Okay, okay, ich muss es jetzt mal wirklich machen: Ueber meinen Job schreiben. Besser gesagt meine Jobs. Denn es gibt gleich zwei davon. Wenn man es genau nimmt, vielleicht sogar drei. Was dann auch der Grund dafür ist, dass m ich zur Zeit nicht zum bloggen komme… -.-
Fangen wir an! 🙂
Job Nummer 1: Einkaeufer und Assistent im Restaurant
Mit meinem kleinen Ford Ranger Pickup Truck Dienstwagen duese ich morgens durch die Gegend. Bewaffnet mit einer langen Shoppingliste klappere ich alle Laeden ab und fahre alles zurueck zum Restaurant.
Einen „typischen“ Tag gibt es hierbei nicht. Und gerade das gefaellt mir gut. Es ist alles gewuerzt mit einer Prise Wahnsinn.
Vor ein paar Tagen lief es ungefaehr so ab:
Kurz vor 8 bekomme ich eine Liste per MMS geschickt, was ich alles aus dem ausgelagerten riesigen Gefrierschrank bringen soll, der am anderen Ende der Stadt steht. Ich schreibe die Liste mit einem roten Filzstift auf ein Stueck Pappe, das gerade herumfliegt, ziehe mir die Kapuze ueber den Kopp und trete in die eisige Halle. Nach und nach stelle ich alle gewuenschten Artikel zusammen. 2 Beutel Haehnchenschenkel, 30 Burgerpatties, 2 Beutel Shrimps, 1 Seite geraeucherter Lachs, 3 Kisten Lachsspiesse, 2 Beutel Erbsen, 2 Beutel Mais, 15 Beutel Falafel, …. und noch viel mehr!
Jetzt fuehle ich mich wie der Bofrost-Mann und lade alle gefrorenen Koestlichkeiten auf die Ladeflaeche des Trucks. Ab zum Restaurant, bevor das Gelumpe auftaut!!
Schnell wird durch den Hintereingang des Restaurants alles entladen und ich erhalte die Liste in Papierform. Okay, es scheint ein ruhiger Tag zu sein. Keine Propanflaschen aufzufuellen, keine Waesche waschen, keine Bestellung vom Getraenkehaendler abholen. Cool! Attacke!
Als erstes rufe ich beim UPS Store an, sie moegen bitte 50 Mittagsmenues drucken. So brauche ich sie spaeter nur noch abholen. Wunderbar, hat alles geklappt. Los gehts mit einem Einkauf im guten alten Walmart. Einige Getraenke muessen her, ausserdem Wachsmaler fuer die jungen Gaeste (bin etwas neidisch auf die!)… und wenn ich das Geschirrspuelmittel hier kaufe, kann ich mir den Gang in den anderen Laden sparen. Ab zur Kasse und auf zum naechsten Laden.
Im Independent Grocer kaufe ich alle Lebensmittel, die nicht mit der grossen Bestellung im Laster taeglich angeliefert werden. Und alles, was kurzfristig noch fehlt. Jeden Tag aber mindestens einen 20 kg Sack Mehl. Alles in den Wagen, dann an der Kasse sagen, dass ich hier mit einem Kundenkonto einkaufe. Das dauert dann nochmal laenger. Mist, die haben keine Diaet-7 UP hier, Pepsis Antwort auf Sprite. Dann muss ich wohl gleich nochmal zum Superstore flitzen. Gesagt, getan. Liege aber immer noch echt gut in der Zeit. Und bislang gingen noch keine Notrufe aus dem Restaurant ein, dass sie ganz dringend noch etwas benoetigen. Schnell zum UPS Store fuer die Mittagsmenues, dann noch beim Buerobedarf Thermopapier fuer die Kasse kaufen und zurueck, um alles einzuraeumen. Gegen 11 Uhr muss ich noch zu der oertlichen Fischfarm fahren um Filets anzuholen. Ok, kein Problem. Alle ungekuehlten Waren sind eingerauemt, jetzt nur noch mit dem Rest in den riesigen Kuehlschrank. …Warum haben die den Farbton der Schlagsahneverpackungen geaendert? Und es sind nur noch 2% Fett statt 38% ?!?! Verdammt, ich habe 12 rosa Milchkartons statt Sahnekartons gekauft!!! Schnell wieder in den Karton und ruck zuck umtauschen fahren! Zum Glueck liege ich ja heute so gut in der Zeit.
Nachdem die Sahne im Kuehlschrank ist, frage ich schon mal in der Kueche nach, ob ich ihnen aushelfen kann, bis ich die Fischfilets abholen kann. Ja, es gibt genug zu tun aber ich soll doch erstmal die Service Managerin fragen, was es bei ihr noch gibt. Gut, sie muss ich doch eh noch nach Wechelgeld fragen fuer den Waschsalon morgen frueh!
Uns geht das Bier aus! Nach dem langen Wochenende ist unsere grosse Getraenkebestellung noch nicht abholbereit. Aber schnell wird der Hoerer geschwungen und ich darf wenigstens ein Fass des Bieres Yukon Gold vom staatlichen Alkoholgrosshandel abholen. Schnell wieder den Truck gestartet und durch die Stadt geflitzt.
Das Fass schleppe ich zusammen mit dem Chefkoch durch das Restaurant. Jetzt ist der Fisch auch schon abholbereit! Und ich musste gar nicht die Zeit vertroedeln. Da kommen auch schon beide Manager auf mich zu: Ich muss unbedingt auf meinem Weg noch beim Imbisswagen anhalten… Die brauchen Fisch und Suppe… und Wechselgeld!! Mit Allem bewappnet fahre ich los. Das Wechselgeld, was mir in die Hand gedrueckt wird, ist knapp, aber es reicht. Ich tausche es gegen ein paar Scheine ein, liefere Fisch und Suppe und erhalte leere Plastikwannnen und dreckige Putzlappen als Gegenleistung.
Dann duese ich zu der Fischfarm, die noerdlich der Stadt liegt. Dort wissen sie schon, dass ich komme und holen die Pakete voller Fischfilets aus dem Kuehlschrank, als ich den Namen des Restaurants verrate. Schnell muss der Fisch zum Restaurant transporiert werden. Dort angekommen lade ich den Fisch, die Plastikwannen und Putzlappen aus und erinnere den Manager daran, heute abend dem Imbisswagen 10 saubere Putzlappen mitzubringen!
Als ich die Tasche mit dem Wechselgeld zurueckgebe, merke ich an, dass wir nur noch sehr wenig Wechselgeld vorraetig haben. „Tatsaechlich! Warte mal bitte einen Moment…“ Emsig werden Scheine gezaehlt. „Lauf doch bitte mal eben zur Bank und bring mir $100 in $5 Scheinen, $100 in $2 Muenzen und $50 in 25ct Muenzen wieder!“ Schnell losgelaufen, am Schalter angestellt und mit dicken Taschen wiedergekommen.
„Super, vielen Dank! Doch eine Sache ist eben noch hochgekommen: Wir haben fast gar keinen Kaffee mehr! Bitte fahr doch zur Kaffeeroesterei und hol Kaffee ab. Ich habe eben angerufen, du musst es nur abholen und nichts bezahlen! Weisst du, wo die Roesterei liegt?“ Ja, ich weiss, wo die Roesterei liegt. Auf der Rueckfahrt duftet die Fahrerkabine nach frisch geroestetem Kaffee. Es ist aber auch ein riesiges Paket, das ich da mitbekommen habe!!
Jetzt ist es schon fast mittags. Mal sehen, ob im Restaurant noch etwas Neues benoetigt wird oder ich langsam Feierabend habe.
Der Servicebereich ist ruhig, alles ist gut. Also frage ich in der Kueche nach, ob noch Hilfe gebraucht wird. „Du wuerdest uns wirklich aushelfen, wenn du einen 20 Liter Eimer voller Karotten schaelen koenntest!“ Kein Thema! Der Sparschaeler ist bereits heissgelaufen, als die letzte Moehre ihren Weg in den Eimer gefunden hat.
„Noch was, was ich tun kann?“ „Klar, die Rippchen!“
Vier riesige Bleche vollgestapelt mit geräucherten Rippchen… Der Geifer rinnt mir fast übers Kinn. Heute gegen fünf Uhr morgens wurden die Rippchen mit einer Gewürzmischung eingerieben und dann für 4,5 Stunden im Smoker durchgeräuchert. Nach und nach nehme ich mir die Unterseite aller Rippenplatten vor. Mit einem Löffel kratze ich die Fettschicht und Haut ab. Keine Angst, es ist immer noch genug Fett auf der Oberseite der Rippchen vorhanden, so dass sie sehr saftig sind! 🙂
Das erste Mal, als mir diese wichtige Aufgabe übertragen wurde, habe ich die Fleischstücke genascht, die zusammen mit dem Fett heruntergekratzt wurden. Dies stellte sich als fataler Fehler hinaus. Nicht nur wurde mir unsagbar schlecht von dem ganzen Fett, das noch am Fleisch hing, meine Gedärme wurden auch mit Hochdruck mal wieder richtig durchgespült.
Heute bin ich schlauer und lasse mich nicht vom Fettberg verführen! Rippe um Rippe wird bearbeitet, bis nach ca 1.5 Stunden alles Unerwünschte abgekratzt ist. Anschließend schneide ich die einzelnen Rippenbogen in Portionen und stapel sie in beschriftete Plastikbehälter, die in den Kühlschrank wandern.
Nach meinem Kücheneinsatz gibt es wirklich nichts mehr zu tun für mich. Aus unerfindlichen Gründen verspüre ich einen wahnsinnigen Hunger auf Rippchen, die ich mir kurzerhand zum Mitnehmen bestelle. Immerhin bekomme ich an Arbeitstagen 50% Rabatt auf ein Gericht und sogar ein kostenfreies Gericht, wenn ich in der Küche ausgeholfen habe… Wenn das mal nicht mein Untergang ist 😀
Weiter geht es hoffentlich bald mit Job Nummer 2 🙂