Flußtour 2019 – Tag 7

Ich wache auf und es ist Winter.

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Schnee bedeckt den Boden unseres Lagerplatzes. Durch das Morgengrauen wirkt alles blaeulich.

So sehr habe ich diesen Winter heibeigesehnt. Nach unserem verrueckten Sommer, den wir erst mit Bangen vor dem Wetter und dann mit pausenlosem Bauen verbracht haben schien der Winter meine einzige Hoffnung auf Ruhe und Erholung zu sein, auch wenn er zu der Zeit noch ein paar Monate in der Zukunft lag.

Anscheinend freut sich der Winter auch, mich zu sehen. Er umarmt mich herzlich.
Es ist kalt.

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Schneebedeckte Berge spiegeln sich im ruhigen Wasser.

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Zum Teil haengen die Wolken noch sehr tief in den Bergen.

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Das Ufer wird vom noch warmen Wasser noch zu sehr aufgewaermt. Hier bleibt nur wenig Schnee liegen.

Wir packen zusammen. Doch immer wieder muessen wir kurz am Feuer pausieren um unsere Finger wieder aufzuwaermen.

Unerwarteterweise holt Joe auf waehrend wir die letzten Dinge verstauen. Nachdem er ausgiebig von Arma begruesst wurde, waermt auch er seine Finger am Feuer. Er habe es sich ueberlegt und moechte doch zusammen mit uns weiterziehen. Auch die Fahrt nach Hause wird so fuer ihn stark vereinfacht, da er keinen anderen Fahrer organisieren muss, der ihn fuer 2,5 Stunden pro Weg plus Ein- und Ausladen abholen kommt. Wir hatten zwar angeboten, dass wir das trotzdem machen, aber so ist es natuerlich fuer alle einfacher.

Es ist ein langer Tag auf dem Fluss; das Wetter bedeckt aber trocken.
Und so kalt.

Wie in einem Schwarzweißfilm zieht die Landschaft an uns vorbei. Ein unbarmherziger Nordwind peitscht uns entgegen. Auf dem Fluss gibt es kein Entrinnen.

An einer Elchkuh mit Kalb ziehen wir vorbei. Halbherzig rufen wir nach einem maennlichen Gegenpart, das wir schiessen koennten. Doch gleichzeitig wollen wir weiter, immer weiter. Meine Hände und Füße wackeln noch, aber das Gefühl entweicht langsam.

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Arma friert mit uns mit. Ein trockenes Handtuch auf ihr bietet ein bisschen zusaetzlichen Schutz vor dem Wind.

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Der Winter ist bereits da, nur der Fluss muss es noch einsehen und erstarren.

Sollten wir lieber einen Tag laenger lagern und das Wetter abwarten? Doch der Nordwind verspricht kein besseres Wetter. Weiter, einfach weiter.

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Die Sonne steht schon tief am Horizont, als wir noch weiterziehen.

Zeh Kilometer vor dem eigentlich anvisierten Ziel beschliessen wir mit steifen Gliedern und hochgezogenen Schultern, für heute zu lagern. Joe und Tyrel schwingen die Kettensägen, ich mache Feuer mit mitgebrachtem Holz vom letzten Lager und bringe Sachen vom Boot. Dann bereite ich das Essen zu. Heute gibt es eine Reispfanne mit Jambalaya-Gewuerzmischung. Schmeckt so gut und wuerzig!

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Reis, Wuerstchenscheiben, Paprika und viel Gewuerz. Das Essen waermt!

Arma ist aufgedreht, sie war viel zu lange im Boot heute (100 km). Sie wird gefüttert, bespielt, beschmust und zu Bett gebracht.

Morgen wird ein langer Tag. Auch wir sehen zu, dass wir so bald wie moeglich in den Schlafsack schluepfen. Dreimal erinnere ich Tyrel, dass wir so frueh wie moeglich los muessen morgen. Keine Urlaubsroutine, kein ausgedehntes Fruehstueck. Einfach los. Sonst sind wir vor Mitternacht nicht zu Hause.

Tyrel dog

Tyrels Kopflampe und Armas Augen leuchten um die Wette vor dem Lagerfeuer.

Dreimal mache ich die Ansage, dreimal stimmt Tyrel zu. Das sollte reichen. Ich waessere ein letztes Mal fuer heute den Busch und krieche fast schnurrend in meinen fluffigen Schlafsack.

Die mit kochendem Wasser befüllte Wasserflasche, die ich vorhin schon hineingelegt habe, versüßt mir wie jeden Abend die Nachtruhe.

4 Kommentare

  1. Liebe Luisa,
    Norwind muss richtig unangenehm sein. Kann mir lebhaft vorstellen, wie ihr in den Booten gefroren habt. Da sitze ich lieber vorm Kaminofen. 😉
    Liebe Grüße
    Jens

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    1. Moin Jens,
      Solange man funktionierende Kettensägen dabei hat, ist das Auftauen ja nur eine Frage der Zeit. 😉
      Und auch ich sitze gern gemütlich vor unserem Holzofen, da kann ich dich gut verstehen!
      Warme Grüße,
      Luisa

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