Besuch

Zwei Welten

Kuerzlich waren Tyrel und ich fuer eine Woche in Deutschland. Das erste Mal seit den drei Jahren, die wir jetzt schon in Kanada leben.

Eine Woche ist nicht viel. Daher habe ich einen Plan entworfen und fuer jeden Tag zu mindestens einer Gelegenheit eine offene Einladung ausgesprochen. Ich war ueberrascht und sehr gluecklich, wie viele Freunde und Verwandte uns trotz dieser kurzfristigen Umstaende sehen wollten. Bescheid gesagt habe ich allen alten Freunden plus Familienmitgliedern, deren Emailadresse ich hatte.

Zu Hause habe ich festgestellt, dass ich kaum Bilder gemacht habe. Und wenn, dann hab ich die beteiligten Personen nicht gefragt, ob das okay ist, wenn ich unser Bild hochlade auf den Blog… Von daher ist die Bilderauswahl mau.

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Unsere feudale Behausung in Deutschland. Mein Schwager hat es sich nicht nehmen lassen, zu unserem gewuenschten Zelt auch noch ein Wohnzimmer im Pavillon plus Kueche mit Feuerschale herzurichten.

Sofern diese Woche mit taeglichen Programmpunkten einen Hoehepunkt haben kann, war das wohl die Doenerparty am Mittwoch. Nach drei Jahren mal wieder in einen richtigen Doener beissen!!! Dazu hat die liebe Anna supertolle Muffins gebacken, die 1A aussahen wie Cheeseburger! Unglaublich lecker waren auch die Kaesekuchenmuffins mit Oreo-Boden. Schmatz! Und das noch abgerundet durch leckeres Eis von der besten Eisdiele im Umkreis. Vor der kulinarischen Kulisse kamen bestimmt 40 liebe Leute zusammen und das Wetter spielte auch mit.

Aber dann war da ja auch noch das Spargelessen bei meinen Eltern, die Soljanka in der Waldgaststaette im Harz, die Weihnachtskekse und Bayernburger beim Spaziergang, der Sucuktoast bei Pelin, die Grillfackeln, Berner Wuerstchen und die Kraeuterbutter auf Maiskolben beim Willkommensgrillen, das asiatische Essen beim Teppanyaki, die Suelze auf der Alm, die frischen Broetchen und suessen Gebaeckstuecke bei meiner Schwester, der Waffelladen, bei dem man sich alles nach Wunsch zusammenstellen kann… Und die vielen Male bei denen Tyrel und ich im Supermarkt einkaufen waren und einige Spontankaeufe direkt auf dem Parkplatz im Auto in uns hineinschaufelten. So isst man dann auch mal ne kalte Pizza extra belegt mit Zwiebelmett.

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Pizza mit Zwiebelmett sorgt auf dem Penny-Parkplatz fuer Freude.

Meine Katzen konnten ihre Wiedersehensfreude wirklich gut verbergen. *huestel* Aber ich habe mal wieder gesehen, wie gut es den beiden geht, von daher sei ihnen nachgesehen. *schnueff* Immerhin liess sich Katze Evi nach kurzer Zeit wieder mit Begeisterung den Hintern versohlen. Kater Stalin konnte ich kurzzeitig mit einer grossen Dosis Katzenminze ausser Gefecht setzen, sodass ich auch mit ihm ein Bild schoss. Er sieht nur irgendwie… ausgestopft aus.

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Evi zeigt was sie hat beim Hintern versohlen.

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Stalin unter Drogen. Kurze Zeit spaeter hat er trotzdem reissaus genommen.

Vor allem jedoch meine Freunde und Familie. Ich fuehle mich wirklich gesegnet, dass mir nach der langen Zeit mir und uns immer noch so viele liebe Menschen die Treue halten! Selbstverstaendlich ist das ganz sicher nicht. Und auch jetzt bringt mich der Gedanke an die vielen schoenen Begegnungen noch zum Laecheln. 🙂

Schliesslich kamen wir wieder im Yukon an. Die Berge standen noch da, wo wir so zurueckgelassen hatten. Hund Arma hat uns stuermisch begruesst. Leider regnet es seitdem jeden Tag, sodass unser Bauvorhaben weiterhin in den Kinderschuhen ruht. Aber auch das wird sich aendern. Immerhin leben wir in der trockensten Stadt Kanadas. Da ist so ne Woche Regen auch ganz praktisch bezueglich Waldbrandgefahr.

Hier im Yukon bin ich zuhause. Da ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, ist dort meine Heimat.

Wie gluecklich ich mich schaetzen kann, dass ich an beiden Orten gut aufgehoben bin.

Eine Woche Yukon

Eine Woche Yukon nur? Das lohnt doch nicht… denkste! Meine Freundin Dinah hat den Selbstversuch gewagt und ihn nicht bereut.

Eine Woche nach dem Baerenbesuch stand sie auf der Matte. Zwar unterbreitete sie das Angebot, uns bei der Baerenkotbeseitigung im Flur zu helfen, doch die meisten Spuren konnten wir schon beseitigen. Nur die Dusche war noch nicht funktionstuechtig, aber wofuer gibt es eigentlich die heissen Quellen? 🙂

Viele Seen, Berge und Fluesse haben wir in den ersten Tagen besichtigt. Schwierig ist es nur, das Fotomotiv zu waehlen, denn irgendwie sind hier die meisten Ausblicke Postkarten-geeignet.

Die schoenste Farbe hat meiner Meinung nach immernoch der Yukon River. Je nach Lichteinfall scheint er mehr gruenlich oder blaeulich zu schimmern.

Bei der ganzen Knipserei bin auch ich mal spontan fotografiert worden. Das passiert sonst eher selten.

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Ich stehe immer parat… am Fotoapperat!

Auf dem Weg nach Carcross haben wir dann beschlossen, Dinah auch mal arbeiten zu lassen in einem kanadischen Traditionsberuf.

Erst fanden wir uns in der kleinsten Wueste der Welt wieder und dann im Streichelzoo. Ziemlich abwechslungsreich die Ecke um Carcross!

Mein persoenliches Highlight war unser Ausflug nach Haines, was in Alaska liegt. Yukon liegt ja an der Grenze zu Alaska und Alaska scheint Kanada ne ganze Menge Kueste geklaut zu haben. Das Meer ist nur ein paar Stunden Fahrt von Whitehorse entfernt, doch da der Kuestenstreifen zu Alaska gehoert, muss man dafuer das Land verlassen und in die USA einreisen. Fuer kanadische Staatsbuerger ist das kein grosses Problem. Deutsche brauchen jedoch ein spezielles Visum fuer die USA und muessen bezahlen, dazu noch Formulare ausfuellen und und und.

Zum Glueck stiessen wir auf zwei knuffige US-Grenzbeamten auf dem Weg nach Haines. Diese gute Erfahrung hat mindestens zwei meiner drei bisher schlechten Erlebnisse mit US-Beamten wieder wettgemacht.

Haines ist ein niedliches, kleines Fischeroertchen mit Hafen direkt an einer Bucht. Da mein Auto nicht abschliessbar ist und wir vorhatten im Wagen zu naechtigen und uns nicht tagsueber um unsere Sachen sorgen wollten, haben wir uns auf einen Wohnmobilplatz direkt am Wasser gestellt.

Wir hatten Glueck und kein Kreuzfahrschiff legte an, als wir da waren. Dann ist das kleine Fischerdoerfchen ueberlaufen mit Horden von Gaesten.

Eine Attraktion in Haines ist das Eagle Preserve, in dem Wildvoegel gehalten werden, die wegen dauerhafter Einschraenkung nach Verletzungen nicht wieder ausgewildert werden koennen. Wir haben es puenktlich zur Adlerfuetterung geschafft.

Doch auch in der Natur koennen in Haines zahlreiche Adler bewundert werden.

Sogar einen jungen Grizzlybaeren konnten wir in Haines erblicken. Einen Tag vorher hatte jedoch schon ein Schwarzbaer direkt hinter unserem Auto die Strasse ueberquert. Davon existieren allerdings keine Bilder, wir haben den Augenblick einfach genossen.

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Neugieriger Baer im Strassengraben.

Am Tag unserer Rueckfahrt wollten wir noch die mueden Beinchen strecken bevor wieder fuenf Stunden Autofahrt angesagt ist. Kurzerhand stiefelten wir einen Weg entlang, der vielversprechend aussah. Keine Ahnung wie viele Kilometer die Strecke lang ist, wenn das Schild Meilen anzeigt. irgenwann wird man schon ankommen.

Irgendwann ging es dann bergauf. Und bergauf. Und weiter bergauf. Jedes Mal, wenn man einen Huegel erklimmt, wird deutlich, dass sich dahinter noch weitere Huegel verbergen. Berge motivieren mich sehr, umdrehen kommt nicht in Frage! Dann wuerde ich mich die naechsten Tage nur wundern, welche tolle Aussicht ich jetzt verpasst habe.

Trotz der Tatsache, dass es sich um Dinahs erste richtige Wanderung handelte, machte sie gut mit. Ich wandere zwar viel und gerne, bin aber zweimal hingefallen und einmal umgeknickt. Koerperklaus laesst gruessen. Aber macht nichts, ich stehe einfach wieder auf und hab trotzdem Spass.

Endlich ging es dann auch nicht mehr hoeher und wir wurden mit einer tollen Aussicht auf Haines und die umgebenden Berge belohnt. Leider war schon eine gefuehrte Gruppe auf dem Gipfel aber so konnte wenigstens jemand ein Bild von uns schiessen.

Wieder in Kanada haben wir Halt gemacht bei den Million Dollar Falls. Wir erspaehten zwar keine Muenzen, dafuer glitzerndes Wasser neben einem gepflegten Campingplatz.

Leider stand Fuchs Louie ja nicht mehr auf der Besuchsliste. Er ist seit ueber einem halben Jahr nicht aufgetaucht. Ein Abend bei James zeigte aber, dass bereits Louie junior seinen Job uebernommen hat und gerne fuer ein Fotoshooting zur Verfuegung steht.

Im Vorbeifahren sahen wir dann noch eine Moeglichkeit der Moewenbekaempfung.

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Ein Adler hat eine Moewe erlegt und wird sich gleich ans Essen machen.

Schliesslich stand nur noch auf Dinahs Liste, dass sie einen Elch sehen moechte. In freier Wildbahn konnten wir da leider nichts herzaubern, aber wozu haben wir schliesslich das Wildlife Preserve in Whitehorse?

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Dinah mit Elchkuh.

Die Woche ging schnell vorbei. Doch viele neue Eindruecke wurden gewonnen und die Seele konnte etwas durchatmen. Das ist doch die Hauptsache, egal ob das in zwei Jahren gelingt, in einer Woche oder vielleicht nur in den 6 Minuten, in denen du diesen Beitrag gelesen hast. 🙂

Mit den Augen des Bruders Teil 2

Da in Teil 1 geklaert wurde, wie unser Grundstueck sowie Whitehorse denn nun aussieht, wenn man einen unverwohnten Blick hat, schweifen wir jetzt ein wenig mehr in die Ferne. Es geht zunaechst in die naechstgelegene „Stadt“ im Yukon, die auch nur sechs bis sieben Autostunden entfernt ist.

Trip nach Dawson City

Eine Autofahrt von sechs oder sieben Stunden hört sich für den gemeinen Europäer nicht nur wie eine Weltreise, sondern auch für totalen Stress an, den man nicht einfach so auf sich nimmt. Doch hier ticken sowohl die Uhren, als auch der Verkehr etwas anders.

Zum Beispiel ist ein Navigationssystem ziemlich überflüssig. Die Wegbeschreibung, die ich meinen Bruder für die sechsstündige Fahrt gab, war: „Fahr am Ende unserer Straße rechts auf den Highway.“ Das wars. Nach einigen Stunden kommt man an. Und die Fahrt an sich ist durch die fehlenden Verkehrsteilnehmer, die einfache Streckenführung und die wunderschöne Landschaft äußerst angenehm.

Doch dies sollte nicht der letzte Ausflug gewesen sein: Zusammen mit mir waren Johannes und Sarah dann auch noch im Kluane (sprich Klu-a-nie) National Park.

Wanderung im Kluane National Park

Obwohl wir drei alle unterschiedliche Ausmasse von Wanderlust hatten, konnten wir uns gut auf einen 15 km langen Rundweg einigen, der nicht allzu viel Steigung, jedoch tolle Ausblicke im Angebot hatte.

Auf unserem Weg bergauf sahen wir eine Menge sehr frische Baerenhaufen… Oder Beerenhaufen? Jedenfalls Haufen voller Beeren, frisch aus dem Baeren! Das ist ein untruegerisches Zeichen dafuer, dass einem jederzeit Meister Petz ueber den Weg laufen kann. Wir aber hatten Baerenspray dabei und auch alle Regeln der Baerenettikette verinnerlicht (nicht weglaufen, nicht in die Augen sehen, mit ruhiger fester Stimme sprechen und rueckwaerts gehen), sodass wir uns gut vorbereitet fuehlten.

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Jetzt wissen wir, warum gutes Kauen wichtig ist: Im Baerenkot sind eine grosse Menge unverdauter Beeren zu finden!

Ausserdem laesst sich an der Loesung gut erkennen, was die Hauptnahrung der Teddys ist: Beeren und nicht Menschen. Sonst haetten wir wahrscheinlich ein Iphone oder Schnuersenkel im Haufen gefunden.

Zur grossen Freude von Sarah haben wir dann noch Spuren von anderen Tieren gefunden. Sie wurde direkt zum Elch!

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Die grosse, abgeworfene Elchschaufel scheint gut in Sarahs Haenden zu liegen. Gut erreichbar wurde das Baerenspray am Rucksack verstaut.

Gesehen haben wir dann weder Elche noch Baeren. Die Wanderer, die uns aufgrund unserer Fotografiererei ueberholt hatten, sahen jedoch eine Baerin mit zwei Jungen vor ihnen in den Bueschen verschwinden. Einerseits waren wir ein wenig neidisch auf das Erlebnis, andererseits auch wieder nicht. 🙂

Schoene Aussichten gab es vor allem zur Mitte des Rundweges. Die ganze Lauferei hat sich ausgezahlt und die Blicke schweifen ueber malerische Berge und See.

Auf dem Weg zurueck zum Auto kommen wir noch an einem kleinen Ausblick vorbei, der uns eine Sicht ueber das Ortchen Haines Junction verschaffen soll. Kaum gucken wir um uns herum, kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf einen nahe gelegenen Baum. Ein pruefender Blick durch die Linse der Kamera bestaetigt: Es handelt sich um eine hawk owl, eine Sperbereule.

Fuer lange Minuten nimmt sie uns genau in Augenschein und posiert fuer die Kamera, bevor sie sich ein paar Baeume weiter niederlaesst.

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Die hawk owl schaut uns forschend mit gelben Augen an, waehrend wir fleissig fotografieren.

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Die Eule fliegt ein paar Baeume weiter.

Sonstiges

Die Fahrt nach Skagway, Alaska habe ich jetzt auf die beiden schoensten Bilder kondensiert: Emerald Lake und Windy Arm vom Tagish Lake.

Dann gibt es noch zwei Einblicke in die kulinarische Seite Kanadas. Zum einen das groesste belegte Brot, dass es zu kaufen gibt und zum anderen meinen persoenlichen Lieblingsburger im Yukon.

Zu guter Letzt moechte ich euch meinen Briefkasten nicht vorenthalten. Er liegt auf dem Weg in die Stadt, ca. 25 Minuten mit dem Auto entfernt und ist in etwa eine Packstation fuer Briefe. Pakete muss man dann im Postzentrum abholen oder wenn man Glueck hat ist eins der zwei Packchenfaecher nicht belegt gewesen und man hat den Fachschluessel im Briefkasten.

Der Besuch von Johannes und Sarah war sehr schoen und wenn ich die Bilder so sehe ziemlich postkartenverdaechtig! Und ich freue mich, wenn ich mit meiner kleinen Welt auch anderen eine Freude machen kann. 🙂

Mit den Augen des Bruders Teil 1

Wie ich vor einiger Zeit schon angedeutet habe, kamen mich im September mein Bruder und seine Frau besuchen. Wir nennen sie mal Johannes und Sarah. Weil mir die Namen gefallen. Und weil sie tatsaechlich so heissen. 😉

Johannes und Sarah kamen also Anfang September aus dem weit entfernten Deutschland in den Yukon geflogen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht mal 48 Stunden unser neues Haus bezogen und ich mir die Finger blutig geputzt. Aber mutig, wie sie waren, wollten sie trotzdem schon bei uns uebernachten. Kein Problem. Eine Fahrt in die Stadt innerhalb der 48 Stunden hat die noetigen Utensilien besorgt.

September kann hier durchaus schon Schnee liegen. Auf jeden Fall aber im Oktober, wie der Blick auf den matschig-weissen Schneebelag vor dem Fenster zeigt. Johannes und Sarah aber verbrachten fast die gesamte Zeit bei unverschaemt gutem Wetter.

Freundlicherweise wurden mir die Urlaubsbilder zur Verfuegung gestellt, damit ich ueber meine Welt aus einer weiteren Perspektive berichten kann. 🙂

Das Haus und Grundstueck

Mein Haus habe ich ja bereits in einem Beitrag vorgestellt. Allerdings gibt es hier nochmals einen Einblick.

Auch vor und hinter dem Haus gibt es noch eine Menge zu entdecken. Direkt neben dem Hauseingang laedt ein Gasgrill mit Sitzecke zu Stunden der froehlichen Voellerei in den ca. 5 Monaten Nicht-Winter des Jahres ein. Hinten im Garten wartet ein Gewaechshaus darauf, im naechsten Fruehling belebt zu werden (und ich weiss ja jetzt auch, wie, hihi!). Und vor unseren grossen Fenstern gibt es reichlich Stellen, in denen im Winter beduerftige Voegel gegen Essensmarken eine kernige Mahlzeit erhalten.

Auch ein Fluesschen ist direkt am Haus zu finden. Grosse Faenge darf man hier nicht erwarten, jedoch ist das Gluggern schoen anzuhoeren. Ich bin schon gespannt, ob der Fluss im Winter ganz bis unten hin durchfriert oder weiterhin mit Glucksen geschaeftigt ist unter dem Eispanzer.

Ist man gewillt, ein paar Meter zu gehen, trifft man schnell auf einen kleinen Huegel, von dem man einen wunderbaren Ausblick auf die umgebende Landschaft hat. Fuer den Yukon untypisch sind hier die vielen Flaechen, die sich fuer Landwirtschaft und Weiden eignen. Das unter anderem diese Tatsache hat Whitehorse mit der Zeit den Titel der Hauptstadt des Yukon eingebracht. Nur hier war es naemlich moeglich, einen grossen Flughafen zu errichten, der im Laufe des zweiten Weltkrieges von den Amerikanern zu militaerischen Zwecken genutzt wurde.

Whitehorse und Umgebung

Natuerlich wurden viele Ausfluege unternommen nach in die Stadt Whitehorse und die weitere Umgebung. Besonders gefiel der Yukon River, dessen Farbe ich auch einfach nur toll finde. Hier einige Eindruecke von Spaziergaengen.

Eine Sehenswuerdigkeit schloss leider kurz vor dem Besuch die Tore fuer die Wintersaison: Die SS Klondike. Nach dem Goldrausch befoerderte der Schaufelraddampfer Waren flussaufwaerts nach Dawson und kam beladen mit Erzen und manchmal auch Gold zurueck 🙂 Nun ruht er in Whitehorse und gibt Touristen einen Eindruck der damaligen Transportmittel.

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Die SS Klondike ist ein Schaifelraddampfer mit erstaunlich wenig Tiefgang!

Trotz des geringen Tiefgang des Schiffes lief die SS Klondike auf eine Sandbank des sich staendig veraendernden Yukon Rivers auf und wurde stark beschaedigt. Der Oberbau wurde nach Whitehorse gebracht und auf einen nachgebildeten Unterbau gesetzt. Der echte Unterbau ruht noch immer auf der besagten Sandbank und kann bei Niedrigwasser von Kanufahrern auf dem Yukon River besichtigt werden.

Weiter geht es in Teil 2. 🙂

Ein Jahr Kanadahr Teil 2

Nun ist es schon einige Tage her, seit dem der 1. Juli mein kanadisches Jubilaeum bezeugte. Jedoch habe ich die Geschichte noch nicht zu Ende erzaehlt!

Wie es anscheinend auch als Randbemerkung in den deutschen Nachrichten verkuendet wurde, ist der 1. Juli auch Canada Day. Also der Tag, an dem das Kanada, wie es heute existiert, ins Leben gerufen wurde. 2017 jaehrt sich dieser kanadische Geburtstag zum 150ten Male! Ergo verantstaltete man Feierlichkeiten, bei denen Bella und ich gerne beiwohnten.

Begonnen wurde landesgerecht mit einen zuenftigen Pfannkuchenfruehstueck. Fuer zwei Pfannkuchen musste man reichlich Schlange stehen und dann noch $6 abdruecken, jedoch war es trotzdem nett. Ich stellte mir derweil vor, dass alle Leute freudig zusammenkommen, um mein Jubilaeum zu zelebrieren und biss beherzt in die Pfannkuchen.

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Zwei Pfannkuechlein mit Sirup, eine hungrige Luisa und reichlich in den Landesfarben gekleidete Kanadier.

Dann gab es eine kurze Verdauungspause, in denen sich nette Unterhaltungen mit ein paar angereisten Touristen aus Ontario ergaben. Und schon war es Zeit fuer den Hoehepunkt der Feierlichkeiten: DIE PARADE!!!

Da Whitehorse trotz internationalem Flughafen mit Direktflug nach Frankfurt eher einer sehr laendlichen Kleinstadt in Deutschland gleicht, ging ich von einer ca. 200 Meter langen Parade aus. Weit gefehlt! Die Parade bestand aus jedem Verein, der faehig war, in einer Parade mitzugehen. Und davon gibt es anscheinend ziemlich viele! Gut 30 Minuten dauerte es, bis die Parade komplett an uns vorbeigezogen ist.

Positioniert haben wir uns an der Hauptstrasse (Main Street), an dem der oertliche Schwulen- Lesben- und Transgenderverein juengst am Chrostopher Street Day einen Fussgaengerueberweg in einen Regenbogenueberweg verwandelt haben. Und nun einige Impressionen der Parade:

Nach den Dudelsackspielern in Schottenroecken (Warum, Yukon?) marschierten Polizei, Rangers und Berufssoldaten auf. Ein paar erklaerende Worte zu den Rangers moechte ich noch anfuegen.

Es handelt sich bei den Rangers nicht um Berufssoldaten, obwohl sie der Armee unterstellt sind. Die Rangers bestehen aus Feiwilligen, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich auf Streifzuege gehen. Sie nennen sich auch die Augen und Ohren der Armee. Dadurch bedingt, dass der Norden Kanadas flaechenmaessig so gross und duenn besiedelt ist, kann eine Ueberwachung der Flaeche durch Berufssoldaten nicht sichergestellt werden. Um dennoch zu ueberpruefen, ob denn nicht der Russe oder wer auch immer vor der Tuer steht, gehen die Rangers vornehmlich im Winter auf Streifzuege durch unbesiedeltes Gebiet. Warum im Winter, mag sich der geneigte Leser fragen. Is doch ziemlich arg kalt. Stimmt. Allerdings kann man im Winter viel besser durch die Wildnis reisen. Im Sommer verwandelt sich die hiesige Wildnis in undurchdringlichen Busch, steile Berge oder Suempfe und Seen, waehrend man im Winter wenigstens auf den gefrorenen Suempfen und Seen mit einem Schneemobil vorankommt.

Vergleichen koennte man die Rangers vielleicht mit der Freiwilligen Feuerwehr in Deutschland. Da Deutschland so dicht besiedelt ist, kann der sofortige Einsatz bei Feuer und sonstigen Ungluecken nicht durch 100% Berufsfeuerwehr sichergestellt werden und wird dadurch zivil unterstuetzt. Und da Nordkanada so duenn besiedelt ist, unterstuetzen Zivilisten hier die Ueberwachung der unbewohnten Gebiete. Allerdings wuerden die Rangers nicht angreifen oder in den Krieg ziehen. Die Rangers melden ungewoehnliche Aktivitaeten an die Armee, die dann noch mal genauer nachsehen. Ein Dienstgewehr erhalten die Rangers dennoch von der Armee. Das ist aber eher dafuer gedacht, sich in Konfliktsituationen mit Wildtieren behaupten zu koennen.

Weiter gehts mit der Parade!

Waehrend der gesamten Parade machte sich der Eindruck breit, dass es „typisch Kanada“ so gar nicht gibt. Viele einzelne bunte und lustige Gruppen tun sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.

Alle Pferde und Kutscher habe ich im Anschluss uebrigens noch im Drive In von Tim Hortons gesehen, was wiederum der typisch kanadische Kaffeeladen ist als Gegenpol zu Starbucks.

Schliesslich gab es noch etwas fuer Autoliebhaber:

Einer der falschen Freunde in Englisch und Deutsch ist das Wort Oldtimer. Waehrend ich das ganz unbedarft fuer alte Autos benutze, meint man hier damit Personen, die noch in den „old times“, also alten Zeiten gelebt haben. Also ziemlich dolle alte Leute. Alte Autos werden hier „classic cars“ genannt.

Waehrend die Parade an mir vorbeizog, stellte ich mir vor, alle feiern mein einjaehriges Jubilaeum in Kanada. Ich glaube, ich hatte doppelt so viel Spass wie alle anderen. 🙂

Einen Tag nach dem Canada Day fing direkt ein neues Kapitel in meiner Geschichte hier an. Mein Studienfreund Richard landete in Whitehorse um mich zu besuchen. Das ist auch der Grund dafuer, dass ich bisher nicht zum Internetten gekommen bin und meine Mail-Freundschaften straeflich vernachlaessigte! Aber ich versuche, diesen Umstand nun schnellstmoeglich aufzuholen. Wenn ich nicht arbeite oder Sachen mit Richard unternehme, bin ich damit beschaeftigt, die 4,5 kg Kaese wegzufressen, die meine Eltern ueber Richard an mich sendeten. Da mein Kuehlschrank sich haeufig durch Nicht-Funktionieren auszeichnet, eine nicht zu unterschaetzende Aufgabe!

Aber nun ist Richard erstmal mit dem Mopped zu einem mehrtaegigen Trip aufgebrochen und ich kann mich ganz der Tipp- und Futterlust widmen. Hihi! 🙂