Monat: Juli 2017

Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen!

Meine Tage auf der Farm neigen sich dem Ende zu. Daher moechte ich meine Erfahrungen hierzu zusammentragen.

Vorteile/ Pro Farming:

  • Arbeiten draussen macht gute Laune und nen roten Kopp.
  • Man lernt viel ueber Pflanzen, Tiere und wie man beides in der jeweiligen Klimazone grosszieht.
  • Bewegung an der frischen Luft – schon die aelteren Generationen schworen drauf!
  • Schweine kraulen.
  • Man kann ganz dolle viel essen und es schmeckt alles wunderbar.
  • Koerperliche Arbeit macht den Kopf frei, die Gedanken ordnen sich wunderbar.
  • Am Ende der Arbeit kann man das angebaute Gemuese essen!!!

Nachteile/ Kontra Farming:

  • Das Wetter ist immer schlecht, egal wie es ist.
  • Unkraut. Viel Unkraut. Noch mehr Unkraut.
  • Haende und Fuesse werden trotz Waschens nicht mehr sauber.
  • Da unsere Supermarkt-Lebensmittel groesstenteils grossindustriell und/ oder in Billiglohnlaendern produziert werden: Keine Kohle!

 

Der letzte Punkt war dann der entscheidende, dass ich meine Farmerkarriere an den Nagel haengen werde. Es ist nie Geld da. Und jetzt noch weniger. Ich kann nicht mehr bezahlt werden fuer meine Arbeit, die ich verrichte. Und der Lohn enspricht sowieso eher einer geringen Aufwandsentschaedigung.

Bart und Kate tun mir leid und ich moechte ihnen gerne aushelfen. Aber ich habe fuer mich entschlossen, dass ich da eine Grenze ziehen muss. Ich kann ihnen aushelfen, indem ich auf einen besseren Lohn verzichte. Aber ganz ohne Geld geht es leider auch in Kanada nicht. Mein ganz persoenliches Ziel ist es ja, dass ich den kommenden Winter in etwas Isoliertem verbringen kann. Und dafuer muss man einfach ein paar Scheine auf den Tisch legen, die erstmal verdient werden wollen.

Gestern morgen wurde mir die kommende Zahlungsunfaehigkeit eroeffnet. Gestern nachmittag fuhr ich in die Stadt und bekam waehrend eines Restarantbesuchs ein Jobangebot von einer Freundin, die ein paar Unternehmen in der Stadt hat. Ich habe noch nicht einmal ueber eine drohende Arbeitslosigkeit nachdenken koennen, da war ich schon wieder verplant. Irgendwie laeuft es also. 🙂

Ueber meine neue Taetigkeit werde ich berichten, wenn es soweit ist. Ein paar Dollar mehr pro Stunde sind drin und wahrscheinlich auch ein Dienstwagen… Ich bin schon selbst gespannt und freue mich schon auf neue Erfahrungen!

Ein Schmankerl noch zum Schluss: Ich habe mein Passfoto aus dem internationalem Fuehrerschein aus Deutschland mit meinem juengst erworbenen kanadischen Lappen verglichen.

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Links ist die Gesichtsfarbe weiss wie das Papier, rechts hingegen brauner als die Recycling-Serviertte!

Mal sehen, was ich von der Gesichtsfarbe in den Winter retten kann!

Atlin Arts and Music Festival

Durch einen Todesfall in der Familie ihres Freundes verging meiner Arbeitskollegin die Lust auf die Teilnahme am Atlin Arts and Music Festival (kurz AAMF). Kurzerhand kaufte ich also ihre Karten ab und machte mich mit Richard auf den Weg nach Atlin.

Atlin ist eine kleine Ortschaft, die ca. 2 Fahrtstunden und knapp 200 km von Whitehorse entfernt ist. Besonders an Atlin ist, dass es nur eine Zufahrtsstrasse aus dem Yukon besitzt, aber in der Provinz British Columbia (kurz BC, Hauptstadt ist Vancouver) liegt. Ca. 400 Leute wohnen das ganze Jahr ueber in Atlin, allerdings gibt es keinen Buergermeister, keine regionale Verwaltung oder sonst was. Alles, was es gibt, ist der riesige See Atlin Lake, der von wunderschoenen Bergen umgeben ist und von Gletschern gespeist wird. Und einmal jaehrlich ein Musik- und Kunstfestival.

Atlin bei Sonnenschein ist wirklich zauberhaft. Jedoch hatten wir nur Samstag dieses Privileg, Freitag und Sonntag goss es unentwegt. Aber das war schon okay so, immerhin war man da auch mit An- und Abreise beschaeftigt.

Anders als die Metal- und Gothicfestivals, bei denen ich in Deutschland Stammkunde war, ist das AAMF sehr familienorientiert. Es gab einen riesigen Sandhaufen auf dem Festivalgelaende und viele Aktivitaeten fuer die Kleinen. Auch das Kuenstlerische ist nicht zu unterschaetzen. Im kleinen oertlichen Kinosaal gab es reichlich Vorstellungen, die man sich als Festivalbesucher ansehen konnte. Zwei Kurzfilme, die im Yukon produziert wurden, gefielen mir ganz gut aber der Film Manifesto mit Cate Blanchett war so erzwungen kuenstlerisch und nervig, dass ich erst dreimal wegnickte und dann doch lieber den Saal verliess.

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Beverly Gray referiert auf einer Wiese ueber yarrow, zu deutsch Schafgarbe.

Von den kuenstlerischen Angeboten besuchten wir zum einen eine Lehrstunde fuer nordindische Taenze, sogenannten Bhangra, bei Gurdeep, mit dem wir uns spaeter noch anfreundeten. Zum anderen gingen wir mit der Kraeuterfrau und Autorin aus Whitehorse, Beverly Gray, auf einen einstuendigen Kraeuterspaziergang. Schwerpunkte waren die Heilwirkungen von dandelion (Loewenzahn), plantain (Wegerich) und yarrow (Schafgarbe). Hoechst interessant und wert, sich mehr damit zu beschaeftigen. Ihr Buch habe ich jedenfalls schon laenger bei mir zu Hause und es hat mir maechtig geholfen mit meinen Blasenentzuendungen.

Festivalstimmung, so wie ich es kannte, kam bei mir jedoch nicht so recht auf. Ein Grund dafuer war mit Sicherheit, dass man zum Verzehr von Alkohol in einen abgesperrten Bereich gehen musste und die Buehne durch einen hohen Zaun aus der letzten Reihe betrachten konnte. Aber davon ab waren die meisten Musiker auch nicht so gut, dass sie mich vom Hocker gerissen haetten. Eine Ausnahme gab es gluecklicherweise doch! Ich kam in den Genuss die Musik von Ben Caplan kennenzulernen!

Hier der Youtube Link zu einem seiner Lieder!

Alles in allem hatte ich trotz der unterschiedlichen Auffassungen von Festivals eine gute Zeit. Neben Ben Caplan hatten meine Freunde Bella und Richard, sowie der indische Tanzlehrer Gurdeep daran einen erheblichen Anteil. Und Atlin selbst ist wirklich wunderschoen und definitiv nochmal einen Besuch wert, wenn die Besucherscharen alle ausgeflogen sind!

Vor allem, als ich Samstag Nacht zum Zelt zurueckging, erwischte ich eine wunderschoene Stimmung am Hafen von Atlin. Dank Mondschein und Mitternachtsdaemmerung konnte ich auch um 00:30 h noch Bilder ohne Blitz nur mit meinem Smartphone aufnehmen.

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Im stillen See spiegeln sich die Berge, auf denen auch im Hochsommer etwas Schnee liegt.

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Ein paar Boote liegen malerisch im Hafen und werden vom Mond daemmerig beleuchtet.

Nicht zum Festival gehoerig aber was ich trotzdem noch loswerden muss:

Heute morgen habe ich wieder ein Auto gesehen, welches in die Kategorie „Ein Leben ohne deutschen TUEV“ gehoert!

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Anscheinend ist der Fahrzeugfuehrer Tischler und nicht Glaser. Die Fenster zum Kofferraum dieses Kombos (oder Vans?) sind mit solidem Holz vernagelt worden.

Ein Jahr Kanadahr Teil 2

Nun ist es schon einige Tage her, seit dem der 1. Juli mein kanadisches Jubilaeum bezeugte. Jedoch habe ich die Geschichte noch nicht zu Ende erzaehlt!

Wie es anscheinend auch als Randbemerkung in den deutschen Nachrichten verkuendet wurde, ist der 1. Juli auch Canada Day. Also der Tag, an dem das Kanada, wie es heute existiert, ins Leben gerufen wurde. 2017 jaehrt sich dieser kanadische Geburtstag zum 150ten Male! Ergo verantstaltete man Feierlichkeiten, bei denen Bella und ich gerne beiwohnten.

Begonnen wurde landesgerecht mit einen zuenftigen Pfannkuchenfruehstueck. Fuer zwei Pfannkuchen musste man reichlich Schlange stehen und dann noch $6 abdruecken, jedoch war es trotzdem nett. Ich stellte mir derweil vor, dass alle Leute freudig zusammenkommen, um mein Jubilaeum zu zelebrieren und biss beherzt in die Pfannkuchen.

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Zwei Pfannkuechlein mit Sirup, eine hungrige Luisa und reichlich in den Landesfarben gekleidete Kanadier.

Dann gab es eine kurze Verdauungspause, in denen sich nette Unterhaltungen mit ein paar angereisten Touristen aus Ontario ergaben. Und schon war es Zeit fuer den Hoehepunkt der Feierlichkeiten: DIE PARADE!!!

Da Whitehorse trotz internationalem Flughafen mit Direktflug nach Frankfurt eher einer sehr laendlichen Kleinstadt in Deutschland gleicht, ging ich von einer ca. 200 Meter langen Parade aus. Weit gefehlt! Die Parade bestand aus jedem Verein, der faehig war, in einer Parade mitzugehen. Und davon gibt es anscheinend ziemlich viele! Gut 30 Minuten dauerte es, bis die Parade komplett an uns vorbeigezogen ist.

Positioniert haben wir uns an der Hauptstrasse (Main Street), an dem der oertliche Schwulen- Lesben- und Transgenderverein juengst am Chrostopher Street Day einen Fussgaengerueberweg in einen Regenbogenueberweg verwandelt haben. Und nun einige Impressionen der Parade:

Nach den Dudelsackspielern in Schottenroecken (Warum, Yukon?) marschierten Polizei, Rangers und Berufssoldaten auf. Ein paar erklaerende Worte zu den Rangers moechte ich noch anfuegen.

Es handelt sich bei den Rangers nicht um Berufssoldaten, obwohl sie der Armee unterstellt sind. Die Rangers bestehen aus Feiwilligen, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich auf Streifzuege gehen. Sie nennen sich auch die Augen und Ohren der Armee. Dadurch bedingt, dass der Norden Kanadas flaechenmaessig so gross und duenn besiedelt ist, kann eine Ueberwachung der Flaeche durch Berufssoldaten nicht sichergestellt werden. Um dennoch zu ueberpruefen, ob denn nicht der Russe oder wer auch immer vor der Tuer steht, gehen die Rangers vornehmlich im Winter auf Streifzuege durch unbesiedeltes Gebiet. Warum im Winter, mag sich der geneigte Leser fragen. Is doch ziemlich arg kalt. Stimmt. Allerdings kann man im Winter viel besser durch die Wildnis reisen. Im Sommer verwandelt sich die hiesige Wildnis in undurchdringlichen Busch, steile Berge oder Suempfe und Seen, waehrend man im Winter wenigstens auf den gefrorenen Suempfen und Seen mit einem Schneemobil vorankommt.

Vergleichen koennte man die Rangers vielleicht mit der Freiwilligen Feuerwehr in Deutschland. Da Deutschland so dicht besiedelt ist, kann der sofortige Einsatz bei Feuer und sonstigen Ungluecken nicht durch 100% Berufsfeuerwehr sichergestellt werden und wird dadurch zivil unterstuetzt. Und da Nordkanada so duenn besiedelt ist, unterstuetzen Zivilisten hier die Ueberwachung der unbewohnten Gebiete. Allerdings wuerden die Rangers nicht angreifen oder in den Krieg ziehen. Die Rangers melden ungewoehnliche Aktivitaeten an die Armee, die dann noch mal genauer nachsehen. Ein Dienstgewehr erhalten die Rangers dennoch von der Armee. Das ist aber eher dafuer gedacht, sich in Konfliktsituationen mit Wildtieren behaupten zu koennen.

Weiter gehts mit der Parade!

Waehrend der gesamten Parade machte sich der Eindruck breit, dass es „typisch Kanada“ so gar nicht gibt. Viele einzelne bunte und lustige Gruppen tun sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.

Alle Pferde und Kutscher habe ich im Anschluss uebrigens noch im Drive In von Tim Hortons gesehen, was wiederum der typisch kanadische Kaffeeladen ist als Gegenpol zu Starbucks.

Schliesslich gab es noch etwas fuer Autoliebhaber:

Einer der falschen Freunde in Englisch und Deutsch ist das Wort Oldtimer. Waehrend ich das ganz unbedarft fuer alte Autos benutze, meint man hier damit Personen, die noch in den „old times“, also alten Zeiten gelebt haben. Also ziemlich dolle alte Leute. Alte Autos werden hier „classic cars“ genannt.

Waehrend die Parade an mir vorbeizog, stellte ich mir vor, alle feiern mein einjaehriges Jubilaeum in Kanada. Ich glaube, ich hatte doppelt so viel Spass wie alle anderen. 🙂

Einen Tag nach dem Canada Day fing direkt ein neues Kapitel in meiner Geschichte hier an. Mein Studienfreund Richard landete in Whitehorse um mich zu besuchen. Das ist auch der Grund dafuer, dass ich bisher nicht zum Internetten gekommen bin und meine Mail-Freundschaften straeflich vernachlaessigte! Aber ich versuche, diesen Umstand nun schnellstmoeglich aufzuholen. Wenn ich nicht arbeite oder Sachen mit Richard unternehme, bin ich damit beschaeftigt, die 4,5 kg Kaese wegzufressen, die meine Eltern ueber Richard an mich sendeten. Da mein Kuehlschrank sich haeufig durch Nicht-Funktionieren auszeichnet, eine nicht zu unterschaetzende Aufgabe!

Aber nun ist Richard erstmal mit dem Mopped zu einem mehrtaegigen Trip aufgebrochen und ich kann mich ganz der Tipp- und Futterlust widmen. Hihi! 🙂

Ein Jahr Kanadahr!

Wie der Titel frecherweise schon verrät: Ein Jahr ist um, seitdem ich mit einem Koffer in ein Flugzeug stieg und auf in ein neues Leben flog. Zeit für ein Zwischenresümee? 

Rückblickend muss ich sagen, dass die ersten Monate nicht immer ganz einfach waren. Man kommt als Erwachsener in eine​ Situation, in der man wieder ein bisschen Kleinkind ist. Man versteht nicht so Recht, wie dieses System um einen herum funktioniert. Kombiniert mit der Tatsache, dass ich in Deutschland ganz genau wusste, wie der Hase läuft, fühlt man sich ein bisschen hilflos.

Dann fällt auch noch das Einkommen weg, die Bestätigung durch den Job und die guten Freunde. Also steht man da und… Steht einfach da. Man weiß ja gar nicht so recht, was man sonst machen soll.

Zum Glück hatte ich drei Sachen, die mir geholfen haben:

A)tens habe ich einen lieben Partner an meiner Seite, der mich mit reichlich Abenteuern in Stimmung gebracht hat und mit dem ich seit einem Jahr auf 10 qm Wohnfläche bestens zurechtkomme.

B)tens habe ich mit meinen Freunden ja auch weiterhin Kontakt. Das ist immer wieder schön, sich auszutauschen und​ zu hören, wie sich alles entwickelt.

C)tens sah ich kurz vor Abreise noch eine Dokumentation über Auswandern, in der auch eine Expertin befragt wurde, die Auswanderern hilft, sich im neuen Land zurecht zu finden. Als sie nach Tipps für Auswanderer befragt wurde, sagte sie, sie habe eigentlich nur zwei Tipps. Lernt die Sprache so gut es nur irgendwie geht und bleibt mindestens ein halbes Jahr da, besser noch ein Jahr. Egal, wie schrecklich alles ist.

Und obwohl bei mir ja gar nicht alles schrecklich war… Nach einem halben Jahr waren die anfänglichen Startschwierigkeiten plötzlich weg! Irre!

Das passt komischerweise genau mit einem Tipp eines ehemaligen Arbeitskollegen zusammen, den ich nach den ersten Wochen in der neuen Abteilung nach dem Studium fragte, wann denn nicht mehr jeden Tag alles neu auf einen einprasseln würde. Er sagte mir, ich solle einfach sechs Monate jeden Tag morgens zur Arbeit gehen und auf einmal fühlt es sich so an, als hätte ich tatsächlich Ahnung von den meisten Sachen. Genauso war es auch damals! Diese sechs Monate scheinen irgendeine magische Eingewöhnungsdauer zu sein, die entweder noch in keinen Studien entdeckt worden oder die noch nicht an mein Ohr gedrungen sind.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich hier in Kanada bedeutend glücklicher bin als in Deutschland. Woran das liegt, weiß ich nicht genau. Aber ist mir auch ziemlich egal; ich lächel lieber dümmlich, als mir weise die Stirn in Falten zu legen. 🙂

Vielleicht liegt mir die Kultur einfach persönlich etwas mehr. Dieses „Muss ja…“ aus Deutschland kenne ich hier nicht. Wenn jemand hier nicht zufrieden ist mit seinen Lebensumständen, seinem Job oder was auch immer, dann ändert er das. Hier habe ich dieses Meckern auf hohem Niveau einfach noch nicht erlebt. Das Arbeiten müssen um der Familie den Lebensstandard zu sichern, aber sich gleichzeitig weit weg zu sehnen, das ist hier gesellschaftlich nicht so sehr anerkannt. Dafür gibt es auch wenig Stigma, wenn jemand eher ungewöhnlich lebt. Wenn ich hier jemandem erzähle, dass ich als Maschinenbauingenieur meinen sicheren Job aufgegeben habe, damit ich in einem kleinen Trailer zusammen mit meinem Mann lebe und auf einer Biofarm arbeite… Ok, cool! 🙂

Ich kann total dreckig in ein Restaurant, zur Bank oder sonstwohin gehen und werde freundlich bedient, ohne mich komisch fühlen zu müssen. Das gefällt mir sehr gut.

Wenn ich mehr als ein Jahr zurückblicke, auf meinen Entscheidungsprozess nach Kanada zu gehen: Wäre ich nochmals in der Situation, würde mir die Entscheidung noch leichter​ gefallen, zu gehen.

Ich habe in einem Jahr hier schon so viele Abenteuer und Erfahrungen gesammelt, wie in vielen, vielen Jahren in meinem alten Leben zusammen. Was in einem weiteren Jahr in Deutschland passiert wäre, kann ich natürlich nicht genau wissen. Aber sobald der Job sicher, die Weiterbildungen beendet und die Wohnung edel genug eingerichtet ist… Okay, vielleicht noch ne Beförderung, ein Hausbau, eine Familie gründen. Aber das alles hätte nicht die Sehnsucht und das Fernweh in mir stillen können. Es hätte sich für mich eher nach Ablenkung angefühlt. 

In einem Jahr hier habe ich gelernt zu backen, zu kochen und einzumachen, die sichere Handhabung von Feuerwaffen, zu schießen, zu jagen und zu verwerten, Bio-Gemüse anzubauen und Tiere zu mästen, Feuerholz zu sägen und spalten, schnell ein warmes Feuer im Ofen zu entfachen, im Winter nicht zu (er)frieren und vor allem, wie wenig mir materielle Dinge wichtig sind.

Ich persönlich glaube ja, dass alle Antworten auf die großen Fragen in unserem Leben schon in uns drin sind. Wir müssen nur lernen, genau zuzuhören. Meine Antwort sind die Berge und Wälder, die harten Winter und großen Wildtiere. Ich freue mich für jeden, der seine Antwort in sich selbst gefunden hat, wie immer sie auch lauten mag. Egal, ob das ein schickes Eigenheim mit Whirlpool beinhaltet, weniger Stress zu haben oder sich nur noch von Blumen zu ernähren. 🙂
… Hast du deine Antwort schon gefunden? Ich bin neugierig!