Monat: Januar 2022

Schreiben, was kommt

In letzter Zeit habe ich weder Zeit noch Muße am Blog zu schreiben. Und je länger die Zeit seit dem letzten Beitrag zurückliegt, desto höher die Schwelle, die es zu überwinden scheint.

Warum also nicht einfach schreiben, was kommt?

Früh morgens am Wochenende, wenn es draußen noch zappenduster ist und der Holzofen knistert? Sozusagen jetzt.

Sonnenaufgang bei -46 °C Anfang des Monats

Seit Mitte August letzten Jahres treibe ich regelmäßig Sport. Ich war ziemlich verzweifelt und stark gebeutelt von den heftigen Rückenschmerzen, die mich seit April begleiteten. Bewegung ist ja angeblich gut, aber welche und wie viel davon? Schlimmer werden möchte ich es auf keinen Fall! Und meine Erfahrung und mein Wissen auf dem Gebiet Sport strebt gegen Null, abgesehen von „je mehr du läufst, desto länger kannst du laufen“.

Außerdem war ich nach meinem Berglauf so neugierig geworden. Wenn ich das mit krassen Rückenschmerzen und wenig Training schaffe, was ist dann ohne Schmerzen und mit vernünftigem Training möglich?

Ich fand es war Zeit, mich in Expertenhände zu begeben und bekam eine Trainerin von meiner Arbeitskollegin empfohlen. Mit dieser Trainerin traf ich mich zu einer Bewegungsanalyse. Sie filmte mich beim Laufen, bei Kniebeugen und ähnlichen Übungen. Nach jeder Übung schaute sie das Video zusammen mit mir an und kommentierte, was sie sah.

„Guck mal, bei dieser Übung ist dein rechtes Knie nicht stabil, siehst du wie es nach innen wandert? Mein Verdacht ist, dass deine Gluteusmuskulatur hier nicht aktiviert. Wir machen eine weitere Übung, um den Verdacht zu bestätigen.“

Auf einmal konnte ich verstehen, was in meinem Körper passiert, was er wie kompensiert und warum es dann weh tut.

Nach der Analyse habe ich entschieden, mit meiner Trainerin weiter zu arbeiten. Das läuft bei ihr so, dass sie einen fünfwöchigen Trainingsplan für mich erstellt, ich den so gut es geht nachturne und nach Woche 4 ihr ausgefüllt zurück schicke, woraufhin sie in Woche 5 die nächsten fünf Wochen zusammenbraut.

Preislich hält sich das auch sehr im Rahmen mit umgerechnet 56€ pro Plan. Da würde ich wahrscheinlich mehr zahlen, wenn ich zum Friseur gehen würde. Ich bin mir aber nicht sicher, da ich 2011 das letzte Mal bei einem Friseur war.

Ich bin wirklich verblüfft, wie sehr der regelmäßige Sport meine Lebensqualität verbessert hat. Ja, ich habe mehr Energie, bessere Laune, bin ausgeglichener. Am besten gefällt mir allerdings, dass der regelmäßige Sport eine Art Struktur in meinem Alltag geformt hat, an der ich mich entlang hangeln kann, wenn mich normalerweise etwas aus der Bahn geworfen hätte. Schlechte Nachrichten, Stress, Krankheiten, Tod, das bleibt alles negativ. Aber wenn ich diese Gefühle mit mir mitnehme auf meinen nächsten Lauf oder zu meinen nächsten Kraftübungen, dann sind sie anschließend nicht mehr so allumfassend und erdrückend. Denn ich bin lebendig, das zeigt mir mein Körper ganz deutlich durch den leichten Muskelkater.

Ich bin lebendig, ich bewege mich. Das heißt auch, dass ich nicht gefangen sein kann in meinen Gedanken, in dieser Situation. Wo Leben ist, wo Bewegung ist, da gibt es auch immer Hoffnung und Lebendigkeit.

Wahrscheinlich werde ich nie eine Sportskanone werden, ich bin einfach nicht sehr talentiert oder habe mein Talent in Sport noch nicht finden können. Aber ich kann begreifen, was es mit mir macht, Sport zu treiben, das Potenzial der Bewegung. Da macht es keinen Unterschied, ob ich es jemals schaffen werde, einen echten Liegestütz zu machen oder nicht. Oder wie viele Stunden am Stück ich irgendwann laufe.

Sport im Alltag bedeutet für mich Resilienz, gestärkte Widerstandskraft der Seele. Es bedeutet für mich Selbstfürsorge. Und jedes Mal ein bisschen Stolz, den inneren Schweinehund zu zähmen.

Ich wünsche auch dir, dass du etwas in deinem Leben hast oder findest, was dich zum Schweinehundbändiger macht. 🙂

Loipe in fichtengefilterter Wintersonne.

Drüsenverwirrung

Schon laenger ueberlege ich zu schreiben.

Eigentlich ist der Blog ja dazu da, Familie und Freunde auf den neusten Stand zu bringen ohne das Gleiche in zig Einzelemails zu schreiben.

Doch wann ist etwas Privates zu privat um es auf einen oeffentlichen Blog zu stellen?

Ich schreibe jetzt einfach, deaktiviere aber die Kommentare. Die Allermeisten, die das hier lesen, wuenschen mir alles Gute, das weiss ich.

Was ist los?

Meine Schilddruese ist im Ungleichgewicht. Genauer gesagt ist es mein Koerper, der Antikoerper produziert, die an Rezeptoren an der Schilddruese andocken. Die somit gekitzelte Schilddruese nimmt das zum Anlass, ueberaus grosszuegig Hormone zu entsenden. Schilddruesenhormone sind fuer Prozesse wie Kreislauf zustaendig. Zu viel Hormone, zu viel Kreislauf, superhoher Puls, Schwitzen, Unruhe. Die meisten Menschen nehmen grundlos Gewicht ab, bei mir trifft das nicht zu. Na toll.

In Deutschland wird diese Autoimmunstoerung meist als Morbus Basedow bezeichnet. Finde ich jedoch doof. Niemand weiss so recht, ob das W jetzt stumm ist oder nicht. Also die englische und internationale Bezeichnung: Graves‘ disease. Hat nichts mit Graebern zu tun, ist wie Basedo(w) ein Name, klingt aber besser in meinen vom Tinnitus beglueckten Ohren. Fast wie eine Metalband!

Ich habe bereits eine Endokrinologin zugeteilt bekommen, die mir Schilddruesenhemmer verschrieben hat. Die habe ich jedoch nicht gut vetragen, was zum Absetzen und erneuten Aderlass zwecks Laboruntersuchung fuehrte. Die Blutkoerperchen waren aber alle vorhanden und winkten gut gelaunt ins Mikroskop.

Jetzt heisst es ein bisschen warten und dann den naechsten Versuch starten. Und dann, mal gucken.

Mir geht es nicht viel schlechter als sonst – ich hatte schon einen superhohen Puls seit dem erstmaligen Messen in der 9ten Klasse im Biounterricht und stehe generell unter Strom. Jetzt kamen noch ein paar weitere Symptome dazu, jedoch ist alles aushaltbar.

Es ist das Warten, was nervt. Und die Tatsache, dass mein Koerper dazu getriggert wird, sich selbst zu schaden.

Es fuehlt sich so an wie zu Zeiten meiner Kindheit, als mein grosser Bruder mich mit meinen eigenen Haenden verpruegelte und dabei schrie „Hoer auf dich selbst zu schlagen!!“. xD

Nach Recherche in meinem Umfeld scheint es sich dabei uebrigens um ein internationales Phaenomen zu handeln. Falls keine koerperlich ueberlegenen Geschwister in der Familie vorhanden sind, uebernehmen Vaeter scheinbar haeufig die Rolle, um dieses fast niedlich anmutende Trauma in die naechste Generation zu ueberfuehren. xD

Jedenfalls ist es okay, auch mal weniger gesund zu sein. Ich kann gerne so krank werden, wie es sein muss, damit es mir danach besser geht. Angepeilt fuer die „Es geht mir so gut wie noch nie“-Phase habe ich Mitte April 2022. Keine drei Monate mehr! 🙂

Ansonsten läuft es ganz okay. Nach einer fiesen Kältewelle mit einigen Tagen mit bis zu -46 °C war es Dienstag sommerlich warm mit bis zu +2 °C. Heute startete der Tag dann mit angemesseneren -16 °C bei mir am Haus.

Beim nächsten Mal gibt’s bestimmt wieder Bilder.