Projekt Elchkanu Tag 2

Ich wache auf und… mein Naeschen ist kalt. Das Feuer ist zum Glueck die ganze Nacht am Leben gehalten worden von Tyrel und mir, wenn wir abwechselnd wach wurden und im Halbschlaf ein paar Kloetze Holz nachgelegt haben. Aber warum ist meine Nase kalt und wollten wir nicht ganz frueh starten, um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen?

Ich schaue rueber zu Tyrel, der sich in seinem roten Schlafsack auch schon hin- und herbewegt. Wenn in der Nacht ein Baer vorbeigekommen ist, hat er sich bestimmt gefragt, warum zwei riesige, rote Zahnpastatuben um ein Feuer herum liegen. Ich versuche hinter Tyrel zum Fluss zu sehen und sehe… nichts. Alles ist voller dichtem Nebel. Nur den engsten Kreis Baeume um uns herum koennen wir sehen, der Rest ist im grauen Dunst verschwunden. Wortlos stimmen wir ueberein, dass es sich bei diesen Witterungsbedingungen lohnt, noch ein Muetzchen Schlaf nachzuholen.

Gesfuehlte fuenf Minuten spaeter ist es schon viel heller und der Nebel hat sich groesstenteils verzogen. Raus aus dem Schlafsack, Wasser vom Fluss holen fuer das Fruehstueck und Tee fuer zwischendurch und… Moment, was ist das auf dem Thermometer?

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Mein deutsches Kuehlschrankthermometer ist voller Frost und zeigt -7 Grad an.

Naja, wir haben auch schon um einiges kaelter geschlafen als – 7 Grad. Aber da wir sehr warme Schlafsaecke besitzen, waren wir komplatt mollig warm die ganze Nacht ueber… Okay fast komplett. Meine Nase war damit beschaeftigt, die kalte Luft anzuwaermen und ist nun selbst reichlich kalt. Aber nach ein paar komischen Grimassen zwecks Nasengymnastik fuehlt sich alles wieder normal an.

Unsere Schlafsaecke haben wir in selbstgenaehte Leinenueberzuege gesteckt, damit kein Funkenflug des Lagerfeuers Schaden anrichten kann und sie vor Schmutz und Rissen geschuetzt werden.

Schon ging es ans Essen (REIS MIT CHILI!!! BAEH!), dann ans Packen und Verschnueren am Kanu und es wurde wieder gepaddelt.

Nach einiger Zeit des freudigen Paddelns ohne Gegenwind erspaeht Adlerauge Tyrel etwas am Ufer! Ist es Elchkacke? Nein, es bewegt sich. Ein Biber?!? Ich freue mich schon, mein erster Biber!! Mit meiner Kamera zoome ich komplett heran und kann mich immer noch nicht entscheiden, ob es jetzt ein Biber ist oder nicht.

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Ein braunes Fellknaeul mit langem, platten Schwanz am Strand des Ufers.

„Es ist ein muskrat!!“ Schrei-fluestert Tyrel begeistert! Okay, es ist auch die erste muskrat, zu deutsch Bisamratte, die ich aus naechster Naehe sehe.
„Wollen wir sie mit nem Paddel totkloppen und essen?!“ schlaegt Tyrel begeistert vor.
„Nein, verdammt! Das ist die erste muskrat, die ich sehe und die hat verdammt nochmal Bestandschutz!!“
„Na gut. Komm, wir paddeln zum Ufer und gucken sie uns genauer an.“

Ich bleibe im Kanu und versuche, die plueschige Niedlichkeit des kleinen Vegetariers mit der Kamera einzufangen und Tyrel geht langsam auf die muskrat zu und… streichelt sie?!?!

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Tyrels gelber Handschuh streichelt ueber das Fell der muskrat, die davon komplett unbeeindruckt bleibt.

Was bitte passiert da? Wie kommt er auf die Idee, die muskrat zu streicheln und wie kommt die muskrat auf die Idee, so verdammt cool zu bleiben?! So ganz durchblicke ich die Situation nicht, mache aber fleissig Fotos.

Dann sieht Tyrel das gruene Kanu von gestern herannahen und winkt die Kanuten heran, die auch zuegig heranpaddeln.
„Hi, wie gehts?“
„Gut und euch?“
„Auch gut. Wir haben eben eine muskrat gestreichelt und dachten das wollt ihr bestimmt sehen!!!“
„Aha… aehhh… braucht ihr irgendwie Hilfe?“
„Nein, wir wollten das euch nicht vorenthalten.“
„Okay… Dann habt noch einen guten Tag.“
*weiterpaddel*

Na dann… mehr muskrat fuer uns!!! Tyrel streichelt sie noch einmal aber der Zauber des Anfangs ist wohl fuer die muskrat verflogen. Wie in Zeitlupe dreht sie sich zum uebergrossen Handschuh, nagt einmal daran und gleitet ins Wasser. 1,5 Meter fluessabwaerts geht sie wieder an Land undsucht weiter den Boden nach Futter ab. Wir behelligen sie nicht weiter. Ich mache noch ein paar Bilder und auch wir stechen wieder in See.

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Muskrat – die plueschigste Versuchung, seit es Nagetiere gibt.

„Ich moechte wirklich gerne noch einen Biber in freier Natur sehen!“ erzaehle ich Tyrel. Er entgegnet: „Biber sind asoziale Arschloecher. Die schlagen mit ihrem Schwanz aufs Wasser und tauchen unter, nur um dir zu zeigen, wie doof sie dich finden. Und sie zerstoeren so viele alte Wege in der Wildnis durch das Aufstauen von Fluessen und Seen.“

Aber aber aber der Biber war doch immer so ein nettes kanadisches Maskottchen in meinem Kopf… Frueher hat er uns sogar in Deutschland Spanplatten und Rostschutzfarbe bei OBI verkauft, bis er Insolvenz anmelden musste. Ob ihn das hat zum Soziopathen werden lassen?!

Ich sinniere noch so vor mich hin beim Paddeln, da schreit es wieder fluesternd hinter mir: „eeeeeelch!!!!!!“ Oh, tatsaechlich! Ein Riesenvieh steht im Fluss und schaut angestrengt zum Ufer herueber. Allerdings fehlt das Geweih, es handelt sich um eine Elchin. „schnell, wir paddeln zum ufeeer!!! ein maennlicher Elch ist bestimmt nicht weit!“
Doch noch einigen Paddelhieben koennen wir schon besser in die Kurve des Flusses sehen. Dahin, wo die Elchkuh starrt. Rauch steigt auf. Einige Jaeger werkeln ums Feuer und zerlegen den potentiellen Liebhaber der Elchkuh.

Mir tut sie ziemlich leid. Warum sie wohl weiter zusieht und nicht einfach zum anderen Ufer schwimmt? Ich hoffe, dass sie morgen einen schoeneren Tag erlebt.

Schliesslich kommt erneut Wind auf und es faengt an zu regnen. Ganz leicht zunaechst und der Himmel ist auch nicht so duester… also paddeln wir erstmal weiter? Nein, es scheint nicht aufzuhoeren, so legen wir eine Pinkelpause ein und kleiden uns angemessener. Tyrel streift seinen Militaer-Poncho ueber und ich begnuege mich mit einem organgenem Muellbeutel. Ja, an das Loch fuer den Kopf und die Arme habe ich gerade noch so gedacht. 🙂

Waerend wir so durch den Regen paddeln, ueberholen wir die Mitpaddler im gruenen Kanu. Sie haben Zuflucht vor dem Niederschlag gesucht, eine Plane gespannt und ein kleines Feuer aus abgebrochenen Aesten entzuendet. Wir winken nett und gleiten davon.

Der Fluss wird schliesslich anspruchsvoller. Gut, dass wir die Flusskarte dabei haben. Sie zeigt uns naemlich an, ob wir rechts oder links an den Inseln und Sandbaenken vorbei muessen. Wo grosse Steine versteckt sind. Und manchmal auch, wo sich ein potentieller Lagerplatz versteckt.

Schliesslich halten wir im Abendgrauen an einem Platz, wo schon eine alte, verfallene Blockhuette steht und schlagen unser Lager auf. Es steht wieder Reis auf dem Speiseplan und schon beim Gedanken daran drehen sich meine Eingeweide gegen den Uhrzeigersinn. Grosszuegig biete ich Tyrel meine Potion Reis mit Dosenchili an, ich wuerde mich auch mit Kaesenudeln begnuegen. Er beisst an! Und ich beisse gierig in matschige Kaesemacaroni. Wohlwissend, dass die mir wahrscheinlich ebenso schnell aus dem Hals haengen werden. Aber heute ist es purer Luxus.

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Das Kanu liegt an Land fuer das abendliche Lager, waehrend die Wolken ueber dem Fluss sich grau-rosa-gelb faerben.

Die alte Blockhuette finde ich interessant, aber auch ein bisschen gruselig im Dunkeln, weil sie so verfallen ist. Ob ich hier gut schlafen werde, unter der Plane direkt neben dem Haus?
Noch waehrend ich mich das frage, fallen mir im Schlafsack die Augen zu und nach den heutigen 52 km auf dem Fluss falle ich in einen himmlischen, erholsamen und sorgenlosen Schlaf.

19 Kommentare

  1. Beim Lagerfeuer habt ihr abends immer die Köpfe zusammengesteckt was?
    Maximales ausnutzen der Wärme, weil jeweils längst zum Feuer gelegt^^
    -7°C ist schon ordentlich für Nachts draußen, aber wie heißt es so schön: „Es gibt nicht das falsche Wetter, sondern nur falsche Kleidung/Ausrüstung!“
    Mal schauen was noch alles kommt 🙂

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    1. Genau so sieddas aus. 🙂 Das einzige, was kühl wurde, war bisher die Nase. Und selbst das muss nicht sein, da ich mir die Sturmmaske drüberziehen kann. Von daher alles schick. 🙂

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  2. Ohhhh😍😍😍😍 Die Bisamratte ist aber sehr possierlich! Da bin ich froh, dass ihr euch für streicheln statt „totkloppen mit dem Paddel“ entschieden habt! Was für ein Trip!

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    1. Ja, selbst Tyrel war letztendlich froh, dass wir sie nicht verspeist haben 😀
      … Ich hätte bis vor kurzem nicht gedacht, dass ich mal in so eine Situation komme, wo ich mich zwischen essen und streicheln entscheiden muss ^^

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  3. Ich glaub du bist im falschen Film. Der Obi-Biber ist nach wie vor aktiv und wird sogar als Kuscheltier für 12,99 Euro im Obi-onlineshop dargebotenen! Wo kämen wir den hin wenn meine Kindheitserinnerungen an den Biber und den tollen Obi-Markt in der Marienburgerstraße einfach insolvent gegangen wären… Nirgendwo sonst hätte ein 5 jähriges Kind wohl gelernt, dass der bevorzugte Fixerort in good old SZ der Fahrstuhl von Obi war!
    Was du meinst war der langweilige Praktiker und Bahr.

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    1. Sag mal… Der Obi war dann aber irgendwann nicht mehr da, oder?! Ich dachte immer, der wär insolvent gegangen und deshalb verschwunden :0

      So viele Jahre habe ich mit einer Lüge gelebt!!!!! AAAHHHHH!!!!!!!

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  4. „Wollen wir sie mit nem Paddel totkloppen und essen?!“ schlaegt Tyrel begeistert vor.

    Luisa – ich lache immer noch TRÄÄÄÄNEN!! 😀 Herrlich!! Bitte mehr Paddelgeschichten, ein paar Tage seid ihr ja noch unterwegs.
    Ich lese immer noch begeistert mit und beneide dich so manches mal. Toll, weiter so, und erlebe Abenteuer für uns alle mit. Und irgendwann kommen Sebastian und ich auch mal vorbei um Hallo zu sagen. 😉

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    1. Ja, ein paar Tage Paddlerei werden noch literarisch aufbereitet neben dem wieder eingekehrten Alltag ^^
      Hihi, ich schreibe einfach so lange weiter, bis ihr euch ein Flugticket kauft 😀

      Ganz liebe Grüße an meine leider viel zu selten getroffene Anne und natürlich auch hAiZe – den wahren Eminem aus Üfingen! ❤

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      1. lieber heut als morgen würde ich ein ticket
        kaufen
        doch der flug mit bella
        würde die komplette crew wohl an den rand des wahnsinns treiben
        abgesehen von den anderen fluggästen
        bella reist niemals im laderaum
        denn dieser is nich groß genug für ihr ego
        gruß ronny 🙂

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  5. da ich ja hier nich jagen darf
    wegen tierschutzgesetzen
    es wäre bei mir wilderei
    und der ronny nich jagen darf
    wegen jagdschutzgesetzen
    das wäre unerlaubter waffenbesitz und und und
    gehen wir meist mit genauso leerem
    kopf auf unsere runden
    und lassen nur die natur auf uns wirken
    wie dein kopf auf den paddeltouren so wirkt
    der ronny kommt dabei auf neue gedanken
    und hält sie auf unserem intercom fest
    und ich
    ja ich hab ehh nur blödsinn im kopf 😀
    naja und ab und an ne neue jagdstretegie
    aber pssssst ich darf nich jagen 😀
    bei uns is die nahrung auf den touren sehr abwechslungsreich
    auch wenn nudeln im vordergrund stehen
    wie nudeln schmecken wissen wir alle
    es kömmt also auf die restzutaten an
    um sie schmackhaft zu machen
    weiterhin gibt es auch noch hülsenfrüchte
    und gemüse
    im winter verwenden wir oft frostgemüse
    auftauen müssen wir es ja so oder so 🙂
    und ihr da draussen auch
    wir folgen ja auch denen
    http://www.kochen-und-backen-im-wohnmobil.de/
    und bekommen daher
    viele gute rezepte die man allerdings
    umbauen muß
    für das leben draussen
    doch das sollte für lange winterabende
    kein problem sein
    der ronny schafft das ja auch 🙂
    nunmal zu den schlechten dingen bei euch
    muskrat
    ! ! !
    niemals mit dem essen spielen ! ! !
    futter is futter
    da mußt du ganz hart sein und bleiben
    gruß bella 🙂

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    1. Hey Bella,
      Danke für den tollen Tipp mit der Rezepteseite! Da werde ich auch öfter mal reinschauen.
      Am Ende war die muskrat ja gar kein Essen, sondern eine tolle Erinnerung geworden. Von daher durften wir es auch kuscheln. 🙂
      Liebe Grüße,
      Luisa

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      1. oooch dafür brauchste dich nich bedanken
        wissen darf geteilt werden
        🙂
        falls du was bei der amazone bestellst nimm den link von
        den ihrer seite
        du bezahlst nich mehr für deine ware
        aber die verdienen paar cent dran
        und aussteiger
        teilen halt
        ich kenn die zwei aus dem blauen kasten
        sogar persönlich
        die haben immer tolle leckerreien für mich dabei
        wenn wir uns treffen
        auch wenn die kein fleisch essen schmeckt das futter von denen immer gut
        kannste glauben
        bellaehrenwort
        🙂
        soo ich hüpf nochmal in die “ kälte “ aus meiner zwanziggradbehausung
        richtung minus 4 grad celsius
        der ronny legt im ofen nochmal nach
        und denn kuscheln wir uns ein
        nein nich im schlafsack
        das geht nich mit mir
        ich muß ja ab und an runter vom bett
        zum mäuse vertreiben 🙂
        deswegen nutzen wir nur decken
        zum zudecken
        der ronny schläft mit mütze
        und ich hab meinen freigang
        morgens bin ich denn ganz nah am ronnyherrchen
        und wir haben umgebungstemp
        inne hütte
        doch so is das eben
        beim leben mit nem miniwolf
        in der natur
        gruß bella 🙂

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      2. Ich schlafe auch immer mit Mütze, wenn’s kühler ist, das hilft gewaltig.
        Für morgens aufstehen finde ich 5 Grad und drüber super, -7 bis 5 okay und unter -7 wirds wirklich gemein. Also wenn man sich umziehen muss und rein in kalte Sachen. Sonst ist es ja auch egal, Jacke drüber und rein in den Tag 😉

        Gute Nacht und frischen Morgen. 🙂
        Liebe Grüße,
        Luisa

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  6. mütze schlafen
    die wechselsachen für den nächsten tag mit in den schlafsack
    ans fußende
    dann sind die etwas vorgewärmt
    aber nicht von deinem schweiß feucht wie die schlafsachen
    sicher is das umziehen morgens was für die harten
    doch denk dran
    nur die harten komm in garten
    🙂
    und du bist im garten
    im ganz großen
    der leinenbezug bringt
    auch nochmal
    2 grad temperatursperre nenn ich es mal
    und nich nur funkenschutz 🙂
    falls du auch noch nen leinenbettdeckenbezug
    mit in den schlafsack nimmst
    nimmt dieser auchnoch recht viel schweiß auf
    und bringt nochmal ein wärmepolster
    das tolle an microfaserschlafsäcke is übrigens
    die hängste ne stunde in den wind bei frühstück machen
    und denn sind die wieder trocken
    🙂
    und die kackrunde am morgen sorgt für bewegung
    und bewegung macht
    warm
    ööhm hände waschen nich vergessen 😀 😀 😀
    und denn frühstück machen
    am warmen feuer
    ich seh aber schon das ich dir keine tips mehr geben kann
    und werde mich deswegen beruhigt zurücklehnen
    bei unseren draussen nur minus drei grad celsius
    und bissel weiter mit bella in deinem blog schmökern 🙂
    gruß ronny
    und bella 🙂
    die allerdings grad wieder draussen rum marodiert
    und irgendwas jagbares gefunden hat
    einfach unverbesserlich und unbezahlbar
    das kleine mistviech 🙂

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