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Gastbeitrag: Reiserueckblick

Lang ist’s schon wieder her, dass meine Freunde Anke und Jens zu Besuch waren. Doch mit den Wochen ist die Hektik des Sommers und des Herbstes den langen, kalten Winternaechten gewichen.

Zeit fuer ein Update. Und wo koennte man besser ansetzen als da, wo man aufgehoert hat?

Anke war so lieb und hat zusammengefasst, wie sie ihren Urlaub im Yukon empfunden hat.


Wie heißt es so schön: Wenn einer eine Reise tut, kann er was erleben 😉

Das können wir dieses Jahr gerne so unterschreiben.

Nach einem aufregenden Hinflug, der, wie für viele Reisende in diesem Jahr, eine Flugverspätung für uns im Gepäck hatte, eine ungeplante Übernachtung in Vancouver und einen Extra-Flugticket-Kauf, sind wir in einem wunderschönen Kanadaherbst gelandet. Leider hat uns diese extratour eine Nacht in Deiner tollen Guestcabin gekostet – aber das holen wir auf jeden Fall nochmal  nach 😉

Flug ueber eisige Welten.
Gartenhuette – bereit fuer den Uebernachtungsbesuch!

Das Wetter meinte es die ganze Zeit wieder super gut mit uns, es war ein Herbst wie aus dem Bilderbuch. Da wir dieses Mal ja auch nicht so lange da waren, war es doppelt schön, dass wir die Tage auch alle richtig schön draußen auskosten konnten!

Wir haben wieder ganz entspannt unsere Wander- und Trödelrunden gedreht, die Sonne und die Ausblicke genossen.

Sonne, Berge, See – was will man mehr?

Dabei haben wir einige Punkte besucht, die wir vom letzten Mal schon kannten, die uns aber gut gefallen haben und einen zweiten Besuch verdient haben.

Dazu gehörten unter anderem:

  • Ein Besuch im Wildife Preserve – der uns dieses Mal sogar mit einem Blick auf die Luchse verwöhnt hat
Pinselohriger Luchs im Wildtiergehege.
  • Eine Auszeit in den Hotsprings – die echt mega schön geworden sind nach dem Umbau
  • Ein Tag in Carcross – mein persönlicher Seelenstreicheltag! Ein Tag mit Sonne, Aussicht auf Berge mit leicht verzuckerten Spitzen und einem Spaziergang am Strand. Mehr geht nicht!
Sandstrand nahe Carcross.
  • Eine Runde direkt am Yukon über den Miles Canyon, Bilder wie aus einem Werbefilm für den wilden Westen 😊
Der junge, flaschengruene Yukon River bei Miles Canyon.

Neue Ziele und Entdeckungen:

  • Ganz vorne die Raftingtour mit Euch auf dem Tatshenshini! Für einen Wasseranfänger wie mich genau die richtige Mischung aus Sightseeing, sportlicher Aktivität und kalkulierten „Gefahren“! 😉 Jetzt kenne ich Rafting-Yoga (blöde Wetsuits 😉…), kann auf Kommando durch Stromschnellen paddeln und einen Banana-Flip von einem Flip-over unterscheiden 😊   und bin mal wieder Stolz auf mich etwas Neues gemacht zu haben…
Spassige Paddeltruppe im Raft.
Trotz den Wetsuits fanden die Wellen einen Weg in unsere langen Unterhosen.
  • Ein Kulturfest in Whitehorse besucht mit tollen musikalischen Eindrücken von Native Americans und einer Taiko-Gruppe (was uns besonders gefreut hat).
Rising Sun Singers, drei First Nations Frauen mit traditionellen Trommeln und Rasseln.
Die japanischen Yukon Taiko Drummers trommeln mit vollem Einsatz.
  • Neue schöne Wanderrouten entdeckt u.a. den Sam McGee – Trail (hier nochmal ein extra Danke schön für die versteckten Möglichkeiten zum Verschnaufen! Ich bin froh das dort so viele unbekannte Pilze wachsen 😂)
Verschnaufpause auf dem Weg zum Gipfel.
Grandioser Ausblick auf den Tagish Lake mit alten Minenhinterlassenschaften im Vordergrund.

Was noch auf die „Sehr-Schön-Liste“ kommt:

Der tolle Tag mit Euch beim Grillen und mit Tyrel, der uns so einen spannenden Nachmittag auf der „Shootingrange“ bereitet hat und der Übernachtung in der von Dir so liebevoll gestalteten Hütte! Beim nächsten Mal bleiben wir länger 😊

Jens hat das Ziel im Visier.

Die gechillte Bootstour ganz spontan am Nachmittag.

Ganz entspannt auf dem Takhini River.

Der kleine Gastkater der uns eine Nacht Gesellschaft geleistet hat.

Verschmuster Gastkater.

Die vielen netten Leute die wir in der Zeit kennengelernt oder getroffen haben und die damit verbundenen interessanten Gespräche!

Wie beim letzten Mal kann ich nur sagen: Es war wunderschön, erholend und erhellend 😊 und, so es klappt, sicher nicht der letzte Besuch bei Euch!


Vielen Dank Anke fuer diesen Rueckblick auf die schoene, gemeinsame Zeit!

Auch wir hatten viel Spass mit euch und freuen uns, dass wir nach all den Jahren immer noch im regen Austausch miteinander sind.

Fuer den naechsten Beitrag werde ich jedoch ein paar Winterbilder schiessen muessen – immerhin steht der erste Advent schon wieder vor der Tuer. 😉

Huettenzauber

Ende September 2021.

Das oertliche College bietet Gartenhuetten zum Verkauf an. Die Huetten wurden als Lernobjekt von angehenden Zimmermannazubis errichtet und jetzt sollen sie an den Meistbietenden verkauft werden um die Materialkosten wieder reinzuholen.

Das Mindestgebot ist niedrig – wahrscheinlich beziehen sich die Materialkosten auf Preise vor 2020. Eventuell noch abschreckend ist die Tatsache, dass die Huette innerhalb von 72 Stunden nach Auktionsende vom Gelaende selbst abzutransportieren ist.

Tyrel und ich beschliessen, ein niedriges Gebot fuer jeweils eine Huette abzugeben – hoffentlich bekommen wir eine von beiden!

Huette 1: Satteldach, Tuer und Fenster auf gegenueberliegender Seite.
Huette 2: Pultdach und Scheunentor.

Wir bekamen beide.

Die Kreditkarten gluehten. Doch wir waren uns einig, dass es eine sinnvolle Investition ist, die wir da taetigen. Ein wenig Ausweichraum ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn man seit gut zwei Jahren mit Hund zusammen auf ca. 12 Quadratmetern lebt. Und so haette jeder seinen eigenen Raum, der je nach Belieben gestaltet werden kann. Tyrel schwebte ein Werkzeugraum mit Werkbank vor. Mir eher eine Art Studio mit Holzofen.

Der Umzug gestaltete sich abenteuerlich. Wir liehen uns einen geeigneten Anhaenger samt Truck. Dann mussten die Huetten per Winde knirschend auf den Haenger gezerrt und festgezurrt werden.

Der Schotter knirscht und die Huette naehert sich dem Anhaenger.

Wieder Zuhause angekommen stellte sich die Frage, wie Huette Nummer 1 vom Haenger runtergezogen wird. Es war nichts in der Naehe, woran man eine Winde befestigen koennte.

„Komm, wir machen es wie die Rednecks!“, schlug ich vor. Und gesagt getan, unser Truck wurde als Zugpferd eingespannt und zog die Huette vom Anhaenger. Dabei mussten wir uns beeilen, da es zu regnen anfing und wir uns nicht festfahren wollten, daher gibt es keine Bilder von der Aktion.

Ausserdem gab es noch die zweite Huette zu transportieren und es wurde bereits Abend.

Schliesslich war es stockdunkel, als wir mit Huette Nummer 2 Zuhause ankamen. Dieses Mal funktionierte meine Idee mit dem Truck nicht, da nicht genuegend Platz vorhanden war.

„Wie bekommen wir diese Huette jetzt vom Haenger?“, fragte ich Tyrel.

„Ganz einfach: So, wie die alten Aegypter es damals gemacht haben!“, antwortete er ganz selbstverstaendlich.

Nun dachte ich eigentlich, dass ich in der Schule ganz gut aufgepasst hatte, wenn wir im Geschichtsunterricht mal wieder das alte Aegypten besprachen. Aber wie die alten Aegypter damals Gartenhuetten vom Anhaenger runterbekommen haben, das wollte mir einfach nicht einfallen.

Waehrend ich meinen Kopf kratzte, zersaegte Tyrel einen Besenstiel in mehrere Rundhoelzer. Dann zauberte er eine riesige Brechstange hervor und hob die Huette damit an waehrend ich die Rundhoelzer vorsichtig unter die Huette plazierte. Tyrel sorgte mit der Brechstange fuer Anschub, bis der bewegliche Teil des Anhaengers kippte und die Huette die schiefe Ebene runterrollte. Die Huette stand nun mit einer Kante auf dem Feld und mit dem Rest noch auf dem gekippten Haenger.

Da wechselten wir unsere Strategie von „Aegypter“ zu „Magier“ und zogen den Anhaenger geschwind unter der Huette weg.

Umzug vollendet.

Tyrels Huettenausbau war einfach: Werkbank rein, Werkzeuge rein, Schloss vor, fertig.

Ich begann damit, Isolierung in die Waende zu stecken.

Huette von innen, Glasfaserisolierung wird zugeschnitten und an die Holzstaenderzwischenraeume angepasst.

Doch dann waren es ploetzlich -25 Grad und in unbeheizten Raeumen zu arbeiten machte wenig Spass.

Dann versank alles im tiefen Schnee.

Dann verbrachte ich jede freie Minute damit, fuer den Ultramarathon zu trainieren.

Dann war klar, dass ich den Ultramarathon nicht laufen koennen werde und ich versuchte den Sommer so gut wie moeglich zu geniessen.

Und dann… Dann war es Anfang August und ich schrieb mit meinen lieben Freunden Anke und Jens, die mich aus Deutschland besuchen kommen in weniger als einem Monat. Zweimal werden sie bei uns uebernachten.

Hmm…

Fuer sie waere es auch okay, im Zelt zu schlafen. Aber ich weiss: Wenn ich die Huette nicht vor ihrer Ankunft winterfertig kriege, dann steht sie einen weiteren Winter ungenutzt herum und ich aergere mich sieben Monate lang darueber, dass ich sie nicht rechtzeitig ausgebaut habe.

Also, vier Wochen lang Arschbacken zusammenkneifen und zimmern bis der Arzt kommt und sehr gestresst sein? Oder vier Wochen lang den kurzen Sommer geniessen und dann im Winter die Entscheidung bereuen?

Der geneigte Leser wird ahnen, dass ich mich fuer die stressige Variante entschieden habe. Wenn ich zwischen Stress/Erschoepfung und Reue waehlen muss, dann waehle ich Stress/Erschoepfung. „Was waere, wenn…“ oder „Haette ich doch mal…“, damit kann ich schlecht umgehen. Dann lieber mit nem Flachkoepper in das naechste Wahnsinnsprojekt.

Wobei diese Dinge immer in folgenden Phasen in meinem Kopf ablaufen:

  1. Soo schwer kann das doch gar nicht sein. Ich muss doch keinen Raketenantrieb konstruieren. Dem Inschenoer ist nichts zu schwoer.
  2. Ich eigne mir die Theorie an und fuchse mich ins Thema ein. Dabei habe ich einige Aha-Momente und alles klingt gut, logisch und machbar.
  3. In der Praxis ist letztendlich doch alles ganz anders und einige Dinge gehen auch gruendlich schief. Hier verzweifele ich gern und moechte eigentlich alles hinschmeissen.
  4. Ich bin komplett gestresst aber bin zu stur um tatsaechlich aufzugeben. Damit muesste ich mir naemlich eingestehen, dass Phase 1 nicht der Wahrheit entspricht.
  5. Irgendwie kriege ich es tatsaechlich hin und verdraenge Phasen 3 und 4 nach einigen Wochen. Was in Erinnerung bleibt, sind Phasen 1, 2 und 5. Was mich in der Zukunft wieder dazu verleitet, Phase 1 einzulaeuten.

Gerade bin ich in Phase 4. Mein Koerper droht mir schon mit einer bevorstehenden Erkaeltung, falls ich mein Pensum nicht zurueckschraube. Aber ich versuche zu vertroesten: Bitte, bitte, halte noch ein paar Tage durch. Ich trinke auch ganz viel Tee!

Was in den letzten drei Wochen geschah, folgt in einer Bilderschau.

Waende fertig isoliert, das zukuenftige Schornsteinloch eingerahmt und das Dach mit Styroformplatten vorisoliert.
Das Dach mit Glasfaser fertig isoliert, Dampfsperre eingebaut.
Dampfsperre abgeklebt.
Waende und Decke mit Sperrholz verkleidet.
Decke und drei von vier Waenden gestrichen, Eine Box mit Lueftungsschacht gebaut, auf der irgendwann der Holzofen stehen soll.
Ofenunterlage vorbereitet um eine Betonschicht draufzugiessen.
Ofenunterlage samt Betonschicht stehen.
Fliesen sind auf der Ofenbox verlegt, hier noch ohne Moertel.
Fliesen auf Ofenbox sind verfugt, letzte Wand ist gestrichen (ein bisschen mehr als ich dachte) und Hitzeschutzschild zurechtgeschnitten und lackiert.
Feuerschutzbox fuer die Ofenrohrinstallation ist drin und ein Loch ist im Dach an passender Stelle. Befestigung fuer Hitzeschutzblech angebracht.
Selfie im nigelnagelneu installierten Schornstein.
Schornstein mit saemtlichen Schutzblechen. Sieht im Bild schief aus, ist er aber nicht.
Huette mit Schornstein und rauchig posierender Wolkenformation.
Schornsteininstallation von innen, links unten im Bild Frischluftzugang.
Hitzeschutzblech installiert, Decke um den Schornstein isoliert und verkleidet, Ofen samt Box auf Schornstein ausgerichtet, Bodenbelag angefangen zu verlegen.

Jetzt sind noch ganze zwei Tage uebrig, bis meine Freunde ankommen und in der Huette naechtigen. Meine Prognose ist, dass die Huette bis dahin schlafbar ist, das Grundstueck und unser Haus aber aussehen, als wenn ne Bombe eingeschlagen hat. Naja, man muss eben Priotitaeten setzen.

Blick vom Dach: Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Wenn ich den Beitrag so schreibe, merke ich erst, dass ich doch ne ganze Menge geschafft habe. Gar nicht schlecht, dafuer dass ich alles ganz alleine geplant und ausgefuehrt habe. So neben Arbeit, Sport, Japanischkurs und sonst allem. Es war aber ne schwere Geburt – vor allem die Schornsteininstallation so als Hoehenaengstler. Ausserdem wurde ein wichtiges Teil, das ich online bestellt habe, in falscher Groesse geliefert. Da musste ich mir was anderes einfallen lassen und habe in der Stadt Sonderteile anfertigen lassen, damit es doch weitergehen kann. Meist gibt es ja doch ne Loesung, wenn man fleissig sucht.

Vorgestern ging es mit Hahn Daisy steil bergab. Sein gesundes Bein schien eine Infektion bekommen zu haben, sodass er nur noch mit grosser Muehe aufstehen konnte. Ich habe ihm einen weiteren Tag Gnadenfrist gegeben, aber quaelen soll er sich ja nicht. Gestern war es unveraendert. Da hiess es Abschied nehmen.

Danke Daisy, fuer die schoene Zeit! Du warst ein toller Hahn zu deinen Hennen und nie gemein zu Menschen. Es tut mir Leid, dass ich es nicht geschafft habe, dich gesund zu pflegen. Ich werde dich immer als stolzen, schwarzen Gockel in Erinnerung behalten!

Hahn Daisy auf letzter Fahrt.

Da wir mit dem Huehnerblut nicht unnoetig Kojoten und Nachbarshunde zum Huehnerstall locken wollten, hat Daisy eine erste und letzte Quadfahrt in die Wildnis gemacht. Dort fand er ein schnelles Ende im Stil der franzoesischen Revolution.

Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, warum ich einen Blogbeitrag schreibe statt den Bodenbelag in der Huette zuende zu verlegen. Hierfuer gibt es mehrere Gruende:

  • Seit meinem letzten Beitrag ist schon wieder viel Zeit vergangen,
  • In dieser Zeit habe ich es wieder kaum bis gar nicht geschafft, Emails zu beantworten,
  • Somit wollte ich ein Lebenszeichen senden und bestaetigen, dass es mir gut geht (wenn auch leicht gestresst),
  • Ausserdem werde ich in den naechsten Wochen wieder nicht dazu kommen einen Beitrag zu schreiben,
  • Weil in den Wochen wieder viel geplant ist,
  • Sodass ich vom Huettenausbau vielleicht gar nicht berichten wuerde
  • Und dann waeren die Erinnerungen floeten gegangen, obwohl sie doch vielleicht interessant sind (jedenfalls fuer mich).

Was mir in diesen Tagen besonders viel Freude bereitet, sind die Mohnblumen, die ich in einem meiner Beete ausgesaeht habe. Eigentlich war ich kein grosser Mohnfan. Er ist halt rot und welkt schnell. Aber diesen Sommer hat er mich in seinen Bann gezogen. Seht selbst!

Morgensonnenmohn.
Nur vier Bluetenblaetter und doch so viel Ausdruck!
Frisch erwacht und noch ein wenig zerknittert.
Vielfalt in Farbe und Form.
Bluetenblaetter wie aus feinstem Seidenpapier.

Trotz allem Stress, dem man sich so macht, lohnt es sich immer, kurz anzuhalten und zu staunen. 🙂

Kueken – Woche 4,5

Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob man noch von Kueken sprechen kann in diesem Fall. Die fedrigen Schuetzlinge sehen eher aus wie Huhn-Teenager in meinen Augen. Aber seht selbst.

Zwoelf fedrige Junghuehner und -haehne.

Sie sind eher kleine Huehner. Irgendwie unfertig und hier und da noch etwas Flausch statt Federn. Aber man sieht schon, was mal draus werden soll.

Noch bin ich unsicher, ob diese Exemplare eher als Therapiehuhn oder Eispender taugen – oder eventuell fuer die Beizjagd geeignet waeren.

Alle Moeglichkeiten sollten ausgeleuchtet werden.

Ich: Frisch geduscht.
Huhn Phoenix auf meiner Hand: Ratlos.
Sofa- und Familienlieblingshuhn Icicle.

Ein grosser Tumult waehrend meines Huehnerbesuches wurde ausgeloest durch ein arglos herumliegendes Haargummi, welches durch ein Huhn in der Behausung entdeckte. Laut piepsend rannte es mit der Trophaee umher und verteidigte den Schatz so lange wie moeglich gegen die anderen Huehnchen. So lange, bis ein anderes Huhn mit einem gewagten Manoever die Beute stibizte und das Schauspiel von Neuem begann.

Schwarzes Huhn auf der Flucht mit schwarzem Haargummi.
Weisses Huhn auf der Flucht mit Beute.

Kurzum: Es macht wirklich Spass, den Huehnern zuzusehen. Der Komponist von „Ich wollt‘ ich waer ein Huhn“ hat seinerzeit anscheinend schlecht recherchiert. Zu tun haben die Biester den ganzen Tag!

Zu meiner Freude konnte ich mich auch ein wenig nuetzlich machen und bei der Reinigung der Behausung mithelfen. Meine Idee, dafuer ein Kinderplanschbecken zu benutzen, stellte sich als praktisch heraus.

Derweil zogen die Huehner voruebergehend in den Garten. Unter der verantwortungsvollen Aufsicht der 10 jaehrigen Tochter bekamen jeweils zwei oder drei Huehner gleichzeitig Freigang. Natuerlich wurde darauf geachtet, dass kein Huhn zu kurz kam und alles gerecht ablief.

Schwarze Henne auf trockenem Rasen.
Phoenix, das Erstgeschluepfte.

Mittlerweile ist auch klar, wann die Kueken zu mir ziehen: Im Alter von sechs Wochen. Zu dem Zeitpunkt werden die schon neun Wochen in der Pflege von anderen Personen sein, wenn man die Inkubation mitzaehlt. Es wird also ernst fuer mich. Und den Huehnerstall!

Zukuenftiger Huehnerstall, mit Dach, selbstgebauten Fenstern und Membran.

Packen wir’s an! 🙂

Küken – Woche 2,5

Die zweite Lebenswoche meiner gefiederten Freunde ist vollendet. Sie sind schon um einiges gewachsen und fedriger geworden. Vor allem hopsen sie, also wurde der Rand des Schwimmbeckens, in dem die Küken wohnen, erhöht und verschönert.

Bei den mir zugespielten, niedlichen Bildern fiel mir auf, dass sich die Federn der Küken ganz unterschiedlich entwickeln. Bei einer Internetrecherche stellte sich heraus, dass Hennen in den ersten Lebenswochen Schwanzfedern und rundliche, lange Flügel entwickeln, während angehende Hähne keine Schwanzfedern und eher eckige, kurze Flügel bekommen.

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Links lange Flügel und Schwanzfedern, rechts kurze Flügel und nur Plüsch am Poppes.

Nach diesen Kriterien habe ich die Hühnchen beäugt. Ich hoffe jetzt, dass ich recht habe und am Ende sieben oder acht Hennen behalten kann. Für eine genaue Bestimmung flitzen sie doch zuviel umher. Von 13 Küken wäre das doch eine gute Ausbeute.

Manche Hähnchen scheinen auch schon die passende Attitüde plus Kamm zu bekommen.

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Hähnchen Jumanji. Oder ist es der zukünftige Hahnibal Eggter?

Die Hühnerleute, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir, dass man erst nach ein paar Monaten das Geschlecht sicher bestimmen kann. Also bin ich mal gespannt, ob meine Vermutungen bestätigt werden.

Hier noch ein paar niedliche Bilder:

Übrigens nimmt der zukünftige Hühnerstall auch schon Formen an. Das ausgesprochen gute Wetter der letzten Wochen trug viel dazu bei.

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Küken – Woche 1

Jetzt sind die Küken schon eine Woche alt. Wieder gesehen habe ich sie nicht, da ich nicht wieder in der Stadt war. Aber ich werde stets mit Bildern versorgt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

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Murmeln im Wasserspender verhindern hoffentlich das Ertrinken der Küken.

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Lieblingsbeschäftigung der Küken ist Fressen und Wachsen.

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In den ersten Tagen bestand die Einstreu aus Küchenrolle. Angeblich ist das besser für die Beinchen und zu verstehen, was Futter ist und was nicht.

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Die Kinder basteln fleißig Möbelstücke aus Eisstielen für die Küken.

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Dieses Küken präsentiert stolz die ersten schwarzen Flügelfedern.

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Im Vergleich zu den ersten Tagen sieht der Futtertrog schon viel kleiner aus.

Wir haben angefangen, die zukünftige Behausung der Piepmätze zu errichten.

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Auf Paletten entsteht das Gerüst des zukünftigen, transportierbaren Hühnerstalls.

Angeblich sind schon alle Küken von den Kindern mit Namen versorgt worden. Doch in den Kommentaren des letzten Beitrags habe ich so geniale Namensvorschläge von Anne und Sebastian bekommen, dass ich wohl doch nochmal nachtaufen muss, wenn die Federwedel bei mir einziehen.

Habt eine gute Woche!

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Tauender Teich – von unserer gestrigen Wanderung.


Nachtrag:

Soeben erhielt ich die aktuellen Kükennamen samt Portraitfotos. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass die Kinder so viel Spaß an der Pflege haben!

Brief an das alte und neue Jahr

2019, du verruecktes Jahr!

Als ich mit meinem Bruder ueber dich schrieb, zu der Zeit hattest du noch gar nicht begonnen, schien es als sei nicht viel los mit dir. Eventuell wollten wir nach einem Haus Ausschau halten, aber ansonsten war nichts geplant. Und das hatte schon die Jahr zuvor nicht geklappt.
Aber du, 2019, hattest andere Plaene fuer uns und das war genau richtig so.

Du hast uns Plaene schmieden lassen fuer ein Tiny House und lange damit gewartet, uns mit der Praxis starten zu lassen. Mittlerweile kam Huendin Arma zu uns und ist nun Teil der Familie. In nur zwei Monaten zimmerten wir eine Art Haus zusammen, in das wir auch gleich zogen und in dem wir uns nun sehr wohl fuehlen. Zum ersten Mal nach drei Jahren ging es fuer einen kurzen Besuch nach Deutschland zurueck. Ich habe eine rueckwirkende Befoerderung erhalten. Wir waren erfolgreich auf der Jagd. Und ich konnte dabei sein, als mein Freund Marc gestorben ist.

Hier ist mein Lieblingsbild des Jahres:

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Unser Tiny House am Morgen nach dem Umzug auf unserem unbestellten Acker bei strahlendem Wetter. Arma posiert davor. Tyrel schlaeft drinnen (nicht im Bild).

Dass wir unser kleines Haus so schnell gebaut haben, dazu noch einen super Stellplatz bei netten Leuten gefunden, und den Umzug hinter uns haben…
Dieses Bild zeigt fuer mir, dass es sich lohnt, wenn man alles dafuer gibt, ein Ziel zu erreichen. Auch wenn es unerreichbar scheint und man sich fragt, ob man lieber auf Nummer Sicher gehen und es nicht wagen sollte.
Doch, da steht tatsaechlich ein Haus.

Also stehst du, 2019, im Zeichen des Schaffens und des Neuanfangs. Aber auch der Freundschaft und des Abschieds. Oder ist der Abschied immer auch ein Neuanfang?

Jedenfalls bedanke ich mich ganz herzlich bei dir! Du bist ein Jahr, an das ich mich gerne erinnern werde.

Jetzt kommen wir zu dir, 2020.
Im Gegensatz zu 2019 hab ich schon jetzt eine Menge vor mit dir. Ich hoffe, das ist dir recht.

Hoffentlich bereitest du uns im Fruehjahr ein guenstiges Wetter. Dann werde ich den Acker bestellen. Ausserdem habe ich befruchtete Huehnereier bestellt, die meine Vermieterin ausbrueten wird. Also genauer gesagt die Brutmaschine der Vermieterin wird die Eier ausbrueten. Und dann werden wir ploetzlich einen Schlag neuer Tiere um uns herum haben. Ein Huehnerstall muss noch geplant und gebaut werden. Zusammen mit so vielen anderen Dingen. 2020, ich hoffe du gibst mir die Kraft und den Raum, unsere kleine Landwirtschaft voranzutreiben.

Apropos Kraft… und Ausdauer. Die werde ich auch im Sommer gebrauchen koennen. Denn da nehmen Tyrel und ich an einem Berglauf teil. Eigentlich ist es ein ueber 80 km langes Ultrarennen. Aber Tyrel und ich bilden ein Staffelteam. Das heisst fuer jeden bleibt in etwa ein Marathon ueber. Nur dass dieser Marathon steil bergauf und -ab fuehrt, sowie durch Fluesse und auf unwegsamen, da weglosen, Bergruecken entlang.

Ich war sogar bei einem Physiotherapeuten um zu sehen, ob mein Koerper fuer so eine Leistung geeignet ist. Praktischerweise haelt dieser Therapeut den aktuellen Streckenrekord und kennt sich aus. Ergebnis: Dagegen spricht nichts, ich muss nur viel trainieren. Langsam soll ich meine woechentliche Laufleistung steigern, bis ich Ende April 80 (!) Kilometer in der Woche laufen soll. Natuerlich verteilt ueber mehrere Laeufe und kein Lauf sollte laenger als ein Drittel der Wochenleistung sein.
Ab Mai sollte ich nur noch 50 bis 60 km pro Woche laufen, dafuer aber zusaetzlich 100 km radfahren.
Ach und dazu kommen noch ein bis zwei Wanderungen pro Woche mit moeglichst viel Steigung und einem beschwerten Rucksack.

Keine Ahnung, ob das klappt. Es scheint so viel und so unerreichbar. Aber so schien es auch vor anderthalb Jahren, 10 km am Stueck laufen zu koennen. Und das ist jetzt gar kein Problem mehr.

Im Herbst steht dann fuer Tyrel hoffentlich eine Veraenderung an, denn er moechte eine Berufsausbildung beginnen. In Nordamerika bedeutet das in Vorleistung zu gehen und einen Kurs am College zu belegen. Dafuer darf man gut bezahlen und darauf hoffen, im Anschluss einen Arbeitgeber zu finden, der einen Auszubildenden sucht. Dort lernt man dann eine Menge Praxis (waehrend man fuer einen geringen Lohn einfach normal im Betrieb, wenn auch unter Aufsicht, arbeitet), bevor man wieder ans College fuer die Theorie geht.
Doch zuvor muss Tyrel noch Aufnahmepruefungen schreiben und bestehen.

Hoerst du, 2020?
Du wirst ein guter Naehrboden sein fuer Wachstum, Entwicklung und die Erfuellung von Traeumen. Ich freu mich wirklich auf dich und werde versuchen, deine Tage und Stunden mit viel Freude und Leben zu fuellen.

Sei bitte genauso gut zu meinen Freunden, meiner Familie und meinen Lesern. Gib allen gute Gesundheit und eine Neugier, sich in kleine oder grosse neue Abenteuer zu wagen. Denn das Leben ist so schoen und spannend, wenn man es nur laesst!

Bis gleich! 🙂

Und Tschüß!

Die letzten Wochen war es hier leise. Wir waren/sind am rotieren. So viele Sachen müssen noch fertiggestellt werden vor dem Winter.

Und… unseen Jagdurlaub wollen wir uns auch nicht nehmen lassen! Wer sich jetzt fragt, warum wir unverschämterweise mehr als zwei Wochen Urlaub haben: Tyrel kann als Lohnempfänger leicht unbezahlten Urlaub bekommen wenn seine Schichten anders abgedeckt werden können. Und ich kann 40 Überstunden tatsächlich gegen eine Woche Urlaub eintauschen!

Aber nun, ich muss noch den letzten Rest packen und in einer Stunde müssen wir schon los!

Es folgen ein paar Bilder der letzten Zeit.

 

Auf bald! 🙂

 

Der Umzug

Er scheint schon Monate entfernt, jedoch haben wir ihn vor nicht einmal zwei Wochen abgeschlossen, unseren Umzug.

Das letzte richtige Wochenende in unserem alten Haus haben wir unser neues Haus relativ bezugsfertig gemacht. Innenwaende wurden montiert und bemalt (mal abgesehen von den Waenden unter dem Loft). Eine Tuer wurde eingebaut, zu der sogar ein paar Stufen hochfuehren. Aus Dachlatten wurde ein Lattenrost zusammengeschraubt.

Am Montag haben wir die letzten Waende befestigt und gestrichen. Im Anschluss haben wir das Haus mit einigen schweren Haushaltsgeraeten beladen, die Ladung gesichert, und das Haus umgezogen.

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Letzter Blick ins Innere vor dem Umzug. Schweres Geraet haben wir so weit wie moeglich nach vorn ins Haus gelagert und mit einem Balken gesichert.

Zum Umzug des Hauses musste es jedoch noch anders auf dem Trailer positioniert werden. Damit wir auch auf die Wand unter dem Ueberhang zugreifen koennen, haben wir das Haus ein Stueck nach hinten versetzt errichtet. Zum sicheren Transport wollten wir nun das Haus buendig mit der Deichsel abschliessen lassen. Dazu mussten wir das Haus anheben und den Trailer zurueckfahren. Ein echter Balanceakt, der mich die Luft anhalten liess. Jetzt darf nichts schief gehen – ausserdem wird alles, was in der Theorie so gut klang, auf die harte Probe gestellt. Immerhin ist dieses System nichts, was nach unserem Wissen schonmal jemand in der Art versucht hat.

Alles klappt gut. Meine Durchbiegeberechnungen haben Stand gehalten und die Hohlprofile blieben der plastischen Verformung fast vollstaendig fern.

Im naechsten Schritt haben wir das Haus mit Befestigungspunkten versehen und mit Zurrketten an den Trailer gefesselt.

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Ketten halten Haus und Trailer zusammen. Der Teil, der die Ketten unter dem Trailer zusammenzurrt, ist nicht im Bild, aber genauso wichtig.

Das deutsche Wort „Zurrketten“ jetzt herauszufinden fuer das Teil, was fuer mich ein ratchet boomer ist, hat uebrigens genauso lange gedauert wie das Einschrauben dreier Befestigungspunkte (anchor points).

Um Steinschlaegen beim Transport vorzubeugen, haben wir noch ein Stueck Sperrholz vor das Fenster im Loft geschraubt. Dann galt es nur noch, an etwas Schoenes zu denken, waehrend wir mit unserem Haus ueber Schotterstrassen, Schlagloecher und Felder pfluegen.

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Umzug mal anders: Unser Haus kommt mit!

Das war der Montag vom Umzug. Anscheinend verliess mich ab Dienstag jeglicher Fotoelan. Aber kurz beschreiben werde ich unsere Taten trotzdem.

Dienstag.

Morgens: Tyrel arbeitet. Ich fahre eine Fuhre Feuerholz zum neuen Platz, wo unser Haus und unsere Freundin schon auf mich warten. Zusammen mit letzterer errichte ich eine grosse Zeltgarage, die uns in der naechsten Zeit als Werkstatt und Lagerraum dienen soll.

Abends: Beide Gefriertruhen samt Inhalt wandern in den Truck und werden zu unserem Freund James gefahren, der ein Stuendchen entfernt wohnt. Er hat Strom und schaffen wir Gruende, ihn regelmaessiger zu besuchen.

Mittwoch.

Morgens: Tyrel arbeitet. Berenike hilft mir immer wieder Auto und Truck zu be- und entladen mit Feuerholz, Reifen und Baumaterialien, sowie zwischen altem und neuem Zuhause hin- und herzufahren. Dabei schiesst sie das einzige Bild in diesen verrueckten Tagen.

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Arma hilft beim Beladen des Trucks.

Abends: Tyrel und ich koennen nicht fassen, wie viel Baumaterial wir besitzen. Dennoch packen wir es ein und fahren eine Fuhre rueber.

Donnerstag.

Morgens: Ich arbeite. Tyrel laedt mehr Baumaterial auf alle verfuegbaren Oberflaechen.

Abends: Tyrel arbeitet. Ich klappere die lange Liste der Erledigungen in der Stadt ab, die sich in den letzten Tagen drastisch verlaengert hat.

Freitag – noch ein Tag bis zum Auszug.

Morgens: Tyrel und ich vollenden den Turm aus Baumaterialien und entladen ihn Stueck fuer Stueck neben unserem neuen Haus.

Abends: Wir merken, dass uns jetzt noch 1,5 Tage fuer den Umzug bleiben und wir weder angefangen haben zu packen, noch zu putzen. Also fangen wir an.

Nachts: Ich goenne mir drei Stunden Schlaf als das Unheil der Welt ueber mir zusammenzubrechen scheint und erwache erstaunlich erfrischt. Tyrel schlaeft nicht, sondern mistet in der Zeit den Keller weiter aus.

Samstag – Tag des Auszugs.

Morgens: Tyrel arbeitet. Ich begutachte das Ergebnis der letzten Stunden: eine Ladung Kisten fuers neue Haus und eine Ladung fuer die Kippe scheint fertig zu sein. Also stopfte ich den Truck so voll es geht und fahre zunaechst zu unserem neuen Haus um Kisten auszuladen und (einer Vorahnung folgend) das Bett schlaffertig zu machen. Anschliessend lade ich den Truck voller aussortierter Sachen, die ich auf der Muellkippe je nach Zustand recycle oder in den Umsonstladen gebe. Wieder zu Hause spiele ich ein bisschen mit Arma und packe schliesslich weiter.

Abends: Wir packen.

Nachts: Ich habe alles gepackt, was entweder mein Zeug ist oder Gemeinschaftskram. Also fange ich an zu putzen. Tyrel packt. Als Tyrel mir das fuenfte Mal an diesem Tag zuruft, dass wir bald fertig sind, werde ich ungehalten. Doch nach Weinen ist mir nicht, ich putze mechanisch weiter und konzentriere besonders mich auf das, was mir bei einem Einzug wichtig ist: Badezimmer, Kuehlschrank, Herd. Der Rest des Hauses wird auch sauber. Sogar sauberer als bei unserem Einzug. Waehrend ich mich dem finalen Staubsaugen widme, puzzelt Tyrel langsam unseren ganzen Kram in unseren Zweitanhaenger.

Noch mehr nachts so gegen 2 Uhr morgens: Ich bin fertig mit dem Putzen und mit den Nerven, Tyrel mit dem Anhaenger. Seine Jugend hilft ihm durch die zweite schlaflose Nacht, wie ich vermute. Da wir drei Fahrzeuge haben, stehen uns jetzt zwei Fahrten zum neuen Heim bevor. Arma werden wir mit der zweiten Tour mitnehmen. Sie weiss eh nicht mehr, wie ihr geschieht. Auf der Fahrt merke ich, wie meine Augen nicht mehr fokussieren koennen. Ausserdem bewegen sie sich unwillkuerlich von links nach rechts wie im REM Schlaf. Trotzdem kann ich noch sehen wo ich hinfahre und ausserdem fahren wir langsam. Mit 50 km/h in der Kolonne auf dem Highway, leicht schlingernd. Ich versuche mir ein Auge zuzuhalten. Mein Lateinlehrer in der siebten Klasse hat uns damals beigebracht, dass man so betrunken sicherer Auto fahren kann. Aber leider hilft es nicht – dazu haette ich dann wohl doch erst etwas trinken muessen. Auf der gemeinsamen Rueckfahrt flehe ich Tyrel an, dass er so einem wahnsinnigen Plan von mir nicht noch einmal zustimmt. Als er einwaendet, dass er das doch zunaechst getan haette, werde ich sauer – seine Argumente gegen mein Projekt haetten gar keinen Sinn gebracht. Dann wundere ich mich, was ich denn jetzt eigentlich will.

Am nachtesten, so gegen 3:29 Uhr: Wir sind wieder zurueck am alten Haus, tueten den Hund ein und stellen sicher, dass wir die Haustuer abgeschlossen haben. Ich ueberrede Tyrel mit mir in der Einfahrt im Kreis zu sprinten. Ein bisschen Adrenalin wuerde uns gut tun. Ausserdem fahre ich jetzt vor. Die unscharfen, hin- und herwackelnden Rueckleuchten von dem Truck haben mir jedenfalls nicht geholfen auf der letzten Tour. Tatsaechlich stoeren mich meine wackelnden Augen jetzt nicht mehr so sehr. Die tranfunzeligen Scheinwerfer von meinem Subaru tauchen den Highway in schummriges Licht, welches mein Gehirn leicht umgestaltet. Ich fahre unter riesigen, gemauerten Bruecken hindurch und bekannte Landschaften aus dem Harzvorland ziehen an mir vorbei. Dabei weiss ich wo ich bin und dass mein Gehirn langsam sauer wird und mir einen kleinen Streich spielt. Ganz langsam fahre ich entlang und ermuntere mich. Wenn ich gesund ankomme, dann mache ich etwas, was ich mir sonst nie erlaube: Ich esse im Bett! Einen Erdnuss-Muesliriegel!! Etwas anderes waere im neuen Haus nicht verfuegbar, aber ich habe es geschafft, mich fuer diesen Muesliriegel zu begeistern. Den Rest der Strecke fahre ich nur noch fuer den Riegel. Wie toll das sein wird, wenn ich Im. Bett. Liege. Und. Diesen. Erdnuss. Muesli. Riegel. Essen. Werde. Ohne. Dass. Mich. Die. Potenziellen. Kruemel. Stoeren. Wuerden…

Dann sind wir da.

Alle gesund.

Der Hund sogar halbwegs munter.

Schliessen die Tuer auf und schauen in ein selbst geschaffenes Heim. Voller Kisten und nicht fertig. Aber mit einem BEREITS GEMACHTEN BETT. Fuer mich so ein schoener Anblick, dass ich wieder ein Foto mache.

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Das Haus in der ersten Nacht. Chaotischer Hafen fuer gebeutelte Umzuegler.

Wir stuermen sofort ins Bett.

Es riecht noch ein klein bisschen nach Farbe, aber nicht viel koennte uns weniger stoeren. Ich halte den Erdnuss-Muesliriegel in meinen Haenden als waere es die Verheissung. So schmeckt der Riegel auch. Als ich Tyrels gleichmaessiges Atmen hoere, stimme ich bald mit ein.

Sonntag – der Tag danach.

Nach nur sechs Stunden Schlaf bin ich wieder wach. Ich gehe eine Runde mit Arma um das Feld, auf dem wir nun wohnen. Die Sonne scheint wohlwollend auf uns.

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Ein ueberwuchertes Feld mit einem kleinen, nein – unserem kleinen Haus.

Schliesslich leine ich Arma an ihr Haus, schiesse das Bild des letzten Beitrags und fahre ins nahegelegene Caffee. Wir sind immer noch ab vom Schuss aber nicht mehr jenseits von Gut und Boese. Im Caffee fertige ich meinen letzten Eintrag an, bestelle warme Paninibrote und zwei grosse Kaffees fuer Tyrel. Heute Nachmittag muss er wieder zur Arbeit.

Doch ich werde ein bisschen lueften, ein bisschen spazieren, ein bisschen rumraeumen und tief durchatmen.

Mir faellt ein, was ich zu Grundschul- und Orientierungsstufenzeiten in 83% der mir anvertrauten Poesiealben niederschrieb:

Will man was, ganz stark und fest,

Geht’s auch ohne Wunschmaschine.

Selbst ein Schwein lernt Violine,

Wenn es nur nicht loecker laesst.

                  –     Das Sams (von Paul Maar)

Quod erat demonstrandum / Was zu beweisen war.

Endspurt

In einer Woche muss unser Umzug bereits geschafft sein. Bis dahin komme ich bestimmt nicht mehr dazu, hier ein Update reinzustellen. Daher nutze ich einfach die Gunst der Stunde jetzt: Heute steht uns Arbeit ohne Ende bevor und Tyrel schlummert noch selig neben mir. Hier kurz zu ein paar Bereichen unseres Lebens:

Gesundheit

Die Hühnersuppe hat ihre Dienste verrichtet und wir beide konnten mit 1,5 Tagen Ruhe eine Erkältung abwenden.

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Ein Trog voller würziger Hühnersuppe.

Seit zwei Tagen habe ich Nacken und kann meinen Kopf weder nach oben noch groß zu den Seiten bewegen, was auch nicht sonderlich hilfreich ist. Aber immerhin hängt er noch am Rest des Körpers, also will ich mich nicht zu sehr beschweren.

Hausfortschritt

Die Fassade ist fertig und bemalt, der Boden ist einzugswürdig, die Decke vorhanden und gestrichen. Außerdem haben wir eine Treppe.

Einen Rückschlag hatten wir auch, an einer Stelle war die Wand undicht und Wasser lief herein. Zum Glück stellte sich heraus, dass nur die Fenster noch nicht richtig mit Silikon abgedichtet waren. Das Wasser kam durch den Bauschaum hinein. Jetzt ist alles dicht und kein Problem mehr.

Strategie

Zum Glück habe ich Tyrel vor ein paar Tagen überzeugen können, dass a)tens es Irrsinn ist, jetzt noch nebenbei einen Schuppen bauen zu wollen anstatt die Kräfte auf unser Haus zu konzentrieren und b)tens wir auch wirklich keinen Kies selbst schaufeln und durch die Gegend fahren sollten. Eine Ladung haben wir wir nämlich selbst geholt. Es dauert ewig und gerade viel kommt nicht bei rum.

Also griff ich zum Portemonnaie und bestellte zwei Kieslaster sowie kaufte ein Garagenzelt. Also ein Zelt, das eigentlich dafür gedacht ist, sein Auto darin zu parken. Wir brauchen es als Werkstatt.

Ausblick

Das Haus komplett fertigstellen werden wir irgendwann, wenn wir bereits darin wohnen. Das macht aber gar nichts; für zwei Monate und zwei Arbeiter, die nebenbei noch ihren Vollzeitstellen nachgehen, sind wir schon wir gekommen. Komfortabler als zelten ist es auf alle Fälle.

Unser Plan:

  • Innenwände anbringen
  • Lattenrost basteln und mit Matratze rein in die Bude
  • Arbeitsplatte mit Waschbecken bauen
  • Haus umziehen und Garagenzelt aufbauen
  • Unseren Kram umziehen
  • Das alte Haus putzen
  • Fertig

Mal sehen, wie alles klappt. So oder so sind wir in einer Woche draußen. Mit wenig Schlaf werden wir das schon schaffen. Bis jetzt hat alles irgendwie geklappt.

Arma

Derzeit sind alle Pfoten und Schultern heil. Sie hinkt nicht, hat mittlerweile aber gelernt zu bellen. Zum Glück macht sie das ausschließlich, wenn sie uns vor etwas warnen möchte, was ihr nicht geheuer ist. Bären, unbekannte Menschen im Feld, ein Rabe auf der Einfahrt.

Unser neues Land gefällt ihr gut. Dort gibt es noch nicht enden wollende Quellen von knusprigen Pilzen und Hagebutten, die sie direkt vom Rosenbusch frisst.

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Ein lecker getrockneter Pilz wurde von Hündin Arma aufgespürt.

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Durch eine hagebuttenreiche Diät wood Arma wahrscheinlich gut mit Vitamin C versorgt.

So meine Lieben.

Seht es mir bitte nach, wenn ich in den nächsten zwei Wochen keine E-Mails beantworte. Ich lese alles und freue mich, aber schaffe es beim besten Willen zeitlich nicht zu antworten. Daher dieser Beitrag, damit alle wissen, dass wir noch guter Dinge sind. Nur schwer beschäftigt.

Habt eine gute Zeit!

Kurz und knapp

Heute folgt ein Mini-Update, da nicht viel geschehen ist, ich die woechentliche Serie aber nicht einreissen lassen will.

Nachdem fertig isoliert wurde, haben wir die Dampfsperre an die Waende, sowie die Membran an die Decke von innen angebracht.

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Dampfsperre (durchsichtiges Plastik) an den Waenden und Membran fuer Wasserdampf-Abgabe nach draussen an der Decke. 

Nachdem ich alles getackert, geschnitten, und geklebt habe, war die Ansicht folgende:

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Alle Uebergaenge und Ueberlappungen von Membran und/oder Folie zu Holz sind mit rotem Kontruktionsklebeband abgedichtet.

Und das wars auch schon fast mit dem Fortschritt. Auch Tyrel musste einsehen, dass man Sperrholz schlecht alleine anbringen kann und brach nach 1,5 befestigten Platten ab.

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Zwei Platten zieren die Aussenwand unseres zukuenftigen Hauses.

Den Rest der Woche sahen wir uns kaum, da Tyrel abends und ich morgens gearbeitet haben. Eher unguenstig fuer Arbeiten, die man nicht alleine verrichten kann. Ausserdem ist Tyrel leicht erkaeltet und ich haette gerne, dass es bei der leichten Erkaeltung bleibt und nicht in eine Grippe ausartet.

Daher koche ich heute eine goldgelbe Huehnersuppe, die wir morgen verzehren werden. Und ich stelle mir vor, dass wir von der Suppe so gut gestaerkt sein werden, dass wir dann wieder voll durchstarten koennen! Wahrscheinlich hilft auch, dass wir wieder gemeinsame Freizeit haben. 😉

Hier, habt zum Ausgleich des kurzen Beitrags ein Tierbild:

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Arma vor ihren beiden Pferdekumpels.

Habt ein gutes Wochenende!