Gestern dann, am zweitkuerzesten Tag des Jahres, habe ich mich nochmal aufgemacht. Zwar nicht zur malerischen Aussicht im Nirgendwo sondern vom Industrie- ins Wohngebiet und wieder zurueck.
Trotzdem war ich draussen und trotzdem war es schoen.
Wobei ich nicht viele Leute kenne, die einen Lauf bei -26 °C als schoen bezeichnen wuerden. Aber vereinzelt gibt es sie, die Gleichgesinnten.

„Wie gut, dass ich laufe.“, denke ich mir, waehrend ich mir meinen Gesichtsschutz mit behandschuhten Fingern ueber die Nase ziehe. „Anstonsten wuerde mir noch kalt werden!“
Der fliederfarbende Streifen durchzieht die blaue Stunde und sinkt tiefer und tiefer, immer dem Horizont entgegen.

Ich laufe den Berg hinauf. Einerseits um meine Kondition zu verbessern, andererseits um meiner Freundin, die auf dem Berg wohnt, etwas zu ueberreichen.
Dort angekommen verquatsche ich mich ein bisschen im warmen Haus. Die Eiskristalle auf meiner Kleidung schmelzen, machen nass und kalt. Keine gute Kombination bei dem Wetter, aber ich kann mich ganz gut einschaetzen und weiss, dass ich den Berg nur einmal runter- und wieder hinauflaufen muss um wieder Betriebstemperatur erreicht zu haben.


Dann wird es hell im Osten.

Schliesslich kommt meine liebste Winterdekoration zum Vorschein.

Ich muss noch zwei weitere Kilometer laufen, bis auch ich von den Strahlen erfasst werde.

Kurz vor 12 Uhr mittags zaubert mir die Morgensonne einen rosigen Teint aufs Gesicht.

Wieder im Buero angekommen frage ich meine Kollegin, was ihre Plaene fuer die Feiertage sind.
„Mich entspannen und zunehmen.“
Das finde ich genial – die Kombination scheint erreichbar und am Ende hadert man nicht mit den kneifenden Hosen. Es war schliesslich so geplant!
In diesem Sinne: Moegen unsere Plaene gelingen. 🙂