Monat: November 2019

Flusstour 2019 – Tag 3 (Achtung, Bilder von Fleisch und totem Tier!)

In der Nacht weckt mich Armas Bellen.
Ist da etwas?
Guter Hund!

Sie bellt sehr selten, was ich begruesse. Aber jetzt ist ihr etwas nicht geheuer und sie warnt uns. Tyrel hoert auch Schritte im Unterholz am Ufer. Aber sie entfernen sich bereits. Um uns schwarze Nacht. Ich schlafe wieder ein.

Etwas spaeter (es ist immer noch pechschwarz) werde ich wieder geweckt, dieses Mal von Tyrel.
Wir müssen packen und los!
Es ist 7 Uhr morgens.

Na gut, dann stehe ich eben auf. Arma begleitet mich zur Morgenroutine (Pinkeln, Strecken und Feuer machen mit nassem Holz). Wenigstens regnet es gerade nicht. Als das Feuer endlich prasselt, wende ich mich wieder Tyrel zu. Der hat sich nach seinem Weckdrill nicht wieder bewegt und schlaeft felsenfest.

Das heisst dann wohl, dass ich Fruehstueck mache.

Ich lasse mir Zeit. Hier in der Wildnis besitzen Uhren keine Macht. Und ich geniesse den Frieden der Morgenstunden.

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Die Wolken haengen tief ueber den Bergen, aber der Tag beginnt trocken und mit einem spiegelglatten Fluss.

Ein paar Stunden nach Tyrels Weckruf muss ich ihn schliesslich wecken. Er geniesst sein Fruehstueck im Schlafsack, es gibt gegrillte Kaesesandwiches mit Chili-Thunfisch. Ich lasse mir nicht nehmen, diesen Umstand zu dokumentieren.

Tyrel bnb
Arma frisst wieder nichts außer ein paar Happen aus Tyrels Hand.
Ich bin etwas besorgt. Aber sie spielt mit Stöcken und rennt umher wie wild. Kann also nicht so schlimm sein.

Der Baer (also das Fell samt Schaedel und Tatzen) sieht beim Zusammenpacken aus, als haette er eine wilde Nacht hinter sich gehabt.

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Der Grizzlykopf samt Hintertatze auf einem in der Wildnis herumstehenden Klapptisch.

Als wir alles im Boot verstaut haben, und Arma uns erwartungsvoll anblickt, bin auch ich bereit fuer einen neuen Tag auf dem Fluss.

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Hund und Boot sind bereit fuer das Ablegen.

Auch dieses Jahr ist der Flusspegel niedrig. Haeufig muessen wir flache Stellen im Fluss umfahren, was bei unserer Bootskonstruktion gar nicht so einfach ist. Doch Tyrel macht das wirklich prima. Ich throne waehrenddessen auf dem gepolsterten Vordersitz, navigiere nach Karte und halte Ausschau nach Felsen, Wetter und natuerlich Wild.

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Das Wetter klart auf – Erste Sonnenstrahlen waermen die Berge und vertreiben die letzten Wolkendecken.

Arma stinkt hin und wieder nach Bärenleber, anscheinend ist ihre Beute noch nicht ganz verdaut. Aber frische Luft gibt es hier im Ueberfluss, daher ziehen auch diese Wolken schnell ab.

Einige Stunden sind wir auf dem Fluß unterwegs, dann sehen wir Joes Boot und landen.
Wir beschließen auch hier zu lagern.

Joe merkt an, dass er den ganzen Tag daran denken musste, dass die Tenderloins (Lendchen?) vom Grizzly vorzüglich schmecken würden zusammen mit seinen Kartoffeln, Karotten und Pilzen… Ich stimme zu und mache mich auf den Weg zum Boot, um die besagten Stueckchen herauszuschneiden.

Ich bereite alles zu, mit ein paar Tipps vom gelernten Koch Joe und füge nach dem Braten und Köcheln noch eine Dose Pilzsuppe hinzu.
Das Resultat ist einfach nur köstlich!

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Mit meinem Goeffel verzehre ich den dicken Kartoffel-Moehren-Pilz-Grizzly-Eintopf. Dies ist die erste Portion von vielen an diesem Abend.

Den Abend lang stiehlt sich Arma mehrmals davon, um etwas entfernt einen Baum mit einem Eichhörnchen darauf zu bewachen. Das deute ich als Zeichen, dass es ihr gut geht. Wenigstens frisst sie heute Abend eine winzige Portion ihres Futters.

Wie ich schon in einem vorigen Beitrag erwaehnte, habe ich keine Süßigkeiten mitgenommen, da ich zu viel davon esse und meinem Koerper nicht Unmengen an Zucker auf Dauer antun moechte. Ich dachte hier in der Wildnis kann ich auf Entzug gehen.
Doch Joe bietet belgische Schokolade mit Mandeln und Rosinen an. Tyrel lehnt ab, ich vergesse meine Vorsaetze und schwebe auf einer süßen Schokowolke.

Warum hier draussen alles so viel besser schmeckt, weiss ich nicht. Aber irgendjemand sollte dieses Phaenomen unbedingt wissenschaftlich untersuchen!

Einschub – Vom Sterben.

Wie schon letztes Jahr um diese Zeit, ein Einschub aus aktuellem Anlass. Wer gerade nicht über Krankheit, Sterben und Tod lesen mag, der möge an dieser Stelle aufhören.

 


 

Mein Freund Marc ist tot.

Nach seiner Diagnose 2018 ging es erst bergab und ab Februar 2019 wundersamerweise bergauf. Alle zwei bis drei Wochen haben wir uns getroffen, zur Kuchentherapie. Ich brachte einen Kuchen, wir aßen und redeten. Über die Krankheit, den Ausblick, die Arbeit, die Sorgen, die Freuden. Die Diskussionen wurden zunehmend theoretischer und spiritueller, was ich begrüßte.

Im Frühling war Marc stark und glücklich. Motorisch war er nicht komplett wiederhergestellt, aber es war gut genug – er konnte radfahren, gehen und sogar klettern.

Den Sommer nutzte er mit seiner Partnerin und ihren vier kleinen Kindern. Sie reisten ein paar Monate durchs Land, besuchten Freunde und Familie, schmiedeten Pläne. Marc wollte nicht wieder zurück in seinen alten Beruf. Irgendetwas hat wohl dazu beigetragen, dass er so krank geworden ist. Und das möchte er nicht wieder in sein Leben lassen. Gerne würde er auf seine Kinder aufpassen während seine Partnerin wieder mehr arbeitet.

Ein paar Tage bevor es wieder nach Hause ging von der großen Reise, kamen die Schmerzen zurück.

Heftig. Tumore drücken auf die Nervenbahnen, die aus der Wirbelsäule hervortreten. Tumore drücken auf das Rückenmark und paralysieren ihn.

Marcs Partnerin ist Krankenschwester und pflegt ihn zu Hause. Doch das funktioniert nicht richtig, denn die vier Kinder sowie der Haushalt brauchen ihre Aufmerksamkeit und Marc braucht mittlerweile Betreuung rund um die Uhr.

Als entscheidet sich Marc, ins Krankenhaus zu gehen.
Im Krankenhaus werden die Schmerzen groesser.
Die Laehmungen nehmen zu.

Erst sitzt Marc im Rollstuhl.
Dann kommen Taubheitsgefuehle in den Haenden hinzu.
Die schon unertraeglichen Schmerzen ueberwaeltigen ihn komplett und er bekommt Morphium, Methadon, Lyrica.
Trotzdem hilft nichts.

Als ich Marc auf einer Palliativstation in einem neuen Gesundheitszentrum besuche, kann er die Haende nicht mehr bewegen, nur noch die Arma. Und Atmen geht auch nur noch flach.

Trotzdem lachen wir viel, das haben wir immer schon gemacht. Und essen Kuchen. Ich soll bald wieder kommen. Natuerlich mache ich das!

Ich besuche Marc zu Hause. Ein Transfer von Spezialbett zu Spezialrollstuhl zu Spezialbett dauert lange und ist sehr schmerzhaft. Doch zu Hause, umgeben von seinem Bruder mit Familie, seiner Partnerin mit vier Kindern und seiner Mutter, da geht es ihm ganz gut. Niemand meidet oder bemitleidet ihn hier, das Haus ist voller Leben und niemand spricht nur mit gedaempfter Stimme.

Hier teilt er mir mit, dass er sich entschieden hat zu sterben.

In Kanada ist Sterbehilfe erlaubt. Und Marc findet nicht, dass er noch unbedingt darauf warten muss, langsam zu ersticken. Jedenfalls soll ihm seine Familie nicht beim Ersticken zusehen muessen. Es ist Dienstag. Freitag Nachmittag waere doch ein guter Tag zum Sterben. So um 5. Ob er die Infusion oder den toedlichen Schluck nehmen sollte? Wenn, dann wuerde er gern selbst ausfuehrend sein, also das Getraenk. Aber damit kann es wohl ein paar Stunden dauern, bis der Tod eintritt. Ob seine Familie und seine Freunde so lange warten wollen?

Ausserdem soll das Getraenk scheusslich schmecken. Und er liebt doch gutes Essen… Dann wuerde er lieber mit einem guten Geschmack im Mund sterben.

Technisch-neutral diskutieren wir die Umstaende seines geplanten Todes. Nur die oertliche Sterbehilfe-Aerztin konnte noch nicht erreicht werden. Hoffentlich hat die Freitag um 5 noch nichts vor.

Ich fahre wieder auf die Arbeit. Der Tag geht langsam rum, wie die restlichen Arbeitstage dieser Woche. Tagsueber klopft mein Herz bis zum Hals und ich kann nicht glauben, wie surreal alles ist.
Nach der Arbeit fahre ich auf den Parkplatz vor Walmart und heule in meinem Kombi. Hier stoert es niemanden. Im Anschluss gehe ich derangiert bei Walmart einkaufen. Auch hier fuehle ich mich als Teil der Gruppe.

Nur Freitag, Freitag fahre ich von der Arbeit aus zum Gesundheitszentrum. Da gibt es einen schoenen Indianer-Heilungsraum. Und da will Marc sterben.

Alle Arbeitskollegen, die mit Marc jahrzehntelang zusammen gearbeitet haben, wollen nicht dabei sein. Sie wissen nicht, ob sie das packen.
Komisch, das weiss ich auch nicht. Aber die Frage hab ich mir nie gestellt, ob ich das packen werde. Ich weiss, dass mein lieber Freund Marc stirbt und sich dabei gute Gesellschaft wuenscht. Also bin ich da. Der Rest interessiert mich herzlich wenig.

Freitag morgens faellt mir auf, dass es kein Bild gibt von Marc und mir. Ich frage seinen langjaehrigen Bueronachbarn, ob es zu pietaetslos ist, ihm auf dem buchstaeblichen Sterbebett nach einem Selfie zu fragen.
„Ich glaube, ihm wuerde die Merkwuerdigkeit gefallen.“
„Aha! Das ist also der Grund, warum er gut mit mir befreundet ist!“

Im Heilungsraum bin ich die Erste.

Es ist warm, hell und ein kleiner elektrischer Wasserfall plaetschert ueber eine Schieferplatte an der Wand. Hier werde ich ganz ruhig und stark. Meiner jetzigen und Marcs ehemaliger Mitarbeiterin schicke ich ein paar Impressionen per MMS. Sie wohnt in Quebec und kann nicht dabei sein.

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Der Raum ist rund man fuehlt sich als sei man in einem hoelzernen, riesigen Tipi. In der Mitte thront eine riesige Rauchabzugshaube. Das Dach um die Abzugshaube besteht aus Fenstern und einer strahlenfoermigen Holztraegerkonstruktion.

Irgendwann kommt auch Marcs Bruder in den Raum. Er baut seinen Computer auf mit Lautsprechern. Falls Marc seine Lieblingslieder hoeren moechte. Und Fruechte. Falls Marc mit einem suessen Geschmack im Mund sterben moechte.

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Alles steht bereit. Lautsprecher, eine Schale Himbeeren, eine Mandarine.

Die Sterbeaerztin kommt hinein und spricht ein wenig mit Marcs Bruder und mir. Und eine andere Angestellte klaert uns ueber den Gebrauch der Feuerstelle samt Abzugshaube auf.
Schliesslich entzuendet sie das Feuer und verlaesst den Raum.

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Ein echtes Holzfeuer brennt in der Mitte des Raumes. Das Mosaik auf dem Boden symbolisiert die vier Himmelsrichtungen der Indianer. Von Norden im Uhrzeigersinn: Weiss, Gelb, Rot, Schwarz.

Und der Raum fuellt sich auch mit Familie und Freunden, lieben Nachbarn und vielen Kindern.

Das Licht wird gedimmt. Da hoere ich Marcs Tochter schon von Weitem laut weinen. Marc faehrt auf seinem elektrischen Rollstuhl in den runden Raum, gefolgt von Partnerin und Kindern.

Er faehrt eine Runde im Uhrzeigersinn. Eine Runde voller letzter Umarmungen, Kuesse, Worte und guter Wuensche.

Ich sage einfach „Danke fuer alles!“ Marc findet, dass das eine gute Zusammenfassung ist, aber auch er mir fuer alles dankt.
Dann frage ich ob es zu spaet fuer ein gemeinsames Foto ist, aber anscheinend habe ich Glueck.

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Ein erstes und letztes Bild von Marc und mir.

Wir verabschieden uns mit „Alles Gute und man sieht sich!“.

Nachdem die Abschiedsrunde vollendet ist, spricht Marc mit klarer, ruhiger Stimme auf Franzoesisch. Ein paar Worte verstehe ich, aber den Zusammenhang nicht. Zum Glueck sagt er noch etwas auf Englisch. Was fuer ein tolles Leben er hatte, und dass er bis in den Tod von so vielen Menschen mit so viel Liebe begleitet wird. Dass er gluecklich ist und glaubt, dass der Tod nicht das Ende ist.

Dann spricht Marc noch einmal auf Franzoesisch. Dieses Mal folgt kein Englischer Teil. Stattdessen faengt die Frau neben mir an, leise Gitarre zu spielen und Mantras zu singen (oh Shanti Shanti aveo, oder so aehnlich). Der Gesang hilft mir sehr, positiv und stark zu bleiben. Marc wird von seinen Kindern, seiner Partnerin und seinem Bruder beschmust und alle singen.

Irgendwann hoert die Musik auf und Marcs Partnerin spricht. Alle, die nicht dabei sein wollen, wenn Marc stirbt, koennen jetzt den Raum verlassen. Etliche Kinder und ein paar Erwachsene gehen zum Spielen in den Nebenraum. Aber fuenf Kinder bleiben, davon die beiden aelteren Kinder von Marc.

Die Mantras werden wieder gesungen. Anscheinend wird auf Obst sowie Musik vom Laptop verzichtet, denn die Aerztin ist schon im Raum, zusammen mit ca. fuenf Pflegern. Die Aerztin hat einen kleinen Eimer mit ca.  sechs Spritzen bei sich. In Marcs Hand befindet sich schon die Kanuele.

Ich kann nicht sehen, wann die Aerztin spritzt, sie hockt mit dem Ruecken zu mir gewandt. Aber ich sehe, dass Marc gaehnt. Und kurze Zeit spaeter muessen seine Lieben schon seinen Kopf stuetzen, damit er nicht auf seine Brust faellt.

Irgendwann erlaube ich auch mir, zu weinen.

Marc ist tot.

Ich umarme seine Partnerin und frage sie, ob sie glaubt, dass Marc noch irgendwo im Raum ist. Aber sie meint, dass er sofort durch die Fenster in der Decke nach oben entwichen ist. Er war so sehr bereit zu sterben, da war kein Grund fuer ihn zu bleiben.

Ein bisschen bleibe ich noch bei Marcs totem Koerper und streichle seine Knie. Doch er ist wirklich sehr tot. Also ziehe ich mich in mein Auto zurueck.

Dieses Mal weine ich auf dem Parkplatz des Gesundheitszentrums. Dann informiere ich per SMS interessierte Arbeitskollegen. Und ich rufe Tyrel an, um ihm zu sagen, dass ich mich trotz allem fahrtuechtig fuehle. Ob er etwas vom Supermarkt moechte (Ja, Aepfel!).

Zu den Aepfeln gesellen sich Tiefkuehlpizzas und Ben und Jerry’s Eis. Heute gebe ich allen Geluesten nach.

Und trotz der Trauer bin ich so froh und dankbar. Dass ich Marc begleiten durfte durch all das Hoffen und Bangen bis zum Ende. Dass er so viel seiner kostbaren Zeit mit mir geteilt hat. Dass ich durch sein Leiden und seinen Tod neue Seiten an mir und meinem Leben entdecken konnte.

Ganz einfach: Danke fuer alles! 🙂

Flusstour 2019 – Tag 2 (Achtung, Bilder von Innereien)

Die letzte Nacht war nicht so erholsam wie erhofft. Jede Bewegung liess mich vor Schmerzen aufschrecken. Nein, diese Nacht in der Wildnis war nicht die Wunderheilung, die ich mir fuer meinen Nacken gewuenscht habe.

Dafuer war Arma ueberraschend ruhig und hat in ihrem Koerbchen geschlafen. Ich hatte befuerchtet, dass sie sehr unruhig ist und weint. Immerhin war dies ihre erste Nacht, die sie draussen in unbekannter Umgebung verbracht hat. Und kalt war es auch.

Der erste Gang fuehrt mich zu der Stelle, an der wir den Baeren gestern verarbeitet haben. Ist das Fleisch unberuehrt? Welche Tiere waren am gut pile und haben sich an Innereien genaehrt? Meine Bedenken sind unbegruendet. Bis auf ein grosses Stueck Baerenleber, welches sich zur Zeit anscheinend in Arma befindet, ist alles so, wie ich es gestern abend verlassen habe.

Anschliessend inspiziere ich das Fell. Tyrel hat es gestern abend zum Auswaschen auf unser Boot drapiert.

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Das Grizzlyfell samt Kopf und Tatzen haengt ueber einer Holzlatte unseres Bootes.

Leichte Panik steigt auf – ich kann den Hodensack am Fell nicht finden. Aber die Jagdvorschriften sehen vor, dass ein Geschlechtsmerkmal am Grizzlyfell verbleiben und vorgezeigt werden muss. Ich bin mir nicht sicher warum, denn auch Baerinnen duerfen gejagt werden. Aber nur, wenn sie keine Jungen haben. Bewaffnet mit einem Messer und einer Plastiktuete gehe ich zurueck zum gut pile und schneide Penis und Hoden heraus. Baeren sind eine der wenigen Tiere, die Penisknochen haben. Daher wird es der Behoerde hoffentlich ausreichen, wenn ich die maennlichen Organe separat einreiche.

Wir packen, waehrend Arma ihr Fruehstueck verweigert. Joe ist routinierter als wir und faehrt schon los. Wir lassen uns noch etwas mehr Zeit. Zum einen vergroessern wir damit unsere Jagdchancen, zum anderen nutze ich die Zeit, um mein Gewehr zu trocknen, zu saeubern und zu oelen. Nach dem regnerischen Tag gestern ist das wirklich noetig.

Flussaufwaerts sehe ich sieben Karibus, die scheinbar im Fluss spielen. Was fuer ein schoener Anblick! Leider habe ich meine gute Kamera nicht dabei, da die Akkus leer sind und ihre Bilder ausserdem einen Schatten haben.

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Die kleinen Punkte im oberen Fluss sind tatsaechlich Karibus!

 

Als alles sicher verstaut ist, fahren wir.

Arma ist immer noch ungewohnt ruhig. Sie schlaeft. Sie stinkt bestialisch. Dann wuergt sie Grizzlyleber hervor. Jetzt stinken Arma, das dampfende Stueck Leber und anschliessend meine Hand, die die Leber in den Fluss wirft. Pfui!

Wir legen ein paar kurze Stopps ein. Arma und Tyrel scheinen die gleichen Pinkelpausen zu benoetigen. Und es kann ja immer sein, dass man einen Elchbullen entdeckt, den man vom Fluss aus nicht gesehen haette.

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Pinkelpause fuer Arma vor malerischer Kulisse.

Schliesslich kommen wir am Lagerplatz an, den Joe zu unserem heutigen Ziel erklaert hat. Nur Joe ist nicht da. Ich kann verstehen warum, mir ist es hier entschieden zu windig! Das kann dazu fuehren, dass hinter der Plane ein Luftwirbel entsteht, der mir die ganze Nacht ueber Rauch vom Feuer ins Gesicht blaest. Darauf kann ich gut verzichten – ich hoffe heute Nacht kann ich besser schlafen als gestern.

Doch Tyrel ist anderer Meinung. „Der Wind hoert bestimmt auf zu blasen. Ausserdem muessen wir nicht jede Nacht mit Joe lagern. Ich geniesse durchaus Zeit in der Wildnis mit dir zusammen, sonst haette ich dich nicht geheiratet.“

Ob der Wind abflaut, da bin ich mir nicht sicher. Aber dem zweiten Argument kann ich mich nicht entziehen und verstehe den Wink mit dem Zaunpfahl. Heute abend werde ich meinen Ehemann ein bisschen bauchpinseln und mit ihm rumalbern. Das macht er naemlich nur, wenn er mit mir alleine ist.

Doch zunaechst muessen wir das Lager auch aufschlagen. Wir spannen Splanen, tragen alle benoetigten Sachen vom Boot zum auserkorenen Platz. Feuerholz ist hier genug vorhanden, nur ist es ziemlich nass durch den Regen der letzten Tage. Nach einigen Versuchen und mit wachsendem Aerger gelingt es mir trotzdem, ein loderndes Feuer zu entfachen.

Da erspaeht Tyrel ein Boot, das flussaufwaerts gefahren kommt. Es ist Joe! Er legt an und plauscht mit Tyrel, als ich dazustosse. Joe wollte nur sehen, ob es uns gut geht (ja) und ob wir wieder Jagdglueck hatten (nein). Ihm war es hier zu windig, als er vorbeikam (yup…). Aber mittlerweile ist der Wind schon deutlich abgeflacht (Tyrel hatte also recht).

Es faengt wieder an zu regnen; schon den ganzen Tag ueber gehen vereinzelte Schauer auf uns nieder. Joe zieht wieder flussabwaerts, sein Lager ist schon komplett aufgeschlagen. Morgen sehen wir uns bestimmt wieder!

Wir machen es uns gemütlich. Ich koche. Und ich habe tierisches Verlangen nach einem Abendessen, das vor Fett nur so trieft! Also zerteile ich ein wenig Speck auf Holzfaellerart.

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Warum Speck kleinschneiden, wenn man ihn auch mit einer Axt zerhacken kann?

Zum Abendessen gibt es Speck, Gnocci, Zwiebeln, Kaese. Soooo lecker!!

Arma verweigert immer noch ihre Mahlzeiten. Ein bisschen mache ich mir Sorgen. Maekelig beim Essen war sie wirklich noch nie. Aber sie trinkt und sie will weiterhin Stoeckchen spielen. Also wird es so schlimm doch nicht sein, oder? Tyrel kann sie ueberzeugen, ein paar Brocken von seiner Hand zu essen. Aber dann will sie nicht mehr.

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Lagerplatz am Abend

Wir verbringen eine ganze Weile mit Reden. Komisch, wir verbringen doch eigentlich jeden Tag zusammen. Und trotzdem haben wir uns noch soviel zu erzaehlen, hier draussen im Nirgendwo.

Mein von gestern noch nasser Innenstiefel trocknet ueber dem Feuer, als ich etwas steif in den Schlafsack krieche. Zum Glueck tut Nacken nicht mehr so hoellisch weh wie gestern, dagegen sind normale Schmerzen ganz gut auszuhalten. Kurz darauf schlummere ich schon selig.