Es folgt ein Lebensupdate, geordnet nach Themenbereichen.
Schilddruese
Mit einer geringen Dosis Schilddruesenhemmer landete ich innerhalb von wenigen Monaten in einer Schilddruesenunterfunktion. Auf die rasante Gewichtszunahme und ausbleibende Periode haette ich verzichten koennen, doch im direkten Vergleich bevorzuge ich die Schilddruesenunterfunktion gegenueber der -ueberfunktion. Wenigstens fuehlt man sich nicht mehr Tag und Nacht, als ob man kurz vorm Herzinfarkt steht.
Jetzt nehme ich eine noch geringere Dosis an Schilddruesenhemmern ein und wandele an der unteren Grenze des Normalbereichs an Schilddruesenhormonen. Ich bin also guter Hoffnung, dass die Dosis bald weiterhin reduziert oder ausgeschlichen werden kann.
Schienbeine
Es laeuft nicht, aber es geht. (Haha.)
Woechentlich besuchte ich meinen Physiotherapeuten, den man hier uebrigens aus eigener Tasche bezahlt. Zusammen versuchten wir die richtige Mischung aus Ruhe und Belastung zu finden, denn einerseits moechte man die Beinchen nicht weiter stressen, andererseits brauchen sie Stress um Muskeln und Knochendichte aufzubauen.
Nach Monaten der Wanderung auf dem Grat zwischen Be- und Entlastung haben wir heute entschieden, die Beine nicht mehr zu belasten mit Treppensteigen, Spruengen und anderem, sondern komplett ausheilen zu lassen, bis sich mein ganzes System beruhigt hat.
Weiterhin bleibt es fuer mich ein Sommer ohne Laufen und ohne grossartige Wanderungen. Das ist ab und an noch schwierig fuer mich.

Doch mein Physiotherapeut riet mir, im Fitnesscenter schwere Gewichte zu stemmen, um Muskeln aufzubauen, die die Knochen unterstuetzen. Naja… Bislang habe ich in meinem Leben mir ganze drei Mal einen Knebelvertrag im Fitnesscenter angelacht und bin nach zwei Monaten nicht mehr hingegangen, das letzte Mal vor ca. 10 Jahren. Dann habe ich mir selbst versprochen, das nie wieder zu versuchen, da es einfach nicht klappt. Was mich dazu motiviert, Sport zu treiben ist erstens das Draussensein und zweitens, die Sportart alleine ausueben zu koennen – ohne jemand anderes zu sehen. Klappt beides nicht im Fitnesscenter.
Trotzdem gehe ich jetzt zweimal woechentlich genau dorthin und stemme schwere Eisen. Geaendert hat sich meine Einstellung zum Thema Motivation. Ich bin nicht motiviert, dorthin zu gehen. Aber ich weiss, dass es gut fuer mich und meinen Koerper ist. Daher mache ich es einfach. Bislang, seit fuenf Wochen, klappt es – trotzdem habe ich eine Zehnerkarte statt einem Jahresvertrag. 😉
Ausserdem mache ich eine Einheit Krafttraining Zuhause am Wochenende und dreimal in der Woche meine Physiouebungen. Einmal in der Woche ging ich die Endlosstreppe hoch- und runter, doch das lasse ich bis auf Weiteres sein. Alles, was darueber hinausgeht an sportlicher Betaetigung ist Bonus und nur aus Spass an der Freude zu verrichten. 🙂

Sprachen
Was ich hier bislang noch nicht erwaehnt habe: Seit Dezember lerne ich nebenbei noch Japanisch. Weil ich anscheinend nicht genug ausgelastet bin in meinem Leben. 😀 Nein, eigentlich stand das schon lange auf meiner Liste an Dingen, die ich gerne machen wuerde. Und dann hat mir ein Freund Ende letzten Jahres erzaehlt, dass der Japanisch-Kanadische Verein im Yukon online Japanischunterricht anbietet und bald ein neuer Anfaengerkurs beginnt. Also habe ich mich einfach dafuer angemeldet, zusammen mit vier anderen Personen. Irgendwann wuerde ich gern Japan bereisen, am liebsten mit dem Rad. Und dann moechte ich mich wenigstens ein bisschen verstaendigen koennen. Das wuerde ich sonst so schade finden, in einem fremden Land zu sein und keine echte Verbindung mit der Bevoelkerung aufbauen zu koennen – ja nicht einmal nach dem Weg fragen zu koennen. Ich weiss, man kann auch in sein Handy quatschen und das automatisch uebersetzen lassen. Aber fuer mich waere es wichtig, eine persoenliche, direkte Verbindung herzustellen mit meinem Gespraechspartner. Vor allem, wenn man abseits der touristischen Gebiete unterwegs sein moechte, kommt man mit Englisch nicht weiter.
Habe ich nicht Franzoesisch gelernt? Stimmt. Jedoch wurde mein zweiter Kurs wegen der ersten Covidwelle nach der Haelfte abgebrochen, woraufhin die frankokanadische Vereinigung eine Rueckerstattung oder Gutschrift versprach. In meinem Abschlusszeugnis stand dann auch, dass ich den Kurs wiederholen muesste, da nur die Haelfte stattfand. Macht Sinn.
Als es wieder moeglich war, sich in Kurse einzuschreiben, fragte ich an, wie es mit einer (teilweisen) Gutschrift aussaehe, da ich ungern den vollen Preis des Kurses zweimal bezahlen moechte. Vor allem vor dem Hintergrund, dass auch dieser Kurs jederzeit wieder abgeblasen werden koennte. Die Antwort lautete, dass man es sich anders ueberlegt haette und es keinerlei Gutschriften oder Rueckerstattungen gaebe.
Diese Haltung kann sich die Vereinigung deshalb erlauben, da ca. 90% der Teilnehmer im oeffentlichen Dienst taetig sind und die Regierung den Kurs direkt bezahlt. Ich als blechende Minderheit zaehlte nicht. Und als Konsequenz zahlte ich nicht mehr.
Je garde mon argent – Ich behalte mein Geld. Soviel steht fest.
Irgendwann wuerde ich meine Franzoesischkenntnisse gern weiter ausbauen, aber nicht mehr mit der Vereinigung. Und erstmal steht Japanisch auf der Speisekarte.
Der Kurs laeuft gut – abgesehen von der Tatsache, dass die anderen vier Teilnehmer mittlerweile alle das Handtuch geworfen haben. xD Mein Lehrer hat sich aber dazu bereiterklaert, mich auch alleine weiter zu unterrichten, wofuer ich sehr dankbar bin.
Es ist ein ganz schoener Batzen, das zu lernen, das stimmt. Und es wird wahrscheinlich viele Jahre dauern, bis ich genuegend Schriftzeichen lesen kann oder mich in einem Gespraech nicht voellig blamieren werde. Aber das ist fuer mich kein Grund, es nicht zu tun. Solange ich am Tag noch 30 Minuten uebrig habe um am Handy rumzudaddeln oder mir ne Dokumentation auf Youtube anzugucken, habe ich auch Zeit, 30 Minuten lang japanische Grammatik, Schriftzeichen und Vokabeln zu lernen.
Der Japantrip steht auch noch in den Sternen, eigentlich wollte ich schon im Sommer 2011 dort hin. Irgendwann wird es schon klappen. Und bis dahin bin ich gespannt, wie weit mich 30 Minuten am Tag bringen werden. 🙂

Landwirtschaft
Den Huehnern geht es soweit gut, nur Hahn Daisy ist derzeit in Einzelhaft. Er rannte wahnsinnig schnell hinter einer Henne her und verletzte sich dabei am Bein, wobei nichts gebrochen zu sein scheint. Seitdem faellt es ihm schwer, zu gehen. Er sitzt also in einem Kaefig im Stall in der Hoffnung, dass das Bein genug ruhen kann um zu heilen. Einmal am Tag nehme ich ihn nach draussen, zur Physiotherapie. Und eigentlich hat er vorsichtige Fortschritte gemacht – nur heute morgen schien er wieder weniger belastbar. Hmm… Seine Gnadenfrist ist noch nicht abgelaufen.

Mein Gemuesegarten waechst und gedeiht. Meine Top 3 vom letzten Jahr, Gruenkohl, Dill und Moehren, habe ich besonders reichlich ausgesaeht. Derzeit essen wir fast taeglich einen Trog voller Mikro-Moehren plus Moehrengruen, denn die Moehrchen muessen dringend vereinzelt werden. Ich verschenke auch viel Gruenfutter an Freunde, das macht mir besonders viel Spass, die strahlenden Gesichter zu sehen! 🙂

Doch die Moehren muessen dringend noch schneller verwertet werden. Vielleicht mache ich eine Grossaktion am Wochenende und verarbeite sie eimerweise zu Pesto. Das koennte ich einfrieren und haette auch im Winter noch was davon!

Wellness
Nach drei Jahren Bauzeit haben die heissen Quellen im Yukon ihre neue Anlage geoeffnet! Statt der schimmligen Umkleide und dem Betonrechteckpool oeffnete im Mai eine Wellnessanlage mit mehreren Becken, Ruheraeumen, Saunas und allem Pi Pa Po. Die oeffentliche Meinung zu dem Projekt war eher abgeneigt – vor allem, als verkuendet wurde, dass die Anlage nur fuer Erwachsene zugaenglich ist um eine entspannende Atmosphaere zu gewaehrleisten.
Doch jeder, mit dem ich gesprochen habe, fand es gut, nachdem man es selbst erlebt hat. Man fuehlt einfach, wie viel Herzblut in dem Projekt steckt. Eine echt tolle Anlage, die sich auch im internationalen Vergleich nicht verstecken braucht.

Bei meinem zweiten Besuch im Mai fragte ich die asiatisch aussehende Mitarbeiterin am Empfang nach ihrem Namen. Der klang wiederum Japanisch. Ich fasste mir also ein Herz:
„日本人ですか?“ (Bist du Japanerin?)
”はい、日本人です…” (Ja, bin ich…)
“日本語を勉強します!“ (Ich lerne Japanisch!)
„Wow, dein Japanisch ist voll gut!“
„Dankeschoen!“
„Die Person hinter dir in der Schlange ist auch Japanerin!“
„初めまして!よろしくお願いいたします!“ (Freut mich, euch kennenzulernen. Bitte seid nett zu mir! [Ungefaehre Uebersetzung – unbedingt noetig zu sagen, wenn man sich im Japanischen vorstellt])
Natuerlich habe ich mich bei der letzten Einlage verbeugt und bin dann mit rotem Kopf zur Dusche geeilt. Ausserhalb meines Kurses habe ich mein Japanisch noch nie versucht bei Muttersprachlern anzuwenden. Trotzdem bin ich froh, es versucht zu haben!
Nach der Dusche ging es fuer mich zum langsamen Garen in den Pool und dann noch in die Holzofensauna, dort schwitze schon eine weitere Person.
Und diese Person fing auf einmal an zu reden.
„Wie lange lernst du denn schon Japanisch?“
Oh, es war die Person, die in der Schlange hinter mir stand! Wir sprachen also und hatten eine angeregte und interessante Unterhaltung, bis ich dringend nach Hause musste. Handynummern wurden vorher noch ausgetauscht.
Was seitdem geschah: 絵里 (uebertragen Eri, aber ausgesprochen eher wie Ellie) und ich sind mittlerweile gute Freunde und einen Tag nach unserem Treffen in der Sauna ist ebendiese abgebrannt. Verletzt wurde niemand, mittlerweile haben die heissen Quellen auch wieder geoeffnet, nur eben ohne Saunas. Die muessen erst wiedererrichtet werden – dieses Mal mit korrekter Kamininstallation.

Sommer
Wie jedes Jahr sind die Naechte kurz bis nicht vorhanden, genauso verhaelt es sich mit dem Schlaf, da man ALLES machen moechte, was man sich im Winter ertraeumt hat. Und nebenbei hat man ja auch noch zwei Jobs und nen Kuebel voller Hobbies, siehe oben. Ach und dann moechte ich ja auch noch auf alle Emails zeitnah antworten und diesen Blog fuehren… *schwitz*

Etliche Emailantworten bin ich schuldig, das tut mir auch leid. Da dachte ich mir jetzt, ich schreibe mal wieder eine superlange Blogemail an alle, die es interessiert. Dann schaffe ich es vielleicht auch wieder, mein Postfach aufzuraeumen, weil dies die Einzelemailantwort erheblich verkuerzen sollte. Es besteht also noch Hoffnung. 🙂
In der Zwischenzeit: Ich habe mich sehr ueber deine Email gefreut und ich mag dich immer noch supergerne und denke oft an dich!! Ungelogen – das gilt auch fuer viele liebe Freunde, die mir keine Emails schreiben! 😀

Also, was mache ich denn so, wenn ich nicht arbeite, Sport treibe, Arzttermine wahrnehme, Japanisch lerne, im Garten arbeite, stricke oder in heissen Quellen rumduemple?!
Packrafting
Eigentlich stehe ich nicht so sehr auf Anglizismen, ich rede so schon den ganzen Tag nur Englisch. Daher versuche ich moeglichst, deutsche Woerter zu benutzen, wenn ich Deutsch rede oder schreibe. Aber Packrafting? Hmm…
Ein Packraft ist ein leichtes, aber stabiles und robustes Schlauchboot, das zusammengerollt wenig Gewicht und Packmass aufweist. Somit ist es gut geeignet fuer alle Wasseraktivitaeten, bei denen es eher unhandlich ist, ein grosses Boot oder Surfbrett mitzubringen. Ich liebaeugle schon seit zwei Jahren mit der Idee, mir ein Packraft zu bestellen. Leider sind diese Boote aber recht teuer und haben auch lange Lieferzeiten, sodass ich es mir immer ausgeredet habe.
Doch Anfang Februar fasste ich mir ein Herz und etliche Dollar und klickte meine Bestellung zusammen. Ende Juni wurde das gute Stueck endlich geliefert.

Mein erstes kleines Abenteuer startete direkt von meiner Haustuer aus. Ich wanderte mit Tyrel und Arma ein paar Kilometer zum nahegelegenen Fluss, pumpte das Boot mit dem dazugehoerigen Luftsack auf und liess mich treiben.
Besonders freute ich mich auf eine bestimmten Streckenabschnitt, den ich gerne mit dem Rad aufsuche und von dort auf den Fluss starre. So war die Aussicht am Tag zuvor mit dem Rad:



Vom Fluss aus bo(o)t sich folgende Ansicht am Folgetag:

Um mehr Sicherheit auf dem Wasser zu haben, meldete ich mich zu einem viertaegigen Packraftingkurs an. Bei unserem ersten geplanten Treffen entschloss sich Eri spontan dazu, sich auch zum Kurs anzumelden! Darueber habe ich mich sehr gefreut – so schnell kann es manchmal passieren, dass Fremde zu Freunden werden. 🙂

Leider gibt es vom Kurs selbst keine Bilder. Wir waren damit beschaeftigt, nicht zu ertrinken und wollten ungern unsere Handykamera beim naechsten Badegang Koenig Triton weihen. Aber wir haben viel gelernt und unsere Grenzen ausgelotet. Letztes Wochenende ging es dann zur Bewaehrungsprobe und wir unternahmen einen gemeinsamen Packraftingtrip zusammen mit Paddelnovizen Tyrel und Bella. Das war eine wirklich schoene Erfahrung und alle sind erfolgreich durch die Wildwasserpassage der Schwierigkeitsstufe II bis III gepaddelt.



Und sonst so?
Ja weiss ich auch nicht. Hab ich was vergessen? Bestimmt.
Macht nichts, jetzt habt ihr ne ungefaehre Idee davon, was ich so treibe.
Und bei euch so? Was macht der Sommer? 🙂
