Ja, ich gehe.
Aber bedeutet das wirklich, dass man über einen Monat lang Abschied nehmen muss? Abschiedsessen, Abschiedstreffen, Abschiedswünsche und Abschiedsumarmungen. Schön, dass man so liebe Menschen kennt aber warum ist „Tschüss“ sagen eigentlich so schwierig? Manchmal wünsche ich mir ein wenig mehr nordischen Charme. Dann könnte ich in Gedanken meinen Elbsegler zurechtrücken (in Wirklichkeit würde eventuell ein Nasenhaar flirren) und wäre einfach weg mit einem knappen „Jo.“. Aber so cool bin ich nun mal nicht.
Seit ich viele Sachen zum letzten Mal mache, stehen sie im ganz anderen Licht da. Eine schöne Liste an Dingen entsteht, über die ich mich sonst geärgert hätte. Die aber, da sie im Lichte dieses Abschiedes stehen, mir fast ein wenig Wehmut bereitet haben.
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Das letzte Mal Heide Park – eine Offenbarung
Das letzte Mal die Mülltonnen vor das Haus stellen (Wer weiß, ob es im Yukon eine Müllabfuhr gibt!)
- Das letzte Mal die kratzigen Socken anziehen (Sie kommen nicht mit ins Gepäck, daher schmeiße ich sie einfach weg nach dem Tragen.)
- Das letzte Mal beim Gynäkologen (Wer mikroskopiert in Zukunft meine Körperflüssigkeiten?)
- Das letzte Mal freitags arbeiten (Macht man eine Mittagspause oder lieber pünktlich Feierabend? Jede Woche eine spannende Entscheidung!)
- Das letzte Mal 5 Stunden in einer Vollsperrung auf der A2 festhängen (Mit ganz viel Zeit zum Abschiednehmen vom Rasen auf der Autobahn)
- Das letzte Mal einen Chili Cheese Burger mit extra viel Jalapenos und extra viel Chili Cheese Sauce bei Burger King bestellen und nichts extra bezahlen (Es gibt keinen Burger King in Whitehorse… ich muss die extra-Politik der anderen Läden erst austesten)
Aber – was solls? Ich wollte es so und ich will es so und würde ich so ganz sang- und klanglos entschwinden, würde ein Teil der Geschichte einfach fehlen. Also nehme ich ihn mit und an, heule, wenn mir danach ist und bin den Rest der Zeit einfach fröhlich und freue mich auf die neuen Ufer… oder Berghänge ^^.
Nur ein Zitat geht mir seit Tagen nicht aus dem Kopf. Mein Lieblings-Radio-Versprecher von einer verwirrten älteren Dame, die sich im Radio ein Lied von Roger Whittaker wünschen wollte. Doch statt „Abschied ist ein scharfes Schwert“ brachte sie nur hervor „Abschied ist ein schweres Schaf“.
Schwer. Aber auch plüschig. Und es mäht den Rasen und hilft Dir beim Einschlafen, wenn es den Sprung über den Zaun noch schaffen sollte.
Mäh.