Holz

Und dann die Waende… zum Himmel… komm lasst uns froehlich sein!

Freitagnachmittag.

Das Wetter ist gut – der Boden wurde Donnerstagmorgen von Tyrel fertiggestellt, waehrend ich arbeiten war. Theoretisch koennten jetzt also die Waende gebaut werden. Jedoch habe ich bislang darauf verzichtet, die Plaene zu detailliert zu entwerfen. Es waren mir zu viele Unbekannte darin. Wie hoch ist der gesamte Boden tatsaechlich? Wir hoch ist das Profil des Metalldaches; und wie wollen wir das Dach letztendlich konstruieren? Wie viele Fenster haben wir gebraucht guenstig erstehen koennen, welche Masse haben sie und wo wollen wir sie letztendlich einbauen? Koennen wir unseren Plan einhalten, innerhalb der genehmigungsfreien Anhaengerhoehe zu bauen?

Einige Stunden lang messen wir, kritzeln wir, diskutieren wir. Messen nochmal, diskutieren weiter, zeichnen, streichen durch, halten Massbaender in die Luft und stellen uns daneben. Krabbeln unter Tische, um zu sehen, ob wir mit der simulierten Hoehe des Lofts zurechtkommen wuerden.

Am Ende steht ein genereller Plan. Wir werden fuer den Transport des Hauses keine spezielle Genehmigung wegen Uebergroesse benoetigen. Trotzdem kann Tyrel aufrecht stehen. In dem Wohnwagen, in dem wir ein gutes Jahr gelebt haben, musste er gebueckt stehen. Zum Aufrichten der Wirbelsaeule stand nur eine kleine Lueftungsoeffnung zum Aufkurbeln zur Verfuegung. Oder halt die grosse Welt vor der Haustuer. Jetzt wird er zwar im Haus nur innerliche Freudenspruenge veranstalten koennen, aber komplettes Aufrichten sowie schnelles Gehen sollten unfallfrei zu bewerkstelligen sein.

Samstagmorgen.

Tyrel arbeitet. Ich widme mich dem Haushalt und anschliessend dem Modell unserer Inneinrichtung, das ich ein wenig an unsere gestrigen Diskussionen anpasse.

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Herunterblickend vom Loft: Links Couch und Holzofen, rechts Kueche und Tisch.

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Blick von der Eingangstuer in unser kleines Haus. Rechts hinten eine Treppe, die zum Kriechloft fuehrt. Wie gut, dass wir meist liegend schlafen.

Samstagnachmittag.

Wir fangen an, Holz auf Mass zu saegen. Dabei fangen wir bewusst mit den beiden Waenden an, fuer die wir keine Fenster planen. Einfach nur Wand. Normalerweise werden solche Konstruktionen hier zusammengenagelt. Wir benutzen stattdessen Schrauben. Fuer einen sichereren Transport. Und ein besseres Gefuehl allemal.

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Die Holzstaenderwand wird auf dem Boden liegend montiert.

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Anchliessend richten wir die Wand mit vereinten Kraeften auf, schrauben sie am Boden fest und sichern sie mit einer zusaetzlichen Strebe.

Auch heute wird Arma irgendwann muede und schaut uns lieber aus dem Campingstuhl aus zu, statt die Gegend weiter zu erkunden. Und auch heute funkelt sie Sonne tiefrot, bevor sie untergeht.

Langsam bekommen wir den Dreh raus. Die zweite Wand ist etwas schneller errichtet als noch die erste. Trotzdem dauert das viele Ausrichten und Schrauben doch eine ganze Weile.

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Sonntag.

Morgens faehrt Tyrel in die Stadt. Wir brauchen neue 3 1/2 Zoll und 6 Zoll Schrauben, passende Bits, Fliegengitter aus Metall, und Silikon. Ich sperre ein Auge auf und hole mir die Absolution im Bett verweilen zu duerfen.

Spaeter diskutieren wir, wie die Eingangstuer eingebaut werden kann. Saegen wir die Tuer ab oder verkleinern wir den Sturz? Auf jeden Fall muss die Tuer doch auf die andere Seite als wir es Freitag noch geplant hatten.

Heute haben wir ein Helferlein an unserer Seite. Bella ist zu Besuch und dazu auch noch interessiert an Tiny Houses. Zunaechst muessen die weiteren Waende geplant werden. Doch in die werden Fenster eingebaut werden, das verkompliziert die Konstruktion (von der ich eigentlich nach wie vor wenig Ahnung habe). Aber ich sehe es einfach als Rechenaufgabe. Ich kann ja einfach nachmessen, wie dick oder breit etwas ist. Im besten Fall sollte sich dann alles zur geplanten Wandhoehe aufsummieren. Bella hilft beim Kopfrechnen. Und ich zeichne Plaene auf Holzabschnitte. Die koennen wenigstens nicht zerreissen oder wegfliegen.

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Bauplaene gezeichnet mit Kugelschreiber auf Holz.

Schliesslich bauen wir einen Wandabschnitt zusammen auf. Bella beweist sich als aeusserst talentierte Zusammenschrauberin. Und wir haben wirklich Spass an der Sache.

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Ein weiterer Wandabschnitt inklusive Fenster steht.

Natuerlich mussten wir diesen Abschnitt gebuehrend feiern mit einem Feuer, viel Gemuese, Wassermelone und Lavendel-Radler der oertlichen Brauerei.

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Arma mit ihrem liebsten Sommersnack: Kuehle Wassermelonenschale.

Montag.

Tyrel und ich haben frei. Und wollen dringend bauen. Wie toll das waere, wenn wir bald ein Dach auf dem Haus haetten. Dann muessten wir uns gar nicht mehr um den Fussboden sorgen. Da ist zwar eine Plane drueber; diese Plane ist jedoch in den letzten Tagen ziemlich loechrig geworden. Und ausserdem muessen wir noch den Boden vom Loft bauen und isolieren. Dabei sind wir nochmal auf gutes Wetter angewiesen. Und spaetestens am Wochenende soll es schon wieder regnen *schwitz*. Naja, dann mal ran an die Holzlatten.

Viel faellt mir nicht ein zu schreiben zu Montag. Wir bauen den ganzen Tag. Dann goenne ich mir knapp fueng Stunden Schlaf, waehrend Tyrel sich nur eine Stunde schlafen legt, als ich schon wieder aufgestanden bin und zur Arbeit muss. Dafuer habe ich jetzt meine Mittagspause damit verbracht, euch vom letzten Stand zu berichten. Zu Hause habe ich dafuer in den naechsten Wochen hoechstwahrscheinlich keine Zeit.

Achja, die letzten Bilder von heute morgen um 5 Uhr:

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Die Waende auf der Grundflaeche sind fast vollstaendig hochgezogen.

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Ca. 1,5 Meter vor der Deichsel sind die Waende sehr niedrig, damit der Boden des Lofts direkt in die Wand eingebaut werden kann.

Mittlerweile teile ich Tyrels Zuversicht bezueglich der Fertigstellung vor Ende August um einiges mehr. Fuer nur drei Wochenenden Bauzeit bislang sieht unser Projekt doch schon ziemlich verdaechtig nach einem Gebaeude aus!

Falls ihr irgendwelche Fragen zu unserem Projekt oder zu etwas anderem habt, nur her damit! 🙂

Zufahrt

Mittlerweile bin ich richtig in meinem neuen Alltag angekommen.

Lange Arbeitstage, dazu Erledigungen in der Stadt, Fahrtzeiten und zuhause dann kochen, essen und schlafen. Das Wochenende dient zur Entspannung, Wanderungen stehen auf der Agenda und das Geniessen der Natur.

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Ein Krokus steht im Walde ganz still und stumm.

Es faellt mir schwer, regelmaessig Zeit zu finden um Emails zu schreiben und zu bloggen. Draussen ist Sommer und ich habe das Gefuehl, schon durch die Arbeit genug Zeit vorm Computer zu verbringen. Vielleicht versuche ich einfach mal, kleinere Beitraege und Emails zu verfassen und nicht immer etwas Allumfassendes auszuarbeiten.

Heute waren wir beim Woodlot. Im Dezember sperrte die Forstbehoerde leider das Gebiet, da die Zufahrtstrasse unter einer meterdicken Schicht Eis vergraben war. Aus dem Hang neben der Strasse sprudelte auch bei -40 Grad noch ein kleines Rinnsal, das fuer den Trick sorgte. Da wir mittlerweile schon einige Tage um die 20 Grad hatten, fuhren wir vor Ort, um uns ein Bild von der Lage zu machen.

Der erste Abschnitt der Strasse machte noch einen guten Eindruck. Doch dann kamen wir zum Ort des Problems und es ist nach wie vor vorhanden. Fast einen Meter dick ist die Eisdecke auf der Strasse. Durch diesen Gletscher maendern einige Minifluesse voller Schmelzwasser.

Die Atmosphaere im abgebrannten Wald gefaellt mir nach wie vor unheimlich gut.

Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis wir wieder Holz machen koennen. Bis dahin warten hoffentlich noch einige Abenteuer auf uns. 🙂

Habt eine gute Woche und viele Gruesse aus dem Yukon!

Das Haus

Wie bereits im letzten Beitrag angekuendigt, haben wir uns mittlerweile wieder einmal raeumlich veraendert. Langsam bin ich so routiniert im Sachen einpacken, Anhaenger beladen und Trailer reisefest machen, dass ich direkt in eine Sinti oder Roma- Familie gehoeren koennte.

Seit Ende des letzten Winters erinnere ich Tyrel regelmaessig an eine Sache:

Den naechsten Winter moechte ich in etwas Isoliertem verbringen!!!

Das hat nicht den Grund, dass der letzte Winter total schrecklich war. Im Gegenteil, ich habe viel gelernt und hatte auch reichlich Spass am Abenteuer. Aaabert: Es gab dann doch eine Sache, die ich gar nicht lustig fand. Das war naemlich nach Hause kommen, nachdem beide fuer mehrere Stunden gleichzeitig das Haus verlassen hatten. Sei es, um in der Stadt Waesche zu waschen und Internet mit Burgern zu konsumieren oder auch eine ausgedehnte Wanderung in Winterlandschaften. In beiden Faellen kam man durchgefroren nach Hause und… wurde von einem -10 Grad „warmen“ Heim begruesst. Alles war eingefroren. Auch das Kriechen mit Winterjacke unter die Bettdecke brachte nicht viel, da man selbst noch ganz kalt von den -30 Grad draussen war und das Bett als Kuehlbox fungierte. Also wurde schnell der Ofen entzuendet und gleichzeitig Wasser gekocht, um sich mit Waermflasche und Tee noch weiter ausfzutauen. Das ganze Prozedere war schnell getan aber es dauerte gut und gerne 3 (in Worten: drei) Stunden, bis sich die Bude so sehr aufgewaermt hat, dass man im Schlafanzug nicht am Boden festfror.

Es war zum Glueck nicht allzu haeufig der Fall, dass dieses Szenario eintrat. Ich war meistens zu Hause oder wir waren gemeinsam nicht laenger als 3 oder 4 Stunden unterwegs. Mein Hirn fragte sich trotzdem schon nach der Situation im naechsten Winter… und stellte fest, dass wir hoechstwahrscheinlich beide arbeiten werden! Vollzeit!! Das wuerde bedeuten, dass das Aufheizen des Grauens fast taegliche Routine wuerde!!! Nein, danke. Das brauche ich wirklich nicht.

Daher meine mehrmals im Monat platzierten Erinnerungen an Tyrel. Naechster Winter… Isoliert… Schon bald entsponn sich die Idee, dass wir doch eine kleine, portable Huette selbst bauen koennten. Entweder aus Holz mit Isolierung (Standardbauweise in Nordamerika) oder auch in einen gekauften Ueberseecontainer hinein. Die Idee finde ich immer noch gut! Doch dann kam schliesslich der Sommer… und mit ihm eine verrueckte Zeit voller Geschaeftigkeit, Besuche, Veraenderungen und mehr als Vollzeit Beschaeftigungen bei beiden von uns. Und schon befanden wir uns im Monat August.

Als ich Ende Juli erneut meine Wintererinnerung platzierte und Tyrel antwortete, dass wir nach Ueberseecontainern Ausschau halten sollte, wurde mir klar, dass das dieses Jahr wohl nichts mehr wird. Der gesamte Herbst spielt sich hier im Monat September ab und ab Oktober ist es dann schon Winter. In zwei Monaten ein kleines Haus bauen? Bestimmt moeglich. Aber dazu braucht man eine Menge Zeit. Und das ist das Gut, was wir zur Zeit am wenigsten haben! Also veraenderte ich meine Erinnerung leicht und fuegte immer an, dass wir uns ja fuer diesen Winter ganz eventuell etwas mieten koennen, da wir zur Zeit sehr beschaeftigt sind und auch noch im Fruehjahr anfangen koennen, etwas zu bauen. Am liebsten haette ich gesagt „Das ist total unrealistisch, dass wir in der kurzen Zeit noch was bauen koennen, denk doch mal nach!“. Aber so wuerde ich Tyrel recht geben, wenn er mich als Pessimisten darstellt. Und es ist doch wirklich netter ausgedrueckt mit den ganzen Konjunktiven 😉

Durch meine diplomatischen Fortschritte war es sogar Tyrel (!), der als erster im Internet nach Mietobjekten Ausschau hielt. Unsere Ansprueche waren dabei: Moeglichst keine Nachbarn, etwas Isoliertes, das die Waerme haelt und moeglichst auf der Haelfte des Weges zwischen Whitehorse und unserem Woodlot. Eine Huette in der falschen Richtung aus der Stadt heraus wollten wir besichtigen. Der Termin wurde jedoch mehrmals verschoben, sodass wir inzwischen ein weiteres Objekt erspaeht hatten. Dieses Objekt war ein Holzhaus mit Strom und einer Gasheizung nebst Kamin, das genau in der Mitte zwischen Woodlot und Stadt liegt. Gleich haben wir die Maklerin angerufen, eine Selbstauskunft mit nettem Brief geschrieben und uns beim Gruppenbesichtigungstermin schoen bei der Maklerin eingeschleimt. Und es hat geklappt! In der Nacht vom 1. September sind wir eingezogen! 🙂

Die Herausforderung beim Einzugtermin: Bereits am 3. September erwarteten wir ein Flugzeug, aus dem mein Bruder mit Frau aussteigen sollten. Und das Haus wollte gruendlich ausgeraeumt und geputzt werden! Der darauffolgende Schlafentzug zahlte sich schliesslich aus. Das Haus war wohnlich geworden, der Teppich mit einem speziellen Reinigungsgeraet gewaschen und ein Gaestezimmer aus dem Boden gestampft. Ehrlich gesagt bin ich immer noch muede davon… Schlaf ist mein Lebenselixier!

Von dem Besuch meines Bruders und meiner Schwaegerin werde ich getrennt nochmal berichten. Gestern sind die beiden wieder in ein Flugzeug gestiegen und wir hatten alle Spass zusammen 🙂

Die erste Nacht im Haus hat mir gar keinen Spass gemacht. Ueberall war geschmacklose Deko von fremden Leuten an der Wand. Man hoert, wenn nachts die Heizung anspringt und nicht mehr, wie der Wind durch die Baeume streift. Und ueberall liegt Teppich!!! Pfui! Ich bin ein grosser Freund von wischbaren Boeden. Am Tag nach unserem EInzug haben wir dann noch eine Tour zu James gemacht, um unsere verbleibenden Sachen abzuholen. Beim Einladen der Kisten auf den Anhaenger wurde ich ziemlich froestelig, es war nur knapp ueber Null Grad und ich hatte noch nicht mal eine lange Unterhose an! Wieder im Haus die unerwartete Ueberraschung: Man kommt nach Hause und es ist… warm?! Hexerei!!! …an die man sich bestimmt gewoehnen kann. 🙂 Spaetestens nach der erfolgten kompletten Reinigung des ganzen Hauses fuehle ich mich auch wohl hier. Es ist rustikal, aber wir haben sogar Strom, eine Waschmaschine samt Trockner und Internet und solche Spirenzchen! Das bedeutet eine grosse Zeitersparnis in unserer Freizeit (die wir dann mit Holz saegen fuellen koennen), da wir nicht mehr wegen jedem Mist in die Stadt fahren muessen.

So, genug geschrieben, es muessen Bilder her!

Eine Information noch an meine lieben Mitblogger:

Laut dem allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin leben in Deutschland etwa 150’000 Blinde und etwa 500’000 hochgradig sehbehinderte Menschen. Das Internet stellt fuer sie eine tolle Moeglichkeit dar, an Informationen zu kommen oder auch zum Beispiel Blogs zu lesen, genau wie bei uns Sehenden. Wenn Bilder eingefuegt werden, die nicht weiter erklaert werden, stellt das eine Barriere dar, die den Lesespass erheblich mindert. Und auch wir Sehlinge koennen manchmal nicht alles auf den Bildern erkennen oder wissen nicht genau, was der Autor denn nun darauf zeigen moechte.

Von daher moechte ich darauf aufmerksam machen, dass es sich wirklich lohnt, Bildbeschreibungen einzufuegen! Durch die tolle Aufklaerung auf dem Blog lydiaswelt bin ich seit bald einem Jahr fleissig am Bilder beschreiben. Es dauert nicht lange, macht mir wirklich Spass und hilft anderen. 🙂

Ob ich jetzt dauerhaft so feudal wohnen moechte, weiss ich noch nicht. Ein bisschen vermisse ich das einfache Leben in einem kleinen Heim schon. Andererseits bedeuten Strom, Internet und Wasser schon erhebliche Vereinfachungen des taeglichen Lebens. Aber wir der gute Miffy von Nuttingham mir schon versicherte, kann ich die Bude ja jederzeit niederbrennen und in ein Zelt ziehen… oder so. 😀 Wie gut, dass man immer auf den Rat guter Freunde zaehlen kann.

Morgen werde ich dann auch anfangen, den riesigen Berg unbeantworteter Mails abzuarbeiten! Fuer dieses Jahr ist auch kein Umzug und/ oder Besuch aus Deutschland mehr angedacht. Und nur noch mit meinen Jobs und dem Internet im Haus wird eine zeitnaehere Beantwortung hoffentlich in greifbare Naehe ruecken. 🙂

Job 3: Die Selbstständigkeit

Wie in den letzten beiden Beiträgen schon ausreichend beschrieben, arbeite ich in letzter Zeit ziemlich viel. Job 1 und 2 zusammen haben schon mehr Stunden als eine Vollzeitstelle. Aber dann ist da noch der Donnerstag, an dem ich weder Job 1 noch Job 2 nachgehe. Da ist es nämlich Zeit… Für Job 3! 🙂

Job 3: Zusammen mit Tyrel Feuerholz machen und verkaufen

Donnerstag ist der einzige Tag, an dem Tyrel und ich zusammen frei haben. Das muss ausgenutzt werden! Einige Wochen lang haben wir uns mit allen möglichen Behörden angefreundet, alle Scheine brav beantragt, Gebühren bezahlt, doch noch mal länger gewartet als gedacht und den nächsten Schein beantragt. Und schließlich hatten wir nicht nur unser eigenes Gewerbe angemeldet, sondern auch ein eigenes Woodlot zugeordnet bekommen, auf dem wir kommerziell Feuerholz machen und anschließend verkaufen können.

Da wir beide Vollzeit arbeiten, haben wir uns bewusst im höheren Preissegment eingeordnet. Für ein Cord Holz (=3,624 Raummeter) nehmen wir im Sommer $265 (= 177 Euro) und im Winter $300 (= 200 Euro). Viele der Einwohner von Whitehorse heizen ausschließlich mit Feuerholz. Ins Feuerholz ist eins der wenigen Güter, die nicht über eng definierte Grenzen transportiert werden darf. Es muss also alles lokal gekauft werden. Der Grund dafür ist, dass Feuerholz im Gegensatz zu Bauholz nicht behandelt wird und dadurch alle möglichen Baumkrankheiten beinhalten kann, egal ob Käfer, Pilze oder sonst was.

Erschwerend hinzu kommt, dass hier alles Feuerholz von Bäumen kommt, die zum Zeitpunkt des Erntens schon abgestorben waren. Daher, dass Waldbrände hier zum Ökosystem gehören, gibt es überall Gebiete, in denen einige Jahre zuvor ein Waldbrand gewütet hat. Das Produkt ist stehend gut abgelagertes Feuerholz, sogar bereits ohne Rinde. Wenige Bäume sind verkohlt, die wollen die Kunden nicht haben, da sie sonst die ganze Bude zurußen. Eine zweite Möglichkeit der Totholzgewinnung sind Gebiete, die Käfern zum Opfer gefallen sind. Dieses Holz ist jedoch nicht ganz so sehr beliebt, weil die Bäume meist noch die Rinde haben und diese dann wieder das Haus vollkrümelt.

Wir haben ein Woodlot in einem Gebiet, in dem es vor einigen Jahren einen Waldbrand gab und sind sehr zufrieden mit dem vorhandenen Holz.

An einem typischen Donnerstag rollen wir morgens gegen 7 Uhr vom Hof und kommen meist gegen Mitternacht wieder. Für einen Tag körperliche Ertüchtigung zahlen wir keinen Beitrag im Fitnessstudio, sondern schlagen 3 Cord Feuerholz, was wir je nach Staffelpreis für $720 bis $900 verkaufen.

Meist fällt Tyrel die Bäume und sägt das Holz in 6 oder 8 Fuß Länge (1,83 m oder 2,44 m). Ich schnappe mir dann die Baumstämme und stapel sie auf Truck oder Anhänger. Wenn wir das Holz am gleichen Tag noch zum Kunden bringen wollen und es in kleine Stücke gesägt werden muss, bringen wir unser sawhorse (Deutsch: Sägepferd und richtig Deutsch: Sägebock (danke Gunnili;) )) mit. Dann lade ich die Baumstämme auf das sawhorse, Tyrel sägt alles auf die gewünschte Länge und ich stapel die kleineren Stücke auf Truck und Anhänger.

Ist das Tagewerk getan, liefern wir das Holz entweder direkt zum Kunden oder wir fahren wieder nach Hause. Dazu ist zu sagen, dass unser zu Hause zur Zeit wieder bei unserem Freund James und Fuchs Louie ist, südlich der Stadt.

Für meine Freundin Anke habe ich den guten Louie wieder beim Füttern abgelichtet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, obwohl es nur die Kamera im Smartphone war.

Apropos Zuhause… Da wird sich in den nächsten Tagen auch wieder etwas tun. Wir wollen ja nicht, dass Langeweile aufkommt in unserem Leben. 😀 Und unser zweiter Besuch aus Deutschland wird auch kommenden Sonntag eintreffen… Falls ich also wieder für zwei Wochen in der Senke verschwinden sollte, ihr wisst jetzt wenigstens, wo ihr mich finden könnt 😉

Auf die Stapel, fertig, los!

Gestern bin ich wieder einem meiner neuentdeckten Talente nachgegangen. Holz Sortieren und Stapeln. Yaay! Tyrel und ich haben bei einer Freundin unserer Grundstueckseigentuemer einen Holzstapel auf ihrem Grundstueck aufgeraeumt. Als Dankeschoen konnten wir das Holz behalten. Manches war schon ein wenig am verrotten aber das macht ueberhaupt nichts. Es brennt trotzdem, nur etwas schneller und heisser. Also super, um ein Feuer zu starten.

Als wir die Ladeflaeche unseres Trucks neben unserem Trailer abgeladen haben, fing es an zu schneien und hoerte auch den ganzen Abend nicht mehr auf. Der Holzstapel wurde von einer schoenen dicken Schneeschicht zugedeckt.

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Links im Bild sind einige Staemme Holz und schon ofengerechte Kloetze zwischen Tannen gestapelt. Rechts liegt ein unfoermiger, vollgeschneiter Holzhaufen auf dem Waldboden.

Vor dem Stapeln ueberlege ich mir, welche Stapelweise sinnvoll ist. Ich entschied mich dazu, verschiedene Stapel anzulegen. Unterschieden wird in:

  1. Stuecke, die in den Ofen passen
  2. Stuecke, die einmal zersaegt werden muessen, um in den Ofen zu passen
  3. Stuecke, die zweimal zersaegt werden muessen, um in den Ofen zu passen
  4. Alles, was noch laenger ist
  5. Holz fuer Lagerfeuer (unfoermig, zu viele Aeste, Wurzeln, zu duenn usw.)

Also Attacke! Fuer ueberlange Staemme und ofengerechte Stuecke habe ich schon Stapel. Den Rest lege ich an und sortiere zwei Stunden vor mich hin. Irgendwie kann ich dabei gut entspannen. Der Bregen schaltet auf Autopilot und der Koerper macht einfach.

 

 

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Links im Bild wieder die Staemme und das ofenfertige Holz, in der Mitte ein kleinerer Stapel Zweimalsaeger und rechts die Holzstuecke, die einmal zersaegt werden muessen. Dieser Stapel ist ca. 1,5 Meter hoch. Nicht im Bild: Lagerfeuerholz-Stapel.

Am liebsten habe ich die Einmalsaeger. Einmal saegen, zwei Stuecke Holz! Hier ist das groesste Kosten-Nutzen Verhaeltnis vorhanden! 🙂 Heute frueh habe ich gleich das Feuerholz fuer den heutigen Tag per Hand zersaegt. Und danach eine Runde bergauf und -ab mit dem Rad. Irgendwann muss ich doch fit werden hier im Yukon!

 

Erkenntnis des Tages:

Selbst der Rotz, der aus der Nase laeuft, gefriert bei -20 Grad und weniger. Leider haengt er nicht steif von der Nase runter, sondern ist direkt an der Nase noch beweglich. Es haengt also ein langes, kaltes Popelpendel vom Zinken runter und schwingt freudig hin und her, bis es irgendwann abfaellt.

 

 

 

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Ein original Popelpendel mit ueberdramatisierendem Gesichtsausdruck. In Wirklichkeit ist es eher lustig!

In diesem Sinne: Ein frohes, neues Jahr 2017 allerseits! 😀

Hölzerne Statistik

Gestern hat es sich ausgeholzt für die Saison. In den letzten Wochen war ich ein fester Bestandteil in Debs Woodlot. Es war schön, zu helfen, etwas zu tun zu haben und sich an der frischen Luft körperlich zu betätigen.

Nun etwas Holzstatistik:
Ich habe etwa 20 Cord Holz bewegt. Das entspricht, handelt es sich um getrocknete Fichten und Kiefern aus Kanada, etwa 50 Tonnen.
Bei der meist bestellten Länge, 16 Zoll, befinden sich in einem Cord ca. 500 Holzblöcke mittlerer Größe. Das bedeutet, ich habe 10.000 Holzblöcke bewegt. Im Durchschnitt habe ich jeden Block zwei- bis dreimal angefasst, bis er geladen war und jeden zweiten habe ich entladen. Das entspricht einem Handling von 30.000 Blöcken.
Zurückgekommen auf das Gewicht ist das ein Bewegen von 150 Tonnen. Das daraus resultierende durchschnittliche Gewicht eines Blocks erscheint mit fünf Kilogramm plausibel.

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Leider sitzen meine Hosen immer noch genauso eng wie vorher. Durch die körperliche Arbeit habe ich nämlich einen mehr als gesunden Appetit entwickelt. Oft habe ich mich unmittelbar vor dem Zubettgehen komplett sattgegessen, nur um acht Stunden später hungrig aufzuwachen. Aber wenn mein Körper den Brennstoff braucht, kann er ihn gerne haben. Essen ist schließlich eins meiner liebsten Hobbys! Und die ein oder andere Fettreserve wird bestimmt nicht schaden, um warm durch den Winter zu kommen. 🙂

Deb hat jetzt vier Tage Zeit, um sich ein bisschen zu entspannen und dann vorzubereiten. Dann fährt sie nach Alberta, um dort für drei bis vier Monate Bäume für die Regierung zu fällen und zu verbrennen. Der treffende Name dazu lautet Fall and Burn. Die Gebiete wurden bereits abgesteckt und die zu fällenden Bäume markiert. Jetzt müssen sie nur noch von zertifizierten Kettensägen- und Holzfällerexperten umgelegt und verbrannt werden.
Die auserwählten Bäume sind größtenteils stark von Borkenkäfern befallen. Indem man die Bäume fällt und verbrennt, versucht man, die Ausbreitung zu verhindern und die Brandlast des Waldes zu mindern. Wie es aussieht, wenn ein richtiger Waldbrand in Alberta wütet, konnte man leider vor einem dreiviertel Jahr in den Nachrichten verfolgen. Und wenn der erstmal richtig in Gang gekommen ist, hilft auch leider die beste Forstpflege nicht weiter.

Deb wird also das komplette Tageslicht der nächsten Monate dafür nutzen, mit ihrer Kettensäge Bäume zu fällen. Ihr Partner bewegt und verbrennt die Bäume anschließend. Und zum Schluss kommt ein Kontrolleur vorbei, der die Anzahl der korrekt gefällten und verbrannten Bäume zählt. Denn bezahlt wird pro Baum.
Amüsant fand ich Debs Antwort auf die Frage, was ihr Partner denn den Rest des Jahres über beruflich macht. Er pflanzt Bäume in ganz Kanada. Es gibt nämlich strikte Auflagen für das korrekte Aufforsten von gefällten Waldgebieten. Und jede Menge junge Leute, die sich unzählige Setzlinge um die Hüften schnallen und bergauf, bergab marschieren, während sie einen Baum nach dem anderen pflanzen.

Für mich bleibt also nur, mich nach weiteren Projekten umzusehen, während ich noch nicht arbeiten darf. Das Leben ist kurz und spannend. Und es gibt noch eine Menge zu entdecken für mich in diesem großen, weiten Land. 🙂

Tyrel zeigt mir regelmäßig das Potenzial der deutschen Sprache auf. Denglisch geht auch andersrum. Wir sprechen über Spione. Sein Kommentar:
„Ooh, ich habe Spion studiert. Ich arbeite jetzt unter Decke!“ Endlich mal ein deutsches Wort für undercover. Und viel gemütlicher als verdeckt oder in geheimer Mission.

Wer sich jetzt fragt, wie man sich am besten einen geistreichen Kanadier angelt, werfe einen Blick auf folgende Abbildung.

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Bei dem schoenen Angelhaken beisst jeder Kanadier an!

Der Fluch des Bison

Manchen Tag ist es warm hier, um den Gefrierpunkt herum. In der Sonne schmilzt der Schnee im Tal für eine kurze Zeit, bevor wieder neuer fällt. Nur die Berge bleiben mit Schnee bedeckt. Wenn ihnen zu kalt wird, ziehen sie sich einfach eine kuschlige Wolkendecke über den Kopf und träumen vom kurzen Sommer.

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James bearbeitet zur Zeit einen ca. 100 Kilo schweren Stoßzahn eines Mammuts. Dann wird er eine Box und einen Halter dafür bauen und es an den Käufer verschicken. Er wird nur für seine Arbeit bezahlt, hat das Zähnchen nicht zufällig irgendwo gefunden. Zwei fragwürdige Gestalten haben es ungesichert auf der Ladefläche des Pickups die sechs Stunden Autofahrt von Dawson nach Whitehorse transportiert. Ziemlich mutig für eine 20.000$ teure Fracht.

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Auf dem Woodlot nichts Neues. Und irgendwie doch, sieht es doch jedes Mal anders aus. Mit der Zeit entwickle ich einen anderen Bezug zu Holz. So viele verschiedene schöne Farben kann es haben. Bei meinem gestrigen Spaziergang musste ich die Wurzel eines verrottenden Baumstumpfes einfach dokumentieren.

Am Wochenende waren wir auf Bison-Jagd. Nachdem die Wald-Bisons fast ausgerottet waren, wurden in den Achtzigern hier 23 Tiere ausgewildert. Heute ist die Population mit 1700 Bisons alles andere als bedroht. Vielmehr gibt das Umweltamt an, dass zu viele Wiederkäuer durch den Yukon streifen. Nicht viele Leute machen auch auf die Jagd, denn die Bisons verstecken sich gern im Wald oder auf Bergen weitab jeder Straße oder Zivilisation. Und wenn man dann eins geschossen hat, steht man dann da mit bis zu 450 kg Fleisch ohne Knochen und muss das irgendwie zerteilen und nach Hause schaffen.

Es winken hohe Strafen für denjenigen, der verwertbare Teile eines geschossenen Tieres zurücklässt. Verschwendung jeder Art ist verboten. Auch muss man das Tier respektvoll behandeln. Wer dabei erwischt wird, seinen erlegten Elch mit Hasenohren für ein Bild zu dekorieren kommt genauso in Schwierigkeiten wie jemand, der ihm blöde Spitznamen gibt. Kein Scherz. Und das finde ich auch gut so. Wenn ein Tier sein Leben für einen gibt, sollte man besser respektvoll handeln und nichts verschwenden.

Zurück zum Bison: Nach vier Stunden Autofahrt sind wir zu einem Campingplatz mitten im nirgendwo, aber jedenfalls in den Bergen, gelangt. Den ganzen Tag haben wir mit einem Freund von Tyrel im Truck verbracht und sind umher geallradet. Immer wieder aussteigen, umherlaufen und Ausschau halten. Letztendlich sind die beiden Waffenträger nicht fündig geworden. Ich hingegen schon. Ich habe schöne Fotos geschossen von den einsamen Landschaften, die sich mir aufgetan haben. Also bin ich durchaus zufrieden mit meinem Jagdglück. 🙂

Am Abend zurück beim Camp ging es Tyrel gar nicht gut. Er hat sich erkältet und wollte nur schlafen. Also haben sein Freund und ich schnell ein Camp aufgebaut und Feuer entzündet und Tyrel konnte seinen 13 stündigen Schlaf antreten.

Ich war weniger gesegnet, um Mitternacht wünschte ich mir sehnlichst einen Katheter zur Hand. Doch es nützt ja alles nichts, raus aus dem Daunenschlafsack, rein in die eisige Realität eines bedürftigen Uro-Genital-Traktes. Das Feuer war mittlerweile erloschen und wir schliefen unter einer Plane. Morgens waren es dann frische -8 Grad Celsius. Anscheinend nichts, wofür man hier ein Zelt benötigt. Aber ich will mich nicht beschweren, immerhin war ich noch nicht mal erkältet, ganz im Gegensatz zu Tyrel.

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Als er endlich von der Totenruhe erwachte, stopfte ich ihn in den Truck mit unseren restlichen Sachen und fuhr zurück nach Whitehorse. Wir stoppten im Real Canadian Superstore um Medikamente zu kaufen. Apothekenpflicht gibt es hier nämlich nicht. Von Hustensaft über Schmerzmittel zu der Pille danach steht hier alles im Supermarktregal. Nur für Antibiotika und sonstiges braucht man ein Rezept. Damit geht man zum Pharmazie-Tresen im Supermarkt und bekommt ein Plastikdöschen mit den verschriebenen Pillen mit nach Hause.

Aber nicht in unserem Fall. Bestens ausgestattet gegen alles was so eine echte Männergrippe ausmacht, ging es in den Trailer, wo ich eine anfing, eine schöne Hühnersuppe zu kochen. Ich erinnerte mich an den Ausspruch einer ehemaligen Nachbarin von mir:
„Lieber zwei kranke Kinder als einen kranken Mann!“
Aber mein Mann war gar nicht so wehleidig wie ich es aus früheren Beziehungen kenne. Er schlief und hustete einfach abwechselnd für zwei Tage, bis er wieder den Trailer verlassen konnte. Das lobe ich mir 🙂

Apropos Essen: Letzte Woche packte mich die Sehnsucht nach ner guten alten Currywurst Pommes. In meinem Berufsleben war Donnerstag Currywursttag. Und jetzt brachte ich schon unzählige Donnerstage völlig ohne Phosphatschwengel zu. Also galt es zu improvisieren.

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Eine dicke Knoblauchwurst wurde geachtelt und frittiert, während Süßkartoffel-Pommes im Backofen schmorten. Nur noch Ketchup mit Curry mischen und warm machen und schon erhält man eine kanadische Imprurry-Wurst. Geschmeckt hats gut. 🙂

Holziger Winter in Hyrule

Noch mehrere Male habe ich inzwischen Deb geholfen, Holz zu machen. Es ist schoen, den Koerper zu benutzen und er dankt einen dafuer. Ausserdem ist es irre, so viel draussen zu sein. Das Wetter ist jedes Mal anders. Zuerst haben wir im Schnee angefangen zu schaffen und am Ende des Tages war fast alles geschmolzen. Und beim naechsten Mal hat es die ganze Zeit geschneit.

Besonders gut gefaellt mir natuerlich die Mittagspause. Damit man nicht zu kalt wird, mit Lagerfeuer. Und Sandwiches zum Grillen, wenn alles super passig ist. 🙂

Die letzten paar Tage hat es geschneit. Bei den Temperaturen von – 6 bis – 10 Grad Celsius bleibt er auch liegen. Aber er ist ganz glitzer-puderig und ueberhaupt nicht fuer Schneeballschlachten oder Schneemaenner gemacht. Er sieht eher so aus, als sei er Deko-Schnee aus dem Bastelladen. Und er ist auch genauso dekorativ. Keiner weiss so recht, ob der Schnee jetzt liegen bleibt oder nochmal wegtaut. Aber man muss es eh nehmen, wie es kommt. Daher ist es gut, so oder so.

Wie man auf den Bildern sieht, sind schon die ersten Pfosten ueber dem Trailer gekreuzt. Heute oder morgen moechten wir das Projekt beenden und uns einmotten. Das wird helfen, die Waerme besser zu halten und die Batterie wird hoffenltich weniger schnell entladen. Immerhin wird der Propan-Kuehlschrank mit Batterie-Strom angesteuert.

Auf einem meiner letzten Spaziergaenge war ich mit meiner .22 im Busch unterwegs. Vielleicht springt ein leckeres Grouse aus dem Busch und ich hab ein klasse Abendessen. Stattdessen hoere ich etwas Grosses sich aus dem Baum erheben und Flapp flapp flapp sich einen anderen Sitzplatz suchen. Leider hatte ich nur meine Handzkamera dabei. Aber mich betrachtete neugierig ein echter Nordamerikanischer Uhu.

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Hier heisst der Uhu „Big Horned Owl“, also grosse gehoernte Eule. Die Federohren bzw. -hoerner kann man gut erkennen.

Als ich das letzte Mal so einer Eule gegenueberstand, spielte ich The Legend of Zelda – Ocarina of Time. Ich ueberlegte also, diese Eule anzuvisieren und dann den A-Knopf zu druecken. Allerdings wurde mir bewusst, dass ich mich dieses Mal nicht in einem RPG sondern einem Ego-Shooter befand und keine Fee zur Hand hatte. Das Betaetigen des A-Knopfes wuerde mir also keinen guten Ratschlag geben, sondern ein schlechtes Gewissen und eine illegale tote Eule.

Also starrten wir nur ein wenig, bis ich mich wagte, einen Schritt auf sie zuzugehen. Das war ihr dann doch zuviel Intimitaet und sie flappte hinfort. Wahrscheinlich zu Leuten, die besser vorbereitet waren und wenigstens ein N64-Pad mit sich tragen. Oder eine Fee in der Flasche.

Gefreut habe ich mich trotzdem ueber die Begegnung. 🙂

Mehr Holz vor die Hütte, der Winter kommt!

Die letzten Tage waren sehr vom herannahenden Winter gepraegt.

Zuerst haben wir einen Anhaenger voller Holz geliefert bekommen. Deb hat bei Freunden das Grundstueck von Totholz befreit. Da es sich groesstenteils um dickere Aeste gehandelt hat und es teilweise schon etwas angerotten ist, hat sie auf unsere Ofenlaenge geschnitten und uns einfach geschenkt. Da lag dann also ein ziemlicher Holzhaufen vor unserem Trailer rum.

Tyrel war schon auf der Arbeit, als Deb mit dem Anhaenger kam. Also haben wir es zusammen abgeladen und sie ist wieder gefahren. Das Holz wollte ich gerne haben aber bitte irgendwie… ordentlicher. Wie kann man es am besten lagern? Vielleicht zwischen den Baeumen? Auf jeden Fall nach Groesse geordnet, die dickeren Staemme zum Spalten und die duenneren Aeste kommen so in den Ofen.

Das Tageswerk war also klar und wurde auch umgesetzt, Scheit fuer Scheit.

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Bei so viel Ordnung fehlt nur noch der Gartenzwerg, um es perfekt zu machen. Das nordamerikanische Aequivalent dazu ist allerdings ein rosa Plastikflamingo im Garten. Und selbst den konnte ich im Canadian Tire noch nicht entdecken.

Gestern dann haben wir einen Tag damit verbracht, Deb auf ihrem Woodlot zu helfen. Ein Woodlot ist ein von der Regierung dir freigegebenes Gebiet, das zur Holzgewinnung dient. In diesem Fall handelt es sich um ein ehemaliges Waldstueck, dass vor ca. 8 Jahren einem Waldbrand zum Opfer gefallen ist. Es gibt aber auch Gebiete, denen Kaefer den Garaus gemacht haben. Jedenfalls stehen da ne Menge tote Baeume rum und das Land gehoert der Regierung. Und die gibt es gegen eine geringe Gebuehr an Personen zur Holzgewinnung. Waere ja schliesslich schade, wenn das Holz einfach so verrottet. Allerdings muss man pro Jahr mindestens 20 cord ( = 72,5 Raummeter) Holz entfernen, sonst wird das Gebiet jemand anderem zugesprochen. Bei einem Verkaufspreis von mindestens 200 $ pro cord gar nicht so schlecht das Geschaeft. Wenn man Spass dran hat und mit einer Kettensaege umgehen kann. Deb ist professionelle Baumfaellerin, daher ideal!

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Wir haben also einen Tag lang Scheite zu diversen Anhaengern und Ladeflaechen geschleppt und da gestapelt, während Deb Bäume fällt und Stücke nach Kundenwunsch schneidet. Als alles voll war, haben wir noch 11 lange schmale Baeume umgemacht, mit denen wir eine Art Zelt um unseren Trailer bauen wollen, um eine warme Isolationsschicht dem ernsten Winter entgegensetzen zu koennen. Immer wenn ein Baum fiel, wurden wir vorher gewarnt. Aber die angesagte Richtung hat in jedem Fall gepasst, auch wenn es manchmal nur ein enger Korridor war.

Doch irgendwann wurde es mehr als maikühl und wir fuhren einen Anhänger ausliefern und dann nach Hause. Nur die kleine Hündin Keech konnte dem Bodenfrost entgegen.

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Heute hat es leicht angefangen zu schneien und so weit auch noch nicht aufgehört. Die letzten Nächte sind die Temperaturen schon auf gefühlt weniger als -10 Grad Celsius gefallen. Und endlich habe ich ein Thermometer an einen Baum geschraubt, um es nicht nur zu fühlen, sondern auch zu sehen.

Der erste Unterschied: Die Leute scheinen ganz normal Auto zu fahren, trotz des Schnees. In ähnlichen Bedingungen musste ich schon mal den ganzen Weg zur Arbeit mit 30 km/h Spitzengeschwindigkeit meistern. Aber wir Deutschen sind Schnee auch nicht so sehr gewöhnt wie die Yukoner. Und so lange man heile ankommt, darf man gern auch vorsichtig fahren. ☃❗🚗🚕🚙🚚

Eins noch zum Thema Essen: Eigentlich bin ich nicht so der Nudelfan, es sei denn sie sind mit Steinpilzen gefüllt und schwimmen in Vier-Käse-Sahnesoße. Aber sie waren hier und mussten weg und ich wollte das beste draus machen.

Schließlich habe ich mit Mehlschwitze und Milch eine Soße angerührt, sie mit geräucherter Paprika, Senf und Steakpfeffer gewürzt und ab mit den kleinen gekochten Macaroni und reichlich Käse in eine Auflaufform. Brotreste in Würfel schneiden und anrösten und ab in den Ofen.

Mjam. Dazu gab es Möhren, Zwiebeln und Schwarzbärenfleisch. Man muss es sich auch mal gut gehen lassen.