Gestern hat es sich ausgeholzt für die Saison. In den letzten Wochen war ich ein fester Bestandteil in Debs Woodlot. Es war schön, zu helfen, etwas zu tun zu haben und sich an der frischen Luft körperlich zu betätigen.
Nun etwas Holzstatistik:
Ich habe etwa 20 Cord Holz bewegt. Das entspricht, handelt es sich um getrocknete Fichten und Kiefern aus Kanada, etwa 50 Tonnen.
Bei der meist bestellten Länge, 16 Zoll, befinden sich in einem Cord ca. 500 Holzblöcke mittlerer Größe. Das bedeutet, ich habe 10.000 Holzblöcke bewegt. Im Durchschnitt habe ich jeden Block zwei- bis dreimal angefasst, bis er geladen war und jeden zweiten habe ich entladen. Das entspricht einem Handling von 30.000 Blöcken.
Zurückgekommen auf das Gewicht ist das ein Bewegen von 150 Tonnen. Das daraus resultierende durchschnittliche Gewicht eines Blocks erscheint mit fünf Kilogramm plausibel.
Leider sitzen meine Hosen immer noch genauso eng wie vorher. Durch die körperliche Arbeit habe ich nämlich einen mehr als gesunden Appetit entwickelt. Oft habe ich mich unmittelbar vor dem Zubettgehen komplett sattgegessen, nur um acht Stunden später hungrig aufzuwachen. Aber wenn mein Körper den Brennstoff braucht, kann er ihn gerne haben. Essen ist schließlich eins meiner liebsten Hobbys! Und die ein oder andere Fettreserve wird bestimmt nicht schaden, um warm durch den Winter zu kommen. 🙂
Deb hat jetzt vier Tage Zeit, um sich ein bisschen zu entspannen und dann vorzubereiten. Dann fährt sie nach Alberta, um dort für drei bis vier Monate Bäume für die Regierung zu fällen und zu verbrennen. Der treffende Name dazu lautet Fall and Burn. Die Gebiete wurden bereits abgesteckt und die zu fällenden Bäume markiert. Jetzt müssen sie nur noch von zertifizierten Kettensägen- und Holzfällerexperten umgelegt und verbrannt werden.
Die auserwählten Bäume sind größtenteils stark von Borkenkäfern befallen. Indem man die Bäume fällt und verbrennt, versucht man, die Ausbreitung zu verhindern und die Brandlast des Waldes zu mindern. Wie es aussieht, wenn ein richtiger Waldbrand in Alberta wütet, konnte man leider vor einem dreiviertel Jahr in den Nachrichten verfolgen. Und wenn der erstmal richtig in Gang gekommen ist, hilft auch leider die beste Forstpflege nicht weiter.
Deb wird also das komplette Tageslicht der nächsten Monate dafür nutzen, mit ihrer Kettensäge Bäume zu fällen. Ihr Partner bewegt und verbrennt die Bäume anschließend. Und zum Schluss kommt ein Kontrolleur vorbei, der die Anzahl der korrekt gefällten und verbrannten Bäume zählt. Denn bezahlt wird pro Baum.
Amüsant fand ich Debs Antwort auf die Frage, was ihr Partner denn den Rest des Jahres über beruflich macht. Er pflanzt Bäume in ganz Kanada. Es gibt nämlich strikte Auflagen für das korrekte Aufforsten von gefällten Waldgebieten. Und jede Menge junge Leute, die sich unzählige Setzlinge um die Hüften schnallen und bergauf, bergab marschieren, während sie einen Baum nach dem anderen pflanzen.
Für mich bleibt also nur, mich nach weiteren Projekten umzusehen, während ich noch nicht arbeiten darf. Das Leben ist kurz und spannend. Und es gibt noch eine Menge zu entdecken für mich in diesem großen, weiten Land. 🙂
Tyrel zeigt mir regelmäßig das Potenzial der deutschen Sprache auf. Denglisch geht auch andersrum. Wir sprechen über Spione. Sein Kommentar:
„Ooh, ich habe Spion studiert. Ich arbeite jetzt unter Decke!“ Endlich mal ein deutsches Wort für undercover. Und viel gemütlicher als verdeckt oder in geheimer Mission.
Wer sich jetzt fragt, wie man sich am besten einen geistreichen Kanadier angelt, werfe einen Blick auf folgende Abbildung.

Bei dem schoenen Angelhaken beisst jeder Kanadier an!