auf dem Schießstand ausprobieren 🙂

Im Anschluss an meine erfolgreiche Prüfung waren wir ein Eis essen im verheißungsvoll klingenden Laden „Marbel Slab“. Auf deutsch Marmorbramme? Gar nicht weit gefehlt, das Konzept ist genial. Man sucht sich ein oder mehrere Sorten Eis aus. Die werden dann auf die richtige Größe abgewogen und auf eine gekühlte Marmorplatte (oder Bramme 😋) gedrückt. Dann kann man sich allerlei Leckereien aussuchen, die in die Eiscremmasse mit Spatel eingearbeitet wird. Anschließend sucht man sich noch eine der frisch hergestellten Waffelspezialitäten aus und spaziert selig aus dem Laden heraus. 😇

Meine Wahl: Vanilla Bean Eiscreme (mit ganz viel schwarzen Vanillepunkten drin), darin eingearbeitet: Cookie Dough (Keksteig), Brownies (Schokokuchen) und Reese (Erdnussbutter-Schoko-Süßigkeit). Dazu eine Waffel, die in Zartbitterschoko getauchte und dann mit Butterfingers (Karamellsüßes) veredelt wurde. Wem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, der hat kein Herz. 😜

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Mjam!!!

Zuckerwatte-Jagdschein-Erledigungen

Allzu viel ist nicht passiert die letzten Tage. Erledigungen in der Stadt, Bewerbungen einreichen, Camper umraeumen und organisieren, mit Freunden reden, kochen, essen schlafen.

Heute abend werden wir aber wahrscheinlich eine gute Freundin meines Mannes treffen – Deb. Bei ihr koennen wir hochstwahrscheinlich auch unser vorerst dauerhaftes Lager aufschlagen, da es ihr Grundstueck ist. Zur Zeit stehen wir bei James auf dem Grundstueck, allerdings wohnt er dort nur zur Miete, so dass es eine Uebergangsloesung ist.

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Home sweet home hinter Fireweed, der Blume des Yukons

Deb hat zudem einige Pferde und Hunde, das koennte witzig werden 🙂

Heute morgen auf dem Weg in die Stadt hingen die Berge voller Wolken. Da merkt man erst wieder, dass der niedrigste Punkt hier bei ca. 700 m ueber NN anfaengt und es bis ca. 1700 m innerhalb der Stadtgrenzen in die Hoehe streckt.

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Zuckerwatte am Morgen

Mitte August habe ich mich fuer einen Jagdschein-Kurs angemeldet. Den online-Teil davon habe ich schon in 8 Stunden absolviert. Dann kommen nochmal 3 Stunden Unterricht und eine Stunde Test dazu und ich darf jagen. Allerdings habe ich meinen Waffenschein noch nicht, also darf ich nur eine Armlaenge entfernt von einem Waffenscheinbesitzer einen Schuss abgeben. Wir gucken mal wie es laeuft, zunaechst sind einige Proberunden auf der Shooting Range faellig. ^^

Mit dem Wetter haben wir bislang Glueck. Manchmal regnet es etwas, dann hoert es aber auch zuegig wieder auf. Durch die Hoehe und die noerdliche Lage faengt man aber auch schon bei 22 Grad Celsius in der Sonne an zu schwitzen. Zum Glueck wird es schon bald wieder Winter! 🙂