Hühner

Jahreszeitenwechsel

Im deutschsprachigen Internet kursieren derzeit die schönsten Herbstbilder. Da möchte ich natürlich mithalten.

Es folgen einige Bilder von meiner Jahreszeit im Yukon.

Mitte Oktober, ich habe die Eingebung,dass der Winter jeden Moment über mir und vor allem den Hühnern zusammenbricht. Also baue ich einen Hühnerauslauf, der im nächsten Sommer als Gewächshaus dienen kann.

Tyrel kann meine Panik nicht verstehen, hilft mir aber nach Fertigstellung, den Hühner-Wintergarten an den rechtmäßigen Platz zu hieven.

Die ersten Schneeflocken fielen auf den Hühner-Wintergarten gleich in der ersten Nacht.

Seitdem ist es kalt. Und das durchgehend, abgesehen von zwei Tagen mit starkem Sturm aus Süden.

Die Winterboten sind nicht zu übersehen. Pinke Berge am Morgen, dramatische Sonnenuntergänge. Eisschollen, die den Fluss hinuntertreiben. Vereiste Wimpern nach einer Radtour.

Die Hühner lieben ihren Auslauf. Von Schnee halten sie eher wenig. Daher streue ich ihnen jeden Morgen ein paar Leckereien auf den strohbedeckten Boden. Körner und Samen, Mais und Rosinen müssen eifrig erscharrt werden. Oft gibt es dazu noch frisches Obst und Gemüse. Für kalte Tage habe ich selbst Kraftfutter hergestellt aus dem Scharrfutter und Fett aus ausgekochten Rinderknochen aus der Fleischerei.

Bislang scheinen meine fedrigen Freunde auch mit Temperaturen bis zu -23 °C ohne Heizung gut auszukommen. Alle haben ihre dicken Daunenjacken an und kuscheln nachts – das scheint ihr Geheimnis zu sein.

Seitdem das erste Ei gelegt wurde, gab es insgesamt nur drei eierlose Tage. An alles anderen Tagen fand ich ein bis drei Eier im Hühnerhaus. Noch legen nicht alle Hennen. Ich bin schon gespannt, wann ich das erste grün-blaue Ameraucana-Ei finden werde.

Arma scheint der Wintereinbruch genauso wenig auszumachen wie letztes Jahr. Und ich spezialisiere mich immer noch auf lustige Bilder von ihr.

Arma-Derp vor malerischer Winterlandschaft.

In den letzten Tagen ist viel Schnee gefallen, ca. 20 cm. Zum Fleischer bin ich trotzdem zur Arbeit geradelt. Es ist der einzige Weg, der mit 6,4 km genau richtig zum radeln ist. Im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Wegen im Yukon, für die man meist erst das Auto anwerfen muss. Daher weigere ich mich bisher standhaft, die Strecke das erste Mal mit dem Auto zu fahren.

Doch ich muss einsehen, dass es bei den Straßenbedingungen hier im Winter außerhalb der Stadt zu gefährlich ist, sich mit Autos und LKW die Straße zu teilen.

Also was tun?

Ich habe mir heute mein erstes Paar Langlauf Ski gekauft. Morgen werde ich die ersten Schritte darauf laufen. Und hoffentlich kann ich kommenden Freitag zum ersten Mal zur Arbeit Ski laufen.

Ski Heil!

Schneebehangene, boreale Nadelbäume.

Küken – Woche 2,5

Die zweite Lebenswoche meiner gefiederten Freunde ist vollendet. Sie sind schon um einiges gewachsen und fedriger geworden. Vor allem hopsen sie, also wurde der Rand des Schwimmbeckens, in dem die Küken wohnen, erhöht und verschönert.

Bei den mir zugespielten, niedlichen Bildern fiel mir auf, dass sich die Federn der Küken ganz unterschiedlich entwickeln. Bei einer Internetrecherche stellte sich heraus, dass Hennen in den ersten Lebenswochen Schwanzfedern und rundliche, lange Flügel entwickeln, während angehende Hähne keine Schwanzfedern und eher eckige, kurze Flügel bekommen.

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Links lange Flügel und Schwanzfedern, rechts kurze Flügel und nur Plüsch am Poppes.

Nach diesen Kriterien habe ich die Hühnchen beäugt. Ich hoffe jetzt, dass ich recht habe und am Ende sieben oder acht Hennen behalten kann. Für eine genaue Bestimmung flitzen sie doch zuviel umher. Von 13 Küken wäre das doch eine gute Ausbeute.

Manche Hähnchen scheinen auch schon die passende Attitüde plus Kamm zu bekommen.

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Hähnchen Jumanji. Oder ist es der zukünftige Hahnibal Eggter?

Die Hühnerleute, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir, dass man erst nach ein paar Monaten das Geschlecht sicher bestimmen kann. Also bin ich mal gespannt, ob meine Vermutungen bestätigt werden.

Hier noch ein paar niedliche Bilder:

Übrigens nimmt der zukünftige Hühnerstall auch schon Formen an. Das ausgesprochen gute Wetter der letzten Wochen trug viel dazu bei.

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Küken – Woche 1

Jetzt sind die Küken schon eine Woche alt. Wieder gesehen habe ich sie nicht, da ich nicht wieder in der Stadt war. Aber ich werde stets mit Bildern versorgt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

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Murmeln im Wasserspender verhindern hoffentlich das Ertrinken der Küken.

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Lieblingsbeschäftigung der Küken ist Fressen und Wachsen.

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In den ersten Tagen bestand die Einstreu aus Küchenrolle. Angeblich ist das besser für die Beinchen und zu verstehen, was Futter ist und was nicht.

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Die Kinder basteln fleißig Möbelstücke aus Eisstielen für die Küken.

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Dieses Küken präsentiert stolz die ersten schwarzen Flügelfedern.

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Im Vergleich zu den ersten Tagen sieht der Futtertrog schon viel kleiner aus.

Wir haben angefangen, die zukünftige Behausung der Piepmätze zu errichten.

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Auf Paletten entsteht das Gerüst des zukünftigen, transportierbaren Hühnerstalls.

Angeblich sind schon alle Küken von den Kindern mit Namen versorgt worden. Doch in den Kommentaren des letzten Beitrags habe ich so geniale Namensvorschläge von Anne und Sebastian bekommen, dass ich wohl doch nochmal nachtaufen muss, wenn die Federwedel bei mir einziehen.

Habt eine gute Woche!

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Tauender Teich – von unserer gestrigen Wanderung.


Nachtrag:

Soeben erhielt ich die aktuellen Kükennamen samt Portraitfotos. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass die Kinder so viel Spaß an der Pflege haben!

Schlüpfrige Angelegenheit

Ohne viel Geschwafel:

  • 38 Eier kamen in den Inkubator.
  • 18 Eier sahen nach zwei Wochen beim Durchleuchten vielversprechend/entwickelt aus und durften im Inkubator verbleiben.
  • 13 Küken sind am Wochenende geschlüpft.
  • Das erste Küken schlüpfte am Samstag zwischen 4 h und 7 h morgens.
  • Das letzte Küken wurde Sonntag gegen 18 h auf die Welt befördert.

Dass sich relativ wenig Eier entwickelt haben, führe ich darauf zurück, dass die Eier per Post verschickt wurden und vier Tage unterwegs waren bei morgendlichen Temperaturen unter -10 °C. Da kann eigentlich alles schief gehen. Leider war ich auf die Zeitschiene des Inkubator-Schulprojekts angewiesen und konnte mir daher keine wärmere Zeit aussuchen. Jetzt weiß ich: Entweder Eier aus der Gegend ausbrüten, oder im Sommer verschicken.

Jetzt ein paar Impressionen vom Schlüpfvorgang.

Nach ein paar Stunden sehen die Küken dann schon sehr niedlich aus, sind fluffig und neugierig.

Es ist wichtig, den Inkubator die ganze Schlüpfzeit über geschlossen zu lassen. So bleibt eine hohe Luftfeuchtigkeit bestehen, die verhindert, dass die Membran zwischen Schale und Küken austrocknet, schrumpft und das Küken vakuumverpackt.

Doch heute waren wir sicher, dass es sich ausgeschlüpft hat. Die Küken zogen daher um, von meiner Vermieterin zu… Marcs Familie. Mit Marcs Partnerin bin ich mittlerweile befreundet. Und seit sechs Wochen ist sie jetzt zu Hause. Alleinerziehend mit vier kleinen Kindern, ohne Pause. Sie fragte mich also, ob ich die Küken nicht als Anschauungs- und Beschäftigungsprojekt zur Verfügung stellen wolle.

Ein bisschen komisch finde ich es, dass ich Hühner aufziehe, aber bislang keine Arbeit damit habe. Aber die Beteiligten versichern eifrig, dass ich ihnen damit einen Gefallen tue. Na gut, warum eigentlich nicht.

Hier der Umzug und das neue Heim:

In der Stunde, die ich beim neuen Kükenheim verbrachte, waren vier Kinder mit der wohl wichtigsten Frage beschäftigt: Welchen Namen kann man den 13 Küken geben?

Zur Auswahl standen bislang: Ciel, Icycle, Banana, Jumanji, Brave, Storm. Allerdings waren die Küken auch die meiste Zeit am schlafen unter der gemütlichen Wärmeplatte. Ich habe mich gegen eine Wärmelampe entschieden, weil eine Wärmelampe eine nicht zu unterschätzende Feuergefahr darstellt, außerdem ein Vielfaches an Strom benötigt und die Küken immer im Hellen sind. Unter der Wärmeplatte ist es hingegen kuschlig und dunkel, wie unter dem Flügel der Glucke. Etwas Bedenken hatte ich schon, als es plötzlich mucksmäuschenstill war. Eigentlich piepen Küken doch ununterbrochen, oder? Also Wärmeplatte angehoben und nachgeschaut. Darunter lagen 13 ausgestreckte Küken. Tot?!

Nein, schon ertönten entrüstete Protestpieslaute. Dann halt wieder gute Nacht.

Ich hoffe, dass mir regelmäßig Bilder zugespielt werden, sodass ich euch auf dem Laufenden halten kann. Aber spätestens das nächste Mal, wenn ich in der Stadt bin, schaue ich vorbei. Dann sind die kleinen Dinosaurier bestimmt schon etwas lebhafter und stehen gern Modell für ein paar Aufnahmen.

Jetzt bleibt die Frage, mit wie vielen Hähnen aus 13 Küken stehe ich am Ende da? Bis zur Auflösung dieser Frage werden wohl noch etliche Wochen vergehen. 🙂

 

Nachtrag: Nach einem langen Nickerchen wurden die Küken dann doch noch sehr munter und machten alle Anwesenden sehr glücklich.

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Bunte Küken erkunden die Futterstelle.

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Drei Kinder und dreizehn piepsende Küken: So sieht Glück aus. 🙂

Eiertanz

Vor vier Tagen und 2250 km entfernt von mir wurden 38 Hühnereier gelegt, verpackt und an mich verschickt.

Vier Nächte lang verfolgten mich Träume von zerbrochenen und/oder gefrorenen Eiern. Eigentlich dachte ich, ich wäre gelassener. Irrtum, nicht in diesem Fall.

Heute wurde es ganz schlimm. Die Eierlieferung war einen Tag überfällig. In den schlimmsten Farben (ei-weiß?) malte ich mir aus, was alles schief gelaufen sein muss. Ich fing an, mir Alternativpläne auszudenken – woher könnte ich auf die Schnelle noch Eier beziehen, deren Brut mir zusagen würde?!

Da erhielt ich die Nachricht, dass meine Lieferung abholbereit sei. Ab in die Stadt!!!

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Mit Mund-Nasen-Schutz und einem großen Paket Eier auf dem Parkplatz vor der Post.

Eigentlich sollten meine Eier ja als Schulprojekt im Klassenzimmer ausgebrütet werden. Doch jetzt, wo die Schulen geschlossen sind, hat sich meine Vermieterin bereit erklärt, die Brutaufsicht zu übernehmen. Mit Sicherheitsabstand und Maske trug ich das Paket Eier hinter ihr her durch ihr Haus, bis zu dem Zimmer, in dem die Inkubatoren schon Probe liefen. Zusammen packten wir nach und nach aus. Alles war sehr vorbildlich verpackt; Jedes Ei umhüllt in Füllmaterial, Luftpolsterfolie, Eierkarton und Küchenrolle.

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Die Eierkartons sind gut verpackt – noch scheint nichts auszulaufen.

38 Eier wurden einzeln vorsichtig ausgepackt, bewundert und auf Risse untersucht. 38 Eier scheinen heil angekommen zu sein.

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Ein Potpourri aus bunten Eiern wartet auf einen Platz im Inkubator.

Wie schön die Eier doch aussehen! Sie haben vier verschiedene Farben und stammen von fünf verschiedenen Rassen.

  • Orpington (12 Eier): Der Hühnertraum meiner Kindheit. Geeignet für Ei- als auch Fleischproduktion. Unglaublich fluffiger Hintern! Legt hellbraune Eier.
  • Australorp (10 Eier): Die australische Weiterentwicklung des Orpington Huhns. Legt mehr hellbraune Eier, der Hintern ist allerdings ein bisschen weniger fluffig.
  • Ameraucana (6 Eier): Hühner mit Federbart, legen grün-blaue Eier.
  • Marans (6 Eier): Legen dunkelbraune Eier und sind angeblich freundlich und anspruchslos.
  • Brabanter (4 Eier): Tyrels Rassenwunsch, da sie laut ihm aussehen als könnte man sie als Charakter in einem Videospiel auswählen. Legen weiße Eier.

Die Eier müssen jetzt 24 Stunden mit dem dicken Ende nach oben zeigend ruhen. Angeblich soll das die Inkubationschancen erhöhen, denn die Luftblase im Ei, die sich beim Transport eventuell gelöst hat, kann sich so hoffentlich erholen.

Morgen geht’s dann los mit dem bebrüten. Und ab da dauert es 21 Tage bis zum Schlüpfen.

Wie viele Hühner ich am Ende haben werde, weiß ich nicht. Mit der Post gesendete Eier können gute, aber auch sehr schlechte Schlüpfraten haben. Es ist normal, dass sich nicht alle Eier voll entwickeln. Und leider sind auch Küken sehr anfällig für alle möglichen Leiden. Dazu kommt, dass ca. 50% der Küken Hähne werden und nicht behalten werden können.

Ich wollte gern neun Hennen und einen Hahn haben. Also rechnete ich mit 50% Schlüpf-/Überlebensrate und 50% Hähnen und schloss daraus, dass ich 36 Eier bestellen muss. Jetzt hab ich 38 Eier bekommen, für den Fall dass zwei Eier den Transport nicht überstehen. Aber alle sind heil angekommen.

Wie viele Hennen werde ich am Ende haben? Zwischen 38 und null ist alles möglich.

Ich bin so gespannt – Was für ein schöner Lichtblick! 🙂

Zu Hause

Ja, das Virus ist mittlerweile auch im Yukon angkommen. Bislang wurden vier Personen positiv getestet, doch die Auswirkungen haben wir schon deutlich vorher gespürt.

So ist das wohl in den Gebieten, die vom Touristenaufkommen abhängig sind. Quarantäne = keine Reisenden = kein Einkommen = Laden dicht. Tyrel ist schon knapp zwei Wochen arbeitslos. Ich arbeite noch, wohl wissend, dass Fluggesellschaften drastisch Personal einsparen müssen um zu überleben. Bislang trifft es die Arbeiter, die offensichtlich nichts mehr zu tun haben, da kaum noch Flüge durchgeführt werden und die Prognosen täglich schlechter werden. Ich hätte noch Arbeit um mich eine ganze Zeit damit zu beschäftigen. Aber wenn ich Direktor wäre, würde ich mich einsparen wenn es ums Überleben der Firma geht? Zu einer eindeutigen Antwort komme ich nicht.

Naja, es kommt ja eh wie es kommt. Solange wie ich kann, laufe ich eine Runde mit Arma zum Sonnenaufgang, schmeiße den Computer an inklusive mobilem Internet und arbeite.

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Dramatische Farben zur Morgendämmerung.

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Photovoltaikpaneele sorgen für austeichend Strom zur Tageszeit.

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Klapptisch, Klappstuhl, Klappcomputer, klappt alles.

Endlich beantwortet auch das Universum meine Frage, wie um Himmels Willen ich denn das mörderische Programm stemmen soll, das ich mir für dieses Frühjahr vorgenommen habe. Laufen ohne Ende, das Feld bereiten, Büsche und Bäume pflanzen, Hühnerstall bauen, Hühner aufziehen, noch mehr laufen. Das scheint plötzlich nach tollen Projekten und nicht mehr nach Aufgabe der kompletten freien Nicht-Arbeitszeit.

Egal wie sich die Situation entwickelt, jedenfalls wird mir erstmal nicht langweilig. Und jeden Tag aufs Neue bin ich unendlich dankbar dafür, dass wir in unserem kleinen Häuschen leben. Würden wir noch im alten Haus leben, hätten wir jetzt arge Existenzsorgen.

Also: Man darf ruhig auch mal auf seine scheinbar irren Eingebungen hören!

Diese Woche stehen noch 11 km auf der Laufagenda. Da schnüre ich doch gleich meine Laufschuhe. Egal ob mein Lauf abgesagt wird oder nicht, ich freue mich schon darauf, Ende Juni meinen Marathon zu laufen. Ohne andere Teilnehmer hätte ich auch echte Chancen aufs Siegertreppchen!

Passt auf euch auf! 🙂

Die naechste Gefluegelgeneration

Langsam aber sicher verlieren die Huehner- und Truthahnkueken ihre Niedlichkeit und gleichen eher Voegel-Teenagern. Hoechste Zeit, dass sie aus dem Brutzelt auf die Weide umziehen! Puenktlich dazu kam ein Flugzeug mit der naechsten Generation Huehnchen an. Das Zelt wurde gereinigt, der Propanheizer neu ausgerichtet und fertig ist die Kuschelhoehle fuer die ersten Wochen.

Donnerstag ist immer Markttag. Frueh morgens wird Gemuese geerntet und Pflanzen werden zusammengestellt, die verkauft werden sollen. Alles wandert in einen Anhaenger und wird dann am Marktstand huebsch praesentiert. Ich bleibe jedoch auf der Farm, arbeite und sehe nach dem Rechten. Das passt mir ganz gut, da ich so noch etwas von meinem Tag habe. Der Markt geht hier naemlich von 14 Uhr bis 21 Uhr! Tageslicht ist ja ausreichend vorhanden. 🙂

In Nordamerika ist man anscheinend freier, was die Gestaltung eines Vornamens angeht. Juniper, Taylor, Kale, Amber, Yarrow, Dawn und Aspen hoert sich ja wirklich ganz nett an. Aber eigentlich ist es so, als wuerde man seine Kinder in Deutschland Wacholder, Schneider(in), Gruenkohl, Bernstein, Schafgarbe, Daemmerung und Zitterpappel nennen. Doch eher ungewoehnlich in meinen Ohren, hier aber voll normal.

Gestern habe ich nachmittags einen Blick auf unser Thermometer geworfen und beschlossen, dass endgueltig Fruehlingsanfang ist.

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Das Thermometer zeigt knackige 45 Grad Celsius an! Ja, es befindet sich nicht ordnungsgemaess im Schatten, aber ueberrascht war ich trotzdem.

Ein Blick auf die Wetterbericht bestaetigte aber nur schlappe 16,5 Grad. Komischerweise kommen mir diese Temperaturen trotzdem waermer vor als in Deutschland. Aber da ich nicht langaermlig im unklimatisierten Buero sitze, kann ich es irgendwie voll geniessen. Nur jedes Mal, wenn ich mein Spiegelbild erblicke, bin ich ueber mein gebraeuntes Antlitz erstaunt. In meinen Gedanken bin ich naemlich noch kreidebleich und da ich nur selten in einen Spiegel sehe, vergesse ich meine neue Farbe auch bald wieder. Und meistens handelt es sich bei einem betraechtlichen Teil eh um externe Pigmente, wie der Mediziner auch gern zu Dreck sagt.

Aber was solls, mein schweinischer Kumpel Bobba schwoert auf Dreck als Sonnenschutz… und er muss es wohl wissen! 😉

Konfitür-Allüren

Es ist soweit, mit nur 2,5 Wochen Verspätung sind die Grundstücksbesitzer von ihren Reisen zurückgekommen. Ich kenne ja Leute, die fast immer spät dran sind. Und ich habe auch schon von der Redensart gehört „Komm ich heut nicht, komm ich morgen“. Aber 2,5 Wochen… Dafür wird so schnell kein deutsches Sprichwort erfunden werden.

Immerhin sind wir jetzt freier in unseren Planungen und müssen nicht zu bestimmten Zeiten zu Hause sein um Tiere zu füttern. Und die nächsten Tage wollen sie auch zwei oder drei Pferde holen um sie den Winter über am Haus zu haben. Bislang sind wir allerdings noch unbepferdet und machen lange Gesichter.

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Ja, Mister Ed trägt modische Crocs im Walmart!

 

Auch die restlichen Hühner sind nun über den Jordan geflattert. Jon hat eine Rupfmaschine von Bekannten geliehen, ein Gestell mit Grillrost, unter dem Gummifinger auf einer rotierenden Welle montiert sind. Die Finger tauchen aus dem Rost auf, greifen sich Federn und rupfen sie aus wenn alles gut geht. Damit ging das Ganze recht flott.

Trotzdem bin ich froh, dass die Masthühner fort sind. Die sind echt gruselig, picken den ganzen Tag unter. Am liebsten sich gegenseitig auf den Hintern, was zu einem toten Huhn alle paar Tage führt. Wahrscheinlich sind sie so gezüchtet worden, dass sie immer Hunger haben und dadurch fies werden. Legehennen sind mir lieber.

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Nach der letzten Dusche

 

Endlich haben wir auch den Trailer auf seinen Überwinterungsplatz schieben können! Bislang war noch eine Menge Kram im Weg von einer Frau, die auf dem Grundstück für eine Zeit lang gewohnt hat. Aber nach 2,5 Monaten hat sie es so weit weggeräumt, dass wir mit Truck und Trailer durchkamen. Super yeah! 🙂

Mit einem größeren Zaun-Streich-Projekt bin ich jetzt fertig geworden. Was macht man also als seriöse Yukon-Trailer-Bewohnerin im Herbst mit Freizeit?

Genau, man geht in den Busch und sammelt Cranberries. Leider wachsen die hier nicht an Büschen, sondern vereinzelt an kleinen Pflänzchen direkt auf dem Boden. Und sehr verstreut. Knapp drei Stunden intensives Beerensammeln verschaffte mir immerhin etwas Rot in meinem Dünsteinsatz für den Kochtopf.

Jetzt hatte ich also Beeren gesammelt… In der feststellen müssen, dass sie verdammt sauer sind und pur nicht allzu lecker in großen Mengen. Also besorgte ich mir ein paar Einmachgläser, Pektin, Apfelsaft und mischte nur soviel braunen Zucker unter die Masse, dass es nicht mehr super-sauer ist. Aber noch schön säuerlich. Genau richtig für mich. Und ein schöner Weg, die Sonne für den nahenden Winter einzufangen.

Bislang hatte ich nur einmal Konfitüre eingekocht… Ich war Pächterin eines Schrebergartens und unverhofft wurde der Stachelbeerenstrauch reif. Reif mit so vielen Früchten, dass ich lang genug versuchte, so zu tun, als wären sie gar nicht da. Aber zum Glück kam meine Freundin Lena zu Besuch. Zusammen plünderten wir den Strauch und verbannten die Früchte in Schraubgläser. War ganz schön lecker!

Was sonst noch lecker ist: Mein derzeitiges Lieblingsessen! Gebratener Speck mit gebackenen Bohnen. Mmmhhhmmm. Nicht kreativ oder gesund, aber geil! Natürlich streue ich noch ein wenig Käse drüber, aber das sollte selbstverständlich sein.

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Ich hoffe wenn ich es lang genug esse, wächst mir endlich ein Flanell-Holzfällerhemd über der deutschen Feldbluse… Aber dafür muss ich wohl noch ein paar Dosen platt machen.

Habemus caminum… und fünf Hühner weniger

Es ist vollbracht, der Ofen rauchte zum ersten Mal. Und vorerst bleibt er auch wieder kalt, da eine Wand ziemlich warm wurde. Wir müssen sie erst isolieren, bevor wir weiterheizen. Aber immerhin wissen wir, dass es geht. Und bis wir ein Hitzeschutzblech installieren, können wir morgens bei kuschligen 2 bis 5 °C aus den Federn schlüpfen. Immer noch besser als vor Hitze nicht zum Schlaf zu kommen. Sobald die Temperatur im Bett von Grottenolm zu Kängurubaby gewechselt ist, fallen die Augen automatisch zu. 🌜 Habe jetzt auch endlich ein Schneekoppe-Beweisbild geschossen.

Wenn Tyrel auf der Arbeit ist, gehe ich immer noch meinem Yukon-Job nach: Zäune streichen. Gestern habe ich bei Tyrels Freundin Dona rumgestrichen. Und heute kam die SMS von ihr:
Luisa!!!
You are SO my kinda gal!!!!
You just waltz right in an GET SHIT DONE!!!
I love that!!!
☀☀☀

Es ist schön, sich eine gute Reputation zu bewahren. 🙂

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Das Grouse wurde artgerecht zubereitet.
Zuerst habe ich Möhren und Zwiebeln in reichlich gesalzener Butter angebraten, dann die Überbleibsel des Hühnchens hinzugefügt (Brust, ein Bein und das Herz) und alles mit Pfeffer, Salz und Thymian gewürzt. Das ganze mit Deckel ab in den Ofen und hin und wieder das Hühnchen mit der Butter übergießen. Fertisch. Und leggah. Gegessen habe ich es mit verrücktem Bratreis. Mjam.
Schmeckt gar nicht nach Geflügels ondern eher nach Wild. So herzhaft, fast ein Hauch nach Leber.

Da Deb samt Familie immer noch nicht von ihrer Reise wiedergekehrt sind, haben sie uns gefragt, ob wir nicht den Gefrierschrank schon mal mit fünf der Masthühner füllen können. Herausforderung angenommen. Hier sind die 13 Schritte, wie man in so einem Fall vorgeht:

1. Plane zwischen zwei Bäumen spannen, da Dauerregen bei 8 °C.
2. Feuer machen, großen Topf Wasser aufsetzen, warten bis es warm ist.
3. Hühner kalt machen. Ich hätte dieses Mal gern die Hals-Umdreh-Methode ausprobiert. Aber die Hühner wohnen in einem weitläufigen Stall, der aber leider nicht mal hüfthoch ist. Hühner Jagen Fehlanzeige. Und nen Kescher hatten wir auch nicht. Also blieb wieder die .22 Büchse Mittel der Wahl. Dieses Mal Tyrel die ausführende Gewalt.
4. Hühner einsammeln und Kopf abschlagen.
5. Kopfüber für 10 Minuten aufhängen.
6. Kurz in das 60 – 70 °C warme Wasser halten.
7. Rupfen. So ein kurzes, trügerisches Wort. Immerhin habe ich gelernt, woher das Sprichwort „Mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen“ kommt. Wenn man ein Hühnchen zusammen rupft, kann man a-tens nicht weg (es muss ja gemacht werden) und b-tens hat man genügend Zeit, jegliche Befindlichkeit ausführlich auszudiskutieren. Und an den emotional passenden Stellen die Diskussion mit wütenden Rupfgeräuschen zu untermalen.
Wir haben eher ruhig gerupft und dem Regen gelauscht. Er war aber auch kaum zu überhören.
8. Hinten aufschneiden, Innereien raus. Magen, Leber und Herz beiseite legen, wird aufgehoben. Magen leeren und Innenwand entfernen. Rest in die Tonne zu den Federn.
9. Füße abschneiden, aufheben für die Hunde.
( Wiederholung der Punkte 6 bis 9 für die restlichen hängenden Hühner )
10. Hühner, Organe und alles andere waschen.
11. Eintüten.
12. Einfrieren.
13. Federn und übriges Gedärm in Feuer verbrennen.

Und, merkt ihr was? Genau. Es sind nur 12 Schritte zur Abstinenz für Alkoholiker aber 13 Schritte zum Huhn im Gefrierfach.
Naja, wieder was gelernt: Nicht nur nasser Hund riecht unangenehm, nasses Huhn auch.

Noch etwas Erfreuliches zum Abschluss: Wir haben einen kleinen Ausflug eingelegt zum Miles Canyon hier in Whitehorse. Da fließt der Yukon rasch zwischen zwei Felswänden dahin. Früher hat die Stadt Whitehorse auch hier ihren Namen erhalten. Das Wasser war so wild und schäumend, dass es an die Mähne eines weißen Pferdes erinnert hat. Da nun ökologisch korrekt ein Damm die Haushalte mit Strom versorgt und das Wasserlevel angehoben hat, ist die Mähne nicht mehr zu sehen. Macht nichts, ich glaubs trotzdem.

Ach du lieber Augustin…

Habe eben ein Hühnchen erschossen.

Als ich die Hühner gefüttert habe, hab ich gesehen, dass eins stark am bluten war. Es wurde von seinen Kameraden komplett am Hintern aufgepickt und ich habe gestaunt, dass es überhaupt noch stehen konnte. Leider hat es keine Chance mehr gehabt sich zu erholen, die Verletzung war zu groß. Und ich wollte ihm ersparen, langsam von den Kollegen verspeist zu werden oder an der Infektion zu sterben. Also habe ich eine .22 Büchse geholt und ihm den Gnadenschuss verpasst.

Dieses Vorgehen hätte ich an Stelle des Hühnchens jedenfalls sehr begrüßt. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Arbeitskollegen, mit denen ich sonst in die Kantine gehe… Lassen wir das besser.

Ich wusste ja, dass Hühner selbst ohne Kopf noch ne Menge Drama machen. Aber ein schöner Anblick ist das echt nicht. Hab also noch zweimal draufgehalten. Aber geflattert hat es trotzdem noch, obwohl ich getroffen habe.

Armes Hühnchen. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und so bekommt es eine ordentliche Feuerbestattung anstelle der Kannibalenbeisetzung.

Bilder erspare ich heute allen.

Auf den Bergspitzen liegt der erste Schnee. Das ist ein erfreulicherer Anblick. Winter is coming…