Farm

Saugute Bilder

Die vier kleinen Ferkel haben sich zum Glueck inzwischen genug Speck angefuttert, sodass sie nicht mehr durch den Elektrozaun schluepfen koennen. Daraus folgt, dass sie gluecklich durch ihr zugeteiltes Waldstueck herumtollen und alles umgraben, was ihnen vor die Schnauze kommt.

Ein wenig schreckhaft sind sie immer noch. Keine Ahnung, ob das noch von der naechtlichen Hetzjagd kommt oder ob sie einfach nicht so sehr an Menschen gewoehnt sind. Aber ich habe mich mit viel Zeit, Ruhe und etlichen Radieschenblaettern an den Zaun gesetzt und gewartet, bis die Neugier und der Appetit die Schweine-Scheu besiegten.

Was dabei fuer lustige Szenen entstanden, kann und moechte ich euch nicht vorenthalten!

So, jetzt da mein derzeitiges Lieblingsthema (Schweine) abgearbeitet ist, moechte ich mich dem zweiten Lieblingsthema zuwenden: Essen!

Ich fuhr zum Eishaendler meines Vertrauens, um ein schoen kuenstliches Eis zu kreieren. Herausgekommen ist dieses Kunstwerk:

Man mixe pinkes Eis (Kaugummigeschmack) und blaues Eis (Zuckerwattegeschmack) mit bunten Zuckerstreuseln und Nerds, was wiederum bunte runde Zuckerstreusel mit saurem Geschmack sind.

Eben auf der Toilette bekam ich die Rechnung: Meine Faekalien waren zur Haelfte grasgruen eingefaerbt. Da starrte ich erstmal unglaeubig in die Schuessel, bis ich dieses Raetsel loesen konnte. Keine Angst, hiervon stelle ich kein Foto hoch! 😀

Ueberland in die Wildnis

Seitdem ich auf der Farm arbeite und auch lebe, sind kaum zwei Tropfen Wasser vom Himmel gefallen. Noch ist aber die Quelle nicht versiegt, sodass fleissig von Hand und mit Sprinklern gewaessert wird. Heute habe ich den Bok Choi, den ich vor ein paar Wochen ins Gruenhaus gepflanzt habe, zum grossen Teil geerntet. Das war ein schoenes Gefuehl. 🙂 Auch der Gruenkohl waechst und gedeiht unter der Vliesabdeckung. Und die kleinen Huehner und Truthaehne werden immer mutiger und frecher… Bald werden sie aus der isolierten Huette nach draussen in Gehege umziehen.

Tyrel und ich hatten einen gemeinsamen freien Tag und nutzten den auch gleich fuer eine Radtour. Es ging fuer einige Stunden in die tiefste Pampa auf dem Dawson Overland Trail. Bevor Mitte des letzten Jahrhunderts eine Strasse nach Dawson gebaut wurde, war dieser Weg die einzige Moeglichkeit, im Winter nach Dawson zu gelangen oder aus Dawson zu fliehen (es sei denn man hatte einen Hundeschlitten und war ziemlich ein verdammter Haudegen). Winter ist die Zeit des Jahres, in der der Yukon River zugefroren ist und somit nicht fuer die damaligen Schaufelraddampfer passierbar. In etwa sind damit die Monate November bis Mai gemeint, also 7/12 des Jahres.

Auf dem Dawson Overland Trail wurde man dick eingepackt auf einem Pferdeschlitten transportiert. Die Pferde wurden an jeder Station gewechselt und eine bewirtete Huette stand zum Aufwaermen bereit. So dauerte die gut 500 km lange Reise zwischen Whitehorse und Dawson City ganze fuenf Tage.

Eine alte, eingestuerzte Huette haben wir entdeckt und auch ein paar verottete Pferdegatter erspaeht. Aber vor allem beeindruckte die malerische, unberuehrt wirkende Landschaft. Dies hat sich wohl auch Mary gedacht, die hier seit 1955 begraben liegt und mit ihrem eingezaeunten Grab eine schoene letzte Ruhestaette fand.

Als wir beschlossen, dass wir lange genug unterwegs waren, machten wir eine Pause. Natuerlich mit guter Verpflegung! Von der Farm habe ich leckere Erbsensprossen bekommen, die wir uns auf einen Frischkaesebagel gelegt haben. Schmeckt wie Spinat, nur erbsiger!

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Vor Berg, Tal und Laubbaeumen, die erste Blaetter bilden: Ein erbstastischer Bagel!

Nach dem Imbiss fuehlten wir uns gestaerkt genug fuer die Rueckfahrt und ignorierten fast erfolgreich das schmerzende Sitzfleisch. Die Ruhe fernab jeder Strasse wird mir eine liebe Erinnerung bleiben.

An unserem naechsten Stadttag sah ich auf einem Parkplatz ein Auto eintrudeln, dass jedem deutschen TUEV-Pruefer die Fussnaegel hochklappen lassen wuerde. Es fehlte einfach die Fahrertuer!

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Ein durchgerosteter Amischlitten mit fehlender Fahrertuer. Wenigstens war der Fahrer angeschnallt, als er auf den Parkplatz rollte.

Hier in Kanada und vor allem im Yukon gelten irgendwie andere Regeln. Selbst, wenn die Polizei den Herren in seinem Sommerauto anhalten wuerde, wahrscheinlich gaebe es nur eine Verwarnung. Andererseits ist der Verkehr hier auch viel entspannter und Autobahnen sind nur ein suesser Traum einiger Jugendlichen.

Aber auch nach fast einem Jahr finde ich noch etwas zum Staunen und Schmunzeln. Mir gefaellts! 🙂

Erdrutschartige Ereignisse

In den letzten Tagen ist viel passiert. Und ich war vielbeschaeftigt. Aber jetzt sitze ich in dem oertlichen A & W Burgerrestaurant und nutze das Wifi um alles mal aufzuarbeiten.

Moege das Papier mit dir sein

Verrueckt aber wahr: Meine Arbeitserlaubnis luemmelte voellig unerwartet ploetzlich im Briefkasten herum. Nach normaler Bearbeitungsdauer haette sie eigentlich erst gegen August da sein sollen. Trotzdem hielt ich sie kuerzlich unglaeubig in den Haenden.

Mein erster Gedanke war tatsaechlich „Kacke, muss ich jetzt wieder ins Buero?!“. Zum Glueck bin ich alt genug, das selbst entscheiden zu duerfen. Daher lautet die Antwort darauf „Ich muss nicht aber ich darf jetzt, wenn ich moechte.“.

Da auf der Farm ziemlich viele Arbeiter kurzfristig abgesagt haben oder nicht aufgetaucht sind, konnte ich mein Engagement nun von „Freiwilliger“ zu „Arbeiter“ aufstufen…. Oder bin ich jetzt ein Knecht? Anton von Michel aus Loenneberga war doch ganz cool. Jedenfalls will ich nicht Magd Lina sein!!!

Sehr ueberrascht war ich, meinen niedersaechsischen Kumpel Gruenkohl (hier genannt Kale) einpflanzen zu duerfen. Farmbesitzer Bart fragte mich, ob ich zu den Deutschen gehoere, die den Gruenkohl nicht vor dem ersten Frost essen. Hmm, eigentlich sagt man das ja so. Aber wenn ich Hunger habe und der Kohl mich anlaechelt… da ist mir das Wetter auch egal. Ausserdem kann es hier auch im Hochsommer jederzeit ueber Nacht frieren. Die kleinen Pflanzen haben definitiv in ihrem jungen Leben genug Frost abbekommen, dass der erste Frost ein dehnbarer Begriff ist.

Am Wochenende habe ich dann in einem Hostel gearbeitet. Betten machen, Waesche waschen, putzen, Leute einchecken, Rat geben, Telefondienst, alles was anfaellt. 🙂 Da muss ich sagen, dass das Arbeitsklima schon ziemlich von Reklamationsbesuchen beim Kunden unterscheidet… obwohl es da auch immer positive Ausnahmen gibt (Oh wie schoen ist Plettenberg!).

Das heisst: Ich bin beschaeftigt. Das ist gut! Ich habe Spass und meine Freizeit ist fast vollstaendig ausgefuellt mit meinen zwei liebsten Hobbies Essen und Schlafen.

Apropos Essen: Mich hat ein verruecktes Paket erreicht, voll mit Marzipan, Schoki und Milka Loeffeleiern von der besten Anna Banana!!! Marzipan scheint hier in Kanada noch nicht so angekommen zu sein. Und auch werden die Schokoeier noch nicht zum Ausloeffeln mit Milchcreme verfuellt. Banausen! Aber Anna hilft mir, meine Kultur in den Grundfesten aufrechtzuerhalten. 😀

Auch hat der gute Tyrel zwei Schneeschuhhasen ins Land der ewigen Jagdgruende geschickt. Es gab ein grosses Lagerfeuer und Hase am Stock. Vegetarier und Liebhaber des abgepackten Fleisches bitte schnell weiterscrollen.

Schuettel dein‘ Speck!

In der Nacht auf den ersten Mai wurde ich gegen 05:30 h wach, weil auf einmal alles wackelte. Die Emaillieteller klapperten aufeinander, die Hitzeschutzbleche am Ofen vibrierten. Und ich? Wurde hin- und hergewogen!!

„Warum rollt der Trailer einen Berg herunter?!“ schiesst mir durch den Kopf! Das macht keinen Sinn! Doch Tyrel ist mittlerweile auch wachgeruettelt und versucht mich zu beruhigen mit den Worten „Das ist nur ein Erdbeben!“. Okay, dann ist ja gut… Moment, waaas?!?!

Das Geruettel hielt noch ein bisschen an und ich konnte es sogar geniessen, von der Erde gewiegt zu werden. Kaputt gehen kann ja schlecht was, wenn man im Wohnwagen wohnt. Es ist noch nicht einmal etwas aus dem Regal gefallen.

Das allerbeste war allerdings, dass ich das Erdbeben hoeren konnte. Ich dachte immer, dass die Geraeusche bei einem Erdbeben von einstuerzenden Gebaeuden stammt. Das stimmt nicht! Das Erdbeben selbst macht ein Geraeusch. Es ist ein ganz kraftvolles, dunkles Grollen. Ich bin immer noch ganz begeistert, wenn ich daran denke. Ich hab die Erde singen gehoert. 🙂

Am naechsten Morgen gab es gegen 07:15 h nochmal ein ordentliches Nachbeben, was ich komplett ohne Verwirrung geniessen konnte. Spaeter habe ich erfahren, dass die Erdbeben die Staerke 6,2 und 6,3 auf der Richterskala aufwiesen. Dafuer ist kaum Schaden entstanden. Ein Gebaeude der Regierung hat einige Risse bekommen und darf nicht mehr betreten werden. Und es gab kurz einen Stromausfall in der Innenstadt, wovon wir ja eh nichts mitbekommen da wir ohne Strom und fliessend Wasser leben.

Irgendwie sind diese ganzen Berge um mich herum ja mal entstanden. Ich finde es schoen, dass sie immer noch in Bewegung sind und ich das Ganze mitbekommen darf!

Fruehling, ja du bist’s

Nicht nur der Hase auf dem Feld wechselt den Mantel, auch ich trage tagsueber keine langen Unterhosen mehr! Zum Beweis, dass hier tatsaechlich Fruehling herrscht, habe ich ein Bild von einem Krokus geschossen.

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Ein wunderschoener prairie crocus ist dem nicht mehr ganz gefrorenem Boden entwachsen.

Also jetzt mal ehrlich. Oftmals finde ich die deutsche Sprache sehr bildhaft beschreibend, praktisch und schoen, wohingegen das Englische mir zu oft neue Worte erfindet fuer etwas schoen zu Umschreibendes. ABERT: Seht euch diesen wunderschoenen Krokus an. Prairie Crocus, also Praeriekrokus wird er im Englischen genannt.

Der deutsche Name zu diesem wunderschoenen, zarten Gewaechs? Gewoehnliche KUHSCHELLE!!! Also bitte, Deutsch! Was hast du dir dabei nur gedacht?! Gewoehnlich? Und dann Kuhschelle? Zwing mich nicht, meine Nationalitaet zu ueberdenken!!

„Schatz, du bringst mein Herz zum Erbluehen… Dein Duft und dein zartes Auesseres erinnert mich an eine gewoehnliche Kuhschelle.“

Manno.

Verschobene Massstaebe?

Fast aus Versehen habe ich letztens ein Magnum Mandel Eis am Stiel eingekauft. Dann musste ich es ja auch noch gleich im Auto essen, da unser Tiefkuehlfach nicht zuverlaessig kalt genug ist.

Da packte ich es also aus, waehrend meine Speicheldruesen schon mal fuer die richtigen Enzyme sorgten. Und dann… fand ich es klein. So klein, dass ich es vermass und hier zur Diskussion stellen muss.

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Das unangebissene Objekt der Verwunderung: Magnum Mandel neben Massstab

Mein kanadisches Magnum Mandel mass ca. 10,5 cm an der laengsten Eisseite inklusive Schokomantel. Ich hatte es echt groesser in Erinnerung. Allerdings ist in Nordamerika ja bekanntlich auch alles ein bisschen groesser. Jetzt weiss ich also nicht, ob mich meine Erinnerung truegt oder nicht.

Also: Ich suche einen Freiwilligen, beinahe ja Maertyrer, der sich in Deutschland ein Magnum Mandel kauft und es fuer mich vermisst. Achtung, das Eis kann danach wahrscheinlich nicht zurueckgegeben werden sondern muesste wohl verzehrt werden.

Falls sich jemand opfern wuerde, waere ich sehr dankbar.

Ich werde dann mal was essen… und danach schlafen. Es lebe die koerperliche Arbeit!!!