Monat: November 2016

Hölzerne Statistik

Gestern hat es sich ausgeholzt für die Saison. In den letzten Wochen war ich ein fester Bestandteil in Debs Woodlot. Es war schön, zu helfen, etwas zu tun zu haben und sich an der frischen Luft körperlich zu betätigen.

Nun etwas Holzstatistik:
Ich habe etwa 20 Cord Holz bewegt. Das entspricht, handelt es sich um getrocknete Fichten und Kiefern aus Kanada, etwa 50 Tonnen.
Bei der meist bestellten Länge, 16 Zoll, befinden sich in einem Cord ca. 500 Holzblöcke mittlerer Größe. Das bedeutet, ich habe 10.000 Holzblöcke bewegt. Im Durchschnitt habe ich jeden Block zwei- bis dreimal angefasst, bis er geladen war und jeden zweiten habe ich entladen. Das entspricht einem Handling von 30.000 Blöcken.
Zurückgekommen auf das Gewicht ist das ein Bewegen von 150 Tonnen. Das daraus resultierende durchschnittliche Gewicht eines Blocks erscheint mit fünf Kilogramm plausibel.

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Leider sitzen meine Hosen immer noch genauso eng wie vorher. Durch die körperliche Arbeit habe ich nämlich einen mehr als gesunden Appetit entwickelt. Oft habe ich mich unmittelbar vor dem Zubettgehen komplett sattgegessen, nur um acht Stunden später hungrig aufzuwachen. Aber wenn mein Körper den Brennstoff braucht, kann er ihn gerne haben. Essen ist schließlich eins meiner liebsten Hobbys! Und die ein oder andere Fettreserve wird bestimmt nicht schaden, um warm durch den Winter zu kommen. 🙂

Deb hat jetzt vier Tage Zeit, um sich ein bisschen zu entspannen und dann vorzubereiten. Dann fährt sie nach Alberta, um dort für drei bis vier Monate Bäume für die Regierung zu fällen und zu verbrennen. Der treffende Name dazu lautet Fall and Burn. Die Gebiete wurden bereits abgesteckt und die zu fällenden Bäume markiert. Jetzt müssen sie nur noch von zertifizierten Kettensägen- und Holzfällerexperten umgelegt und verbrannt werden.
Die auserwählten Bäume sind größtenteils stark von Borkenkäfern befallen. Indem man die Bäume fällt und verbrennt, versucht man, die Ausbreitung zu verhindern und die Brandlast des Waldes zu mindern. Wie es aussieht, wenn ein richtiger Waldbrand in Alberta wütet, konnte man leider vor einem dreiviertel Jahr in den Nachrichten verfolgen. Und wenn der erstmal richtig in Gang gekommen ist, hilft auch leider die beste Forstpflege nicht weiter.

Deb wird also das komplette Tageslicht der nächsten Monate dafür nutzen, mit ihrer Kettensäge Bäume zu fällen. Ihr Partner bewegt und verbrennt die Bäume anschließend. Und zum Schluss kommt ein Kontrolleur vorbei, der die Anzahl der korrekt gefällten und verbrannten Bäume zählt. Denn bezahlt wird pro Baum.
Amüsant fand ich Debs Antwort auf die Frage, was ihr Partner denn den Rest des Jahres über beruflich macht. Er pflanzt Bäume in ganz Kanada. Es gibt nämlich strikte Auflagen für das korrekte Aufforsten von gefällten Waldgebieten. Und jede Menge junge Leute, die sich unzählige Setzlinge um die Hüften schnallen und bergauf, bergab marschieren, während sie einen Baum nach dem anderen pflanzen.

Für mich bleibt also nur, mich nach weiteren Projekten umzusehen, während ich noch nicht arbeiten darf. Das Leben ist kurz und spannend. Und es gibt noch eine Menge zu entdecken für mich in diesem großen, weiten Land. 🙂

Tyrel zeigt mir regelmäßig das Potenzial der deutschen Sprache auf. Denglisch geht auch andersrum. Wir sprechen über Spione. Sein Kommentar:
„Ooh, ich habe Spion studiert. Ich arbeite jetzt unter Decke!“ Endlich mal ein deutsches Wort für undercover. Und viel gemütlicher als verdeckt oder in geheimer Mission.

Wer sich jetzt fragt, wie man sich am besten einen geistreichen Kanadier angelt, werfe einen Blick auf folgende Abbildung.

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Bei dem schoenen Angelhaken beisst jeder Kanadier an!

Pferdegedanken und erneute Eiszeit

Als Heranwachsende hatte ich mit Pferden nicht viel zu tun. Ein Schnupperkurs mit meiner Cousine in einem Reitstall in der fünften Klasse hat auch nicht viel geholfen. Vielleicht lag es an der Pferde-Bewegungs-Maschine, die drei demotivierte Zossen vor sich her schob. Vielleicht an den Schreien der Schnupperkürslerin, als ihr gebrochener Arm in einem aufblasbaren Transport-Gips gerichtet wurde. Wahrscheinlich aber eher an der Trainerin, die ihrer Kollegin voller Stolz erzählt, wie sie ein Pferd blutig gedroschen hat als es nicht gehorchte.

So große Tiere. Eingepfercht in kleinen Boxen. Warten darauf, dass ein Mensch kommt, den sie dann herumtragen sollen, während er ihnen im Maul herumzerrt. Da bin ich raus. Bei schönem Wetter unterwegs sein konnte ich auch auf dem Fahrrad, Mofa oder Motorrad. Günstiger im Unterhalt und im Winter einfach einzumotten.

Meine Position begann ich zu überdenken, als ich letztes Jahr im Yukon ankam. Die Pferde auf der Ranch waren im Winter nicht angebunden oder eingezäunt. Sie wurden einmal am Tag mit Heu gefüttert, konnten aber machen, was sie wollen. Da habe ich zum ersten Mal wirklich Kontakt zu einem Pferd aufgenommen, obwohl ich ja schon öfter auf welchen saß. Das rotbraune Pferd Kluane und ich. Vor dem Frühstück bin ich spazieren gegangen, da sind wir uns begegnet. Wir haben uns angeglotzt. Für ne halbe Stunde. Und wir mochten uns irgendwie. Das war schön. 🙂

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Ein dicker Muskwa waelzt sich im Schnee.

 

Dann habe ich ne Art Pferdeflüsterer kennen gelernt und anschließend geheiratet. Bevor er mich im Herbst 2015 in Deutschland besuchen kam, wollte ich also ein bisschen Reiten lernen. Mein Ziel war es, bei einem gemeinsamen Reitausflug nicht zu sterben. Was mir bis jetzt auch gelungen ist. Allerdings muss ich sagen, dass mir das Reiten doch sehr technisch vorkam. Du möchtest galoppieren? Kein Problem, sitze einige Schritte im Trab aus, während du das eine Bein nach hinten an den Pferdehintern bringst, ganz leicht mit einer Hand an den Zügeln zuppelst und dabei mit den Hüften das Pferd rhythmisch antreibst.

Hallo? Das Vieh hat Ohren! Warum kann man nicht einfach miteinander reden wie in jeder funktionierenden Beziehung auch?

Meine Feuerprobe habe ich dann auf Sankt Peter Ording irgendwie überstanden. Ich habe den zweistündigen Strandausritt gebucht. „Wie reit-erfahren muss man dafür sein?“ „Wir galoppieren mehrere Kilometer im Watt am Stück. Sie müssen das Pferd in allen Gangarten sicher beherrschen können. Nur für erfahrene Reiter!“ „Okay, buche ich.“ Ich hatte bis zu dem Telefonat zwar nur kurz an der Lounge galoppiert und noch nie frei aber ich dachte mir, wenn neunjährige Mädchen das können, kann ich das doch wohl auch.

Ich bin nicht gestorben und noch nicht mal unfreiwillig abgestiegen. Aber Spaß geht irgendwie anders. Komischerweise hatte Tyrel auch keinen großen Spaß an der Tour. Er mochte die Pferde nicht, die Sättel und die Gangarten waren auch nicht sein Fall.

Hier im Yukon habe ich bislang noch keinen Pferdestall gesehen. Alle Pferde stehen draußen rum. Deb hat insgesamt sieben Stück, wovon drei zur Zeit auf dem Grundstück sind. Als ich sie gefragt habe, ob sie Pferde mag, sagte sie, sie mag die Möglichkeiten, die sie einem bieten. Tagelang mit Gepäck in die Berge reiten um von einem Basiscamp Schafe jagen zu gehen. Pferde können hier in Gebiete vordringen, wo kein Zweirad oder Quad hinkommt. Dementsprechend werden sie auch trainiert: als ruhige Lastenträger und verlässliche Reitpferde, als Arbeitsmittel und nicht so sehr als Hobby.

Die übliche Gangart ist Schritt, weil das Gelände meist unwegsam ist, uneben und voller Hindernisse. Wenn ich loswill, mache ich das „kissing noise“. So als würde man Baby Enten anlocken wollen, nur ohne Brot. Normalerweise geht das Pferd dann los. Wenn es nicht losgeht, mache ich das Geräusch nochmal, zusammen mit ganz leichtem Druck meiner Fersen.

Was ich bis jetzt verstanden habe vom Reiten hier:
1. Bleib ruhig. Pferde sind potentiell nervös, da ist es gut wenn einer ruhig bleibt.

2. Gib dem Pferd so wenig Reize wie möglich. Wenn man es einmal angetrieben hat, sollte es theoretisch so lange von alleine laufen, bis man es stoppt.

3. Setz dich durch. Das Pferd muss merken, dass du der Chef bist, sonst macht es, was es will. Wenn du also links am Baum vorbei gehen wolltest und das Pferd den rechten, einfachen Weg einschlägt, dreh zur Not dreimal um, bis es da lang geht wo du willst.

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Nein, meine Beine schleiffen nicht auf dem Boden… ganz klarer Perspektivenfehler.

Damit könnte ich keinen Blumentopf gewinnen und wahrscheinlich noch nicht mal das Miniatur-Hufeisen. Aber es reicht aus, um damit ohne Sattel durch den Busch zu reiten. Sitzheizung inklusive 🙂

Seit ein paar Tagen ist ein neues Pferd hier angekommen. Sie ist etwa ein Jahr alt und hat noch keinen Namen. Ich wollte sie Latex nennen aber der Name konnte sich bislang komischerweise noch nicht durchsetzen. Deb will sie trainieren und dann Freunden als Dankeschoen fuer deren Kinder schenken.

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Latex – sie ist schliesslich ein Paint Horse!

Die letzten Tage sind die Temperaturen doch wieder winterlich geworden. Beste Zeit, um eine mehrstuendige Wanderung bei -17 Grad zu unternehmen. Die Fluesse geben sich Muehe, sich gegenseitig beim Eisskulptur entwerfen zu uebertreffen. Und Vaeterchen Frost hat mir meinen ersten richtigen Yukon-Maskara verpasst diese Saison!

Tyrel praktiziert weiterthin seine erworbenen Deutschkenntnisse. Als wir letztens an einem Campingplatz mit Klohaeuschen vorbeigewandert sind, rief er ploetzlich:

„Hier ist ein Kampplatz! Mit eine Scheiss-Stuhl!“

Und auch den logischen Aufbau der deutschen Sprache versteht er anscheinend besser als ich selbst. Als ich heute morgen dicke Fausthandschuhe anprobierte, kommentierte er dazu: „Das ist kein Handschuh. Das ist ein Handstiefel!“ Dass er Muetzen gerne als „Kopfschuh“ bezeichnet, ist selbstverstaendlich.

Zum Schluss noch ein erklaerendes Bild, warum denn das schmackhafte Grouse in Deutsch auch Rauhfusshuhn genannt wird. Im Sommer tatsaechlich nur rauh, laesst das Huehnchen im Winter noch zusaetzlich Federn an den Fuesschen wachsen. Wie auch immer, das naechste Abendessen ist gesichert. 🙂

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# LiebsterAward

Hey!

Ich habe diesen Blog gestartet als Ersatz fuer eine Rundmail mit Bildern, die wohl einige Postfaecher gesprengt haette. Aber jetzt ist was Irres passiert. Ich wurde fuer einen Award nominiert, weil es anderen Bloggern wohl ganz gut gefaellt, wenn ich fuer sie friere und die Bilder hochlade 😉

Die Bloggerin samybee berichtet auf ihrem Blog familiendinge ueber den Familienalltag inklusive Katze und Sprachkurs in ihrer neuen Heimat auf Zeit Polen. Und das witzig und spritzig geschrieben und fleissiger als ich (was auch daran liegen kann, dass sie kein Internetcafe zum Bloggen benoetigt 😀 ).

Jetzt muss ich nur noch ihre 10 Fragen beantworten und neue Blogger fuer den Award nominieren und ihnen Fragen stellen. Lasset die Spiele beginnen!

Meine Antworten auf samybees Fragen:

1. Warum hast Du angefangen zu bloggen? Wie lange bloggst Du schon?

Es fing an, als ich beschloss Auszuwandern und die meisten Leute daraufhin entgegneten: „Du musst mir Bilder schicken!“ Da fand ich es eleganter, die ganze Suppe ins Netz zu laden, damit ich keine Postfaecher zumuelle bei Leuten, die es mittlerweile gar nicht mehr interessiert.

2. Erzählst Du in Deinem Umfeld, dass Du bloggst? Warum ja oder nein? Wie sind die Reaktionen?

Ich erzaehle es, wenn es sich ergibt. Meistens, wenn jemand Deutschsprachiges aus meinem Dunstkreis entschwindet und sich die Frage stellt, wie man in Kontakt bleibt. Die Reaktionen waren bis jetzt so „Cool, ich guck mal rein.“.

3. Guckst Du ab und zu in die Statistik? Welcher Punkt interessiert Dich dabei am meisten?

Ich habe letztens entdeckt, dass es eine Grafik gibt, die zeigt, aus welchem Land auf meinen Blog geguckt wurde. Jeweils zwei Aufrufe kamen aus Indien, Israel und Island.

4. Wie findest Du es, Deine Gedanken mit der Welt zu teilen? Hattest Du auch schon mal Zweifel daran?

5. Hattest Du schon einen anderen Blog, den Du eingestampft hast? Hast Du noch einen weiteren Blog?

Noe.

6. Fragst Du Dich auch machmal, ob dass was Du schreibst, wirklich jemand liest? Ob das echte Menschen sind? (Vielleicht zeige ich durch diese Frage aber auch nur, dass mein Kopf manchmal wirre Gedanken hat!)

Meist muss ich mich nur davon zurueck halten, meine Beitraege ein zweites Mal zu lesen. Dann denke ich mir naemlich meistens „Das ist ganz schoen daemlich und du selbst bist der einzige Mensch auf der Welt der das lustig findet“. Letztendlich ist es mir dann aber egal. Ist ja mein Blog. ^^

7. Hattest Du schon mal einen Troll, mit dessen Kommentaren Du auf Deinem Blog umgehen musstest? Wie bist Du damit umgegangen?

Angeblich hat der kanadische Aussenminister einen Kommentar hinterlassen. *hust* An der hinterlegten Email-Adresse konnte ich aber den Scherzkeks schnell entlarven und wir haben zusammen gelacht.

7. Bist Du noch in anderen Social Media mit Deinem Blog präsent (Twitter, Instagram, Facebook, …). Warum ja, warum nein? Wenn Du magst, ist das dich eine gute Gelegenheit, mal den Link zu posten…

Nein. Ich bin sonst nirgendwo angemeldet und deshalb mein Blog auch nicht.

8. Wie ist das Wetter heute bei Dir? Wie findest Du das? Und wie gehst Du heute damit um?

Als ich von meiner Nominierung erfahren habe, lag ich bei -5 Grad draussen im Schlafsack und habe unter freiem Himmel im Busch uebernachtet. Weil es warm genug dafuer war und ich es geniesse, so nah in der Natur sein zu koennen ohne einen Ueberfall im Stadtpark zu provozieren. Die Baeren schlafen schon und sonst tut mir hier keiner was.

9. Hast Du die Weihnachtsgeschenke schon? Warum ja, warum nein? Wann besorgst Du die Weihnachtsgeschenke? Schaffst Du es bis Heiligabend?

Keine Geschenke dieses Weihnachten, komplett stressfrei. 🙂 Ich schenke lieber dann, wenn ich etwas Passendes sehe und mir danach ist. Habe vor einer Woche eine Taschenkettensaege bestellt und freue mich schon, wenn ich meinen ahnungslosen Mann gluecklich machen kann. Gibt es auch in Deutschland bei Amazon.

10. Hast Du bei einem Blogbeitrag in letzter Zeit mal so richtig gelacht? Bei welchem? Bitte, bitte, bitte den Link posten!

Ja, gleich heute morgen, immer noch im Schlafsack im Busch (zum Glueck reicht das mobile Internet zum Emails lesen und mit genug Geduld auch zum Seiten angucken)! Lydia schreibt einen Blog ueber ihr Leben mit ihrer Blindheit. Bei einigen Situationen, die sie so erlebt, weiss man nicht ob man lachen oder sich aergern soll. Aber bei der Geschichte im letzten Absatz von Helfen oder lieber nicht konnte ich nicht mehr! xD

Meine Nominierungen:

handarbeit2016: Ein bunter Blog einer jetzt dreifachen Mama. Sie stellt neben Handarbeiten und Rezepten auch viele Gedanken zu Kindern und dem Alltagsgeschehen ins Netz. Und ich frage mich immer noch, wie sie das alles in einen 24-Stunden Tag gequetscht bekommt! 🙂

mydailypainting: Wie der Name schon sagt, Tag fuer Tag schafft es Marianne, ein Bild zu malen und auf ihren Blog hochzuladen. Mich fasziniert die Kontinuitaet und ich finde die Farbzusammenstellungen sehr schoen. Beruhigt mich irgendwie.

Und jetzt 10 Fragen an euch:

  1. Was ist deine schoenste Kindheitserinnerung?
  2. Welche Jahreszeit magst du am liebsten und warum?
  3. Wieviel Zeit verbringst du am Tag mit der Pflege deines Blogs?
  4. Was ist deine Einstellung zu Kaese? (sehr wichtige Frage! 😉
  5. Was hat dich zuletzt nachdenklich gestimmt?
  6. Moechtest du mit deinem Blog etwas Bestimmtes erreichen oder befreit es dich einfach?
  7. Was ist das beste daran, eine Frau zu sein?
  8. Was ist deine Lieblingsbeilage zum Essen?
  9. Hast du ein Ritual vor dem Zubettgehen?
  10. Tee oder Kaffee – was haelt dich munter?

 

Und zum guten Schluss noch die Regeln des #liebster Award:

Der Liebster Award ist eine Blogartikelserie, in der sich Blogger gegenseitig Fragen stellen und weitere Blogs mit neuen Fragen nominieren. Das Ziel ist die Vernetzung untereinander und die Leser können so mehr über den Blogger und seine Beweggründe erfahren.

1. Verlinke die Person, die dich nominiert hat

2. Beantworte die 10 Fragen die dir gestellt wurden

3. Nominiere 5 Blogs (oder weniger), die weniger als 200 Follower haben und mach sie darauf aufmerksam, dass du sie nominiert hast

4. Erstelle 10 (eigene) Fragen für die Nominierten

 

Der Fluch des Bison

Manchen Tag ist es warm hier, um den Gefrierpunkt herum. In der Sonne schmilzt der Schnee im Tal für eine kurze Zeit, bevor wieder neuer fällt. Nur die Berge bleiben mit Schnee bedeckt. Wenn ihnen zu kalt wird, ziehen sie sich einfach eine kuschlige Wolkendecke über den Kopf und träumen vom kurzen Sommer.

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James bearbeitet zur Zeit einen ca. 100 Kilo schweren Stoßzahn eines Mammuts. Dann wird er eine Box und einen Halter dafür bauen und es an den Käufer verschicken. Er wird nur für seine Arbeit bezahlt, hat das Zähnchen nicht zufällig irgendwo gefunden. Zwei fragwürdige Gestalten haben es ungesichert auf der Ladefläche des Pickups die sechs Stunden Autofahrt von Dawson nach Whitehorse transportiert. Ziemlich mutig für eine 20.000$ teure Fracht.

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Auf dem Woodlot nichts Neues. Und irgendwie doch, sieht es doch jedes Mal anders aus. Mit der Zeit entwickle ich einen anderen Bezug zu Holz. So viele verschiedene schöne Farben kann es haben. Bei meinem gestrigen Spaziergang musste ich die Wurzel eines verrottenden Baumstumpfes einfach dokumentieren.

Am Wochenende waren wir auf Bison-Jagd. Nachdem die Wald-Bisons fast ausgerottet waren, wurden in den Achtzigern hier 23 Tiere ausgewildert. Heute ist die Population mit 1700 Bisons alles andere als bedroht. Vielmehr gibt das Umweltamt an, dass zu viele Wiederkäuer durch den Yukon streifen. Nicht viele Leute machen auch auf die Jagd, denn die Bisons verstecken sich gern im Wald oder auf Bergen weitab jeder Straße oder Zivilisation. Und wenn man dann eins geschossen hat, steht man dann da mit bis zu 450 kg Fleisch ohne Knochen und muss das irgendwie zerteilen und nach Hause schaffen.

Es winken hohe Strafen für denjenigen, der verwertbare Teile eines geschossenen Tieres zurücklässt. Verschwendung jeder Art ist verboten. Auch muss man das Tier respektvoll behandeln. Wer dabei erwischt wird, seinen erlegten Elch mit Hasenohren für ein Bild zu dekorieren kommt genauso in Schwierigkeiten wie jemand, der ihm blöde Spitznamen gibt. Kein Scherz. Und das finde ich auch gut so. Wenn ein Tier sein Leben für einen gibt, sollte man besser respektvoll handeln und nichts verschwenden.

Zurück zum Bison: Nach vier Stunden Autofahrt sind wir zu einem Campingplatz mitten im nirgendwo, aber jedenfalls in den Bergen, gelangt. Den ganzen Tag haben wir mit einem Freund von Tyrel im Truck verbracht und sind umher geallradet. Immer wieder aussteigen, umherlaufen und Ausschau halten. Letztendlich sind die beiden Waffenträger nicht fündig geworden. Ich hingegen schon. Ich habe schöne Fotos geschossen von den einsamen Landschaften, die sich mir aufgetan haben. Also bin ich durchaus zufrieden mit meinem Jagdglück. 🙂

Am Abend zurück beim Camp ging es Tyrel gar nicht gut. Er hat sich erkältet und wollte nur schlafen. Also haben sein Freund und ich schnell ein Camp aufgebaut und Feuer entzündet und Tyrel konnte seinen 13 stündigen Schlaf antreten.

Ich war weniger gesegnet, um Mitternacht wünschte ich mir sehnlichst einen Katheter zur Hand. Doch es nützt ja alles nichts, raus aus dem Daunenschlafsack, rein in die eisige Realität eines bedürftigen Uro-Genital-Traktes. Das Feuer war mittlerweile erloschen und wir schliefen unter einer Plane. Morgens waren es dann frische -8 Grad Celsius. Anscheinend nichts, wofür man hier ein Zelt benötigt. Aber ich will mich nicht beschweren, immerhin war ich noch nicht mal erkältet, ganz im Gegensatz zu Tyrel.

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Als er endlich von der Totenruhe erwachte, stopfte ich ihn in den Truck mit unseren restlichen Sachen und fuhr zurück nach Whitehorse. Wir stoppten im Real Canadian Superstore um Medikamente zu kaufen. Apothekenpflicht gibt es hier nämlich nicht. Von Hustensaft über Schmerzmittel zu der Pille danach steht hier alles im Supermarktregal. Nur für Antibiotika und sonstiges braucht man ein Rezept. Damit geht man zum Pharmazie-Tresen im Supermarkt und bekommt ein Plastikdöschen mit den verschriebenen Pillen mit nach Hause.

Aber nicht in unserem Fall. Bestens ausgestattet gegen alles was so eine echte Männergrippe ausmacht, ging es in den Trailer, wo ich eine anfing, eine schöne Hühnersuppe zu kochen. Ich erinnerte mich an den Ausspruch einer ehemaligen Nachbarin von mir:
„Lieber zwei kranke Kinder als einen kranken Mann!“
Aber mein Mann war gar nicht so wehleidig wie ich es aus früheren Beziehungen kenne. Er schlief und hustete einfach abwechselnd für zwei Tage, bis er wieder den Trailer verlassen konnte. Das lobe ich mir 🙂

Apropos Essen: Letzte Woche packte mich die Sehnsucht nach ner guten alten Currywurst Pommes. In meinem Berufsleben war Donnerstag Currywursttag. Und jetzt brachte ich schon unzählige Donnerstage völlig ohne Phosphatschwengel zu. Also galt es zu improvisieren.

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Eine dicke Knoblauchwurst wurde geachtelt und frittiert, während Süßkartoffel-Pommes im Backofen schmorten. Nur noch Ketchup mit Curry mischen und warm machen und schon erhält man eine kanadische Imprurry-Wurst. Geschmeckt hats gut. 🙂

Ent-Baer-ung trotzt der Kaelte

Alle bereiten sich auf den Winter vor. Auch wenn wir fuer meine Begriffe schon mehr als drin sind. Heute morgen zeigte das Thermometer vor dem Trailer gerade mal -15 Grad Celsius. Und der Schnee bleibt einfach da liegen, wo er hingefallen ist. Genau wie eine Schnapsleiche am Vatertag.

Letztens habe ich wieder Fuchs Louie besucht, den ich im Sommer gefuettert habe. Auch er hat in der Zwischenzeit seinen dicken Pelzmantel aus der Gaderobe gekramt. Waehrenddessen haben wir eine Balkenkostruktion um den Trailer gebaut und sind fast fertig mit der Plastikeinhausung. Bevor wir es ganz dicht machen, wollen wir allerdings eine Tuer einbauen – besser is das.

Auf dem Woodlot wurde erneut eine Menge Holz geschlagen. Immer noch bin ich fasziniert, wie unterscheidlich die Gegend jedes Mal aussieht. Dieses Mal stark bewoelkt, was sich als Eiskristalle an den Baeumen niedergeschlagen hat. Irgendwie bezaubernd.

In der Freizeit lassen wir uns immer noch fuer Spaziergaenge begeistern. Dieses Mal haben wir versucht, einen bestimmten Trail zu einem See zu finden. Dazu mussten wir teilweise auf einen anderen See gehen. Natuerlich erst nach ausreichender Pruefung der Eisdicke und genug Sicherheitsabstand zueinander. Den Spuren zufolge sind schon reichlich Luchse, Kojoten und Woelfe auf den Geschmack einer trockenen Seeueberquerung gekommen.

Endlich haben wir auch den Schwarzbaeren vom Gerber abgeholt, den Tyrel letztes Jahr geschossen hat. Der Schaedel wurde auch praepariert und ueberraschte mich mit seltsamen Zahnformationen auf der unteren Kauleiste neben den Reisszaehnen. Am besten gefaellt mir allerdings der leicht zerknautschte Gesichtsausdruck des Baeren.

Das beste an den kalten Temperaturen ist aber immer noch das Aufwaermen. Gleich werde ich mich in den Pool der ortsansaessigen heissen Quellen bequemen, bis ich gar gekocht bin. Und wenn ich Glueck habe, zeigen sich ein paar Nordlichter am abendlichen Himmel. Was will man mehr? Mir faellt nicht viel ein (bis auf Kaese).

So soll es sein. 🙂