Monat: Februar 2022

Schneefrei

Samstagmorgen.

Ueber Nacht beglueckten uns unerwarteterweise ca. 20 cm Neuschnee. Es schneit noch immer.

Eigentlich mag ich Schnee. Doch im Februar bin habe ich das Schaufeln langsam satt und hoffe, dass die Schneebaenke nicht mehr allzu hoch wachsen. Im April steht uns die grosse Schneematschsaison bevor, was besonders haarig ist, wenn man auf einem Feld lebt und sich auch der Untergrund in Matsch verwandelt. Ausserdem schneit es schon den siebten Monat in Folge.

Ein guter Tag, um ihn groesstenteils mit einem Tee auf dem Sofa zu verbringen und dann und wann rauszugehen um zu schaufeln, raet mit der gemuetliche Teil meines Hirns.

Doch auf dem Plan stehen an diesem Wochenende noch 15 km Laufen oder Skilanglaufen und ausserdem muss ich noch meinen Wocheneinkauf im Kaeseladen taetigen! Es hilft alles nichts, ich schaufel das Groebste. Eingang zum Haus, Huehnerstall, Plumpsklo, Auto. Arma springt von Schneebank zu Schneebank, also alles nochmal nachschaufeln.

Sachen packen, Huehner versorgen, das Auto selbst vom Schnee befreien und unter dem Schnee das Eis wegkratzen und hoffen, nicht in der Einfahrt steckenzubleiben. Die Hoffnung wird wahr und nach nur ca. 7 km gelange ich vorfallsfrei auf den Highway, der schon geraeumt ist. Spaeter fahre ich sogar hinter einem Schneepflug her.

Ein Schneepflug, zu erkennen an der Schneewolke und blinkenden Warnlichtern.

Laut der Internetseite der Loipen wurde vor ein paar Stunden alles neu gespurt. Da es immernoch ordentlich schneit, halte ich mich trotzdem an beliebte Strecken. Die Chancen sind hier hoeher, dass vor mir in der letzten Stunde ein Langlaeufer den Schnee geplaettet hat und ich mich nur vom neusten Neuschnee ausbremsen lasse.

Ein langsamer Skier bin ich eh. Heute stelle ich jedoch wirklich keine Rekorde auf. Zum einen kann ich den fallenden Flocken eine Teilschuld zuschieben, zum anderen muss ich immer wieder anhalten um die Umgebung zu bewundern.

Nach ein paar Kilometern ist mein Gesicht schon ein wenig eingefroren. Im Gegensatz zur Natur bin ich nicht in gedeckten Farben unterwegs.

An einem Schneetag wie diesem ist die Stimmung so besonders. Das gedaempfte Licht und die Schneedecke sorgen dafuer, dass alles schwarzweiss erscheint. Auch Geraeusche sind gedaempft und der Weg, der sich vor mir ausbreitet ist makellos. Nicht mal eine Kiefernnadel liegt auf dem Weg.

Aber seht selbst.

Loipe im Wald.
Landschaft mit groesstenteils jungen Baeumen ein paar Jahrzehnte nach einem Waldbrand.
Heute wirken die Baeume farblos, morgen vielleicht schon wieder strahlend.
Die Berge im Hintergrund sind gut versteckt durch dichte Bewoelkung.
Die Spur fuehrt wieder in den aelteren Baumbestand.
Abwaerts in ein offenes Tal, das sich bald wieder in eine elchfreundliche Sumpflandschaft verwandeln wird.
Gaebe es keinen Baumhorizont, koennte man leicht die Orientierung verlieren.
Landschaft in weiss, grau und grau.
Trotz dem diffusen Licht kann man noch eine Art Schatten der groesseren Baeume erkennen.
Ueberquerung der naechsten Sumpflandschaft – ein echter Vorteil des Winters!
Der Schnee faellt weiterhin in dicken Flocken.
Schiefe, boreale Baeumchen. In diesem Fall Fichten.
Ich ueberquere den letzten Sumpf bevor ich einen Huegel erklimmen moechte.
Das Sofa lockt nicht mehr, wenn man die offene Landschaft bewundert.
Aufwaerts zu neuen Skihoehen!
Ich meine, am Himmer einen Blaustich zu erkennen. Auch der Fichtenstamm leuchtet wieder braeunlich.

Am Ende stehen mehrere Etappen mit leichtem Gefaelle an. Der kalte Wind treibt mir Traenen in die Augen, die ich spaeter gefriergetrocknet als Kristalle in meinem Gesicht wiederfinde.

Zurueck am Auto waerme ich meine Finger am verbleibenden Pfefferminztee. Nach einer sportlichen Aktivitaet ist mir haeufig kalt, auch bei Plusgraden. Aber bin ich froh, mich aufgemacht zu haben.

Die Schilddruesenblocker vertrage ich im zweiten Anlauf besser, trotz erneuter Startschwierigkeiten. Jetzt heisst es wieder warten, bis zum naechsten Bluttest. Das ist okay. Ich warte auch auf den Fruehling. Und solange ich warte, mache ich einfach das Beste aus dem, was ich habe.