Eis

Saugute Bilder

Die vier kleinen Ferkel haben sich zum Glueck inzwischen genug Speck angefuttert, sodass sie nicht mehr durch den Elektrozaun schluepfen koennen. Daraus folgt, dass sie gluecklich durch ihr zugeteiltes Waldstueck herumtollen und alles umgraben, was ihnen vor die Schnauze kommt.

Ein wenig schreckhaft sind sie immer noch. Keine Ahnung, ob das noch von der naechtlichen Hetzjagd kommt oder ob sie einfach nicht so sehr an Menschen gewoehnt sind. Aber ich habe mich mit viel Zeit, Ruhe und etlichen Radieschenblaettern an den Zaun gesetzt und gewartet, bis die Neugier und der Appetit die Schweine-Scheu besiegten.

Was dabei fuer lustige Szenen entstanden, kann und moechte ich euch nicht vorenthalten!

So, jetzt da mein derzeitiges Lieblingsthema (Schweine) abgearbeitet ist, moechte ich mich dem zweiten Lieblingsthema zuwenden: Essen!

Ich fuhr zum Eishaendler meines Vertrauens, um ein schoen kuenstliches Eis zu kreieren. Herausgekommen ist dieses Kunstwerk:

Man mixe pinkes Eis (Kaugummigeschmack) und blaues Eis (Zuckerwattegeschmack) mit bunten Zuckerstreuseln und Nerds, was wiederum bunte runde Zuckerstreusel mit saurem Geschmack sind.

Eben auf der Toilette bekam ich die Rechnung: Meine Faekalien waren zur Haelfte grasgruen eingefaerbt. Da starrte ich erstmal unglaeubig in die Schuessel, bis ich dieses Raetsel loesen konnte. Keine Angst, hiervon stelle ich kein Foto hoch! 😀

Wenn die Muelltonne dreimal raschelt… (Achtung, blutige Bilder)

Samstagmorgen, die Welt dreht sich wie ueblich um ihre Achse, waehrend in einem Trailer in der kanadischen Wildnis sich entspannt wird.

Doch die uebliche Stille haelt nicht wie ueblich an. Erst ein Geraeusch. Vielleicht ist ein Eichhoernchen auf etwas gesprungen und es ist umgefallen? Die nachfolgenden Geraeusche machen klar: Das ist kein Eichhoernchen. Noch nicht mal ein sehr dickes Eichhorn. Da ist etwas Grosses. Und es ist maechtig mit unserer Muelltonne beziehungsweise deren Inhalt beschaeftigt.

Was ist also zu tun? Tief durchatmen, Munition in das 30-06 Gewehr und leise, leise die Lage ueberpruefen. Vielleicht ist es ja auch nur ein Nachbar? … eher unwahrscheinlich.

Ungefaehr 10 Meter entfernt bestaetigt sich der Verdacht. Ein Baer, genauer gesagt ein Amerikanischer Schwarzbaer durchwuehlt die mittlerweile geoeffnete und umgestossene Muelltonne. Mit lauten Geraeuschen wird er hoffentlich von seinem derzeitigen Projekt vertrieben werden. Tueren knallen, es wird laut gerufen und sonstiger Laerm veranstaltet um dem Kumpanen klar zu machen, dass das hier nicht in Ordnung ist.

Keine Chance, Meister Petz zeigt sich aeusserst unbeeindruckt und faehrt einfach fort.

Waere er einfach davongerannt, haetten wir den Muell aufgeraeumt und waeren wieder zur Tagesordnung uebergegangen. Aber durch sein Verhalten ist er zum Problembaeren geworden. Ein Baer, der keine Angst vor Menschen zeigt und lernt, dass es okay ist, Muell zu verspeisen, kann gefaehrlich werden.

Nach langem Warten fuer den richtigen Moment (schliesslich bewegt sich das Ziel und es sind reichlich Aeste im Weg) faellt ein Schuss. Der Baer springt und laeuft noch wenige Meter, bis er unter einem Baum zur Ruhe kommt. Dann ist Stille. Und wir warten. Schliesslich moechte man sicher sein, dass der Baer ziemlich dolle tot ist, bevor man sich naehert um sich restlos davon zu ueberzeugen.

Schliesslich naeherten wir uns dem Kollegen. Mit Waffe. Am besten ueberprueft man den Tod, indem man ins Auge piekt. Ist zwar fies, aber wer da nicht blinzelt, ist reichlich tot oder sonst wie nicht mehr zu einer Reaktion faehig. Anschliessend stellten wir das Geschlecht fest. Es handelte sich um einen maennlichen Baer im Teenageralter. Der geneigte Kanadier sagt uebrigens boar und sow zu geschlechtsspezifischen Baeren, also Eber und Sau, so wie bei Schweinen.

Der Baer war noch ziemlich jung, wahrscheinlich zwei oder drei Jahre alt und gerade von Mama Baer vertrieben worden, damit die in die naechste Nachwuchsrunde einsteigen kann. Diese Baeren machen den meisten Aerger. Sie wissen noch nicht genau, wie alles funktioniert in der Welt, in der sie jetzt ganz alleine sind. Und sie sind gerade von einem ca. 6 oder 7-monatigen Nickerchen aufgewacht und verdammt hungrig. Viele Leute halten Schwarzbaeren fuer harmlos, da sie relativ klein sind und vorwiegend Pflanzen- oder Fischfresser. Der Mensch steht also nicht auf dem Speiseplan. Aber ich weiss, wie ich reagiere, wenn ich hungrig aufwache und mir jemand mein Essen wegnehmen will. Und mehr Schaden anrichten als ein missmuetiger Rottweiler koennen sie allemal.

Nach dem Feststellen des Todes und des Geschlechts ist das Naechste, was man macht, die Abschusserlaubnis, der sogenannte tag, zu entwerten und am Baer vorschriftsgemaess anzubringen. Sowohl der Tag, Monat, das Geschlecht und die Jagszone muessen auf dem tag durch Herausschneiden des entsprechenden Feldes gekennzeichnet werden. Bei dem Baer muss der tag am Schaedel befestigt werden. Wir schnitten ein Loch durch die Unterseite des Unterkiefers und befestigten den tag mit einem Kabelbinder.

Es ist uebrigens auch legal, einen Baeren zu erschiessen, wenn er auf dem Grundstueck herumwuetet und sich nicht vertreiben laesst. Dann muss man allerdings sofort die Jagdbehoerde informieren, die dann vor Ort kommt, Fragen stellt und den Baeren einkassiert. Da Tyrel aber noch zwei Schwarzbaer tags fuer diese Saison hat, mussten wir diesen Weg nicht gehen.

Dann stellte sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Unser Freund James erklaerte sich nach einem kurzen Telefonat bereit, dass wir den Baeren bei ihm verarbeiten koennen. Zum einen besitzt James Tische aus Sperrholzplatten, die schnell mit Planen bestueckt werden koennen und so einfach zu reinigen sind. Und zum anderen hat er Elektrizitaet und ausserdem eine fast leere Tiefkuehltruhe, die spaeter noch wichtig wird.

Also entschieden wir uns, den ganzen Baeren zu James zu verfrachten und dann bei ihm nach kurzer Autofahrt mit dem Haeuten und Ausweiden zu beginnen. Wie transportiert man aber einen Baeren? Zwar haben wir einen Truck aber so einfach auf der Ladeflaeche ist leicht pietaetlos. Also ab mit Meister Petz in eine grosse Plastikbox, in der sonst mein Daunenschlafsack entspannt.

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Der Baer passt wirklich gut in die ca. 120 cm lange Plastikbox!

Gut zu erkennen ist die Einschussstelle am Baeren, direkt hinter dem Schulterblatt und ein wenig tiefer. Beim Ausweiden stellte sich heraus, dass das Herz komplett zerfetzt wurde. Das erklaert auch, warum der Baer keinen Ton mehr von sich gegeben hat und so schnell zusammenbrach. Waere er eines natuerlichen Todes gestorben, haette er wahrscheinlich laenger leiden muessen.

Bei James angekommen machten wir uns dann auch gleich ans Haeuten und Ausweiden. Es ist wichtig, dass das schnell geschieht, damit das Fleisch kuehlen kann und nicht verdirbt. Ausserdem weiss man nicht genau, ob man vielleicht Darm/ Magen/ Galle getroffen hat. In dem Fall moechte man die Kontaminationszeit auch so kurz wie moeglich halten und das Fleisch gut spuelen.

In unserem Fall war bis auf Herz und Lungen aber noch alles intakt. Nach dem Haeuten oeffnet man also die Bauchdecke und entfernt alle Organe. Anschliessend geht es ans quartern, also das Entfernen der Vorder- und Hinterbeine vom Rumpf. Wenn man damit fertig ist, ist der erste Teil der Arbeit geschafft und man kann erstmal durchatmen. Viele Leute haengen die Fleischstuecke fuer einige Zeit, um sie angeblich zarter zu machen. Wir haben eine kurze Pause eingelegt (immerhin hat Haeuten, Ausweiden und quartern 2,5 Stunden mit zwei Personen gedauert) und sind dann zum naechsten Teil gestartet.

Zum Fleisch schneiden und verpacken sind wir in die Kueche umgezogen. Es gab dort naemlich besseres Licht sowie einen warmen Ofen. 🙂

Ich schnappte mir also einen hind quarter (Hinterbein), legte ihn vor mir auf das Schneidebrett, nahm ein Messer und…. blickte fragend auf. Wie schneidet man das denn jetzt, damit was Vernuenftiges bei herauskommt?! Die Antwort von Tyrel und James war: „Egal. Es gibt kein richtig oder falsch, das ist alles Fleisch. Wenn du ein Steak essen willst, schneide ein Steak. Sonst schneide ein paar Muskeln zusammen raus und mach einen Braten draus. Wenn du Sehnen und sonstiges Gewebe herausschneidest, ist es gut. Wenn das nicht geht, weil es sonst zu klein wird, kein Problem. Dann koch es einfach sehr langsam und lange.“

Nach dieser Devise ging es dann zugange und Paeckchen fuer Paeckchen wurde verpackt und landete in der Gefriertruhe.

Als alles verstaut war, waren wir beschaeftigt mit Aufraeumen und Abwaschen. Knochen, Gedaerme und gebrauchte Planen und Tuecher wanderten in den Muell und wurden entsorgt. Lediglich die Gallenblase haben wir bewahrt und zum Trocknen aufgehaengt. James ist mit einer Medizinfrau befreundet, die aus Baerengallenpulver Medizin herstellt. Der Baerenkopf musste noch aus dem Fell geloest werden und wieder mit dem tag versehen, damit alles seine Richtigkeit hat. Das Zerlegen und Aufraeumen dauerte nochmals 3,5 Stunden, sodass wir nach 6 Stunden mit allem fertig waren und jetzt ca. 25 Kilo Baerenfleisch in der Tiefkuehltruhe liegen haben.

Waehrend wir mit den letzten Aufraeumarbeiten beschaeftigt waren, briet James Teile vom backstrap (heisst anscheinend Lachs auf deutsch) zusammen mit Zwiebeln und Paprika an. Erschopeft aber gluecklich liessen wir uns das erste Baerengericht zusammen mit Kaesemacaroni schmecken.

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Das Baerenfleisch ist optisch nicht von Rindfleisch zu unterscheiden. Wenn man es nicht weiss, wahrscheinlich auch geschmacklich nicht.

Der geneigte Leser fragt sich jetzt wahrscheinlich „Wie schmeckt Baerenfleisch?“ Also dieser Schwarzbaer schmeckt, wie ich finde, aehnlich wie Rindfleisch. Ein bisschen wilder, ein bisschen suesser aber nicht total anders. Bei Schwarzbaeren gibt es aber anscheinend sehr grosse Unterschiede im Geschmack des Fleisches. Im Fruehjahr schmecken sie wohl alle ganz gut. Aber im Herbst kommt es sehr darauf an, womit sie sich denn ihren Winterspeck angefuttert haben. War der Baer in den Bergen unterwegs und bestand seine Diaet groesstenteils aus Beeren, ist das Fleisch geschmacklich ausgezeichnet. Stammt der Baer aber von der Kueste oder hat er sich viel an Fluessen aufgehalten, kann das Fett und somit auch das Fleisch einen sehr tranigen, fischigen Geschmack annehmen. Auf jeden Fall sollte man Baerenfleisch aber vor dem Verzehr komplett durchgaren, da Baeren genau wie Schweine von Trichinen (Fadenwuermer) befallen sein koennen.

Es ist uebrigens bei Baeren nicht vorgeschrieben, das Fleisch zu verwerten, so wie es bei Hirsch, Elch, Reh, Bison und Karibou beispielsweise zwingend notwendig ist. Man darf nur das Fell samt Klauen und den Schaedel nicht verkommen lassen.

Bis zum 15ten Tag des Folgemonats muss man mit dem Baerenschaedel und dem daran befestigten tag zur Jagdbehoerde gehen und da den Abschuss vermelden. Wer moechte, kann fuer weitere Studien noch ein Stueckchen Fell zur Verfuegung stellen, sowie den genauen Abschussort auf einer Karte zeigen.

Das Fell kann man entweder selbst schaben um es vom Fett zu befreien und dann salzen und aufspannen oder es aber zum Gerber geben. Durch den Prozess beim Gerber bleibt die Haut geschmeidig und flexibel wie ein gekauftes Leder, beim Salzen wird es hart.

Bislang ruhen Schaedel und Fell in Muellsacken in der Gefriertruhe und warten auf unseren naechsten freien Tag unter der Woche, damit wir die Sachen erledigen koennen. Wenn alles gefroren ist, wird ja bekanntlich nichts schlecht. 🙂

Wenn ich zurueckblicke, finde ich bemerkenswert, dass ich keine Angst hatte. Klar, ich war aufgeregt und hatte Herzklopfen, es war doch alles so spannend. Aber es ist nicht so, dass ich mich jetzt fuerchte, vor die Tuer zu gehen. Ich wohne halt im Baerenland und es kann ein Baer vorbeikommen. Solange man sich dessen bewusst ist und nicht zum Beispiel Lebensmittel mit ins Zelt nimmt, ist die Gefahr aber deutlich geringer als in Deutschland in ein Kraftfahrzeug zu steigen.

Nach der ganzen Aufregung habe ich mir uebrigens mal wieder ein Eis aus meinem Lieblings Eisladen gegoennt.

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Herzhaft beisse ich in ein riesiges Sandwich aus blauer Eiscreme und zwei Keksen mit Schokostueckchen. Das Blau des Eises unterstreicht dabei meinen Sonnenbrand der Farmarbeit.

Blaues Eis schmeckt in Kanada uebrigens weder nach Vanille, Kaugummi, Himmel oder Schlumpf. Hier ist allen klar, dass Vanille cremefarben und Kaugummi rosa ist… und blau? Ganz klar Zuckerwattegeschmack! „Wie schmeckt denn bitte Zuckerwatte? Doch nur total suess, oder?“ fragte ich mich gleich. Aber nein, das blaue Eis zwischen den Keksen verwandelte sich in meinem Mund an eine Erinnerung an Rummel und Jahrmarkt… Stimmt, so schmeckt also Zuckerwatte. 🙂

Erdrutschartige Ereignisse

In den letzten Tagen ist viel passiert. Und ich war vielbeschaeftigt. Aber jetzt sitze ich in dem oertlichen A & W Burgerrestaurant und nutze das Wifi um alles mal aufzuarbeiten.

Moege das Papier mit dir sein

Verrueckt aber wahr: Meine Arbeitserlaubnis luemmelte voellig unerwartet ploetzlich im Briefkasten herum. Nach normaler Bearbeitungsdauer haette sie eigentlich erst gegen August da sein sollen. Trotzdem hielt ich sie kuerzlich unglaeubig in den Haenden.

Mein erster Gedanke war tatsaechlich „Kacke, muss ich jetzt wieder ins Buero?!“. Zum Glueck bin ich alt genug, das selbst entscheiden zu duerfen. Daher lautet die Antwort darauf „Ich muss nicht aber ich darf jetzt, wenn ich moechte.“.

Da auf der Farm ziemlich viele Arbeiter kurzfristig abgesagt haben oder nicht aufgetaucht sind, konnte ich mein Engagement nun von „Freiwilliger“ zu „Arbeiter“ aufstufen…. Oder bin ich jetzt ein Knecht? Anton von Michel aus Loenneberga war doch ganz cool. Jedenfalls will ich nicht Magd Lina sein!!!

Sehr ueberrascht war ich, meinen niedersaechsischen Kumpel Gruenkohl (hier genannt Kale) einpflanzen zu duerfen. Farmbesitzer Bart fragte mich, ob ich zu den Deutschen gehoere, die den Gruenkohl nicht vor dem ersten Frost essen. Hmm, eigentlich sagt man das ja so. Aber wenn ich Hunger habe und der Kohl mich anlaechelt… da ist mir das Wetter auch egal. Ausserdem kann es hier auch im Hochsommer jederzeit ueber Nacht frieren. Die kleinen Pflanzen haben definitiv in ihrem jungen Leben genug Frost abbekommen, dass der erste Frost ein dehnbarer Begriff ist.

Am Wochenende habe ich dann in einem Hostel gearbeitet. Betten machen, Waesche waschen, putzen, Leute einchecken, Rat geben, Telefondienst, alles was anfaellt. 🙂 Da muss ich sagen, dass das Arbeitsklima schon ziemlich von Reklamationsbesuchen beim Kunden unterscheidet… obwohl es da auch immer positive Ausnahmen gibt (Oh wie schoen ist Plettenberg!).

Das heisst: Ich bin beschaeftigt. Das ist gut! Ich habe Spass und meine Freizeit ist fast vollstaendig ausgefuellt mit meinen zwei liebsten Hobbies Essen und Schlafen.

Apropos Essen: Mich hat ein verruecktes Paket erreicht, voll mit Marzipan, Schoki und Milka Loeffeleiern von der besten Anna Banana!!! Marzipan scheint hier in Kanada noch nicht so angekommen zu sein. Und auch werden die Schokoeier noch nicht zum Ausloeffeln mit Milchcreme verfuellt. Banausen! Aber Anna hilft mir, meine Kultur in den Grundfesten aufrechtzuerhalten. 😀

Auch hat der gute Tyrel zwei Schneeschuhhasen ins Land der ewigen Jagdgruende geschickt. Es gab ein grosses Lagerfeuer und Hase am Stock. Vegetarier und Liebhaber des abgepackten Fleisches bitte schnell weiterscrollen.

Schuettel dein‘ Speck!

In der Nacht auf den ersten Mai wurde ich gegen 05:30 h wach, weil auf einmal alles wackelte. Die Emaillieteller klapperten aufeinander, die Hitzeschutzbleche am Ofen vibrierten. Und ich? Wurde hin- und hergewogen!!

„Warum rollt der Trailer einen Berg herunter?!“ schiesst mir durch den Kopf! Das macht keinen Sinn! Doch Tyrel ist mittlerweile auch wachgeruettelt und versucht mich zu beruhigen mit den Worten „Das ist nur ein Erdbeben!“. Okay, dann ist ja gut… Moment, waaas?!?!

Das Geruettel hielt noch ein bisschen an und ich konnte es sogar geniessen, von der Erde gewiegt zu werden. Kaputt gehen kann ja schlecht was, wenn man im Wohnwagen wohnt. Es ist noch nicht einmal etwas aus dem Regal gefallen.

Das allerbeste war allerdings, dass ich das Erdbeben hoeren konnte. Ich dachte immer, dass die Geraeusche bei einem Erdbeben von einstuerzenden Gebaeuden stammt. Das stimmt nicht! Das Erdbeben selbst macht ein Geraeusch. Es ist ein ganz kraftvolles, dunkles Grollen. Ich bin immer noch ganz begeistert, wenn ich daran denke. Ich hab die Erde singen gehoert. 🙂

Am naechsten Morgen gab es gegen 07:15 h nochmal ein ordentliches Nachbeben, was ich komplett ohne Verwirrung geniessen konnte. Spaeter habe ich erfahren, dass die Erdbeben die Staerke 6,2 und 6,3 auf der Richterskala aufwiesen. Dafuer ist kaum Schaden entstanden. Ein Gebaeude der Regierung hat einige Risse bekommen und darf nicht mehr betreten werden. Und es gab kurz einen Stromausfall in der Innenstadt, wovon wir ja eh nichts mitbekommen da wir ohne Strom und fliessend Wasser leben.

Irgendwie sind diese ganzen Berge um mich herum ja mal entstanden. Ich finde es schoen, dass sie immer noch in Bewegung sind und ich das Ganze mitbekommen darf!

Fruehling, ja du bist’s

Nicht nur der Hase auf dem Feld wechselt den Mantel, auch ich trage tagsueber keine langen Unterhosen mehr! Zum Beweis, dass hier tatsaechlich Fruehling herrscht, habe ich ein Bild von einem Krokus geschossen.

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Ein wunderschoener prairie crocus ist dem nicht mehr ganz gefrorenem Boden entwachsen.

Also jetzt mal ehrlich. Oftmals finde ich die deutsche Sprache sehr bildhaft beschreibend, praktisch und schoen, wohingegen das Englische mir zu oft neue Worte erfindet fuer etwas schoen zu Umschreibendes. ABERT: Seht euch diesen wunderschoenen Krokus an. Prairie Crocus, also Praeriekrokus wird er im Englischen genannt.

Der deutsche Name zu diesem wunderschoenen, zarten Gewaechs? Gewoehnliche KUHSCHELLE!!! Also bitte, Deutsch! Was hast du dir dabei nur gedacht?! Gewoehnlich? Und dann Kuhschelle? Zwing mich nicht, meine Nationalitaet zu ueberdenken!!

„Schatz, du bringst mein Herz zum Erbluehen… Dein Duft und dein zartes Auesseres erinnert mich an eine gewoehnliche Kuhschelle.“

Manno.

Verschobene Massstaebe?

Fast aus Versehen habe ich letztens ein Magnum Mandel Eis am Stiel eingekauft. Dann musste ich es ja auch noch gleich im Auto essen, da unser Tiefkuehlfach nicht zuverlaessig kalt genug ist.

Da packte ich es also aus, waehrend meine Speicheldruesen schon mal fuer die richtigen Enzyme sorgten. Und dann… fand ich es klein. So klein, dass ich es vermass und hier zur Diskussion stellen muss.

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Das unangebissene Objekt der Verwunderung: Magnum Mandel neben Massstab

Mein kanadisches Magnum Mandel mass ca. 10,5 cm an der laengsten Eisseite inklusive Schokomantel. Ich hatte es echt groesser in Erinnerung. Allerdings ist in Nordamerika ja bekanntlich auch alles ein bisschen groesser. Jetzt weiss ich also nicht, ob mich meine Erinnerung truegt oder nicht.

Also: Ich suche einen Freiwilligen, beinahe ja Maertyrer, der sich in Deutschland ein Magnum Mandel kauft und es fuer mich vermisst. Achtung, das Eis kann danach wahrscheinlich nicht zurueckgegeben werden sondern muesste wohl verzehrt werden.

Falls sich jemand opfern wuerde, waere ich sehr dankbar.

Ich werde dann mal was essen… und danach schlafen. Es lebe die koerperliche Arbeit!!!

Eisrausch im Yukon

Vor ein paar Tagen haben wir einen Tagesausflug nach Alaska gemacht. In den kleinen unteren Schnipsel von Alaska, Skagway. Von dort sind vor gut 100 Jahren die meisten Goldsucher gestartet. Sie kamen mit Schiffen von San Francisco oder anderen Orten der Westküste an und mussten sich im Winter mit einer Tonne gesetzlich vorgeschriebener Ausrüstung auf den weiten Weg zu den Quellseen des Yukon machen. Dort zimmerten sie sich ein Floß und brachen pünktlich mit dem Aufbrechen Seen im Frühling in den Norden auf in Richtung Dawson. Der meistgegangene Weg ist der Chilkoot Trail, der schon lange zuvor von den Indianern (hier heißen sie politisch korrekt First Nations) als Handelsweg genutzt wurde. Heute ist der Wanderweg eine Touristenattraktion. Man braucht spezielle Erlaubnisscheine um den Weg zu wandern und muss sich an den Zeitplan halten. Denn die Campingplätze sind vorgeschrieben mit Vorrichtungen, um keine Bären mehr als nötig anzulocken. Der Chilkoot Trail wird von den meisten Wanderern in ca. 4 Tagen begangen.

Deb, ihr Sohn Emerson und ihre Hunde Kiji und Roxy haben sich auch angemeldet für den Chilkoot Trail. Und wir haben sie die ca. 2 Stunden Fahrtzeit hingefahren, dafür die Spritkosten erhalten und einen schönen Tag gehabt. 🙂

Die Landschaft ist wirklich unwahrscheinlich schön, allerdings selbst im Sommer unwegsam, windig und kalt. Wie muss es den Goldsuchern erst ergangen sein?

Die restliche Zeit habe ich viel gelernt. Und gestern schließlich meinen Schusswaffen-Sicherheitskurs absolviert. Den benötigt man, um Waffen zu kaufen und transportieren zu dürfen. In Kanada beschränkt sich der Transport allerdings entweder zum Schießstand oder zur Jagd. Und mit dem normalen Kurs sind nur zugelassene Jagdwaffen eingeschlossen, das heißt Schrotflinten und Gewehre, wobei es da auch Einschränkungen gibt. Nach 7 Stunden Unterricht und Handling der verschiedenen Arten der Gewehre gab es einen schriftlichen und einen praktischen Test. Den praktischen Teil habe ich sogar mit 100 % bestanden! 😄✨🔫 Jetzt heißt es also Papierkram einreichen und warten.

Jagen darf ich allerdings erst, wenn ich den Jagskurs bestanden habe am 13.8.. Und solange ich meinen Erlaubnisschein für die Waffen nicht habe, darf ich nur in unmittelbarer Nähe von jemandem schießen, der so einen Schein besitzt. So geschehen an einem anderen Tag am Schießstand. Für meine ersten Schießversuche gar nicht schlecht: ohne Sucher nur mit Kimme und Korn auf 100 yards Entfernung, ca. 100 Meter.

Tyrel besitzt ein halbautomatisches Gewehr, das heißt wenn eine Kugel abgefeuert wird, wird die nächste Patrone automatisch nachgeladen. Ich finde Gewehre vom Typ bolt action vom Handling her gut (laut Internet Kammerverschluss auf deutsch). Schöne Mechanik, kann ich sehen und verstehen, macht einen robusten Eindruck. Wir gucken mal, vielleicht kann ich demnächst auch mal so ein Gewehr auf dem Schießstand ausprobieren 🙂

Im Anschluss an meine erfolgreiche Prüfung waren wir ein Eis essen im verheißungsvoll klingenden Laden „Marbel Slab“. Auf deutsch Marmorbramme? Gar nicht weit gefehlt, das Konzept ist genial. Man sucht sich ein oder mehrere Sorten Eis aus. Die werden dann auf die richtige Größe abgewogen und auf eine gekühlte Marmorplatte (oder Bramme 😋) gedrückt. Dann kann man sich allerlei Leckereien aussuchen, die in die Eiscremmasse mit Spatel eingearbeitet wird. Anschließend sucht man sich noch eine der frisch hergestellten Waffelspezialitäten aus und spaziert selig aus dem Laden heraus. 😇

Meine Wahl: Vanilla Bean Eiscreme (mit ganz viel schwarzen Vanillepunkten drin), darin eingearbeitet: Cookie Dough (Keksteig), Brownies (Schokokuchen) und Reese (Erdnussbutter-Schoko-Süßigkeit). Dazu eine Waffel, die in Zartbitterschoko getauchte und dann mit Butterfingers (Karamellsüßes) veredelt wurde. Wem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, der hat kein Herz. 😜

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Mjam!!!