Monat: Oktober 2016

Holziger Winter in Hyrule

Noch mehrere Male habe ich inzwischen Deb geholfen, Holz zu machen. Es ist schoen, den Koerper zu benutzen und er dankt einen dafuer. Ausserdem ist es irre, so viel draussen zu sein. Das Wetter ist jedes Mal anders. Zuerst haben wir im Schnee angefangen zu schaffen und am Ende des Tages war fast alles geschmolzen. Und beim naechsten Mal hat es die ganze Zeit geschneit.

Besonders gut gefaellt mir natuerlich die Mittagspause. Damit man nicht zu kalt wird, mit Lagerfeuer. Und Sandwiches zum Grillen, wenn alles super passig ist. 🙂

Die letzten paar Tage hat es geschneit. Bei den Temperaturen von – 6 bis – 10 Grad Celsius bleibt er auch liegen. Aber er ist ganz glitzer-puderig und ueberhaupt nicht fuer Schneeballschlachten oder Schneemaenner gemacht. Er sieht eher so aus, als sei er Deko-Schnee aus dem Bastelladen. Und er ist auch genauso dekorativ. Keiner weiss so recht, ob der Schnee jetzt liegen bleibt oder nochmal wegtaut. Aber man muss es eh nehmen, wie es kommt. Daher ist es gut, so oder so.

Wie man auf den Bildern sieht, sind schon die ersten Pfosten ueber dem Trailer gekreuzt. Heute oder morgen moechten wir das Projekt beenden und uns einmotten. Das wird helfen, die Waerme besser zu halten und die Batterie wird hoffenltich weniger schnell entladen. Immerhin wird der Propan-Kuehlschrank mit Batterie-Strom angesteuert.

Auf einem meiner letzten Spaziergaenge war ich mit meiner .22 im Busch unterwegs. Vielleicht springt ein leckeres Grouse aus dem Busch und ich hab ein klasse Abendessen. Stattdessen hoere ich etwas Grosses sich aus dem Baum erheben und Flapp flapp flapp sich einen anderen Sitzplatz suchen. Leider hatte ich nur meine Handzkamera dabei. Aber mich betrachtete neugierig ein echter Nordamerikanischer Uhu.

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Hier heisst der Uhu „Big Horned Owl“, also grosse gehoernte Eule. Die Federohren bzw. -hoerner kann man gut erkennen.

Als ich das letzte Mal so einer Eule gegenueberstand, spielte ich The Legend of Zelda – Ocarina of Time. Ich ueberlegte also, diese Eule anzuvisieren und dann den A-Knopf zu druecken. Allerdings wurde mir bewusst, dass ich mich dieses Mal nicht in einem RPG sondern einem Ego-Shooter befand und keine Fee zur Hand hatte. Das Betaetigen des A-Knopfes wuerde mir also keinen guten Ratschlag geben, sondern ein schlechtes Gewissen und eine illegale tote Eule.

Also starrten wir nur ein wenig, bis ich mich wagte, einen Schritt auf sie zuzugehen. Das war ihr dann doch zuviel Intimitaet und sie flappte hinfort. Wahrscheinlich zu Leuten, die besser vorbereitet waren und wenigstens ein N64-Pad mit sich tragen. Oder eine Fee in der Flasche.

Gefreut habe ich mich trotzdem ueber die Begegnung. 🙂

Mehr Holz vor die Hütte, der Winter kommt!

Die letzten Tage waren sehr vom herannahenden Winter gepraegt.

Zuerst haben wir einen Anhaenger voller Holz geliefert bekommen. Deb hat bei Freunden das Grundstueck von Totholz befreit. Da es sich groesstenteils um dickere Aeste gehandelt hat und es teilweise schon etwas angerotten ist, hat sie auf unsere Ofenlaenge geschnitten und uns einfach geschenkt. Da lag dann also ein ziemlicher Holzhaufen vor unserem Trailer rum.

Tyrel war schon auf der Arbeit, als Deb mit dem Anhaenger kam. Also haben wir es zusammen abgeladen und sie ist wieder gefahren. Das Holz wollte ich gerne haben aber bitte irgendwie… ordentlicher. Wie kann man es am besten lagern? Vielleicht zwischen den Baeumen? Auf jeden Fall nach Groesse geordnet, die dickeren Staemme zum Spalten und die duenneren Aeste kommen so in den Ofen.

Das Tageswerk war also klar und wurde auch umgesetzt, Scheit fuer Scheit.

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Bei so viel Ordnung fehlt nur noch der Gartenzwerg, um es perfekt zu machen. Das nordamerikanische Aequivalent dazu ist allerdings ein rosa Plastikflamingo im Garten. Und selbst den konnte ich im Canadian Tire noch nicht entdecken.

Gestern dann haben wir einen Tag damit verbracht, Deb auf ihrem Woodlot zu helfen. Ein Woodlot ist ein von der Regierung dir freigegebenes Gebiet, das zur Holzgewinnung dient. In diesem Fall handelt es sich um ein ehemaliges Waldstueck, dass vor ca. 8 Jahren einem Waldbrand zum Opfer gefallen ist. Es gibt aber auch Gebiete, denen Kaefer den Garaus gemacht haben. Jedenfalls stehen da ne Menge tote Baeume rum und das Land gehoert der Regierung. Und die gibt es gegen eine geringe Gebuehr an Personen zur Holzgewinnung. Waere ja schliesslich schade, wenn das Holz einfach so verrottet. Allerdings muss man pro Jahr mindestens 20 cord ( = 72,5 Raummeter) Holz entfernen, sonst wird das Gebiet jemand anderem zugesprochen. Bei einem Verkaufspreis von mindestens 200 $ pro cord gar nicht so schlecht das Geschaeft. Wenn man Spass dran hat und mit einer Kettensaege umgehen kann. Deb ist professionelle Baumfaellerin, daher ideal!

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Wir haben also einen Tag lang Scheite zu diversen Anhaengern und Ladeflaechen geschleppt und da gestapelt, während Deb Bäume fällt und Stücke nach Kundenwunsch schneidet. Als alles voll war, haben wir noch 11 lange schmale Baeume umgemacht, mit denen wir eine Art Zelt um unseren Trailer bauen wollen, um eine warme Isolationsschicht dem ernsten Winter entgegensetzen zu koennen. Immer wenn ein Baum fiel, wurden wir vorher gewarnt. Aber die angesagte Richtung hat in jedem Fall gepasst, auch wenn es manchmal nur ein enger Korridor war.

Doch irgendwann wurde es mehr als maikühl und wir fuhren einen Anhänger ausliefern und dann nach Hause. Nur die kleine Hündin Keech konnte dem Bodenfrost entgegen.

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Heute hat es leicht angefangen zu schneien und so weit auch noch nicht aufgehört. Die letzten Nächte sind die Temperaturen schon auf gefühlt weniger als -10 Grad Celsius gefallen. Und endlich habe ich ein Thermometer an einen Baum geschraubt, um es nicht nur zu fühlen, sondern auch zu sehen.

Der erste Unterschied: Die Leute scheinen ganz normal Auto zu fahren, trotz des Schnees. In ähnlichen Bedingungen musste ich schon mal den ganzen Weg zur Arbeit mit 30 km/h Spitzengeschwindigkeit meistern. Aber wir Deutschen sind Schnee auch nicht so sehr gewöhnt wie die Yukoner. Und so lange man heile ankommt, darf man gern auch vorsichtig fahren. ☃❗🚗🚕🚙🚚

Eins noch zum Thema Essen: Eigentlich bin ich nicht so der Nudelfan, es sei denn sie sind mit Steinpilzen gefüllt und schwimmen in Vier-Käse-Sahnesoße. Aber sie waren hier und mussten weg und ich wollte das beste draus machen.

Schließlich habe ich mit Mehlschwitze und Milch eine Soße angerührt, sie mit geräucherter Paprika, Senf und Steakpfeffer gewürzt und ab mit den kleinen gekochten Macaroni und reichlich Käse in eine Auflaufform. Brotreste in Würfel schneiden und anrösten und ab in den Ofen.

Mjam. Dazu gab es Möhren, Zwiebeln und Schwarzbärenfleisch. Man muss es sich auch mal gut gehen lassen.

Markenuebertragung

Manchmal gehe ich durch die Stadt und ueberlege mir, wie die normalen Szenen von hier im deutschen Kontext wirken wuerden. Es folgt eine kurze Markenuebertragung um die Gedankenspiele zu verdeutlichen.

 

  1. Jiffy Lube

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Einer von drei Oelwechseldiensten in Whitehorse. Man faehrt hin, laesst abschmieren und faehrt wieder. Sonst machen die nichts. Hier sind Oelwechsel hoch geschaetzt und ob der winterlichen Temperaturen wechselt so mancher Autobesitzer im Herbst die Oelsorte zu einer mit niedrigerer Viskositaet.

Wenn in Deutschland ein ausschliesslicher Oelwechseldienst aufmachen wuerde, wuerde ich mir als erstes denken „Lohnt sich das? Koennen die nichts anderes? Scheint nicht sehr kompetent zu sein.“ Der uebersetzte Name „Ruckzuck Schmiermittel“ hilft uebrigens auch nicht weiter.

Wir haben unseren Oelwechsel selbst durchgefuehrt, ruckzuck hin oder her.

 

2. Canadian Helicopters

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Wie der Name sagt. Kanadische Helikopter. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Analogie waere hier Deutsche Helikopter. Kein freundlicher gelber ADAC-Rettungshubschrauber, nein ein deutscher Helikopter. Er ist deutsch. So deutsch, dass er immer fuenf Minuten zu frueh abhebt. So deutsch, dass er einen Beschwerdeknopf eingebaut hat, falls man beim Rundflug Herrn Schulz beim Rasenmaehen von 13 bis 15 Uhr beobachtet. Es ist schliesslich Mittagsruhe, wie in der Geraete- und Maschinenlaermschutzverordnung klar geregelt!!!

Aufgrund des Namens ist in nicht zu langer Zeit eine Intervention von Hans-Christian Stroebele zu erwarten, der die Hubschrauber oeffentlich diskreditiert, da ihn dieser Nationalstolz doch stark an die Nazizeit erinnert. Daraufhin verfuenffachen sich die Rundfluege ueber Sachsen.

 

3. Canadian Living

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Eine Zeitschrift, die der kanadischen Hausfrau hilft, die Familie mit den neusten Rezepten und Ratschlaegen zusammenzuhalten.

Der Gegenentwurf dazu: Deutsches Leben.

Finn Luca bringt eine Fuenf nach Hause in Werte und Normen. Thema Wahrnehmung und Vorurteile. Und dass, obwohl ihm sein Vater den Abend vorher noch eingepraegt hat, dass Vorurteile nur Verallgemeinerungen sind. Und Verallgemeinerungen sind generell falsch. Alle.

Also bekommt Finn Luca fuer eine Woche Internetverbot, damit er sich besser konzentrieren kann. Am Abend sieht der Arme aber so geknickt aus, dass sich alle einig sind, er habe seine Lektion gelernt. Er bekommt den WLAN-Zugang und ein Happy Meal von McDonalds, allerdings mit Apfelschnitzen statt Pommes. Strafe muss sein.

 

Und hier mein ungeschlagener Liebling:

4. Canadian Tire

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Eine Institution in Kanada. Sie nennen es General Store und es ist eine Mischung aus Baumarkt, ATU, Waffengeschaeft, Supermarkt und Haushaltswarengeschaft mit angeschlossener Autowerkstatt. Wenn man auf der Einkaufliste Motoroel, Farbe, Schrotflinten, Einmachglaeser, Reifen, Kuechenwaage, Katzenwaage und Schlafsack stehen hat: hier bekommt man alles. Und kann nebenbei noch den Keilriemen wechseln lassen, was bei jiffy lube ja leider nicht moeglich war.

 

Ich wollte nicht voreingenommen sein bei meinen Assoziationen zu „Deutscher Reifen“. Daher habe ich einfach die Google-Bildersuche bemueht und wurde nicht enttaeuscht. Das dritte Bild in der zweiten Reihe bestaetigte die schlimmsten Befuertungen.

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Das Bild ist am 31. Mai 1943 aufgenommen worden und traegt den Titel „Bukarest: 1. Staatsjugendtag, Bund Deutscher Mädchen, Reigen mit Reifen, Kreis, von oben“. Ein typischer deutscher Reifen(-Reigen) halt.

Ich fuerchte, es wird nie einen General Store in Deutschland geben…

Hausfrauenalltag à la Kanada

Endlich ist er da, lange habe ich auf ihn gewartet: Der Alltag.

Tyrel fährt zur Arbeit und der Trailer steht nicht mehr in einer Hauseinfahrt. Und ich? Realisiere, dass ich jetzt sowas wie eine Hausfrau bin. Naja, besser gesagt Trailerfrau.

Ich würde lieber arbeiten gehen, so viel steht fest. Aber solange die Arbeitserlaubnis auf sich warten lässt, hilft auch rumsitzen nichts. Der Tag möchte mit etwas Sinnvollem gefüllt werden.

Die letzte Woche über brach Tyrel um 9:30 h zur Arbeit auf. Nach der täglichen Körperhygiene (heißes Wasser plus Handtuch) fühlt man sich so frisch, dass es losgehen kann.

Ich trete also vor die Tür und stehe im Wald. Unter ein paar Fichten haben wir Baumstämme gelagert. Erst schaue ich mir die Stämme genauer an: Welcher ist schön groß aber nicht so schwer, dass ich mir mein Kreuzdarmbeingelenk zum Feind mache? Der erwählte Stamm wandert dann in die Sägeposition. Auf Englisch sagen wir saw horse, Sägepferd zu dem Gestell. Auf Deutsch habe ich keinen blassen Schimmer.

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Als nächstes greife man sich eine Handsäge, Modell Standesamt, und säge den Stamm in ofengerechte Stücke. Das dauert ziemlich lang und während des Sägens meldet sich mein Magen. Also wandere ich nach dem ersten Stamm zurück in den Trailer und esse Frühstück/ Mittag/ was auch immer. Reste von gestern, Bagels, Bananen, alles was reizt.

Frisch gestärkt wird weitergesägt. So lange, bis ich einigermaßen zufrieden bin mit dem zusammengesägten Haufen und wirklich keine Lust mehr habe. Dann kommt die Axt ans Werk.

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Axt greifen, breitbeinig hinstellen, zielen, durchziehen. Und das immer, immer wieder. Wir brauchen zwei Arten Feuerholz. Relativ dicke Stücke, die aber noch schön in den Ofen passen und winzig kleine Splitter zum Anfeuern. Das bedeutet viel, viel Hacken.

Nach ungefähr der Hälfte verliere ich die Motivation. Ich gehe in den Trailer und heize den Ofen an. Aus dem Wasserkanister fülle ich unsere Emaillie-Kanne und stelle sie zum warm werden auf den noch kalten Ofen. Dann habe ich wieder genug Motivation zum Weitermachen.

Ist alles Holz in einer der gewünschten Größen verhackt, stapele ich es zwischen zwei Bäume oder, falls Platz, in den Trailer.

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Inzwischen habe ich warmes Wasser und einen warmen Trailer. Zeit für den Abwasch von gestern. Eine kleine Plastikwanne zum Einweichen, Schrubben und darüber abspülen und eine andere zum Abtropfen lassen. Jetzt ist auch wieder Platz in der Küche und ich bekomme Lust zu kochen.

Einen Tag zuvor kam mein Mann von einem Spaziergang mit Schrotflinte nach Hause, kommt zur Tür hinein und hält mir etwas hin mit dem Wort „Ugh!“. Es waren zwei Grouse. Nein, wir heißen nicht Geröllheimer mit Nachnamen.

Nachdem ich das letzte Mal Grouse a la Anke zubereitet habe, wollte ich dieses Mal Sabines Rat folgen. Ich fertigte also jedem Grouse einen maßgeschneiderten Speckmantel und stellte sie in einer Pfanne auf den Ofen. Als mir das nicht reichte, karamellisierte ich Zwiebeln, würzte sie mit reichlich Knoblauchpulver und übergoss die Grouse damit.
Zeit, an eine Beilage zu denken. Was haben wir reichlich? Zwiebeln und Kartoffeln. Daneben noch Frischkäse, Milch und einer große Dose gestückelte Tomaten? Super, es gibt Gratin!

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Wenn alles so vor sich hinschmort, mache ich entweder noch einen Abwasch oder ich lese, schreibe, faulenze oder stricke. Oder ich gehe spazieren. Oder mache einfach, wonach mir ist. 🙂

Dann kommt auch schon bald Tyrel nach Hause. Manchmal gehen wir spazieren, fahren in die Stadt oder besuchen Deb und Jon. Oder jeder arbeitet an seinen eigenen kleinen Projekten. Oder ich mache noch einen Nachtisch?

In den letzten Tagen sind so reichlich Gerichte entstanden, unter anderem selbst fermentierter Kimchi, Cinnamon Buns (Zimtschnecken), Erdbeer Crumble, sowie aufgepeppte Versionen von gegrilltem Käsesandwich, Kartoffelpfanne, Chili oder auch mal Grouse im Speckmantel.

Beschweren kann und will ich mich nicht. Ich habe keinen Strom und kein fließend Wasser aber eine Menge Spaß. Und heute werde ich sogar duschen gehen! Bislang sah ich eine Dusche immer als notwendige Pflicht an aber hier ist es eine heiße Wohltat. Andere Zeiten, andere Sichtweisen.

Nur eins wird sich niemals ändern: Ins Internet gehören dämliche Katzenbilder!!!

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Camping Trip in den Winter

Es war soweit, Tyrel und ich haben unseren ersten Camping-Trip gemacht!

Leider sind wir erst relativ spaet losgekommen, hat aber nicht geschadet. Mit jeweils 40 Pfund Gepaeck auf den Ruecken ging es in die Berge, einige Stunden entweder durch angefrorene Suempfe, Weidenbuesche oder ueber Geroell. Jedenfalls immer bergauf und dem Schnee entgegen.

Je hoeher wir wanderten, desto mehr war der Boden von Flechten bedeckt. Sie lassen den Boden gelb-gruenlich geheimnisvoll leuchten.

Auch ein riesiger Wolf muss vor kurzem hier vorbeigekommen sein. Habe aber weder Brot, Wein, noch Rotkaeppchen gefunden. Sie bewundert wahrscheinlich seine grossen Koerperteile. So war das doch, oder?!

Schliesslich kamen wir nach einigen Stunden im Halbdunkeln an unserem Campingplatz an, etwas unterhalb des Passes nahe eines kleinen Flusses. Beim Zeltaufbau hat es gehagelt, geschneit und gestuermt aber kurz danach beruhigte es sich schon wieder. Noch nie habe ich meine Socken so qualmen sehen wie an diesem Abend, als ich die Gummistiefel ausgezogen habe (Ja, Gummistiefel. Ihr erinnert euch an die Suempfe, die es zu durchqueren galt?).

Tyrel hat schnell ein Feuer gemacht von dem Totholz, das wir ein paar Kilometer den Berg mit hochgetragen haben. Waehrend ich meinen neuen -40 Grad Celsius Schlafsack ausgerollt habe, ist das Wasser in den Trinkflaschen schon angefroren. Eine volle Flasche ist daher mit in meinen Schlafsack gewandert. Zusammen mit mir, frisch eingepackt in trockene Wechselklamotten. Noch schnell etwas warme Kaese-Maccaroni einverleibt und schon gingen die Lichter aus.

Von der Nacht kann ich nicht viel berichten, ausser dass es um 8 Uhr morgens -5 Grad im Zelt waren. Es war definitiv eine Nacht in der man sich wuenscht, man haette der Werbung von Granu Fink dereinst mehr Beachtung geschenkt.

Morgens fand ich meinen naechtlichen Atem gefroren auf meinem Schlafsack wieder. Die vernachlaessigte Wasserflasche folgte diesem Beispiel und begruesste mich als Plastik-Eisklotz.

Schnell irgendwie aus dem Schlafsack pellen und erneut Feuer machen. Zum Fruhstueck gab es den Kaese-Maccaroni-Rest zusammen mit Curry-Hefeteig-Taschen, die zwei Tage vorher mit Hackfleisch und Gemuese gefuellt habe.

Nur wenige hundert Meter ueber uns auf dem Berghang beobachteten einige Dall-Schafe ganz genau, was wir so treiben, waehrend sie Sonne tankten. Wir haben sie schon den Abend zuvor gesehen, allerdings war es zu dunkel um Bilder zu schiessen.

Nachdem wir das Camp wieder in unsere Rucksaecke verfrachtet haben, liefen wir den restlichen Weg den Bergpass hinauf. Auf dem Weg trafen wir etliche gut getarnte ptarmigan (Schneehuehner) sowie einen reichlich speckigen gopher (Erdhoernchen), bei dem die Paleo-Diaet beim besten Willen nicht anzuschlagen zu scheint.

Schliesslich, endlich waren wir da. Falls sich jemand bis hierher gefragt haben sollte „Wozu das Ganze?“: Dafuer!

Eine wahnsinnige Aussicht, die klarste Luft die man sich vorstellen kann und ein Gefuehl grenzenloser Freiheit. Das bekomme ich nicht im Fuenf-Sterne-Hotel oder beim Computer-Spielen. Dieses Gefuehl der Lebendigkeit treibt mich an.

Und das beste daran: Jetzt hab ichs gleich vor der Trailertuer! 🙂

Der Bergpass heisst uebrigens Marmot Pass, auf deutsch Murmeltier-Pass. Auf dem Weg hoch haben Tyrel und ich uns einige Zeit lang auf verballhorntem Japanisch unterhalten. Jetzt heisst der Pass fuer uns Marimoto Passu. Sehr international. Hai.